Werfen wir einen Blick in die “Unterhaltsame Geochemie”, die A.Je.Fersman schrieb (Verlag Neues Leben, Berlin 1953).
“Der Kamm des Urals zeichnet sich vor unseren Augen ab wie ein riesiges Periodensystem Mendelejews, das quer über die Gesteine gelegt wurde. Die Achse des Gebirgskammes und die des Periodensystems entsprechen den schweren grünen Gesteinen der Platinlagerstätten. Im berühmten Salzgürtel von Solikamsk und in den Gebieten an der Emba liegen ihre Randgruppen. Ist dies nicht wie eine wundersame Bestätigung der tiefgründigen und zunächst höchst abstrakten Ideen? Die Elemente im Mendelejews Periodensystem sind entsprechend der Ähnlichkeit ihrer Eigenschaften angeordnet. Und je näher die Elemente einander sind, desto näher stehen sie einander auch in Mendelejews Tabelle”.
Ebenso ist es auch in der Natur. Nicht zufällig sind die Kurzbezeichnungen der verschiedenen nutzbaren Mineralien über unsere geologischen Karten verteilt. Es ist auch kein Zufall, daß wir Osmium, Iridium und Platin oder Antimon und Arsen in der Natur zusammen antreffen.
Schauen wir uns nun einmal wenigstens eine Schulkarte an, auf der nutzbare Bodenschätze eingezeichnet sind, dann wird diese Behauptung anschaulich sichtbar. In Europa gibt es keine bedeutenden Goldlagerstätten, dagegen sehr viele in den amerikanischen Kordilleren und an der pazifischen Küste. Man braucht diese Gebirge aber nur zu überqueren, dann fehlen goldführende Gebiete bis hin zum Atlantik.
Man kann also auf der Erde Gebiete mit bestimmten nutzbaren Mineralien voneinander abgrenzen. Die Geologen können voraussehen, wo man Gold suchen muß.
Die Verbindung des Mendelejewschen Systems mit der gesetzmäßigen Verteilung von Reichtümern des Erdinneren zeigt sich aber nicht nur in räumlicher, sondern auch in zeitlicher Beziehung.
Vor etwa 420 bis 600 Millionen Jahren entstanden die Eisen- und Goldlagerstätten in Ostsibirien, in Kasachstan, im Altai und in den Sajan- Bergen, vor 230 bis 420 Millionen Jahren im Ural. Das Gold an der Kolyma und die jakutischen Diamanten sind später entstanden, höchstens vor 100 bis 230 Millionen Jahren. Die Salze in der Kara– Bogas– Gol aber entstehen in unserer Gegenwart, wie auch der Torf und noch einige andere Bodenschätze.
In jedem Jahrzehnt nutzt der Mensch immer mehr Elemente des Mendelejewschen Periodensystems. Im Altertum brauchten die Menschen insgesamt nur 19 Elemente, im 18.Jahrhundert waren es schon 28, im 19.Jahrhundert 50, und zu Beginn unseres Jahrhunderts waren sogar 59 Elemente nicht ausreichend. Dies hatte im Jahre 1916 Akademiemitglied W.I.Wernadski berechnet.
Sein Schüler A.Je. Fersman stellte später fest, daß der Jahresverbrauch an Kohle, Eisen, Nickel und Kupfer im vergangenen Jahrhundert um das 50- bis 56fache angestiegen ist, der Verbrauch an Molybdän, Aluminium und Mangan um das Zweihundert- bis Tausendfache. Buntmetalle und seltene Metalle sind in den letzten drei Jahrzehnten in größerer Menge gefördert worden als in der gesamten bisherigen Geschichte der Menschheit.
Die Fakten beweisen es überzeugend. Fast alle leicht auffindbaren Lagerstätten sind entdeckt. Man muß nun auch jene entdecken, die noch verborgen sind. Eben deshalb studieren die Geologen die Entwicklungs- und Bildungsgeschichte des Erdinneren. Sie lernen die chemische Zusammensetzung der verschiedenen Gesteine kennen, interessieren sich dafür, wann und auf welche Weise sie entstanden sind, sie stellen nach diesen Merkmalen geologische Karten auf. Hier umreißen sie die Grenzen perspektiver geochemischer Provinzen und danach die Gebiete möglicher Lagerstätten.