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Die Sprache der Dichtung

SEBASTIAN BRANT

Sebastian Brant und das „Narrenschiff“

Der Straßburger Jurist Sebastian Brant lebte von 1457 bis 1521 und gilt als der berühmteste Autor um 1500. Er verfasste nicht nur Dichtung wie das „Narrenschiff“, sondern machte sich auch als juristischer Fachschriftsteller einen Namen. Außerdem ging Brant einer Tätigkeit nach, die wir heute als „Journalist“ bezeichnen würden: Die neuen Möglichkeiten der Drucktechnik nutzend, war er Verfasser von gesellschaftlich und politisch aktuellen Flugschriften Brant hatte ein erstaunlich modern anmutendes Anliegen Er wollte die Menschen über Geschehnisse, die sie betrafen, informieren, und damit dies so schnell und direkt wie möglich geschehen konnte, wählte er die Flugblattform. Beim Verfassen der deutsch-lateinisch abgefassten Texte legte er Wert auf poetische Formen. Joachim Knape bezeichnet Brants Einstellung sehr treffend als Journalistisches Aktualitätsbewusstsein“ und führt dieses auf ein Kommunikatormodell der Antike zurück, das „literarische Kompetenz mit sozial relevanter Künderkompetenz verband“.

In den Jahren 1492 bis 1494 entstand in Basel das „Narrenschiff“. Brants Motivation, dieses Werk zu verfassen, ist verwandt mit seiner journalistischen „Künderkompetenz“: Er versuchte mit dieser Moralsatire die Leser auf menschliche Unzulänglichkeiten in etlichen Lebensbereichen hinzuweisen. Er verfolgt damit ein offenkundig didaktisches Ziel Die „vorred“ des Autors weist den Leser daraufhin, dass jeder sich in der einen oder anderen Gestalt erkenn soll : Den narren Spiegel ich diß nenn / Jn dem einyeder narr sich kenn". Diese Selbsterkenntnis führt zur Überwindung der Narrheit: Dann wer sich für ein narren acht / Der ist bald zu eym wisen gmacht“.

Damit es ihm gelänge, möglichst viele Menschen mit seinem Appell 7.u erreichen, wählte er eine den Leser ansprechende Form. Jeder der 112 Bereiche erhält ein eigenes Kapitel, in welchem die Thematik zuerst mit einem kurzen, zusammenfassenden Motto von einem Umfang von 3 bis 4 Versen umrissen wird, dann mit einem Holzschnitt illustriert wird. Unter dem Bild folgt die fettgedruckt Überschrift, welcher der Leser auf den ersten Blick das Thema entnehmen kann Erst dann kommt die Ausführung, die in sich wiederum klar gegliedert ist: Sie beginnt mit eine allgemeinen Aussage über das Thema, dieses wird dann an einem oder mehreren Beispielen konkretisiert; den Abschluss bildet eine Sentenz, in der die Aussage nochmals in Form einer Moral resümiert wird Der übersichtliche Aufbau, Brants „volkstümlich-einfach[e], sentenzen-, bilder- und exempelreich[e]“ Sprache zusammen mit den überaus wirkungs- und ausdrucksvollen Illustrationen aus prominenter Hand haben wohl zum immensen Erfolg des „Narrenschiffs“ beigetragen, in den Jahren 1494 bis 1635 gab es rund 75 sicher nachgewiesene Drucke Nachdem im Jahre 1497 die lateinische Version „Stultifera navis“ von Brants Schüler Jakob Locher in Basel erschien, konnte das Werk europaweit gelesen werden und so erschienen im Folgezug Übersetzungen in einige Sprachen. Auf diese Weise erlangte das „Narrenschiff“ auf dem ganzen Kontinent Popularität und sollte der bedeutendste Erfolg der deutschen Literatur bis Goethes „Werther“ werden.



Das Inhalt

Das Buch gliedert sich in eine Vorrede und 112 Kapitel, die in den meisten Fällen jeweils ein typisches menschliches Fehlverhalten oder Laster beschreiben und als Auswuchs närrischer Unvernunft präsentieren, so z. B. Habsucht, Kleidermoden, Schwätzerei oder Ehebruch, auch vor den Türken und dem nahen Weltende wird gewarnt; Regierende bekommen gute Ratschläge und ein neuer Heiliger namens St. Grobian tritt als Flegel auf. Das Schlusskapitel stellt diesem Reigen von Narren den Weisen als Ideal vernünftiger Lebenshaltung gegenüber und klingt im Schlussreim mit dem Namen des Autors aus, noch gefolgt von einem gereimten Explizit und einer in späteren Auflagen hinzugefügten Protestation, die sich über unbefugte Plagiate und Erweiterungen beschwert.

Ist der Narr durchgehendes Leitmotiv, so taucht das Narrenschiff als rahmenprägendes Motiv nur einige Male auf; dafür erfindet der Verfasser neue Wortzusammensetzungen, wie z. B. Narrentanz und Narrenspiegel, die womöglich geläufige Titel religiöser Schriften, wie Totentanz und Bußspiegel, parodieren sollten. Überdies wird der Narrenbrei gerührt oder Mitgliedschaft im Narrenorden beschrieben. Brant lässt keinen Bereich des Lebens und des Wissens aus, dem nicht eine Kategorie der Narretei zugeordnet werden könnte:

„Ja würt all gschrifft vnd ler veracht/Die gantz welt lebt in finstrer nacht/Vnd dût in sünden blint verharren/All strassen/gassen/sindt voll narren.“ – „Ja wird alle Schrift und Lehre verachtet; [dann] lebt die ganze Welt in finsterer Nacht; Und tut in Sünden blind verharren; Alle Straßen, Gassen sind voller Narren.“

Der Weg zur Weisheit führt, so Rothkegel (1988), für Brant nicht über die "unmündige Frömmigkeit", sondern über seinen fründ Vergilium, das heißt die menschliche Vernunft. Brant erfasst "das Problem menschlichen Verhaltens" auf der Grundlage der biblischen Psalmen und Weisheitsschriften und der antiken Philosophie: "Brants Ideal ist der Weise der Stoiker". Im Narrenschyff liest sich das im Kapitel Der wyß man („Der weise Mann“) so:

„Er acht nit was der adel spricht/Oder des gemeynen volcks geschrey/Er ist rotund/ganz wie ein ey.“ – „Er achtet nicht auf das, was der Adel/der Adlige spricht; Oder auf des gemeinen/einfachen Volkes Geschrei; Er ist rund; ganz wie ein Ei (wohl übertragen zu verstehen als: so glatt wie ein Ei, so dass alles an ihm abgleitet)“.

Die Analyse das "Narrenschiff"

Ich habe das Buch Brant "Narrenschiff" 1882 Ausgaben gefunden, in diesem Buch habe ich solche Gesetzmäßigkeit bemerkt, dass es in den Wörtern keinen Umlaut gibt und alle Substantive sind vom kleinen Buchstaben geschrieben:

 

Die Sprache der Dichtung

Die Sprache der Dichtung, die in 130 Abschnitte eingeteilt ist, ist alemannischer Schriftdialekt, was vor allem durch das Fehlen der sogenannten „Diphthongierung“ bewiesen wird, vergleiche im Text 29 richtum, wißheit', uß, fründ. Als Mundartmerkmal kann auch das Schwanken des dundt im Anlaut gedeutet werden, vergleiche dät ‘tut’, aber tisch. Alemannisch ist die Beibehaltung der Kontraktion in den Verben gon ‘gehen’, han ‘haben’. Kennzeichnend für die alemannischen Mundarten ist der Umlaut vor sch, vergleiche täschen Dat. Sg. ‘Tasche’.

Es wird weiter ein Abschnitt aus dem "Narrenschiff" gebracht.

Bei den Ausführungen zu den jeweiligen Narreninsignien habe ich auf einige Kapitel und die dazugehörigen Holzschnitte im „Narrenschiff“ hingewiesen, wo die jeweiligen Insignien abgebildet sind. Durch die Holzschnitte und die Kennzeichnung der Narren durch die verschiedenen Insignien, vor allem durch die leitmotivische Verwendung der härrenkappe mit den Schellen, sind die jeweiligen Figuren in ihrer äusseren Erscheinung unverwechselbar als Narren gekennzeichnet.

Für diese Kennzeichnungen sorgen aber auch die Texte, in denen die verschiedenen Merkmale genannt und in Bezug zu den Narren gesetzt werden. Auf die Narrenkappe wird mehrmals verwiesen, in den folgenden Ausschnitten (Vorrede, Kapitel 16 und 99) einmal sogar im Zusammenhang mit dem Kolben.

 

 

Die Männer sind nicht Narrn allein,

Man findet auch Närrinnen viel.

Denen ich Kopftuch, Schleier und Wil

Mit Narrenkappen hier bedecke.

(...)

Darum mit Fleiss sich jeder suche,

Und findet er sich nicht im Buche,

So mag er sprechen, dass er sei

Der Kappe und des Kolbens frei.

Wein machet, dass ein weiser Mann

Die Narrenkapp aufsetzen kann.

Und wer nicht an mein Wort mag denken,

Dem will die Narrenkapp ich schenken!”

 

Die Deklination der Pronomen erleidet im Neuhochdeutsch keinen durchgängigen Umbau, und bleibt grundsätzlich dieselbe wie in älteren Zeiten. Von den Neuerungen ist vor allem folgendes zu verzeichnen:

1) eine Reihe von Endungen werden erweitert, was durch das Streben nach Verdeutlichung erklärt werden kann: so lautet der Gen. Sg. des Demonstrativ- und Relativpronomens dessen statt des, derer und deren statt der; im Gen. und Dat. PI. findet sich deren und denen statt der, dem Im Frühneuhochdeutsch treten diese Formen inkonsequent auf, allmählich aber nehmen sie überhand und werden zu einem distinktiven Merkmal dieser Pronomen gegenüber dem Artikel. Erweiterte Formen finden sich auch im Dat. PI. des Personalpronomens der 3. P. (ihnen statt in) und im Gen. des Interrogativpronomens (wessen statt wes).

2) bei dem Demonstrativpronomen dieser gehen die Formen mit -rr- (dirre) schon zu Beginn des XVI. Jhs. unter und werden durch „regelmäßige“ Formen mit -s-ersetzt (dieser).

Die Genus Unterschiede bei dem Zahlwort zwei, die im Neuhochdeutsch eingebüßt sind, waren während der ganzen Frühneuhochdeutsch Periode noch lebendig. Das Zahlwort drei weist diese Unterschiede nur bis zum XVI. Jh. auf.

Die Ordinalzahl für zwei heißt Frühneuhochdeutsch andere wie in der älteren Zeit.

 



Date: 2016-03-03; view: 1007


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 | Vergleichung des Brants Vokalismus mit dem der übrigen gleich­zeitigen hochdeutschen Dialekte.
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