b) Sprachpsychologische Ursachen des Bedeutungswandels.
2. Die Arten des Bedeutungswandels:
a) Bedeutungserweiterung;
b) Bedeutungsverengung;
c) Bedeutungsverschiebung; Metapher; Metonymie, Euphemismen
Der Bedeutungswandel ist ein Prozess, bei dem verschiedene Abbilder mit einem Formativ (mit einer Lautgestalt) verbunden sind.
I. Außersprachliche Ursachen des Bedeutungswandels. Die Wortbedeutung reagiert auf die Veränderungen im kulturellen, politischen, wirtschaftlichen Leben, und das findet seinen Niederschlag in der Sprache. Diese Ursachen sind die ersten, primären Veranlassungen der semantischen Veränderungen.
1) Die Entwicklung der materiellen Produktion (Sachwandel)
Die praktisch-produktive Arbeit und die sprachliche Tätigkeit des Menschen sind eng verbunden. Die neu entstandenen Waren und Begriffe sollen benannt werden. Das Bedürfnis nach neuen Bezeichnungen wird durch die Wortbildung und durch die Bedeutungsübertragung befriedigt: Raumschiff, Impfpistole.
Die Entwicklung der Elektrizitätslehre forderte einige Bezeichnungsübertragungen: der Strom (der Fluss) – seit dem 17. Jahrhundert „fließende Elektrizität“. Daher entstanden metaphorische Zusammensetzungen Stromkreis, Stromquelle.
Metonymische Bezeichnungsübertragung: Dieselöl aus Dieselmotoröl (Rudolf Diesel – Erfinder des Motors)
Im Mittelalter war „Arbeit“(das Wort stammt von „arm“- Mühe“ „Plage“, heute – sehr oft „ehrenwürdige Pflicht“
Ðàáîòà îò «ðàá»
Im Laufe der Entwicklung von Wissenschaft und Technik werden verschiedene Geräte, Instrumente verändert; die Bezeichnung bleibt aber dieselbe:
Die Brille – eine Augenlinse aus Beryll (heute aus Glas, Plastik)
Bleistift - früher aus Blei
2) Der Fortschritt der menschlichen Erkenntnis als eine Ursache des Bedeutungswandels.
Ständig erkennt der Mensch die Welt. Die Sprache dient dazu, neue Erkenntnisse weiterzugeben. Die Wortbedeutungen werden durch die Entstehung neuer Theorien und Ideologien allmählich verändert, während die Lautformen relativ stabil bleiben. Heute werden mehrere religiöse Wörter zu Schimpf- oder Kosenamen; zu scherzhaften oder zuspitzenden Bezeichnungen, weil sie heute kein religiöses Tabu sind: der Engel (hübsch, gut, ein gutes Mädchen); der Teufel (böse, ein schlechter Mensch), die Hexe (hässlich, verführerisch, eine alte Hexe, eine süße Hexe); die Atmosphäre (Stimmung, Beziehung)
3) Der Einfluss der sozialen Beziehungen auf die Bedeutungsentwicklung
Die Wortbedeutungen enthalten viele Wertungselemente. Was die Gesellschaft als positiv oder negativ empfindet, hängt von den historischen Bedingungen ab. Mit den Veränderungen der gesellschaftlichen Grundlagen können sich auch die Bedeutungen einiger Wörter verändern. Man spricht dabei vom ideologisch-gebundenen Wortschatz.
Bekannt sind die Veränderungen im Feld der Personenbezeichnungen: edel, höflich, gültig, stark, tapfer. Die Frau war früher die Angehörige des Adels.
Im politischen Wortschatz: der Demagoge (urspr. Volksführer, später die heutige negative Bedeutung); Werkstatt (Arbeitsgruppe, Arbeitsseminar, Arbeitstagung); Paket (heute auch Verhandlungsangebote, Vorschläge)
4) Der Sprachgebrauch bedeutender Persönlichkeiten als Ursache des Bedeutungswandels.
Hervorragende Persönlichkeiten wirken oft auf den Bedeutungswandel. Ihre Bezeichnungs- und Bedeutungsübertragungen werden manchmal usuell (werden zu einer Norm).
Martin Luther nutzte das Wort Arbeit (früher dominierten die Seme „Not“, „Mühsal“) in der heutigen Bedeutung „ehrenvolle Arbeit“. Durch die Finger sehen, den Dorn im Auge haben, Beruf, Gerechtigkeit.