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Die treffende Wortwahl als Mittel der Bildhaftigkeit

STILISTISCHE MITTEL

Mittel der Bildkraft

Die Mittel des bildlichen Ausdrucks sind für die ''Kunst des Treffens'' von großer Bedeutung. Als Mittel der Bildkraft werden in der Rede beliebiger kommunikativer Bereiche Bildhaftigkeit und Bildlichkeit behandelt. Beiden Bezeichnungen liegt das Wort ''Bild'' zugrunde, jedoch in verschiedener Bedeutung.

Die Bildhaftigkeit erwächst aus der lexikalischen Struktur von Einzelwörter und Wendungen aufgrund direkter (eigentlicher) Bedeutung. E. Riesel versteht unter der Bildhaftigkeit ''jede anschaulich-sinnfällige Darstellung eines Gegenstands oder einer Erscheinung'' [Riesel; 130] Zu den Mitteln der Bildhaftigkeit (im weitesten Sinne des Wortes) gehören die richtige Wortwahl aus thematischen und synonymischen Reihen, die passende funktionale Verwendung von Wörtern verschiedener Stilfärbung.

Die Bildlichkeit entsteht aufgrund syntagmatisch bedingter Bedeutungsübertragung oder eines Begriffsaustausches. Unter der Bildlichkeit versteht E. Riesel ''das Ergebnis eines Zusammentreffens zweier Begriffe aus verschiedenen Begriffssphären, das Werden einer neuen begrifflichen Qualität durch Nebeneinanderstellung oder Austausch eben dieser zwei in Verbindung geratenen Begriffe.'' [Riesel: 130]

 

 

Die treffende Wortwahl als Mittel der Bildhaftigkeit

Als Mittel der Bildkraft kann die treffende Wortwahl aufgrund direkter Bedeutung betrachtet werden. Bildkraft ist die Witkung aller Wörter des Sprachsystems, die Gegenstände, Vorgänge und Erscheinungen der wahrgenommenen Realität bei bloßer Nennung (außerhalb des Kontextes) so lebendig in unseren Bewusstsein reproduzieren, dass sie Gesichts-, Gehörs-, Geruchs-, Geschmacks- und Tastenempfindungen hervorrufen. Durch die in ihrer lexischen Struktur eingeschlossenen semantischen und stilistischen Bedeutungselemente verleihen sie dem Allgemeinbegriff klare Details und zeichnen dadurch immer schärfere Umrisse eines Vorstellungsbildes.

Das literarisch-umgangssprachliche Substantiv Bengel beispielweise wirkt dank dem lexischen Ergängzungssem „ungezogen“, „rüpelhaft“ sowie der abwertenden expressiv-stilistischen Komponente bedeutend informativer und farbiger als der neutrale Allgemeinbegriff „junger Bursche“. Das normalsprachliche Adjektiv mollig ruft in uns den Eindruck von angenehm wirkendem Rundlichsein hervor: ein molliger Säugling, ein molliges Händchen; passende, bequeme Kleidung für Mollige (Werbung).

Besonders interessant ist die Betrachtung der bildhaften Verben. Je größer ihr Sememreichtum, desto anschaulicher wird ihre Bedeutungstiefe. Das Lexem gehen gibt eine visuelle und kinästhetische (motorische) Vorstellung von verhältnismäßig geringer Bildkraft: die Fortbewegunh eines Menschen, ohne nähere Merkmalsbestimmung des Allgemeinbegriffs. Hingegen ermöglicht das Verb trippeln einen viel deutlicheren Einblick in die Eigengart dieser Wircklichkeitserscheinung. Denn in der lexikalischen Struktur ist das zusätzliche Sem „mit kleinen Schritten gehen“ enthalten. Wir sehen gleichsam ein Kind mit seinen zarten Füßchen an der Hand der Mutter einherhüpfen; oder wir glauben eine Dame entgegenkommen zu sehen, deren enger Rock sie nicht richtig ausschreiten lässt.



Das Verb nippen enthält neben dem denotativen Grundsem ''trinken'' die lexischen Zusatzelemente „in kleinen Schlucken“, „mit Pausen“. Dieser Ausdruck bewirkt in gewissem Sinn eine Geschmackempfindung (ein süßer Likör, ein saurer Wein) und sogar ein Tastgefühl (man spürt unwillkürlich die wiederholte Berührung zwischen Lippen und Glas). Aus solchen Details von empirischen gewonnenen Wahrnehmungen und Vorstellungen setzt sich der bildhafte Eindruck des Wortes nippen zusammen.

Die Bildhaftigkeit der sinntragenden Wörter ist ein inhärentes Merkmal der Lexeme im Sprachsystem, d. h. sie beruht auf eigentlicher, nominativer Bedeutung der Wörter.

Wenn ein Lexem sich gleichzeitig an mehrere Sinnesorgane wendet, wird seine Anschaulichkeit zweifellos erhöht. Wie schon gesagt, sind die optischen Eindrücke mit kinästhetischen Reizen verbunden: das Licht brenntdas Licht zuckt; der Apfel hängt auf dem Zweiger baumelt an dem Zweig. Aus dem statischen wird ein dynamisches Bild.

Stellen wir uns weiter eine kleine, lebenswahre Beschreibung vor, in der alle Verben durch Bildhaftigkeit schon im Sprachsystem gekennzeichnet sind: Der Mercedes schoss den andern Wagen voran in die Dunkelheit. Ein Moped schob sich vor. Der Bus knatterte vorbei. Ein Radfahrer kurvte durch die Reihe der wartenden Fahrzeuge hindurch.

Man darf nicht behaupten, dass ein besonderes, bildhaftes Wort immer ''besser'' sei als das allgemeine, blasse. E. Riesel und E. Schendels betonen, dass es Kontexte und Situationen gibt, in denen aus inhaltlichen und stilistischen Gründen nur allgemeine, mehr oder weniger farblose Ausdrücke am Platze sind. [Riesel, Schendels: 208] Die funktionalen Anwendungsnormen für Über- und Unterschrift in einem Brief an Fremde fordern z. B. die Formulierung: Sehr geehrter Herr Schmidt!Mit vorzüglicher Hochachtung Hans Schmidt. Eine Mutter hingegen schreibt ihrem Kind: Mein innigstgeliebtes Mäuschen!Ich drücke dich ans Herz. Deine Mutti. In diesen Beispielen entsteht deutlich der Kontrast zwischen der bildkräftigen, emotionalen Ausdrucksweise im Privatbrief und der trockenen Blässe im Amtsbrief.

 

Vergleiche

 

Wegen seiner Stellung zwischen den Mitteln der Bildhaftigkeit und der Bildlichkeit bietet der Vergleich gewisse Klassifikationsschwierigkeiten. Der Vergleich (sowohl der individuelle als auch der gemeinsprachliche) verbindet zwei Wörter aus verschiedenen Begriffsbezirken und ruft durch die bloße Nebeneinanderstellung sprachökonomisch eine Fülle von bildhaften Assoziationen hervor. Wird z. B. von einem Menschen gesagt, dass er wie ein Löwe kämpft, so werden die zwei Substantive Mensch und Löwe zueinander in Beziehung gebracht; dies löst eine schnell vorbeiziehende Serie von Einzelbildern aus und erweckt eine neue Vorstellung: mutiger, tapferer Mensch. Obwohl es sich hier um einen gemeinsprachlichen, ja sogar stehenden Vergleich handelt, ist seine Bildkraft doch noch nicht verblasst.

Jeder Vergleich besitzt eine Vergleichsbasis (nach der traditionellen Terminologie: ''tertium comparations'', d. h. das Dritte des Vergleichs; das Verbindende, das Gemeinsame zwischen den beiden Komponenten des Vergleichs).

Wenn man im Alltagsstil sagt: Diese Frau ist so dick wie eine Litfasssäule (d. h. Anschalgsäule), so ist die Vergleichbasis augenfällig-konkret (der große Umfang); wenn es idiomatisch heißt: Er sieht aus wie sieben Tage Regenwetter, so liegt das Gemeinsame der Vergleichs in einer Gefühlsstimmung: trüb das Wetter, trüb die Stimmung, trüb der Gesichsausdruck. Und doch ist auch dieser Vergleich bildhaft.

1. Nach der pragmatischen Wirkung unterscheidet man:

a)rational präzisierende Vergleiche, d. h. Vergleiche aufgrund direkter (eigentlicher) Bedeutung, mit rationaler, objektiv-präzisierender Aussageabsicht. Sie gehören zweifellos zu den Mitteln der Bildhaftigkeit.

So sagt die Mutter mit Stolz: Mein Sohn ist ebenso groß wie der Vater. Damit stellt sie objektiv und wahrheitsgetreu fest, dass ihr Mann und der Junge von gleicher Größe sind. Rational-präzisierende Vergleiche stecken oft in der eigentlichen Bedeutung adjektivischer und substantivischer Kleinkontexte (Komposita): honigsüß, messerscharf, Kirschenmund, mit Bienenfleiß (arbeiten). Die wissenschaftliche Prosa neigt zu sachlichen Vergleichen. Termini und Fachausdrücke unterschiedlicher Bereiche können objektiv-präzisierende Vergleiche im Bestimmungswort enthalten. Ein Mantelgesetz ist ein Gesetz, das wie ein Mantel mehrere allgemeine Bestimmungen umfasst, die erst im weiteren durch spezielle Verordnungen geregelt werden; ein gleiches Bild enthält das Synonym Rahmengesetz.

b) metaphorisch-hyperbolische Vergleiche, d. h. Vergleiche aufgrund metaphorischer, uneigentlicher Bedeutung, meist hyperbolisch zugespitzt, emotional und subjektiv bewertend: Du hast ja Nerven wie Stricke, sagt man bewundernd oder je nach der Situation auch gutmütig-spottend zu jemand, der sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt, also zu einem nervenstarken Menschen.

2. Nach der Struktur unterscheidet man:

a)einfache Vergleiche und b) erweiterte Vergleiche.

Die einfachen Vergleiche bestehen aus einer Wortgruppe. Sie werden durch wie, als, als ob eingeleitet: er ist so alt wie du; sie ist älter als mein Bruder; Du tust so, als ob du ein kleines Kind wärest. Als knappste Form des Vergleichs darf man ein Kompositum ansehen, in dem der Vergleich im Bestimmungswort eingeschlossen ist.

Die erweiterten Vergleiche enthalten eine beliebige nähere Bestimmung des Begrifs, mit dem verglichen wird: Alltagssprache ist ein bescheidenes Thema, das sich unter den anderen Vortragsthemen ausnimmt wie ein Dackel in einer Versammlung von Berhardinern. [Trier]

3. Nach der Häufigkeit und Verbreitung unterscheidet man:

a)gemeinsprachliche Vergleiche und b) individuelle (okkasionelle) Vergleiche.

Die gemeinsprachlichen Vergleiche werden überall gebraucht. In der schönen Literatur, in der Publizistik, manchmal auch im Alltagsverkehr stoßen wir oft auf Einmalbildungen: Gerüchte waren wie ein Schwarm Krähen audgeflogen. Der Flug der Krähen gleicht einer Sonate, voll verblichener Akkordeund männlicher Schwermut. [Remarque] Der letzte Vergleich ist auf rein subjektiver Basis aufgebaut, auf individuellen Phantasie- und Gefühlsvorstellungen. Betrachten wir zwei Vergleiche über das Lachen eines Menschen: Er lachte sein sanftes gutturales Lachen, das klang, als gluckste eine Quelle in seiner Brust. – Er lachte wie sechs Truthähne.[Remarque] Das erste Textbeispiel ist mit einem aus dem Leben gegriffenen Bild leicht vorstellbar, das zweite hingegen überrascht durch Unvorhersehbarkeit einer solchen Feststellung und befremdet.

Der stilistische Ausdruckswert der Vergleiche hängt von dem jeweiligen Kontext ab. Die Vergleiche können vom Rational-Präzisierenden über das Hyperbolisch-Emotionale bis zum Irrationalen führen. Die rational-präzisierenden Vergleiche verstärken Konkretheit, Anschaulichkeit der Äußerung, bei metaphorisch-hyperbolischen Vergleichen treten Bildkraft, Expressivität und subjektive Wertung in den Vordergrund. Dieses Stilistikum ist – in eigentlicher oder uneigentlicher Bedeutung – mehr oder weniger in allen Bereichen des gesellscheftlichen Sprachverkehrs verbreitet.

 

 

Metapher

 

Hauptmittel der bildlichen Ausdrucksweise ist die Metapher, eine Erscheinung, die nicht als Einzelwort, sondern als kleines ''Stück Text'' zu verstehen ist. [Riesel, Schendels: 213] Mittel des bildlichen Ausdrucks auf Grund übertragener Bedeutung sind die Tropen und eine der Arten von Tropen ist die Metapher. Unter der Metapher versteht man die Übertragung der Namensbezeichnung von einem Gegenstand auf einen anderen, von einer Erscheinung auf eine andere, unter der Voraussetzung, dass ''eine äußere oder innere Ähnlichkeit … diese Übertragung rechtfertigt.'' [Riesel: 134] Man spricht gewöhnlich über lexikalische und stilistische Metaphern.

1. Lexikalische Metaphern. Die metaphorische Bedeutung kann sich im Verlauf der historischen Entwicklung verfestigen und zu Bedeutungswandel führen, dann spricht man von lexikalischer Metapher: begreifen ursprünglich „anfassen“, „abtasten“, hell der Farbe > hell der Tonart, Fliege > Krawatte. [Ivleva: 62] Nach ihrer Genesis unterscheidet man zwei Arten der Metaphern:

a) die Metaphern, bei denen das Sem der bildlichen Übertragung sich innerhalb einer lexischen Struktur befindet: In diesen Kähnen laufe ich mir die Blasen über Blasen. Kähne ist als Pluraletantum in den Soldatenjargon eingegangen – eine saloppe Bezeichnung für ausgetretene Schuhe. Auch Fremdsprachler, die diese Sonderbedeutung innerhalb der lexischen Struktur von Kahn (Boot) nicht kennen, erraten den Sinn dieser Metapher leicht, weil man sich ja nur durch schlechte Fußbekleidung Blasen laufen kann. Feuer lodert aus seinem Mund, d.h. der Vortragende versetzt das Publikum durch seine leidenschaftlichen Worte in Begeisterung;

b) die Metaphern, bei denen aufgrund emotionaler oder/und rationaler Verrgleichsmöglichkeit ein gemeinsames Merkmal verschiedener lexischer Strukturen semantisch modifiziert wird. Voraussetzung ist hier ein konnotationsreiches tertium comparationis zwischen zwei verschiedenen lexischen Strukturen. In Bechers «Kinderschuhe aus Lublin», dieser Ballade in Form eines poetischen Mahnmals, begegnen wir der leitmotivischen Metapher Sonne in Lublin – einem Modellfall sowohl gezielter Doppelsinnigkeit als auch dichterischer Klarheit: Sonne – Krematoriumsofen. Das gemeinsame Merkmal besteht in der Hitze als lebensspendendes und lebensvernichtendes Element.

Nach der Häufigkeit und Verbreitung unterscheidet man:

a) verblassteMetaphern: Feder als Schreibfeder oder Bestandteil einer Maschine;

b) gemeinsprachliche Metaphern: Die Sirenen heulen bei Feueralarm auf(Vergleichsbasis – Klangart), Am Sonntagmorgen hängen Trauben vonMenschen an den Trittbrettern der Ausflugszüge (Vergleichbasis – Form und Beschaffenheit). Sie werden, zum Unterschied von den verblassten, noch durchweg als bildlicher Ausdruck empfunden, obwohl sich auch bei ihnen der Verblassungsprozess schon mehr oder minder spürbar macht;

c) individuelle Metaphern: Auf deiner Wange steht endgültiger Abschied; An seine Stirn flog ein Spinnennetz von Falten [Strittmatter].

Nach der Struktur unterscheidet man:

a) knappe Metaphern: Angst flatterte in seinem Gesicht;

b) erweiterte Metaphern: Er rührte an den Schlaf der Welt mit Worten, die wurden Maschinen, wurden Traktoren, Häuser, Bohrtürme und Minen …;

c) ausgebaute/geschlossene Metaphern: Der eine war ihr zu dick. «Das Weinfass!» sprach sie … Der vierte zu blass, «Der bleiche Tod!», der fünfte zu rot, «Der Zinshahn!», der sechste war nicht gerad genug, «Grünes Holz, hinterm Ofen getrocknet!» [Märchen «König Drosselbart»]

Die Metapher kommt in allen funktionalen Stilen in stärkerer oder geringerer Frequenz vor. In der schönen Literatur ruft sie ästhetische Wirkung hervor, in der Publizistik – hauptsächlich Appell, in der Alltagsrede – Eindringlichkeit, Humor und Spott. In der Wissenschaft dient sie teils zur Benennung neuer Denotate, teils zur Veranschaulichung und Verlebendigung der Darstellung: Die Tunnels wurden nach der Maulwurfmethode gebohrt.

Als besondere Abarten der Metapher gelten Personifizierung, Entpersonifizierung, Synästhesie, Allegorie und Symbol (gleichfalls individuell oder gemeinsprachlich).

Die Personifizierung (Personifikation, Verlebendigung) ist die Übertragung menschlicher Eigenschaften, Merkmale und Handlungen auf tierische und pflanzliche Organismen sowie auf Nichtlebewesen, d.h. die Übertragung von Eigenschaften eines Lebewesens auf ein unbelebtes Wesen: die Uhr schlägt, der Berg mit ruhigem Herzklopfen, die Blumen flüstern zärtlich, der Wind singt.

Die Entpersonifizierung erfolgt mit Hilfe des sächlichen Geschlechts, da es vor allem mit dem Begriff der Geschlechtslosigkeit verknüpft ist: Doch zur Sache , es begann ein neuer Tag, die übliche Maskerade, und was da aus dem Bette kommt, gelb, mit Zahnbelang, Träume unter der Haut und drüber das Nachthemd, das alles verkleidet sich rasch, färbt sich, rasiert sich, und am Ende bei einer Tasse Kaffee sitzt da ein junger Mann, sauber und breit … [Geißler]. Borchert gibt das Gespräch zwischen dem Polizeibeamten und dem Fabrikwächter wieder: Und vom Schreibtisch her wehte es wieder samtweich und verschlafen auf ihn zu[Borchert 1]. Die Entpersonifizierung bedeutet auch die Versächlichung des Menschen: der Mann bellt, die Frau zwitscherte, Der Junge spitzt die Ohren.

Allegorie – eine besondere Form der Personifizierung. Es handelt sich um körperhafte Verbildlichung von Ideen und abstrakten Begriffen, von Naturgeschehen und Naturgewalten (meist Verlebendigung in Menschengestalt). Manche traditionellen Allegorien sind tief in der deutschen Sprache verankert. Die Sorge wird als graue weibliche Schattengestalt dargestellt, die sich am Bett des Schlafenden niederlässt – Frau Sorge „ãîñïîæà çàáîòà“. Der Tod erscheint als Sensenmann, in der Volksdichtung gewöhnlich als Gevatter Tod genannt. Der Frühling ist ein lieblicher Jüngling oder Freund Lenz. Der Winter wird als alter Mann, die Sonne als Frau dargestellt (im österreichischen Volksbrauch mit dem konkreten Namen «Liesl» angerufen: die Liesl scheint). In verschiedenen Sprachen bestehen oft verschiedene Personifikationen, z.B. im Russischen: der Tod – eine alte Sensenfràu „æåíùèíà ñ êîñîé, ñòàðàÿ ñ êîñîé – ñìåðòü ( â îáðàçå ñêåëåòà ñ êîñîé)“, der Frühling – ein liebliches Mädchen „âåñíà-êðàñà“. Dies steht natürlich im Zusammenhang mit dem grammatischen Geschlecht der Substantive.

Als Beispiel interessanter, individueller Allegorien sei ein Gedicht von Bertolt Brecht genannt: «Der anachronistische Zug» oder «Freiheit und Democracy». Hier erscheinen, handeln und sprechen sechs allegorische Gestalten, die Plagen der Hitlerzeit: Unterdrückung, Aussatz, Betrug, Dummheit, Mord und Raub.

Der Ausgangspunkt der Allegorisierung ist also ein abstrakter Begriff oder eine verallgemeinerte Vorstellung, für die der Sender eine konkrete Einkleidung gesucht und gefunden hat. Im Gegenstaz zur Allegorie bildet den Ausgangspunkt zur Entstehung des Symbols ein Gegenstand, eine Pflanze, ein Tier, seltener ein Mensch. Es können auch reale Vorgänge aus dem Leben der Gesellscheft als Basis des Symbols benutzt werden: Die Erde reist durch den Weltraum. Der Mensch sendet eiserne Tauben aus und harrt ungeduldig ihrer Heimkehr. Er wartet auf ein Ölblatt von Brüdern auf anderen Sternen. [Strittmatter 2] Die eisernen Tauben sind Flugkörper, die zu friedlichen (auch zu militärischen) Zwecken in den Kosmos vorstoßen. Diese individuelle Verbildlichung ist aus dem Kontext eindeutig verständlich; dasselbe gilt für das alte gemeinsprachliche Symbol: Ölblatt als Zeichen des Friedens. Gemeinsprachlich, daher allgemeinverständlich und allgemeingebräuchlich, sind beispielweise Symbole, die durch Nennung konkreter Pflanzen impliziert werden: die Lilie ist das Sinnbild für Sanftmut und Unschuld, das Veilchen für Bescheidenheit, die Rose für Schönheit.

Die nächste Abart der Metapher ist die Synästhesie (griech.: Zusammenempfindung). Darunter versteht man die Verbindung von zwei verschiedenen Sinnesempfindungen, wobei eine von ihnen übertragene Bedeutung annimmt: seidene Stimme. Hier wird die Vorstellung durch Tast- und Gehörsempfindungen gebildet (Vergleichsbasis: Weichheit). In der Synästhesie kann eine beliebige Vereinigung von Sehen, Hören, Schmecken, Riechen und Tasten vor sich gehen: helle/dunkle Töne, giftige/kalte/warme Farben; duftende Stimme.

Die funktionale Metapher ist die Übertragung auf Grund der Ähnlichkeit der inneren und äußeren Merkmale wie Form (Reihe – Schlange), Größe (ein Berg Papier), Farbe (Kommunist – der Rote, Mitglied von Greenpeace – der Grüne), Funktion (Tischbeine – Stützen), Eigenschaften (eine giftige FrauSchlange).

 

 

Metonymien

Die Metonymie ist die Übertragung aufgrund räumlicher, zeitlicher, stofflicher und logischer Beziehungen. Hauptkriterium dieses Stilistikums ist nicht, wie bei der Metapher, die semantische Gleichsetzung zweier Begriffe aufgrund einer Merkmals- und Namensübertragung, sondern ein Austausch zweier Begriffe aus unterschiedlichen Sinnbereichen.

Die Vertauschung zweier Wörter aus verschiedenen Begriffsbezirken beruht:

1. auf einem Raumverhältnis: Die ganze Universität kam zur Jubiläumsfeier. (anstatt: alle Professoren und Studenten kamen …). Am Sonntag zieht die ganze Stadt ins Freie (anstatt: die Einwohner der Stadt);

2. auf einem Zeitverhältnis: Das Zeitalter der Technik fordert… (anstatt: die Menschen dieses Zeitalters);

3. auf einem Stoffverhältnis: Traube anstatt Wein, Stahl anstatt Dolch;

4. auf einem Kausalverhältnis: Zunge anstatt Sprache, Hand anstatt Handschrift /Übertragung vom Mittel auf das Ergebnis;

5. auf einem Symbolverhältnis: Lorbeer anstat Ruhm, Taube anstatt Friede, Herd anstatt Haus.

Der häufigste Fall von Metonymie beruht jedoch

6. auf einem Quantitätsverhältnis und führt einen besonderen Namen: Synekdoche (griech.: Mitverstehen). Die Synekdoche erscheint in mehreren Variationen. So wird anstelle des Ganzen ein wichtiger oder auffalender Teil genannt, daher die Bezeichnung «Teil für das Ganze» (pars pro toto): Mein Fuß (anstatt: ich) betritt nicht mehr diese Schwelle. Die Menge zählte tausend Köpfe (anstatt: Menschen). Die Synekdoche kann auch als Mittel zum Spott und Satire gewählt werden: Die Aktentasche eilte durch die Stadt; Bierbauch (ein dicker Mensch). [Riesel, Schendels: 224]

Eine besondere Gruppe der Stilfigur pars pro toto bilden die sog. Bahuvrihi. Es sind Possesivkomposita, die das ganze (gewöhnlich ein Lebewesen) durch einen wesentlichen oder auffalenden Teil charakterisieren: Rotkäppchen, Grünschnabel (junger Allesbesserwisser), Langohr (Esel oder Hase), Teerjacke (Seemann), Glatzkopf, Eierschädel.

Als wichtige Erscheinungsformen der Synekdoche seien noch angeführt die Verwendung von Plural statt Singular: Auch in Moskauer und Leningrader Gebiet wird jetzt die Weirebe gepflanzt (anstatt: die Weinreben).

Und die Nennung des Eigennamens für den Gattungsnamen: ein Mitschurin (für einen Agronomen), ein Paganini, ein Oistrach (für einen Violinvirtuosen).

 

 


Date: 2016-01-03; view: 2655


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