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Vergleichung des Brants Vokalismus mit dem der übrigen gleich­zeitigen hochdeutschen Dialekte.

Es wird nicht ohne Interesse sein, wenn wir hier einen Überblick folgen lassen über den Stand der übrigen zu Brants Zeit in Oberdeutschland in der Schriftsprache gebräuchlichen Dialekte. Da im Allgemeinen die Konsonanten in allen übereinstimmen, so fällt der Hauptbetonung bei ihrer Bestimmung auf die Vokale, und für diese lautet die charakteristische Formel:

 

 

 

 

Auch diese Formel lehrt, dass Brant in keiner Weise auf das Neuhochdeutsch hindeutet, sondern steige auf der Stufe des Mittelhochdeutsch beharrt.

Die ersten Ansätze zu der im Neuhochdeutsch vollständig durchgedrungenen Abweichung vom Althochdeutsch -Mittelhochdeutsch Virilismus finden wir sehr früh, schon die von Karajan herausgegebenen Sprachdenkmale des 12. Jahrhundert bieten vielfach ou statt ü; gewiss hat Jacob Grimm Gray, 1, 203 recht, wenn er diese Abweichung eine ursprünglich österreichischsteirische nennt. Mit dem auf treten des Correnten, geläuterten mittelhochdeutsch verschwindet diese dialektische Färbung für längere Zeit wenigstens aus der höhern Schriftsprache, aus der Sprache und den Reimen der Höfischen und der unter ihrem Einflüsse stehenden Volksdichter, im Munde des Volks horte sie gewiss nie auf, auch nicht in hass, nachlässiger Schreiber, und so können wir bereits im Laufe des 13. Jahrhundert ein nicht unbeträchtliches Umsichgreifen dieser Vergröberung, und die folgenden beiden , von Jacob Grimm Gray I, 202 zusammengestellten charakteristischen Vocalreihen nachweisen:

Vorerst beschenkt sich diese, im Wesentlichen in der Vergröberung des i und ü übereinstimmende Veränderung wohl noch auf Österreich, setzt sich hier aber so fest, dass z. B. österreichische Dichter aus der 2. Hälfte des 14 Jahrhundert, wie H. Teichner und P. Suchenwirt sie ungescheut in die Sprache der Poesie einführen. Von da aus verbreitet sie sich weiter und nimmt im Laufe des 14 und 15 Jahrhundert ganz Bayern und Franken, selbst Lothringen ein.

Brant anerkennt nicht den Unterschied zwischen langen und kurzen Silben im Reimund wenn wir uns an die bei der Darstellung der Vokale erörterte Verdampfung derselben erinnern.

Danach fallen die unreinen Reime Brants in folgende 4 Kategorien:

1. Hinneigung des â zum ô:

â:ô, â:ou, â:uo, a:ô, â:o, a:o.

2. Hinneigung des e zum umlaute des o:

c:ö, c:œ, ê:ö, ei:öu, ei:œ.

3. Hinneigung des i zum Umlaute des u:

i:ü, i:iu, i:üe, î:üe, î:iu, ie:üe, ie:ü.

4. Hinneigung der Umlaute vono undu zu ihren Grundvokalen:

ö :o, œ :o, öu:ou , ü:u, iu:u, iu:û, üe:uo.

 


Brants Vokalismus:

 

Darauf der Tabelle sehen wir die Unterschiede zwischen den Brants Vokalen und den Mittelhochdeutsch Vokalen. Der Stil der Schreibung Brants sehr eigentümlich.




 

Literatur

1. Das Narrenschiff. Nach der Erstausgabe (Basel 1494) mit den Zusätzen der Ausgaben von 1495 und 1499 sowie den Holzschnitten der deutschen Originalausgaben hrsg. von Manfred Lemmer. 4., erw. Auflage, Tübingen 2004.

2. Das Narrenschiff. Hrsg. von Joachim Knape, Stuttgart 2005 (Reclams Universalbibliothek 18333).

3. Michael Rupp: "Narrenschiff" und "Stultifera navis": deutsche und lateinische Moralsatire von Sebastian Brant und Jakob Locher in Basel 1494 - 1498; Münster, München, Berlin 2002.

 


Date: 2016-03-03; view: 1019


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