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Heinrich Heine - ein Meister der Lyrik

Der bekannteste Dichter dieser Periode war Heinrich Heine (1797-1856). Als Kind jüdischer Eltern war er in Düsseldorf geboren. Nach der Handelsschule und einem Praktikum machte er sich selbständig, war allerdings nicht besonders erfolgreich, da er viel lieber Gedichte schrieb, als Geschäfte machte. Stattdessen studierte er mit größerem Erfolg Jura in Göttingen. Er reiste auch durch Deutschland, England und Italien. Um der politischen Verfolgung zu entgehen und um frei schreiben zu können, emigrierte Heine im Jahre 1831 nach Paris. Ab 1848 war er gelähmt und lag die letzten acht Jahre seines Lebens als Pflegefall in der „Matratzengruft“, wie er selber sagte. Heine begann seine Schriftstellerlaufbahn nicht als politischer, sondern als romantischer Dichter mit der Sammlung Buch der Lieder (1827).

Er schrieb Gedichte in einer meisterlich einfachen, gleichzeitig aber rhythmischen und schönen Sprache, die ihn weltberühmt gemacht hat. Noch heute lebendig sind seine Lieder Im wunderschönen Monat Mai, Du bist wie eine Blume und Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht. Viele seiner Gedichte sind vertont worden und werden meistens als Volkslieder aufgefasst, z.B. das bekannte Gedicht Loreley von der „Zauberfee“, die mit ihrem Gesang die Seeleute auf dem Rhein ins Verderben lockte. Mit welcher ungekünstelten Leichtigkeit Heine dichtete, können wir in folgendem titellosen Gedicht voller romantischer Nachtstimmungen sehen:

Dämmernd liegt der Sommerabend

Über Wald und grünen Wiesen;

Goldner Mond in blauen Himmel,

Strahlt herunter, duftig labend.

An dem Bache zirpt die Grille

Und es regt sich in dem Wasser.

Und der Wandrer hört ein Plätschern

Und ein Atmen in der Stille. […]

Bald ging Heine auf das ein, was ihn wirklich engagierte: die Kritik der Gesellschaftsverhältnisse im damaligen Deutschland. Das tat er zum Beispiel in der großen Erzählsammlung Reisebilder (1826-31), die unter anderen Die Harzreise, Die Nordsee und Die Bäder von Lucca enthält. Der bekannteste Text dieser Sammlung ist Die Harzreise, eine bemerkenswerte Reiseschilderung von einer Wanderung, die Heine 1824 von Göttingen aus durch den Harz machte. Sie schildert nicht nur die Natur und seine Erlebnisse, sondern ist auch voller Abschweifungen und politischer Überlegungen. Die seitenlangen Naturschilderungen sind deshalb oft nur ein Mittel, um die Zensur zu umgehen. Alles ist außerdem mit einer bissigen Ironie gewürzt, die konservativ veranlagte Bürger vor Wut zum Kochen brachte. Wie Heine dabei vorgeht, können wir bereits in der ersten Zeile des Buches sehen. Indem er ganz bewusst die Göttinger Würste vor der Universität erwähnt, schlägt er direkt den respektlosen und leicht ironischen Ton an, der sich durch das ganze Buch zieht:

Die Stadt Göttingen, berühmt durch ihre Würste und Universität, gehört dem Könige von Hannover, und enthält 999 Feuerstellen, diverse Kirchen, eine Entbindungsanstalt, eine Sternwarte, einen Karzer, eine Bibliothek und einen Ratskeller, wo das Bier sehr gut ist.... Die Stadt selbst ist schön und gefällt einem am besten, wenn man sie mit dem Rücken ansieht.



Der Weberaufstand

Mit seinem scharfen, journalistischen Schreibstift und seinem leicht zugänglichen Stil griff Heine aktuelle Probleme auf und schreckte nicht davor zurück, Partei für die Unterdrückten in der Gesellschaft zu ergreifen. Das tat er nicht nur in Zeitungsartikeln, sondern auch in Form von Gedichten. Das berühmteste Beispiel dafür ist das Gedicht Die schlessischen Weber (1844). Es behandelt den Aufstand der armen Weber in Schlesien, die während der beginnenden Industrialisierung der Konkurrenz, die von den mechanischen Webstühlen ausgeht, unterliegen und von ihren Hungerlöhnen nicht überleben können. Hier wird die letzte Strophe zitiert:

Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,

Wir weben emsig Tag und Nacht –

Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,

Wir weben hinein den dreifachen Fluch,

Wir weben, wir weben!

Die trostlosen und elenden Verhältnisse, unter denen allzu viele Menschen um die Mitte des 19. Jahrhunderts zu leben gezwungen waren, konnte man einzig durch eine radikale und revolutionäre Politik ändern. Mit dem Bild der Weber, die an einem Leichentuch für das alte Deutschland arbeiten, wollte Heine zeigen, wie dringend notwendig eine totale Veränderung der deutschen Gesellschaft war. Sein politisches Engagement und seine radikalen Ideen entwickelte er weiter in der satirischen Verserzählung Deutschland. Ein Wintermärchen (1844). Viele der Ideen in dieser Erzählung bekam er unter anderem von Karl Marx, den er persönlich kannte.


Date: 2016-01-03; view: 1040


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