Wissen Sie, was diese beiden Begriffe bedeuten? Notwendigkeit, das ist eine gesetzmäßige Verbindung von Erscheinungen der materiellen Welt. Der Zufall bringt zeitweilige Verbindungen von Erscheinungen zum Ausdruck, er ist eine der Erscheinungsformen der Notwendigkeit. Ziel der Wissenschaft ist es, die Erscheinungen in ihren Notwendigkeiten und Gesetzmäßigkeiten zu erkennen. Auf den ersten Blick könnte man sie für abstrakte Begriffe halten.
Also wollen wir von abstrakten Überlegungen zu konkreten Fakten übergehen.
Oft führt die Forschung zu überraschenden neuen Ergebnissen. Vor ein paar Jahren erhielt man in einem Labor ein sogenanntes festes Gas. Ein Brikett war es, etwa wie ein Stück holländischer Käse. Es hatte die Eigenschaften eines festen Körpers und bestand gleichzeitig zu 95 % aus Gas.
Für diese originelle Erfindung wurde ein verdientes Patent erteilt, allerdings mit enormer Verspätung. Ein ähnliches Patent hätte man dem Erdinneren bereits aushändigen können, noch lange bevor der Mensch kam. Zu dieser Erkenntnis verhalf uns der Zufall in Verbindung mit der Notwendigkeit. Sie sehen, wir landen schon wieder in der Philosophie.
Die Sache ist nämlich die, daß Erdgas in Verbindung mit Wasser unter bestimmen Bedingungen feste Stoffe bilden kann, die Hydrate. In den Nachkriegsjahren nahm die sowjetische Gasindustrie eine rasche Entwicklung. Der Kampf mit den Hydraten beschäftigte die Wissenschaftler. Oft blockierten Hydrate die Gasleitungen erschlossener Lagerstätten, was zu Havarien führte.
Viele Scherereien bereiteten sie Juri Fjodorowitsch Makagon, einem Absolventen des Gubkin-Instituts. Der junge Ingenieur arbeitete damals in der Lagerstätte von Schebelinsk. Ungern verließ er sie und fuhr nach Moskau in die Aspirantur. Man hatte ihn aufgefordert, eine höchst spezifische Frage zu lösen: Er sollte die Struktur der Hydrate und ihren Bildungsprozeß studieren . Die Forschung zog den Wissenschaftler in ihren Bann. Er konnte klären, daß Erdgas in Verbindungn mit Wasser schon bei einem Druck von 5 bis 10 Atmosphären und bei 0ºC fest wird. Man braucht den Druck nur zu erhöhen, dann erscheint das feste Gas auch bei höheren Temperaturen.
So fand das anscheinend rein technische Problem der Bekämpfung von Havarien in den großen Gasleitungen eine Lösung.
In einem Gebiet nahe dem Polarkreis suchten Erkundungsgeologen nach Erdgas. Trotz positiver Voraussage mußte man sich bei den Bohrungen davon überzeugen, daß kein Erdgas da war.
Man zog die Geophysiker zu Rate. Sie führten elektrische Messungen in Bohrlöchern durch, sogenannte Elektrokartierungen, stellten Berechnungen an und antworteten: “Für gasführende Schichten besteht hier ein zu hoher elektrischer Widerstand. Wahrscheinlich liegt in der Tiefe ein mächtiges Kohlenflöz. Sucht nach Kohle.” Wieder setzte man den Bohrer an, entnahm Bohrproben. Doch statt der erwarteten Kohle förderte man immer wieder poröses Gestein zutage. Was war nur los? Da kam der Zufall zu Hilfe.
An einem der Frosttage hatte man auftragsgemäß wie immer den Bohrer in Gang, entnahm Gesteinsproben. Der Schichtmeister trug die nächste Probe in die Baubaracke, wo es warm war. Nach einiger Zeit erfolgte eine Explosion. So gab der Zufall den Schlüssel zur Aufklärung einer Gesetzmäßigkeit. Kein Sprengstoff, sondern das mit Hydraten gesättigte Gestein hatte an seinen Gasgehalt erinnert.