Moderne ist ein Epochenbegriff

In der (deutschen [bzw. deutschsprachigen?]) Literatur wird der Begriff der Moderne auf die Literatur des 20. Jahrhunderts angewandt, also auf die Zeit seit dem Durchbruch der Moderne mit dem Epochenumbruch 1900 bzw. dem Epochenumbruch 19./20. Jh.

Wichtige Autoren und Werke: Alfred Döblin, "Berlin Alexanderplatz" (1929), Hermann Hesse, "Der Steppenwolf" (койот) (1927), Franz Kafka, "Der Prozess" (1925), Thomas Mann "Buddenbrooks" (1901), "Der Zauberberg" (1924),Rainer Maria Rilke, "Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge" (1910)

Im Frühjahr 1907 tauchen in dem kleinen Ort am Jadebusen fünf junge Männer aus Berlin auf. Einer von ihnen ist Erich Heckel, der zwei Jahre zuvor mit Karl Schmidt-Rottluff, Ernst Ludwig Kirchner und Fritz Bleyl, die Künstlergemeinschaft "Die Brücke" gegründet hat. Auf dem Lande finden sie ihre malerische Sprache. Der junge Erich Heckel entdeckt in Dangast die freie Natur als Atelier und setzt seine Eindrücke in Farben und Formen um, die mit den Gesetzen der Kunstakademie brechen. Die herbe Landschaft und der unendliche Himmel über dem Jadebusen inspirieren die jungen Berliner Maler täglich aufs Neue. In den Folgejahren entstehen hier die bedeutendsten Werke der "Brücke-Maler".

In Hannover gründet der Erfinder der Schellackplatte, Emil Berliner, die Deutsche Grammophon Gesellschaft. Sie ist die erste Schallplattenfabrik der Welt. Von nun an ist es möglich, Schallplatten in beliebiger Stückzahl zu pressen. Emil Berliner sieht den Zweck seiner Erfindung in der Vermarktung von Musikaufzeichnungen. Grammophone und Schellackplatten sorgen in Cafés und Ausflugslokalen für eine neue Art der musikalischen Unterhaltung.

Man könnte dem Klischee glauben, gäbe es nicht diesen in Wien lebenden, 1970 in Hamburg geborenen Schriftsteller und Historiker, der in Oxford studierte und in Paris gearbeitet hat. Philipp Blom eröffnet wunderbar andere Perspektiven auf die Jahre zwischen 1900 und dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914. Blom schreibt keine politische Geschichte, keine schwerblütige Chronik. Er zelebriert, erfrischend in Sprache und Stil, eine Geschichte über die Mentalität jener Tage. Es ist ein faszinierender Blick auf die von dramatischen Umwälzungen in Lebensart, Kultur und Technik vibrierende Zeit. Blom öffnet die Augen.

Und wie diese rasende Modernität geprägt wird vom vital erwachenden Selbstbewusstsein der Frauen. Es blüht die Frauenrechtsbewegung, Frauen geben sich betont unabhängig, werden berühmt. Marie Curie hat Nobelpreise bekommen, die Romane von Colette gelten als literarische Sensationen. Das moderne Medium Kino bringt einen neuen Typus hervor: den Star. Das Volk liebt Sarah Bernhardt, die „göttliche Sarah”, samt ihrer Marotten, zuweilen im Sarg zu schlafen sowie einen Baby-Alligator zu halten, der allerdings sein Leben aushaucht, als er zu viel Champagner bekommt.

Ein Rausch erfasst die westliche Welt. Tempo ist die Droge der Zeit. Rennfahrer und kühne Piloten werden als Volkshelden in den Gazetten gefeiert. 1903 stellt ein Elektro-Triebwagen mit 210,3 km/h einen Weltrekord auf – niemals zuvor bewegte sich der Mensch schneller. Und: Kein europäisches Land stand stärker im Bann der Geschwindigkeit als Deutschland, dessen Technologien die Welt anführten. Neue Kunstströmungen sind entstanden: Symbolismus, Neue Sachlichkeit und Avangarde, Naturalismus und Expressionismus.

Date: 2016-01-03; view: 790