Wieviel kostet eine Flache Wasser? Am besten, man fragte einen Geologen. Er beugte sich über einen Bach, füllte behutsam eine Fasche mit sauberem Wasser. Korkte sie zu. Legte sie in seinen Rucksack. Wollte er sie dort trinken, wo es kein Wasser gibt, sie aus dem Rucksack ziehen und seinen Durst stillen? Was meinen Sie ? Nein, so ist es nicht. Selbst in glutheißer Wüste würde ein echter Geologe dieses lebenspendende Naß weiter aufbewahren. Vielleicht stecken Millionen Rubel drin. In einer einfachen Flasche Wasser? Das ist doch unwahrscheinlich.
Wir wollen diesem Mann einmal folgen, in dessen Rucksack noch leere Gefäße klappern. Er hilft uns ins klare zu kommen. Weiß er doch, wie und wohin Bächlein und Flüßchen rinnen. Schließlich weiß er ja, daß auch in der finsteren Tiefe der Erde unter unseren Füßen Gewässer dahineilen, daß sie einen Ausweg suchen an die Oberfläche. Sie wandern durch Gesteinsklüfte und nehmen dabei Moleküle und Ionen chemischer Elemente mit sich, aus denen die unterirdischen Gesteine bestehen.
Großen Flüssen wird der Geochemiker keine Wasserproben entnehmen. Aus kleinen Flüssen und Bächen ist von allen Seiten viel Wasser in die großen Flüsse geflossen. Jedes Rinnsal aber hat seine eigene “Sprache” mit sich geführt. Der Kundschafter des Erdinneren bevorzugt kaum bemerkbare kleine Quellen.
Der Geologe hat eine Art Adreßbuch, eine Karte bei sich. Einen Kompaß natürlich auch. Er sammelt nicht nur eine oder zwei, sondern viele Wasserproben. Auf keinen Fall darf er vergessen, wo er welche Probe entnommen hat. Dann muß er die Gefäße sorgfältig verschließen, damit keine Beimischungen hineingeraten, und sie in ein hydrochemisches Laboratorium schicken. Dorthin, wo eine der mächtigsten Wissenschaften regiert.
Erst im hydrogeochemischen Laboratorium dürfen die Flaschen mit dem Wasser geöffnet werden. Hier erfährt man etwas über die Elemente, die darin enthaltn sind – es wird ein qualitative Analyse durchgeführt. Dann folgt eine quantitative Analyse, man berechnet, von welchen chemischen Verbindungen mehr und von welchen weniger in der zu untersuchenden Lösung vorhanden sind.
Man erhält Analysentabelle und überträgt ihre Werte in eine Karte.
Die Punkte, an denen Proben gleicher Konzentration entnommen wurden, verbindet man durch Linien. Die von den Linien umfaßten Flächen enthalten jeweils die gleiche Menge des gesuchten Metalls. Immer enger schließen sich die Kreise. Allmählich zeichnen sich die Konturen der Dispersionsaureole der chemischen Elemente ab, aus denen die nutzbare Lagerstätte besteht.
Eine große Hilfe für die Kundschafter des Erdinneren ist die Chemie. Selbst der berühmte geologische Hammer kann bisweilen überflüssig sein. Aber der schwere Rucksack bleibt auf den Schultern wie ehedem. Noch immer vergeht viel Zeit, ehe die Forschungsergebnisse vorliegen.
Könnte man die Arbeit des Erkundungsgeologen nicht leichter, effektiver machen?
“Freilich”, sagten die Gelehrten. Statt der vielen Flaschen gaben sie dem Kundschafter des Erdinneren ein Fläschchen in die Hand. Es enthielt Diphenylthiokarbazon. Ein rechtkomplizierter Name. Dafür erfolgt die Bestimmung rasch. Man setzt dem Gefäß mit dem Wasser ein wenig von dem chemischen Reagens hinzu, dann färbt sich das Wasser. Am Farbton erkennt man die chemischen Elemente, die im Wasser gelöst sind. So kann man unmittelbar “im Feld” eine erste hydrogeochemische Karte zusammenstellen.
Wieder brechen die Erkundungsgeologen auf. Mit Hilfe hydrogeochemischer Forschungsmethoden entdecken sie die unsichtbaren Schätze gerade dort, wo sie bisher noch niemals etwas gefunden haben.