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ENTLEHNUNGEN IM DEUTSCHEN

Aufgabe 5.4.1Ordnen Sie den lateinischen Wörtern jeweils das daraus entstandene deutsche Wort mit dem bestimmten Artikel zu und übersetzen Sie diese ins Russische. Sagen Sie, zu welchen Bereichen die entlehnten Wörter gehören.

 

moneta cista saccum scindula census murus anchora (via)strata milia(passum) calcum camera cellarius plastrum astracum   Anker Estrich Kalk Kammer Keller Kiste Mauer Meile Zins Münze Pflaster Sack Straße Schindel

 

Aufgabe 5.4.2Finden Sie zu den folgenden deutschen Wörtern das jeweils dazugehörige lateinische Wort. Sagen Sie, zu welchem grammatischen Geschlecht gehören die deutsche Wörter und übersetzen Sie diese ins Russische. Sagen Sie, zu welchen Bereichen die entlehnten Wörter gehören.

 

mischen Wein Bottich Kelch Kohl Kümmel Pfeffer Rettich Minze Feige Wicke Schüssel Koch buttis calix caulis coccus cuminum ficus menta miscere piper radix scutella vicia vinum

 

Aufgabe 5.4.3Lesen Sie den folgenden Auszug aus dem Beitrag von Andreas Dresch „Anglizismen in Men-Lifestyle- Zeitschriften.“ (Deutsche Sprache. Zeitschrift für Theorie Praxis Dokumentaion. 23. Jg. 1995, S. 240 -267)

 

[…] 3. Zur Bedeutung von Anglizismen für das Deutsche.

 

Für die überwiegende Zahl von Anglizismen existiert heute eine deutsche Entspre-chung: Fan (Anhänger), Team (Mannschaft), Show (Schau), Guide (Führer), Event (Ereignis), Entertainer (Unterhalter), Baby (Säug-ling), Cover (Hülle/Umschlag), Style (Stil), Design (Entwurf/ Erscheinungsbild) u.v.a. Doch zugleich ist die Balance beim Gebrauch von Entlehnungen und deutschen Entsprechungen unübersehbar zugunsten der fremdsprachigen Wörter verschoben: Deutsche Entsprechungen werden mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt; selbst dann, wenn es überflüssig erscheint und das deutsche Wort das bislang das etabliertere war. […]

… Einigen dieser Anglizismen erschlossen sich neue, zusätzliche Verwendungen: „Hit“, erst 1967 neu in den Duden aufgenommen, ist ein solches Beispiel. War die (zunächst umgangs-, heute aber wohl standardsprachliche) Bezeichnung für einen „musikalischen Verkaufsschlager“ anfangs eher auf die Unterhaltungsmusik bezogen, so steht sie heute als Schlagwort offenbar für alles, was in irgendeiner Weise einen kommerziellen Erfolg verspricht, für beliebte Musik des klassischen Repertoires: „ Später schrieb Georges Bizet eine Musik dazu (zu einer Geschichte des französischen Schriftstellers Prosper Merimee über eine andalusische Femme fatale; Anm. A.D.), und daraus wurde eine sehr populäre Oper („Carmen“ nämlich; Anm. A.D.) mit einigen großartigen Hits.“ […]

Viele Anglizismen stimmen wohl in der Denotation überein, nuancieren aber in ihren Konnotationen gegenüber deutschen Entsprechungen: Design – Entwurf, Glamour – Glanz, Job – Beruf/Arbeit, Shop – Laden, Lifestyle – Lebensstil, Message – Botschaft, News – Nachrichten usw. […] Ein Gefühl amerikanischer Lebensmentalität und -erfahrung sollen vermutlich Phrasen und Schlagwörter wie „last not least” (unter Verkürzung der engl. Phrase last, but not least), „good times ”, „good feeling” oder die anglisierende, jedoch deutsche Bildung „Kitsch as Kitsch can” erzeugen. Dauer-haft im Deutschen etablieren können sich nur wenige der beständig neu entlehnten englischsprachigen Wörter und Phrasen. Gute Chancen auf Einbürgerung bestehen allerdings für Übernahmen, die ganz offensichtlich eine Lücke im deutschen Wort-schatz schließen oder aber zu dessen Nuancierung beitragen. Solche Beispiele sind Freak, Hippie, Groupie, Timing, hip – und in jüngster Zeit auch Coming-Out. Ihnen gemeinsam ist, dass sie nur durch eine längere, daher weniger ökonomische Um-schreibung existiert, kommt dem Anglizismus vielfach ein plakativer Charakter zu. Showdown entwickelt mehr Dramatik als die eher farblose deutsche Entsprechung „Entscheidungskampf ”, dynamischer klingt Manpower, wenn von Arbeitskräften die Rede ist, Newcomer bedeutet eben nicht nur ein „Neuling” zu sein, sondern impliziert meist schon durch seine Verwendung, dass es sich dabei um einen überaus erfolgrei-chen Einsteiger handelt, und weitaus mehr verbinden wir sicher mit Yankee als den bloßen Gedanken an einen Bürger der Vereinigten Staaten. […] …insbesondere Kom-posita sind als lässige Einsprengsel sehr beliebt. Sie sorgen oftmals für einen ironisch-saloppen, zuweilen auch abwertenden Unterton. Auch damit stehen sie im Rampen-licht sprachlicher Ökonomie. Beispiele: „Eines Nachmittags sehe ich in Anzüge ge-kleidete Männer […], die sich zwischen Nadelbäumen vor einer katholischen Kirche versammeln, wo eine schicke Society-Hochzeit stattfindet.” „ den Öko-Sandalen sind die Designer-Treter von Valentino bis Versace zumindest in einer Hinsicht jetzt schon überlegen: Sie haben Stil.” […] … Anglizismen erwecken die Aufmerksamkeit des Lesers. Zu recht transparenten Wortkreationen zählen beispielsweise auch Analo-giebildungen zu bekannten Komposita [etwa One-Woman-Show, parallel zur One-Man-Show, oder Sport-Appeal, analog zu Sex-Appeal], aber auch Ad-hoc-Bildungen wie Allrounder, Gebuildeter oder gar showtalken als Derivation zu Talkshow. […]



 

Aufgabe 5.4.4 Berichten Sie in Anlehnung an den Beitrag von Andreas Dresch über die Bedeutung von Anglizismen für das Deutsche und deren Verwendungsweise im Deutschen.

 

Aufgabe 5.4.5Zu welchem grammatischen Geschlecht (im Deutschen, Französischen, Spanischen etc.) gehören die folgenden Anglizismen? Wie wird deren Plural gebildet? Welche Schlussfolgerungen kann man da machen?

der Fan, der Bestseller, der Gentleman, die Party, der Designer, das Hobby, der CD, der Newscomer, die Show, das Baby, der Hippie, das Hobby

 

Aufgabe 5.4.6 „Anglizismen sind also eines der charakteristischsten Merkmale der deutschen Gegenwartssprache. Besonders Presseerzeug-nisse zeigen sich anfällig für die Aufnahme englischsprachigen Wortgu-tes. Sie sind, neben den audiovisuellen Medien, heute die eigentlichen Wegbereiter für neue sprachliche Strömungen.“ (Andreas Dresch) Wie steht es damit in Ihrer Muttersprache? Analysieren Sie russischsprachige (wenn Ihre erste Fremdsprache Französisch, Spanisch etc. sind, dann auch französischsprachige, spanischsprachige) Texte in Zeitungen, Zeit-schriften, Magazinen in Bezug auf den Gebrauch von Anglizismen. Welche Schlussfolgerungen kann man da machen?

 

Aufgabe 5.4.7Lesen Sie den folgenden Auszug aus dem Beitrag von Horst Haider Munske „Fremdwörter in deutscher Sprachgeschichte: Integration oder Stigmatisierung?“ (Neues und Fremdes im deutschen Wortschatz. Hrsg. von Gehard Stickel. Walter de Gruyter. Berlin. New Jork 2001. S. 7 - 27)

 

[…] Inneres und äußeres Lehngut aus dem klassischen Latein, vielfach weiter geführt in einer neoklassischen Wortbildung, sind das humanisti-sche Erbe in den europäischen Sprachen. So lässt sich die Abfolge von Lateinepochen – Spätlatein, Mittellatein, Neulatein – um einen vierten Begriff erweitern: Eurolatein.

Entlehnung und Wortbildung mit dem Ergebnis einer Sprachmischung sind die eine Seite der neuzeitlichen Entwicklung des Deutschen, die an-dere ist ihr ideologischer Widerpart: der Purismus. Beide haben ihren Ur-sprung im Ideal einer an Cicero orientierten lateinischen Reinsprache. In-dem dieses Sparchideal im Zuge der Ablösung des Latein als Wissen-schafts-, Verwaltungs- und Literatursprache auf seinen Nachfolger, das Deutsche, übertragen wurde, kam es zum Konflikt zwischen fortschrei-tender Sprachmischung hier und der Forderung nach Sprachreinheit im Sinne des klassischen Stilideals dort. Mit der Sprachreinigungsbewegung in den Sprachgesellschaften des 17. Jahrhunderts erwächst der Entleh-nungsfreudigkeit, die aus der Hochschätzung des humanistischen Lateins erwuchs, gleichsam ein mentales Gegenstück.

Erlauben Sie mir hier einen Sprung zu machen zu dem prominentesten Puristen in der deutschen Sprachgeschichte, dem Pädagogen und Kinder-buchschriftsteller Joachim Heinrich Campe und seinem Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen deutschen Ausdrücke vom Jahr 1801. Zu diesem Werk ist bereits viel Treffendes gesagt und zuletzt von Peter v. Polenz in seiner Sprachge-schichte zusammengefasst worden. Ich möchte nur auf zwei Punkte ein-gehen: meine Lektüreeindrücke aus diesem Werk und auf seine langfris-tige Wirkung. Campe erläutert die Maximen seines Wörterbuchs mit hin-reichender Deutlichkeit in den Vorworten zur 1. und 2. Auflage sowie der beigefügten 70seitigen Abhandlung „Grundsätze, Regeln und Grenzen der Verdeutuschung. Eine von dem Königlichen Gelehrtenverein zu Ber-lin gekrönte Preisschrift“. Während das fast 600 Seiten starke Wörter-buch durchaus die doppelte Funktion der Erklärung und Verdeutschung erfüllt und für uns heute vor allem ein unersetzliches synchrones Fremd-wörterbuch der Aufklärungszeit ist, schlagen die Vorworte sprachnationa-listische Töne an. Campe spricht von einem „fremden oder Zwitterworte, welches man widerechtlicherweise in unsere Sprache mischt“ (S. III), geißelt „fremde Wörter, womit man unsere Sprache besudelt hat“ (S. IV), „ausländische Wörter, die die Sprache … beflecken“ (S. 6), „eingeschli-chene Fremdlinge, … [die] in eben dem Maße leicht wieder ausgemärzt werden können, in welchem ihre Ausmärzung nötig und dringend ist.” Oder anders gesagt: es gehe darum, “unsere arme gemissregelte Sprache von ihr aufgezwungenen fremden Lappenwerken … zu befreien”. Hier schlägt nun offensichtlich Patriotismus in Nationalismus um, die Sorge um die Muttersprache in den Fremdworthass. […]

Natürlich war Campe nicht der einzige Sprachnationalist seiner Zeit, aber jener mit der größten Wirkung. … Sein Buch leitete eine Flut ähnli-cher Wörterbücher ein. […] Am erfolgreichsten war das von Campe in der Vorrede zu seiner 2. Auflage (1813) zitierte Allgemeines Wörterbuch zur Verdeutschung und Erklärung der in unserer Sprache gebräuchlichen fremden Wörter und Redensarten von Johann Christian August Heyse, aus dem Jahre 1804, das bis in unser Jahrhundert in jeweiligen Neubear-beitungen über 20 Auflagen erlebte. Beachtenswert ist der Titel: Es geht jetzt nicht um die “unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke”, sondern um die ”in unserer Sprache gebräuchlichen fremden Wörter und Redensarten”. Später rückt auch der Ausdruck ´Verdeutschung´ in den Untertitel und wird schließlich ganz von dem heute geläufigen Begriff ´Fremdwörterbuch´ ersetzt. So entstand aus einem puristischen, vom Fremdworthass geleiteten Verdeutschungswörterbuch schließlich der Typ einer Benutzungsanleitung für den deutschen Fremdwortschatz. An nichts ist der Misserfolg des Sprachpurismus besser abzulesen. […]

Nur das Rechtschreibwörterbuch von Conrad Duden vereinigte von Anfang an Erb- und Fremdwortschatz, und das war vielleicht ein wesent-licher Grund seines Erfolges. [Aber] erst in der Neudarstellung deutscher Rechtschreibung vom Jahre 1996 ist z. B. die Fremdwortorthographie in die Gesamtdarstellung der Laut-Buchstaben-Beziehungen integriert worden.

 

Aufgabe 5.4.8 Berichten Sie über die Sprachreinigungsbewegung in der deutschen Sprachgesellschaft des 17. Jahrhunderts. Berücksichtigen Sie dabei die folgenden Fragen.

- Wodurch lässt sich die Abfolge von Lateinepochen nach der Meinung von Horst Haider Munske erweitern? Was wird Ihrer Meinung nach darunter gemeint?

- Was ist (nach Horst Haider Munske) der ideologische Widerpart der neuzeitlichen Entwicklung des Deutschen?

- Welche Maximen von Campe führt Horst Haider Munske an und wie beurteilt er diese?

- Worum geht es im Allgemeinen Wörterbuch zur Verdeutschung und Erklärung der in unserer Sprache gebräuchlichen fremden Wörter und Redensarten von Johann Christian August Heyse? Woran ist (nach Horst Haider Munske) der Sprachpurismus gescheitert?

- In wessen Werk wurde der Erb- und Fremdwortschatz vereinigt? Wann ist die Fremdwortorthographie in die Gesamtdarstellung der Laut-Buch-staben-Beziehungen integriert worden?

 

Aufgabe 5.4.9 Die Sprachreinigung, diese auch als Purismus oder Fremd-wortjagd verspottete Bewegung erreichte ihren Höhepunkt mit Joachim Heinrich Campe (Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der un-serer Sprache aufgedrungenen deutschen Ausdrücke). Durch die allge-meine Richtung der Zeit unterstützt, haben dieses und andere Arbeiten Campes einen beträchtlichen Einfluss auf den deutschen Wortschatz aus-geübt. Für viele Begriffe, die man sonst durch Fremdwörter auszudrücken pflegte, sind unter seinem Einfluss deutsche Wörter eingeführt worden, die heute neben den entsprechenden fremden oder statt derselben allge-mein gebräuchlich sind. In der unten stehenden Tabelle sind Fremdwörter mit den dazugehörigen Verdeutschungen angegeben (Es handelt sich hauptsächlcih um Verdeutschungsvorschläge von J.H.Campe). Bewerten Sie diese Versuche. Welche halten Sie für gelungen, welche rufen bei Ih-nen Heiterkeit hervor? Begründen Sie Ihre Meinung: …ungenau, weil… / …eingeschränkt, weil … /… eine umständliche Umschreibung, weil …

 

Der Appetit die Esslust
Das Kapital das Grundvermögen
Die Pistole der Meuchelpuffer
Der Kardinal der Purpurpfaffe
Die Pause die Zwischenstille
Das Sofa das Lotterbett
Die Anatomie die Zergliederungskunst
Das Motiv der Beweggrund
Die Harmonie der Einklang
Der Automat der Selbstbeweger
Der Kanal der Kunststrom
Die Kultur der Geistesanbau
Das Präparat der Vorzeigekörperteil
Der Chaos das Urgemenge
Das Rendezvous das Stelldichein
Der Baldachin der Traghimmel
Die Bibliothek die Bücherei

 

Aufgabe 5.4.10Wie würden Sie die folgenden Sätze „übersetzen“, wenn sie den folgenden Wortlaut hätten.

 

a) Um in der Zwischenstille die Esslust befriedigen zu können, stand für die Tagungsteilnehmer ein Selbstbeweger bereit.

b) Während der Verfolgung durch die Schutzleute gelang es dem Mörder, im Urgemenge des Feierabendsverkehrs zu entkommen und seinen Meuchelpuffer in den Kunststrom zu werfen.

 

Aufgabe 5.4.11 Berichten Sie über Sprachreinigungsbewegungen in anderen Sprachgesellschaften (Russland, Großbritannien, Frankreich, Spanien usw.) Recherchieren Sie in Lexika, Enzykloüädien und im Imternet.

 

Aufgabe 5.4.12 Lesen Sie den Artikel von Bastian Sick „Ich designe, du chattest, er simst“ (will.kom.men. Das Magazin der Goethe-Institute in Deutschland. 7.Jg. 2004 Heft 3, S. 46-47)

 

Fremdwörter, egal welcher Herkunft, werden zunächst mit Ehrfurcht und Respekt behandelt, manche Menschen fassen sie mit Samthand-schuhen an, andere nur mit spitzen Fingern. Man ist im Allgemeinen froh, wenn man weiß, was sie bedeuten, aber man vermeidet es, sie zu dekli-nieren oder zu konjugieren. Doch je mehr man sich an sie gewöhnt hat, desto geringer werden die Berührungsängste. Und irgendwann, wenn das Fremdwort schon gar nicht mehr aus unserer Sprache wegzudenken ist, betrachtet man es als ein Wort wie jedes andere auch und behandelt es entsprechend. Und dagegen ist im Prinzip nichts einzuwenden.

Andere Sprachen machen es genauso. Zum Beispiel heißt die Mehrzahl von „bratwurst“ auf Englisch nicht etwa „bratwuerste“ , sondern „brat-wursts“. Kein Brite oder Amerikaner käme auf die Idee, sich über diese „undeutsche“ Plural-Endung aufzuregen. Und das kuriose Verb „to abseil“, aus dem deutschen Bergsteigerwort „abseilen“ gebildet, wird problemlos ins Gerundivum gesetzt: abseiling.

Also halten wir es genau. Wir haben Wörter wie „design“ und „recycle“in unsere Sprache aufgenommen, und nun, da sie unentbehrlich geworden sind, hängen wir ihnen unsere eigenen Endungen an:

Ich designe eine Kaffeekanne, du designst ein Auto, der Architekt designt ein Haus;

Ich recyclePapier, du recycelstPlastik, er recycelt Biomüll.

Im Perfekt entsprechend: Er hat ein Haus designt. Wir haben Autoreifen recycelt.

Was wäre die Alternative? Sollte man die englischen Formen benutzen? Er hat ein Haus designed, wir haben Papier recycled – das mag im Perfekt noch angehen. Aber wie sieht es im Präsens aus? Er designs ein Haus, wir recycle Papier? Es sieht nicht nur befremdlich aus, es klingt auch äußerst seltsam.

Die Einbürgerung von Fremdwörtern verläuft nicht nach festen Regeln, irgendjemand traut sich irgendwann das erste Mal, „geshoppt“ oder „gemailt“ zu schreiben, ein anderer macht es nach, und langsam verbrei-tet sich der deutsche „Look“. Nach einer Weile hat man sich dran ge-wöhnt. Wer wollte ein Wort wie „surfen“ (ich habe gesurft, ich will nächsten Sommer wieder surfen, sufst du mit mir?) heute noch anders beugen als nach deutschen Regeln?

Natürlich gibt es Ausnahmen: ein frisierter Motor ist „getuned“ und nicht „getunt“, und perfektes Timing wird im Perfekt zu „getimed“, nicht „getimt“. So steht es jedenfalls im Duden. Andere englische Wörter wer-den dafür vom Deutschen derart absorbiert, dass sie kaum noch wiederzu-er-kennen sind: Das englische Wort „tough“ ist im Deutschen zu „taff“ geworden, und für „pushen“ findet man auch schon die Schreibweise „puschen“.

Boxkämpfe werden promotet, Flüge gecancelt und Mitarbeiter gebrieft. Doch nicht jedes englische Verb, das sich in unseren Sprachraum verirrt hat, braucht ein deutsches Perfektpartizip: Die Antwort auf die Frage, ob es „downgeloadet“ oder „gedownloadet“ heißen muss, lautet: Weder noch, es heißt „heruntergeladen“. Es ist auch nicht nötig, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, ob es „forgewardet“ oder „geforwardet“ heißt, wenn man statt dessen einfach „weitergeleitet“ schreibt. Fremdwörter sind willkommen, wenn sie unsere Sprache bereichern; sie sind unnötig, wenn sie gleichwertige deutsche Wörter ersetzen oder verdrängen. Statt „gevotet“ kann man ebenso gut „abgestimmt“ schreiben, statt „upgedatet“ „aktualisiert“, und wer seine Dateien „gebackupt“ hat, der hat sie auf gut Deutsch „gesichert“.

Während sich der Ausdruck „gekidnappt“ für entführte Personen durch-gesetzt hat, auch wenn es sich dabei um Erwachsene handelt (kidnapping bedeutete ursprünglich Kinder neppen), ist der Ausdruck „gehijackt“ für entführte Flugzeuge in stilistischer Hinsicht inakzeptabel. Wörter wie „gestylt“, „“gepixelt und „gescannt“ sind hingegen akzeptabel, da sie kürzer oder prägnanter als ihre deutschen Entsprechungen sind.

Auch „chatten“ und „simsen“ sind bereits in die deutsche Sprache über-gegangen: Chatter chatten im Chat, und wer täglich dreißig Kurzmittei-lungen per SMS verschickt, der simst, was das Zeug hält. Es ist allerdings denkbar, dass diese Wörter wieder aus unserem Wortschatz verschwin-den, noch ehe sie Eingang in ein deutsches Wörterbuch gefunden haben. In ein paar Jahren kann die Technik des Simsens völlig veraltet und Chatten plötzlich aus der Mode gekommen sein.

Dann wird man ein paar Ideen recyceln und etwas Neues designen. Oder ein paar Ideen wiederverwerten und etwas Neues gestalten. Warten wir´s ab.

 

Aufgabe 5.4.13 Sind Fremdwörter aus den Sprachen nicht mehr wegzu-denken? Welche Fremdwörter finden in den Wortschatz und Wörterbü-cher Eingang? Verläuft die Einbürgerung von Fremdwörtern nach festen Regeln? Berichten Sie darüber, was dazu Bastian Sick in seinem Beitrag „Ich designe, du chattest, er simst“ meint und welche Beispiele er anführt? Lesen Sie dazu noch einen Auszug aus dem Betrag von Horst Haider Munske „Fremdwörter in deutscher Sprachgeschichte: Integration oder Stigmatisierung?“

 

„Jede Abwehr des Fremden beginnt mit der Isolierung: sei es im Wohn-heim der Gastarbeiter oder im Getto der Fremdwörterbücher. Schon die Benennung ist ein Akt der Ausgrenzung: Fremdwort, ein Kampfwort des Purismus, ein Zwillingsbruder des aufkommenden patriotischen Nationa-lismus während der Napoleonischen Kriege. Fremdwort trägt die Stigma-tisierung bereits in sich, mehr als das englische Pendant hard words ´schwere Wörter´ oder gar das französische mots savants ´gelehrte Wörter´. Jemand hat vergeblich versucht, Fremdwörter euphemistisch durch Gastwörter zu ersetzen, so wie auch aus den missbrauchten Fremdarbeitern später Gastarbeiter wurden – die heute allerdings bereits ausländische Mitbürger heißen.“

 

Aufgabe 5.4.14 Vergleichen Sie die Bedeutungen und Gebrauchsweisen von folgenden deutschen und entlehnten Wörtern. Aus welchen Sprachen sind entlehnte Wörter von der deutschen Sprache übernommen? Benutzen Sie Lexika. Über welche Wortbildungspotenzen verfügen die beiden?

 

einführen – importieren Design – Entwurf
ausführen – exportieren Glamour – Glanz
die Gage – das Honorar – der Lohn – das Gehalt Job – Beruf/Arbeit
der Wettbewerb – die Konkurrenz Shop – Laden
News – Nachrichten Lifestyle – Lebensstil
Message – Botschaft  

 

Aufgabe 5.4.15 In welchen Fällen sind die deutschen und entlehnten Wörter austauschbar und welchen nicht austauschbar?

 

1. Kannst du sagen, welche Länder Getreide exportieren? / Sie wollte sofort ihr neues Kleid ausführen. / Japan exportiert Autos in verschiedene Länder. / Wir führen solche Reparaturen aus. 2. Manche Länder führen Rohstoffe ein. / Welche Waren werden aus China importiert? / An dieser Schule wurde ein neues Lehrbuch für Englisch eingeführt. / Man spricht heute von einer importierten Inflation. 3. Es gibt eine Branche, die sich mit der Produktion von Schlagermusik befasst. Sie wird Schlagerbranche genannt. / Die Titel der beliebtesten oder am meisten verkauften Schla-ger stehen in der Hitliste. / An der Hitparade nahmen auch meine Lieb-lingssänger teil. 4. Die beiden Firmen machen einander Konkurrenz. / Unter den Firmen herrscht ein harter Wettbewerb. / Vor ein paar Jahren wurde ein Wettbewerb für junge Musiker zum ersten Mal ausgeschrieben. / Die Konkurrenz schläft nicht.

 

Aufgabe 5.4.16Was ist hier falsch? Erklären Sie warum. Wie heißt das richtig?

 

1. Ich zweifle daran, dass Stars bescheidene Löhne bekommen. 2. Rechts-anwälte arbeiten gegen vereinbarte Gagen. 3. Glaubst du, dass er ohne Honorar aufgetreten ist? 4. Bei Erfüllung des Werkvertrags erhält jeder Mitarbeiter einen Lohn von 7 000 Euro. 5. Warum werden tarifliche Gagen gekürzt? 6. Die Arbeitnehmer verlangten die Erhöhung von Honoraren. 7. Die Parlamentsabgeordneten kümmern sich darum, dass ihre Löhne regelmäßig erhöht werden.

 


Date: 2016-01-03; view: 1888


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