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Mittel zum Ausdruck von Humor und Satire

 

Die Satire ist eine Kunstgattung (Literatur, Karikatur, Film). Sie übt Kritik an Personen, Ereignissen durch Übertreibung, Ironie und (beißenden) Spott. Sie prangert Zustände an und geißelt mit scharfem / sarkastischem Witz.

Der Humor ist die Gabe eines Menschen, den Unzulänglichkeiten der Welt und der Menschen, den Schwierigkeiten und Missgeschicken des Alltags zu begegnen. (Duden - Herkunftswörterbuch). Der Humor ist die Fähigkeit, auch die Schattenseiten des Lebens mit heiterer Gelassenheit und geistiger Überlegenheit zu betrachten. (Wahrig De-De).

Der Doppelsinn verdankt ihren Ursprung der Mehrdeutigkeit des Wortes und der Homonymie, z.B.: „Sie wollen also meine Tochter heiraten? Können Sie denn überhaupt eine Familie unterhalten?“ fragt der Vater besorgt. „Selbstverständlich kann ich das! Ich habe über 100 Videokassetten zu Hause“, antwortet der junge Mann.

Im äsopischen Stil wird der Doppelsinn zur Tarnung verwendet.

 

Das Wortspielberuht auf phonetischer Wirkung, auf Kontamination, z.B.:

- … ich saß neben Salomon Rotschild, und er behandelte mich ganz wie seinesgleichen, ganz familionär. (H. Heine)

- „In Venedig soll es einen sehr guten Ohrenarzt geben. Es stand in der Zeitung.“ – Wie heißt er denn?“ – „Markus Platz. Tausende von Tauben kommen zu ihm täglich.“

 

Das Oxymoron – die scheinbar widersinnige Verbindung von Gegensätzen, deren Vereinigung dennoch wieder eine sinnvolle Ganzheit ergibt. Das Oxymoron formt widersprüchliche Erscheinungen der Wirklichkeit expressiv aus.

- die armen Reichen - junger Greis - kichernde Tränen

 

Das Paradoxon enthält einen Widerspruch in sich:

- Das Billigste ist das Teuerste.

 

Das Zeugma ist die bewusste Vereinigung begrifflich unvereinbarer Wörter. Das wird grammatisch durch gleichartige Satzglieder ausgedrückt. In allen Fällen entstehen Komik und Satire durch die gleichzeitige Realisierung unterschiedlicher lexischer Bedeutungen, z.B.:

- Ich heiße Müller und Sie willkommen.

- Die Stadt Göttingen berühmt durch ihre Würste und Universität(H. Heine)

 

In der Alltagsrede werden, bewusst oder unbewusst, zeugmatische Verbindungen okkasionell erzeugt und weiter verbreitet:

- Na schön, ich bin nicht deiner Meinung, es bleibt mir also nichts übrig, als meine Aktentasche und Abschied von dir zu nehmen.

 

Aufgabe 14. Welche Stilfiguren kommen in folgenden Textauszügen vor und welchen Stilwert haben sie?

 

- Anneliese macht weder Anstalten, mir zu helfen, noch ins Bett zu gehen. Ihre schwarze Jacke hat sie auf den Teppich geschmissen, sich selbst auf das Sofa. (I.Noll. Ladylike.)

 

- Und sie saßen zusammen an Bord der Fähre und sahen auf den Landungssteg hinab. Die große Zeitung hatte für ihre Freundschaftskampagne einen pilzförmigen Stand auf dem Landungssteg errichtet, Gedränge herrschte dort, organisierte Munterkeit und bezahlter Frohsinn; junge, gutaussehende Männer standen herum, adrett gekleidet, schöne Zähne. (S. Lenz. Der Mann im Strom.)



 

- Zum zweiten Mal betreten wir also den Glaspalast, obwohl es inzwischen fast dunkel geworden ist. Luiza zündet viele Kerzen und eine Zigarette an. (I. Noll. Ladylike.)

 

- Der ertse Bürgermeister hatte kaum seinen Wagen verlassen, als eine Autokolonne mit Sirenengeheul auffuhr, alles war abgestimmt, alles war sorgsam berechnet in dieser Stadt – es hatte hier nie an fleißigen Rechnern gefehlt, an blonder Zuverlässigkeit. (S.Lenz. Der Mann im Strom.)

 

- Über Politik haben wir lange nicht geredet. In der zweiten Hälfte der achtziger Jahre war die Welt zur Ruhe gekommen. Der Osten war immer noch der Osten, aber war alt geworden, müder und weiser, und der Westen, der nichts mehr befürchten und beweisen musste, war satt und heiter. Was gab es über Politik zu reden? (B.Schlink. Der Seitenspring.)

 

- Sven merkte, dass mit Paula etwas nicht stimmte, und bemühte sich um sie. Er wurde aufmerksam, zugewandt, zärtlich … (ebenda)

 

- Auf einmal stimmte die Welt. Weil die Architektur für ihn nicht mehr alles war, konnte er sie spielerischer betreiben. Weil er sich schon durch den Erfolg als Architekt bewiesen hatte, musste er sich nicht mehr durch den Erfolg als Maler beweisen. (B. Schlink. Zuckererbsen.)

 

- Er sagte sich alles, was in einer solchen Situation zu sagen ist. Dass es doch nur einen Zustand zu beenden gelte, der unerträglich geworden sei. Dass er, wenn er nicht wirklich bei Veronika bleiben wolle, sie auch nicht länger halten, sondern sie gehen und ihr Leben leben lassen solle. Dass ein Ende mit Schrecken besser sei als ein Schrecken ohne Ende. (ebenda)

 

- Dann entschloss er sich, vor dem Schwierigerem das Leichtere zu tun, am Leichteren das Schwierigere zu lernen und zuerst die Beziehung mit Helga zu beenden. (ebenda)

 

-Der genervte Kollege Scherer von der Spurensicherung bemühte sich seine Stimme ruhig zu halten. „Ich habe Feierabend. Oder Feiermorgen. Mein Kleinerer hat die Windpocken, meine Frau hat kein Auge zugetan. Und ehrlich gesagt, mir geht´s auch nicht gut. …“ (C. Schäfer. Im falschen Licht.)

-„Du liebst mich nicht“, schrie sie ihn an.

„Doch“, antwortete er ruhig, „bloß nicht so, wie du es gewohnt bist. Du glaubst nur demjenigen, der dir Gewalt antut. Du willst das große Drama mit Blut und Tränen.“

„Blödsinn. Nur ein bisschen mehr Leidenschaft.“

„Die Leiden schafft“, sagte er. Wenn sie seine Teller an die Wand warf, addierte er nur leise lächelnd den Preis. Sie hätte ihn gern geschlagen, einen Funken Leidenschaft aus ihm herausgeprügelt, einen Hauch Wahnsinn nur, eine Spur von Gefahr. … (D.Dörrie. Frauen allein in Hotelzimmern.)

 

Aufgabe 15. Lesen Sie die folgenden Auszüge aus dem Artikel von Georgeta Vancea „Humor in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“ (In: LiLi Jg. 30 2000 Heft 119; Seiten 133 - 147).

 

… In den letzten Jahrzehnten, symptomatisch in den achtziger Jahren, wird die Komik aufgewertet, in den neunziger Jahren merkt man eine auffallende Renaissance des heiteren, unterhaltsamen Erzählens, vor allem bei jungen Autoren, die mit humorvoll-ironischem Erzähldiktus eine neue epische Leichtigkeit repräsentieren und mit erquickenden Impulsen Literatur als Spielraum bewältigen. Diese Revitalisierung der literarischen Potenz des Komischen, die an bekannte Namen der Gegenwart wie Ernst Jandl, Robert Gernhardt und Eckhard Henscheid, aber auch der Vergangenheit wie Heine, Nestroy, Wilhelm Busch oder Kurt Tucholsky anzuknüpfen ist, macht es sinnvoll, auf ein paar Oasen des leichten Herzens in der jüngsten deutschsprachigen Literatur zu verweisen., erstens um einzusehen, dass nicht alles Deutsche schwer verdaulich ist, zweitens um eine aktuelle Tendenz wahrzunehmen und näher zu betrachten, nämlich

welche Themen, Nuancen und Funktionen und welche literarischen Erscheinungsformen dem Komischen als Anlass zum Lachen und dem Humor als lächelnd distanzierte Haltung in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur eigen sind … Komik ist ein duales Phänomen …

Einerseits ist Lachen eine universal anthropologische Konstante, emotionell und intellektuell, interkulturell vermittelbar und gattungsübergreifend; andererseits ist Komik ein relationales Kontextphänomen, durch Anspielungen auf Vorwissen und Normen angewiesen und kulturell verankert, personen- und zeitgebunden. …

Moden und Trends sind Zielscheibe eines virtuos-intellektuellen, kritischen Humors bei den „Leistungskomikern“ der „Neuen Frankfurter Schule“ – Eckard Henscheid und Robert Gernhardt. Sie schlagen einen besonderen Ton an, witzig, selbstironisch und parodistisch, im Sinne Tucholskys, Wilhelm Buschs, Karl Valentins und Arno Schmidts. Äußerst prägnant ist der Sprachhumor als anarchisches Mittel der Verletzung von Normen, die Sprachkritik als Gesellschaftskritik. Mit verbaler Kreativität werden Zitate oder Redewendungen durch Wortwitz umgestellt, der scheinbare Unsinn ergibt unerwartet neuen Sinn, produziert und ironisiert Ungereimtheiten und Absurditäten. […]

Die Einsamkeit und Ausgesetztheit des „Ich“ behandelt Patrick Süskind in der Novelle Die Geschichte von Herrn Sommer (1991) und seinem dramatischen Dialog Der Kontrabass (1984) mit einem zärtlichen, melancholischen Humor an der Grenze zum Traurigen und zum Schmerz: etwa die Klavierstunde, wo der verzweifelte Junge versucht, die Fis-Taste mit dem Rotzpopel zu vermeiden, sein Entschluss, dem Mädchen seiner Träume eines seiner wertvollsten Besitztümer zu schenken, nämlich einen Schraubenzieher; oder der Kontrabass-Spieler, der an seiner Anonymität im Orchester und im Leben leidet und uns auf der Kippe hält zwischen Lachen und Weinen, so durch seinen verzweifelten Einfall, mitten in einem Galakonzert mit Prominenz den Namen seiner geheimen Liebe, der begabten und umschwärmten Sopranistin, aufzuschreien, um ein einziges mal im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. …

Seit Aristoteles´ Poetik ist die Harmlosigkeit als Bedingung des Komischen zu einem Leitsatz geworden. Das, worüber wir lachen, muss schmerzlos und unschädlich sein – „turpitudo sine dolore “. Laut Platon und Aristoteles verschwindet die Komik, wenn es um bedrohliche Laster und Schlechtigkeiten geht. … Doch das Komische in der Moderne entspricht nicht mehr diesem Kriterium, sondern eher dem, was von Kant und Schopenhauer bis heute als Quelle aller Komik gilt: eine überraschende Inkongruenz, eine Kollision mit Normen und Erwartungen…. Die Tendenz zur ernsthaften, tragischen oder grotesken Komik und zum innerlichen, tiefgehenden, sogar schwarzen Humor kommt in der deutschsprachigen Literatur oft vor, u.A. bei Kleist, Grabbe, Büchner, Heine, im Wiener Surrealismus, in Brechts epischem Theater, in den tragischen Farcen und Komödien Dürrenmatts. … Lachen und Grauen greifen oft ineinander und potenzieren das provokative Kontrastmoment des Komischen. ...

 

Aufgabe 16. Berichten Sie darüber, worum es sich im Textauszug (Aufgabe 15) handelt. Beachten Sie dabei die folgenden Fragen.

 

1. Wann merkte man nach der Meinung von Georgeta Vancea eine auffallende Renaissance des heiteren, unterhaltsamen Erzählens?

2. An welche Namen ist diese Revitalisierung der literarischen Potenz des Komischen anzuknüpfen?

3. Erläutern Sie den Ausdruck „ein paar Oasen des leichten Herzens in

der jüngsten deutschsprachigen Literatur“. Aus welchem Grund macht es nach der Meinung von Georgeta Vancea sinnvoll, auf ein paar Oasen des leichten Herzens in der jüngsten deutschsprachigen Literatur zu verweisen?

4. Worauf deutet Georgeta Vancea an, wenn sie schreibt „ …, dass nicht alles Deutsche schwer verdaulich ist, …“?

5. Worin besteht ein duales Phänomen der Komik?

6. Im Artikel werden Moden und Trends als Zielscheibe eines virtuos-intellektuellen, kritischen Humors bezeichnet. Welche weiteren Themen gelten Ihrer Meinung nach als Zielscheibe des Humors?

7. Warum ist die Harmlosigkeit als Bedingung des Komischen zu betrachten?

8. In welchen Werken (nicht nur der deutschsprachigen Literatur) kommt die Tendenz zur ernsthaften, tragischen oder grotesken Komik und zum innerlichen, tiefgehenden, sogar schwarzen Humor vor?


Date: 2016-01-03; view: 3231


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Aufgabe 13. Welche lexisch-grammatischen Stilfiguren kommen in folgenden Textauszügen vor und welchen Stilwert haben sie? | Die treffende Wortwahl als Mittel der Bildhaftigkeit
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