III. Der Artikel als Ausdrucksmittel des kommunikativen Wertes des Substantivs im Satz.Der Artikel gibt zusammen mit der Wortstellung und der Intonation die Rolle des Substantivs in der Äußerung, seine Zugehörigkeit zum Ausgangspunkt der Mitteilung oder zum Neuen im Satz, das heißt zum Thema oder zum Rhema:
Der Junge erzählt eine Geschichte.
Die Geschichte erzählt ein Junge.
Der verschiedene kommunikative Inhalt dieser Sätze wird durch verschiedene Wortstellung und verschiedenen Artikelgebrauch ausgedrückt. Das Substantiv, das das Rhema ist, wird durch den unbestimmten Artikel geprägt und steht näher zum Satzende. Das Substantiv, das das Thema der Mitteilung ist, steht am Satzanfang und wird mit dem bestimmten Artikel gebraucht.
Die Bedeutung der Bestimmtheit / Unbestimmtheit des Substantivs und der kommunikative Wert des Substantivs im Satz sind eng miteinander verbunden.
Man kann drei mögliche Beziehungen zwischen den Bedeutungen „bestimmt/unbestimmt“ und dem kommunikativen Wert des Substantivs unterscheiden.
1. Der Artikel zeigt bei dem individualisierenden Gebrauch gleichzeitig die Bestimmtheit bzw. Unbestimmtheit des Gegenstandes und den Thema- bzw. Rhemawert des Substantivs. Der Bedeutungsgehalt der Artikelformen ist in diesem Fall folgender:
Grammem
| Verwendungsweise
| Bedeutungskomponenten (Seme)
| Kommunikations-wert
| best. Artikel
| Individualisierung (Bezeichnung von Einzelgegenständen)
| Informiertheit des Sprechers und des Hörers (Bestimmtheit)
| Themawert
| unbest. Artikel
| Nichtinformiertheit des Hörers (Unbestimmtheit)
| Rhemawert
| Das Mädchen singt ein Lied.
bestimmt unbestimmt
Thema Rhema
2. Der Artikel signalisiert bei dem generalisierenden Gebrauch des Substantivs nur den kommunikativen Wert des Substantivs im Satz.
Grammem
| Verwendungsweise
| Kommunikationswert
| best. Artikel
| Generalisierung (Bezeichnung der gesamten Gattung)
| Themawert
| unbest. Artikel
| Rhemawert
| Das Auto ist ein Verkehrsmittel.
Thema Rhema
3. Da der Artikel nicht fähig ist, die Bestimmtheit des Substantivs und seinen Rhemawert gleichzeitig auszudrücken, kann eine Konfliktsituation entstehen, die auf zweifache Weise gelöst wird:
a) Der Artikel signalisiert nur die Bestimmtheit des Substantivs, während der Rhemawert des Substantivs durch andere Mittel zum Ausdruck gebracht wird: In der Versammlung hat auch der Direktor gesprochen.
b) Der Artikel signalisiert nur den Rhemawert des Substantivs, ohne der situationsbedingten Bestimmtheit des Gegenstandes Rechnung zu tragen: Hier gibt es einen Stuhl.
IV. Die Abhängigkeit des Artikelgebrauchs von der strukturell-semantischen Subklasse des Substantivs.
Die Wahl des Artikels wird durch mehrere Faktoren bedingt. Am größten ist die Abhängigkeit der Bedeutung des Artikels und seiner Gebrauchsnorm von den einzelnen strukturell-semantischen Subklassen der Substantive.
Date: 2016-01-14; view: 2185
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