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Í. Hesse. DER STEPPENWOLF

Hesse selbst bezeichnete diesen Roman, der seine unmittelbarste und schärfste Ablehnung der bürgerlichen Lebensweise enthält, als ein "Dokument der Zeit" und einen "Versuch, die große Zeitkrankheit nach dem Ersten Weltkrieg nicht durch Umgehen und Beschönigen zu überwinden, sondern durch den Versuch, die Krankheit selber zum Gegenstand der Erklärung zu machen".

Der Hauptteil des Romans besteht aus den Aufzeichnungen des Schriftstellers Harry Haller, der sich gelegentlich selbst als "Steppenwolf“ bezeichnet, um damit seine Außenseiterposition zur Gesellschaft zu kennzeichnen.

Er verachtet die moderne bürgerliche Lebensweise als barbarisch, und die Kultur erscheint ihm "in ihrem verlogenen und gemeinen blechernen Jahrmarktglanz auf Schritt und Tritt wie ein Brechmittel". Aber er ist zugleich verzweifelt über die eigene zweitspältige Haltung, denn obwohl er sich als "Zwangshäftling des Bürgertums" empfindet, vermag er doch andererseits nicht, ihm zu entrinnen, da er sich zu fest mit den vergangenen, progressiven Kulturleistungen dieser Klasse verbunden fühlt.

Die Gestalt von Mozart am Ende des Romans drückt symbolisch die Hoffnung aus, dass der Humanismus über das "Wölfische" siegen könne. Dem Autor geht es um die Ergründung einer sinnvollen Existenz zwischen Animalität und Geistigkeit, um die geistig-seelische Selbstbehauptung des schöpferischen Menschen in einer in ihren Wertern erschütterten, geistfeindlichen Welt.

 

 

GÜNTER GRASS

(1927)

Günter Grass wurde am 16. Oktober 1927 in Danzig geboren, wo seine Eltern im Vorort Langfuhr ein Lebensmittelgeschäft besaßen. Er besuchte das Danziger Gymnasium. Im Krieg war er zuerst Flakhelfer, dann wurde er zum Kriegsdienst einberufen. 1945 erlebte er eine Verwundung und kurze amerikanische Kriegsgefangenschaft. 1946/47 arbeitete er in einem Kali-Bergwerk bei Hildesheim, danach absolvierte er ein Praktikum als Steinmetz, 1948-1952 studierte Grass Bildhauerei und Graphik in Düsseldorf, 1953-1956-Bildhauerei in Berlin.

Dabei beschäftigte er sich mit der schriftstellerischen Arbeit. Seit 1955 war er Mitglied der Gruppe 47, die ihm nach einer Lesung aus dem Manuskript des Romans "Blechtrommel" ihren Preis verlieh. Seither erhielt er zahlreiche, auch internationale Auszeichnungen. Seit 1960 lebt Grass in Berlin, daneben in Schleswig-Holstein und seit Beginn der achtziger Jahre in Portugal.

Im Wahlkampf 1961 engagierte sich Günter Grass erstmals persönlich für SPD-Bundeskanzlerkandidaten Willy Brandt. 1978 stiftete er aus den Honoraren für sein Buch "Der Butt" (1978) den "Alfred Döblin-Literaturpreis" für unveröffentlichte Prosa. 1983-1986 war Grass Präsident der Berliner Akademie der Künste. In den siebziger und achtziger Jahren unternahm er zahlreiche Reisen nach Asien, Amerika, Kalkutta, machte Tagebuchnotizen und Zeichnungen, veröffentlichte eine Reihe von Prosawerken – vor allem die Trilogie "Die Blechtrommel", "Hundejahre", "Katz und Maus", auch Gedichtbände "Gleisdreieck" (1960), "Ausgefragt" (1967), den Erzählzyklus "Der Butt", der von Gedichten durchdrungen ist.



Das Schreiben von Gedichten sei bei Grass ein die Arbeit an der Prosa vorbereitendes bildhaftes Denken. Grass begann eigentlich als Lyriker und Stückeschreiber. Die mit eigenen Zeichnungen versehenen Gedichtbände "Die Vorzüge der Windhühner" (1956) erhielten den Lyrikpreis des Süddeutschen Rundfunks. Die Gedichtsammlung "Gleisdreieck"(1960) zeigt seinen vom Expressionismus und Surrealismus beeinflussten Autor von rhythmisch-sensiblem Sprachinstinkt. Die meisten der phantastisch überhöhten Gedichte besitzen anekdotischen Charakter und sind erfüllt vom Unbehagen an der Gegenwart, auch von Bosheit gegen die etablierte grausame Welt. Eines der besten Gedichte dieser Problematik ist "Kinderlied".

Viele Gedichte – qualitativ unterschiedliche Verse, stenographische Berichte über scheinbar zusammenhanglose Assoziationen – muten an Variationen zu Motiven zum Roman "Blechtrommel". Dieser parodistisch gebaute Roman fand internationale Beachtung. Moderne Stilelemente des Werkes, große Erzählperspektive, sprachmächtige Fülle von Bildern, die glänzende Darstellung der deutschen Geschichte und Gegenwart von rund 30 Jahren (1924-1954) aus dem Blickwinkel eines physischen Gnomen und zugleich als Weltgericht – das alles demonstriert höchst kritisch, detailliert und sprachlich begabt die Deformation in der gesellschaftlichen Entwicklung Deutschlands aus einem halben Jahrhundert.

Günter Grass ist, nach dem Tode Heinrich Bölls, die herausragende Figur unter deutschen Intellektuellen. Als Künstler neigte er in den letzten Jahren mehr zur bildnerischen Darstellung. Sein Buch "Totes Holz" (1990) versammelt Zeichnungen, die Grass in den sterbenden Wäldern Mitteleuropas gemacht hat – eine große Klage und Anklage gegen den Umgang der Menschheit mit ihrer Umwelt.

Günter Grass

KINDERLIED

Wer lacht hier, hat gelacht?

Hier hat sich's ausgelacht.

Wer hier lacht, macht Verdacht,

dass er aus Gründen lacht.

Wer weint hier, hat geweint?

Hier wird nicht mehr geweint.

Wer hier weint, der auch meint,

dass er aus Gründen weint.

Wer spricht hier, spricht und schweigt?

Wer schweigt, wird angezeigt.

Wer hier spricht, hat verschwiegen,

wo seine Gründe liegen.

Wer spielt hier, spielt im Sand?

Wer spielt, muss an die Wand,

hat sich beim Spiel die Hand

gründlich verspielt, verbrannt.

Wer stirbt hier, ist gestorben?

Wer stirbt, ist abgeworben.

Wer hier stirbt, unverdorben

Ist ohne Grund verstorben.

NOBELPREIS FÜR G. GRASS

Der letzte Nobelpreis für Literatur in diesem Jahrhundert geht an Günter Grass "weil er in munterschwarzen Fabeln das vergessene Gesicht der Geschichte gezeichnet hat", so die Erklärung der Schwedischen Akademie. Auf keines seiner Bücher passt diese Beschreibung besser als auf den Roman, für den Grass es zuerst und vor allem zu Weltruhm gebracht hat: "Die Blechtrommel". Genau vor 40 Jahren ist das Buch erschienen. In ihm beschwor Grass das Verleugnete der jüngsten deutschen Geschichte herauf, brach provokant und sprachgewaltig ein in die heimelige Betriebsamkeit der deutschen Wirtschaftswunderjahre. Ein Streiter, ein Aufklärer ist Grass auch nach dem Erfolg der Blechtrommel geblieben, in der Literatur wie im Leben. Ein unbequemer linker Intellektueller, der mit seiner politischen Meinung nicht hinter dem Berg hält und dafür Bewunderung und Prügel einsteckte. Genauso wie für alle seine späteren Bücher, in denen die Kritik immer vergebens nach der Kraft des Erstlings suchte. Dennoch sind alle Grass-Werke Bestseller geworden – von "Katz und Maus" (1961) über "Der Butt" (1977) und "Die Rättin" (1986) bis zu "Ein weites Feld" (1995) – ist die deutsche Zeitgeschichte Thema. In seinem neusten Buch "Mein Jahrhundert" lässt Grass jedes Jahr mit einer Geschichte Revue passieren: 1959 ist dem Auftakt des jungen Schriftstellers mit der "Blechtrommel" gewidmet; für 1999 hätte die Krönung seiner Laufbahn stehen können, der Nobelpreis. Aber als die Nachricht im September kam, stand "Mein Jahrhundert" schon in den Bestsellerlisten.

 


Date: 2016-03-03; view: 1194


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