Das Genus ist die grammatische Kategorie des Verbs, die das Verhalten der Handlung zum Objekt des Satzes ausdrückt. Das Verb hat 2 Genera: das Aktiv und das Passiv. Das Aktiv zeigt, daß die Handlung vom Subjekt des Satzes ausgeht und ist auf ein Objekt gerichtet: Die Bauleute bauen neue Häuser (grammatisches Subjekt stimmt mit dem logischen Subjekt überein). Das Passivzeigt, daß die Handlung auf das Subjekt des Satzes gerichtet ist. Der Täter wird oft nicht genannt: Die Häuser werden gebaut (grammatisches, aber nicht logisches Subjekt).
Das Passiv hat dieselben Tempora wie das Aktiv (6). Das Passiv wird aus dem Hilfsverb werden in entsprechender Zeitform und dem Partizip II des zu konjugierenden Verbs gebildet:
Passiv = werden (in entsprechender Zeitform) + Partizip II des Vollverbs
Präsens: Die Häuser werden gebaut.
Präteritum: Die Häuser wurden gebaut
Perfekt: Die Häuser sind gebaut worden.
Plusquamperfekt: Die Häuser waren gebaut worden.
Futurum I: Die Häuser werden gebaut werden.
Futurum II: Die Häuser werden gebaut worden sein.
Vorgangspassiv wird nicht von allen Verben gebildet, sondern nur von transitiven. Aber: bekommen, erhalten, kriegen, kosten, haben, besitzen, erfahren, interessieren, kennen, kennenlernen, wissen, wiegen, zahlen haben schon an sich passivische Bedeutung oder bezeichnen einen Zustand. Deshalb bilden sie kein Passiv.
Verben basteln, bauen, glauben, graben, lesen, planen, reparieren, schreiben, singen, weben bilden Passiv nur in der 3.Pers. Sing. und Plur., weil in anderen Personen ihre Passivform unlogisch wäre.
Es gibt 3 Passivkonstruktionen. 36
3-gliedrige Passivkonstruktion ist die Konstruktion, in der sowohl die Person oder das Ding, auf die die Handlung gerichtet ist, als auch der Täter bezeichnet sind. Das Präpositionalobjekt mit der Präposition „von“wird gewöhnlich gebraucht, wenn der Täter der Handlung genannt wird. Dabei kann der Täter sein: 1. eine Person oder eine Behörde, Organisation, eine Gemeinschaft, ein Staat (z.B. der Staat, das Ministerium, das Parlament, die Partei, die Gewerkschaft, das Gericht, die Presse, der Betrieb, die Firma): Die Aufgaben werden von den Studenten rechtzeitig erfüllt. 2.ein Tier, z.B. Er wurde vom Hund gebissen. 3. eine Naturkraft (der Blitz, der Donner, das Erdbeben, die Hitze, die Lawine, der Nebel, der Regen, der Schnee, der Wind, die Sonne, der Mond, das Licht, das Feuer, die Überschwemmung): Der Hase wurde vom Licht geblendet. 4. ein Gegenstand, der imstande ist, bestimmte Handlungen durchzuführen: Der Passant wurde vom Auto bespritzt. Der Holzfäller wurde vom Baum getötet. 5. abstrakte Begriffe (gehobener Stil in der Literatur) (das Glück, das Unglück, die Freude, die Angst): Sie wurde vom Glück beflügelt.
Die Präposition „durch“ gebraucht man, wenn es um den Vermittler geht. Als Vermittler kann auftreten: 1. eine Person: Ich wurde durch Rita über das Ereignis unterrichtet: Heute wurde ich durch den Donner geweckt. 2. ein Lebewesen: Diese Krankheit wird durch Insekten übertragen. 3. eine Handlung, Erscheinung oder ein Ding (die Explosion, das Geräusch, der Knall, die Stimme): Das Auto wurde durch die Explosion stark beschädigt. Er wurde durch ein Geräusch geweckt. Der Brief wurde durch die Post geschickt.
Die Präposition „mit“weist auf ein Mittel, ein Werkzeug, ein Instrument der Handlung: Der Geiger wurde vom Publikum mit Tomaten beworfen.
2-gliedrige Passivkonstruktion ist die Konstruktion, die aus einer Passivform des Verbs und dem Nomen besteht, das die Person oder den Gegenstand bezeichnet, auf die die Handlung gerichtet ist:
Das Haus wurde gebaut.
1-gliedriges (unpersönliches) Passiv: Die Passivkonstruktion, die nur die bloße Handlung wiedergibt, und weder der Täter noch die Person oder der Gegenstand, auf die die Handlung gerichtet ist, angegeben werden, heißt eingliedriges Passiv. Als formales Subjekt tritt im eingliedrigen Passiv bei der geraden Wortfolge das unpersönliche Pronomen „es“ auf. Bei der Inversion fällt dieses Pronomen aus. Das unpersönliches Passiv (weil das logische Subjekt fällt) kann auch von den intransitiven Verben gebildet werden:
Es wurde oft Beifall geklatscht. Oft wurde Beifall geklatscht.
Bei der Transformation eines Aktivsatzes in einen Passivsatz gelten für das Objekt folgende Regel:1. Akkusativ wird zu Nominativ; 2. Dativ bleibt Dativ; 3. Genitiv bleibt Genitiv; 4. Präpositionalkasus bleibt Präpositionalkasus. 5. „Man“ wird durch „es“ ersetzt (am Satzanfang, oder entfällt völlig)
Passiv bilden nie:
a) alle Reflexivverben.
b) Besitzverben: haben, halten
c) Hilfsverb + Infinitiv ohne zu
d) Sätze mit der Konstruktion accusativus cum infinitivo
e) haben, wissen, kennen und Konstruktion es gibt + Objekt, es mangelt an Dat.
f) gelten, kosten umfassen + Objekt (Maß, Gewicht)
g) unpersönliche Verben, die Naturerscheinungen bezeichnen, z.B. regnen, schneien, donnern, blitzen, gewittern, herbsten, nieseln, hageln, dämmern, tagen, grauen.
h) Verben, die seiner Bedeutung nach den unpersönlichen nahe kommen: frieren, dursten, hungern, schaudern
Das Zustandspassiv
(das Stativ, sein +Partizip II)
Präsens: Das Fenster ist geöffnet
Präteritum: Das Fenster war geöffnet
Perfekt: Das Fenster ist geöffnet gewesen
Plusquamperfekt: Das Fenster war geöffnet gewesen
Futurum I: Das Fenster wird geöffnet sein
Futurum II: Das Fenster wird geöffnet gewesen sein
Nur die Formen Präsens, Präteritum und Futurum I sind gebräuchlich.
Das Stativ ist der Ausdruck eines statischen Zustandes als Resultat eines vorangegangenen dynamischen Vorgangs. Zuerst wird das Fenster geöffnet (Vorgang - Vorgangspassiv), im darauf folgenden Resultat ist es geöffnet (Zustand – Zustandspassiv). Es kann deshalb nur von solchen transitiven Verben gebildet werden, die im Vorgangspassiv das Subjekt so verändern, dass es einen neuen Zustand einnimmt.
Oft wird das Zustandspassiv mit dem Perfekt Aktiv verwechselt, da es formale und oft auch semantische Übereinstimmungen gibt:
Die Frucht ist gereift (= reif) – Perfekt Aktiv
Das Fenster ist geöffnet (=offen) – Zustandspassiv.
Der Unterschied zwischen beiden Formen wird dadurch deutlich, dass das Perfekt Aktiv auf das Präsens zurückgeführt werden kann, dass dagegen das Zustandspassiv auf ein entsprechendes Vorgangspassiv zurückgeführt werden kann. Vergleichen wir:
Die Frucht ist gereift (Perfekt Aktiv) – Die Frucht reift.
Der Brief ist geschrieben (Zustandspassiv) – Der Brief schreibt (X)
Der Brief ist geschrieben worden.
Der Brief schreibt sich (X)
Das Zustandspassiv wird auch oft mit dem Zustandsreflexiv verwechselt, das jedoch nicht – wie das Zustandspassiv – auf ein entsprechendes Vorgangspassiv, sondern auf eine reflexive Grundstruktur zurückgeführt werden kann:
Das Mädchen ist verliebt (= Zustandsreflexiv)-
Das Mädchen ist verliebt worden (X)
Das Mädchen verliebt sich.
Der Brief ist geschrieben (= Zustandspassiv) – Der Brief ist geschrieben worden.
Der Brief schreibt sich (X)
Ein wesentlicher Unterschied zwischen Zustandspassiv und Zustandsreflexiv besteht darin, dass das syntaktische Subjekt des Zustandspassivs dem syntaktischen Objektder (aktiven) Grundstruktur entspricht, dass umgekehrt das syntaktische Subjekt des Zustandsreflexivs dem syntaktischen Subjekt der (reflexiven) Grundstruktur (im Gegensatz zum Vorgangspassiv) entspricht:
Der Brief ist geschrieben – Der Brief wird geschrieben.
Man schreibt den Brief.
Das Mädchen ist verliebt - Das Mädchen verliebt sich.
Das Zustandspassiv kann nicht von allen Verben gebildet werden. Es ist nicht möglich:
von intransitiven Verben.
von reflexiven Verben.
von transitiven kursiven (durativen) Verben (Verben, die einen Vorgang bezeichnen, der in seiner Dauer durch nichts eingeschränkt ist): aufwenden, ausüben, betrachten, bewundern, bieten, brauchen, erinnern, hören, schulden, sehen, verstehen.
von transitiven perfektiven Verben, die einen so schwachen Grad der Affizierung des Objekts ausdrücken, dass kein neuer Zustand erreicht wird: befragen, beglückwünschen, bieten, feststellen, loben, necken, senden, streicheln, zeigen.
Der Gebrauch des Artikels mit den abstrakten Substantiven
Die abstrakten Substantive bezeichnen in der Regel allgemeine Begriffe und werden ohne Artikel gebraucht, z.B.Ehre kann man mit Waffen behauften. Sie stehen ohne Artikel, wenn sie paarweise auftreten: Kraft und Mut hilft das Leben tragen. Der NA wird in den Konstruktionen mit brauchen + Abstrakta ohne Attribut gebraucht: Ich brauche Hilfe (Ruhe, Erholung, Urlaub). Vor Abstrakta im Singular, wenn es sich um diese Begriffe im allgemeinen handelt, wird der NA gebraucht; dabei kann statt des NA Wörter „ein bißchen, einiger, etlicher, etwas, so ein, solcher, viel, wenig“, aber nicht „ein paar, viele, wenige“ gebraucht werden. Dieser Begriff kann ein Gefühl, Erscheinung oder Eigenschaft sein: Angst, Freude, Hoffnung, Kraft, Kälte, Liebe, Luft, Mut, Trauer, Wärme, Wut, Zorn, Pech, Recht, Mühe, Verspätung. Z.B., Dazu war schon (ein bisschen, einiger) Mut nötig. Am häufigsten wird der NAgebraucht, wenn das Abstraktum im Akk Sing. steht: Der Patient bedarf der Ruhe. Wir brauchen Frieden. Erika hat Geduld, oder mit den Präpositionen: Bären fühlen sich bei Kälte wohl. Mit Fleiß erreichte sie viel. Sie war sprachlos vor Freude. Das machen wir in (aller) Ruhe. Aus Angst reagierte er überhaupt nicht.
Aber: die Freude des Sieges, die Verzweiflung nsch der Tat, der Frieden ist das höchste Gut der Menschheit.
Sie stehen mit dem bA, wenn sie durch ein Attribut oder einen Satz näher bestimmt sind: Die Erfolge des Tages gehören diesem Sportler. Steht das Abstraktum im Gen. oder Dativ, jedoch ohne Präposition, so wird der bA zur Angabe des Kasus gebraucht: Er hat sich der Mathematik gewidmet. Aber: Er studiert Mathematik.
Die abstrakten Substantive, die ein durch ein Adjektiv oder Partizip ausgedrücktes Attribut bei sich haben, stehen mit dem uA: Ein langer Abschied kostet unnütze Tränen.
Steht das Abstraktum konkretisiert, d.h. bezieht es sich auf einen Einzelfall, so steht der uA: Er hat eine gute Schulausbildung bekommen.
In der Konstruktion haben+ Substantiv im Akk. (Breite, Fläche, Gewicht, Größe, Höhe, Tiefe, Umfang, Preis, Wert) + von + Kardinalnumerale + Maßeinheit wird der uAgebraucht: Der Berg hat eine Höhe von 1240 Metern. Der Fluss hat eine Tiefe von 15 Metern.
a) wenn es in solcher Konstruktion vor dem Substantiv ein Attribut (ein Adjektiv, das einen hohen Qualitätsgrad bezeichnet) steht, gebraucht man den bA: Der Kirchturm hat eine beachtliche Höhe von 100 Metern;
b) wenn die Maßeinheit nicht in Zahlen angegeben ist, wird der bA gebraucht: Das Schiff hat die Höhe eines mahrstöckigen Gebäudes. Klaus hat die Größe seines älteren Bruders erreicht;
c) mit den anderen Verben ist auch der uA möglich: Der Berg erreicht eine Höhe von 1240 Metern. Er bezahlt dafür einen / den Preis von 9 Euro. Er spendete eine / die Summe von 100 Euro. 38