Textuntersuchung und Sprachbetrachtung1. Erklären Sie die unbekannten Fremdwörter!
2. Bestimmen Sie die Textsorten!
3. Stellen Sie inhaltliche und sprachliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen diesen Texten fest!
4. Geben Sie den Inhalt jeder Strophe des Gedichts mit eigenen Worten wieder und erläutern Sie ihn!
5. Welche Informationen enthält der Lexikon-Artikel, welche Absichten verfolgt das Gedicht?
6. Betrachten Sie das untenstehende Bild! Welche zusätzlichen Informationen erhalten Sie über den Menschen?
Sprachliche Übungen und Textgestaltung
1. Ergänzen Sie, was sonst noch zum „Fortschritt der Menschheit" (Kästner-Gedicht) gehört!
2. Warum und zu welchem Zweck wollen sich Menschen verwandeln?
3. Schreiben Sie einen Aufsatz oder eine Gliederung über das Thema: Kann Fortschritt auch Rückschritt bedeuten?
WILHELM BUSCH
DER EINSAME
Wer einsam ist, der hat es gut,
weil keiner da, der ihm was tut.
Ihn stört in seinem Lustrevier
kein Tier, kein Mensch und kein Klavier.
Und niemand gibt ihm weise Lehren,
die gut gemeint und bös zu hören.
Der Welt entronnen, geht er still
in Filzpantoffeln, wann er will.
Sogar im Schlafrock wandelt er
bequem den ganzen Tag umher.
Er kennt kein weibliches Verbot.
Geschützt vor fremden Späherblicken
Kann er sich selbst die Hose flicken.
Liebt er Musik, so darf er flöten,
um angenehm die Zeit zu töten,
und laut und kräftig darf er prusten,
und ohne Rücksicht darf er husten,
und allegemach vergißt man seiner.
Nur allerhöchstens fragt mal einer:
„Was, lebt er noch? Ei, Schwerenot,
ich dachte längst, er wäre tot!"
Kurz, abgesehn vom Steuerzahlen,
läßt sich das Glück nicht schöner malen.
Worauf denn der Satz beruht:
Wer einsam ist, der hat es gut.
Textuntersuchung und sprachliche Übungen
1. Wie sieht Handke die Zukunft menschlicher Beziehungen?
2. Diskutieren Sie Vor- und Nachteile des Alleinlebens und des menschlichen Zusammenlebens!
REINHARD MEY
KASPAR
Sie sagten, er käme von Nürnberg her
Und er spräche kein Wort.
Auf dem Marktplatz standen sie um ihn
und begafften ihn dort.
Die einen raunten: er ist ein Tier
Die andern fragten: was will der hier?
Und daß er sich zum Teufel scher.
So jagt ihn doch fort!
So jagt ihn doch fort!
Sein Haar in Strähnen und wirre
Sein Gang war gebeugt.
Kein Zweifel, dieser arme Irre
Ward vom Teufel gezeugt!
Der Pfarrer reicht ihm einen Krug
Voll Milch, er sog in einem Zug.
Der trinkt nicht vom Geschirre,
Den hat die Wölfin gesäugt!
Den hat die Wölfin gesäugt!
Mein Vater, der in unserem Orte
Schulmeister war,
Trat zu ihm hin trotz böser Worte
Rings aus der Schar.
Er sprach zu ihm ganz ruhig,
Und der Stumme öffnete den Mund,
Und er stammelte die Worte:
Heiße Kaspar!
Heiße Kaspar!
Mein Vater brachte ihn ins Haus
Heiße Kaspar
Meine Mutter wusch seine Kleider aus
Und schnitt ihm das Haar.
Sprechen lehrte mein Vater ihn,
Lesen und schreiben, und es schien
Was man ihn lehrte, sog er auf.
Wie gierig er war!
Wie gierig er war!
Zur Schule gehörte derzeit
Noch das Üttinger Feld. her
Kaspar und ich, wir pflügten zu zweit,
Bald war alles bestellt
Wir hegten, pflegten jeden Keim,
Brachten im Herbst die Ernte ein,
Von den Leuten vermaledeit,
Von deren Hunden verbellt
Und von den Hunden verbellt.
Ein Wintertag, der Schnee lag frisch,
Es war Januar.
Meine Mutter rief uns: kommt zu Tisch,
Das Essen ist gar.
Mein Vater sagte: Appetit!
Ich wartete auf Kaspars Schritt.
Vater fragte mürrisch:
Wo bleibt Kaspar?
Wo bleibt Kaspar?
Wir suchten ihn und fanden ihn
Auf dem Pfade bei dem Feld.
Der Neuschnee wehte über ihn,
Sein Gesicht war entstellt,
Die Augen angstvoll aufgerissen,
Sein Kleid war blutig und zerrissen,
Erstochen hatten sie ihn
Dort am Üttinger Feld,
Dort am Üttinger Feld.
Der Polizeirat aus der Stadt
Füllte ein Formular.
Gott nehm ihn hin in seiner Gnad,
Sagte der Herr Vikar.
Das Üttinger Feld liegt schon lange brach.
Nur manchmal bell'n mir noch Hunde nach,
Dann streu ich ein paar Blumen auf den Pfad
Für Kaspar,
Für Kaspar.
Date: 2016-04-22; view: 895
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