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Herkunft der Umlautbuchstaben und des Eszett

Die Umlautbuchstaben (ä, ö und ü) entstanden aus der Kombination des jeweiligen lat-einischen Buchstaben (also a, o und u) mit einem den Umlaut anzeigenden e. Diese Markierung wurde zunächst (bis zum 15. Jahrhundert) nur fakultativ verwendet – der Buchstabe u konnte sowohl u wie ü bedeuten. Ein e oder i konnte jedoch zur Unterscheidung seit etwa dem 13. Jahrhundert über den Buchstaben gesetzt werden, seltener auch hinter den umgelauteten Buchstaben. Dieses kleine „e“ sieht in handschriftlicher Schrift spätestens im 15. Jahrhundert wie zwei senkrechte Striche aus, aus denen schließlich die zwei heute häufig verwendeten Punkte wurden. Einige Schriftarten verwenden immer noch die senkrechten Striche für die Umlautbuchstaben. Die Umlautbuchstaben werden heute auch in zahlreichen anderen Sprachen verwendet.

Das ß, das auch als scharfes s bekannt ist, ist ursprünglich eine Ligatur aus dem langen ſ (s) und entweder dem runden s oder dem z in den spätmittelalterlichen Bastarden und der neu-zeitlichen Frakturschrift. Ab etwa dem Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Antiqua auch in deutschsprachigen Ländern gebräuchlicher. Damals enthielten die meisten Antiqua-Schriften keine Buchstaben für das ß, Drucke aus dem 19. Jahrhundert sind daher oftmals ohne ß gesetzt. Bei der Orthographischen Konferenz von 1901 wurde festgelegt, dass die Schriftgießereien in Zukunft ihre Antiqua-Schriften mit der Letter ß zu liefern hätten und für vorhandene Schriften ein ß nachzuliefern sei.

In Versalschrift wird ersatzweise SS oder (seltener) SZ geschrieben. Für amtliche Dokumente und Formulare ist in Versal geschriebenen Namen jedoch zur Unterscheidung ein ß zu schreiben. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Schaffung eines Großbuchstaben Versal-ß diskutiert, von den bestehenden Entwürfen hat sich aber keiner durchgesetzt. Am 4. April 2008 wurde jedoch das große ß in den Unicode-Standard Version 5.1 als „U+1E9E“ (ẞ) aufgenommen. Verwendung des Versal-Eszett ist für amtliche geografische Namen verbindlich. Das lange s (ſ) wurde auch in der Antiqua gelegentlich gesetzt, es findet sich beispielsweise noch im Leipziger Duden von 1951.

In der deutschen Schreibschrift sind ſ und h einander sehr ähnlich (h hat in der Unterlänge eine Schleife, ſ nicht), speziell bei schwungvoller Schreibweise sind diese Buchstaben leicht zu verwechseln. Hieraus erklärt sich ein typischer Fehler, der bei der Übertragung von Eigennamen von deutscher Schrift in lateinische Schrift vorgekommen ist: So manche Familie Weiſs heißt heute Weihs. Die Bezeichnung scharfes s bedeutet eigentlich stimmloses s. Nach der Abschaff-ung der Schlussbuchstabigkeit des ß steht der Buchstabe heute (außer in Namen) nach Langvokal und Diphthong und bezeichnet dort ein stimmloses s.



Deutsche Schrift

Die Bezeichnung deutsche Schrift (ital. lettera tedesca) wird entweder als Sammel-begriff für einige gebrochene Schriften verwendet, mit denen vom 16. bis 20. Jahrhundert deutsche Sprache bevorzugt geschrieben und gedruckt wurde, oder dient als Name einer dieser Schriften. In Bezug auf Schreibschriften wird auch die Bezeichnung deutsche Schreibschrift, je nach Zusammenhang sowohl als Sammelbegriff als auch als Einzelname verwendet. Um ihre offizielle Verwendung in deutschen Behörden und Schullehrplänen wurde ein jahrzehntelanger Antiqua-Fraktur-Streit geführt, indem die Antiqua (auch eingedeutscht Altschrift) die gewohnte deutsche Schrift (unter anderem die häufig gedruckte Fraktur) schließlich ablöste. Um deutlich zu machen, dass die Schriftformen nicht ausschließlich in Deutschland in Gebrauch waren, wur-de in der paläografischen Diskussion auch der Begriff neugotische Schrift vorgeschlagen. Alltagssprachlich werden manche dieser Schriftarten heute auch als alte deutsche Schrift oder altdeutsche Schrift bezeichnet. Mit deutscher Schrift sind je nach Zusammenhang meist eine oder mehrere dieser Schriftarten gemeint.

Ÿ Druckschriften:

ž Schwabacher − Im 15. und frühen 16. Jahrhundert die vorherrschende Druckschrift im deutschsprachigen Raum.

ž Fraktur − Mitte des 16. bis Anfang des 20. Jahrhunderts die meistbenutzte Druck-schrift im deutschsprachigen Raum. Mehrmals offizielle Amtsschrift für Druck-sachen im Deutschen Reich.

Außer diesen Druckschriften in ihren verschiedenen Varianten gegebenenfalls noch weitere.

Ÿ Schreibschriften:

ž Deutsche Kanzleischrift − Bis ins 19. Jahrhundert gebräuchlich für amtliche Schriftstücke.

ž Deutsche Kurrentschrift − Verkehrsschrift im 18. und 19. Jahrhundert.

ž Sütterlinschrift − Schulausgangsschrift in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahr-hunderts.

ž Deutsche Volksschrift − Schulausgangsschrift 1935 bis 1941.

ž Offenbacher Schrift − Wurde nach 1945 an einigen deutschen Schulen als zweite Schreibschrift gelehrt.

Schwabacher

Die Schwabacher, auch Schwabacher Schrift oder Alte Schwabacher Schrift, ist eine Schrift aus der Gruppe der gebrochenen Schriften. Sie entstand im 15. Jahrhundert und ist derber, offener und breitlaufender als die gotische Textur. Die Schwabacher war vom späten 15. Jahrhundert bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts die vorherrschende deutsche Schrift. Sie wurde dann von der Fraktur weitgehend verdrängt, blieb aber bis ins 20. Jahrhundert populär.

Die Herkunft des Namens „Schwabacher“ ist umstritten. Zur Entstehungszeit gab es im fränkischen Schwabach keine Druckerei. Es ist auch kein Schriftschneider dieses Namens bekannt. Vermutlich ist der Name auf die vom Konvent zu Schwabach 1529 beschlossenen Schwabacher Artikel zurückzuführen, die 1530 Eingang in die Confessio Augustana der Protes-tanten fanden. „Schwabacher“ wäre also eine Verkürzung für „Schrift der Schwabacher Artikel“.

Die Schwabacher Schrift wurde vermutlich zuerst von Johannes Bäumler in einem Augs-burger Wiegendruck vom Jahre 1472 verwendet. Seit 1485 wurde sie in Nürnberg benutzt. Um das Jahr 1490 benutzt sie Anton Koberger für die Schedelsche Weltchronik und Albrecht Dürer 1498 für die Dürersche Apokalypse. Während die lateinischen Gutenberg-Bibeln in der tradit-ionellen Textur gesetzt waren, wurden für viele Ausgaben der Lutherbibel (1522) und auch deren Raubdrucke die Schwabacher verwendet, so dass diese Schrift im deutschsprachigen Raum über Jahrhunderte vertraut war. Ab dem 16. Jahrhundert wurden deutschsprachige Texte hauptsäch-lich in Fraktur gedruckt. In Fraktur-Texten wurde die Schwabacher bis ins 20. Jahrhundert gerne zur Schriftauszeichnung verwendet. 1941 verboten die Nationalsozialisten die Verwendung ge-brochener Schriften durch Behörden und im Schulunter-richt. Die Schwabacher Schrift und andere in Deutschland häufig verwandte gebrochene Schriften wurden im Normal-schrifterlass als „Schwabacher Judenlettern“ diffamiert. Aus der Entwicklungsgeschichte der Schwabacher Schrift lässt sich diese Bezeichnung nicht erklären; vielmehr dürfte auf dem Höhepunkt des nationalsozialistischen Erober-ungskrieges die internationale Verwendbarkeit der nun-mehr angeordneten Antiqua eines der Motive dieser Ent-scheidung gewesen sein. In der Stadt Schwabach selbst rief diese Bezeichnung Unverständnis hervor.

Die Schwabacher zeichnet sich durch eine im Ver-gleich zur Fraktur oder Textur starke Rundung (Formen) der Buchstaben aus. So ist das kleine o beidseitig rund, während es in der Textur beidseitig eckig und in der Frak-tur halb rund und halb eckig ist. Weitere typische Buch-staben sind das oben gekreuzte kleine g und das große H. Aber auch bei ihr wechseln sich Rundungen mit scharfen Kanten ab, so dass sie zu Recht zu den gebrochenen Schriften gezählt wird. Die Schwabacher Schrift gilt als kräftige, volkstümliche Schrift.

Fraktur

Die Fraktur ist eine Schriftart aus der Gruppe der gebrochenen Schriften. Sie war von Mitte des 16. bis Anfang des 20. Jahrhunderts die meistbenutzte Druckschrift im deutsch-sprachigen Raum, in Konkurrenz zur Antiqua auch im dänischsprachigen. Im weiteren Sinne schließt der Sammelbegriff Frakturschriften auch verwandte Schriften wie Textur und Schwabacher mit ein.

Beispiel für die Breitkopf-Fraktur

Die Entstehung der Frakturtype am Anfang des 16. Jahrhunderts ist eng verbunden mit Kaiser Maximilian I. Wer genau die Fraktur geschaffen hat, ist aber bis heute nicht eindeutig geklärt, da die Formen der Type auch in handschriftlichen Urkunden aus dem Umfeld der Wiener Universität und in Nürnberg nachweisbar sind. In Frage kommt unter anderem Vinzenz Rockner, ein Sekretär von Maximilian I., der den Druck des Gebetbuches (siehe unten) über-wachte und die handschriftlichen Vorlagen für die Drucklettern lieferte. Unklar bleibt, ob er diese Vorlage auch selbst entworfen hat. Der zweite mögliche Urheber ist der Mönch und Schreiber Leonhard Wagner, der bereits am Ende des 15. Jahrhunderts eine entsprechende Schriftart entwickelte, die aber in der Bibliothek seines Klosters verblieb, so dass unklar ist, wie bekannt diese Handschrift war. Die erste Frakturschrift für den Buchdruck wurde bereits 1513 von Hans Schönsperger in Augsburg entworfen und (unter anderen) im von Albrecht Dürer illustrierten Gebetbuch verwendet. Als zweite wichtige Anwendung der Fraktur im Druck gilt der 1517 in Nürnberg gedruckte „Theuerdank“. Ihre ästhetische Vollendung erfuhr sie durch Schriftschneider im 18. Jahrhundert wie G. I. Breitkopf und J. F. Unger.

Die Fraktur hat sich, ähnlich wie die Antiqua, im Laufe der Zeit unter dem Einfluss des Zeitgeistes angepasst und verändert. Es lassen sich folgende wichtige Formen der Fraktur unter-scheiden:

Ÿ Renaissance-Fraktur: Theuerdank-Fraktur

Ÿ Barock-Fraktur: Breitkopf-Fraktur

Ÿ Klassizistische Fraktur: Unger-Fraktur, Walbaum-Fraktur

Im Laufe der Geschichte haben sich einige Grundregeln bei der Verwendung von ge-brochenen Schriften durchgesetzt, die sich vorwiegend im deutschen Sprachraum finden. Hierzu gehören die Verwendung von Ligaturen (auch auf Schreibmaschinen und in der Computer-schrift) und zwei unterschiedliche Formen des Buchstaben s.

In Fraktur ungeübte Leser haben meistens nur mit wenigen Buchstaben Schwierigkeiten. Das lange s (ſ) unterscheidet sich vom f immer durch den ausgesparten kurzen Querbalken auf der rechten Seite, manchmal fehlt auch zur deutlicheren Unterscheidung der linke Querbalken. Das k unterscheidet sich vom t vor allem durch eine kleine Schlaufe rechts oben. Das x unter-scheidet sich vom r nur durch eine offene Schleife am Zeichenfuß. Das y ähnelt dem h, weist aber keine Oberlänge auf und ist im Gegensatz zum v unten offen. Bei den Großbuchstaben ähneln sich B und V, wobei V der schließende innere Querstrich fehlt, genauso wie N im Ver-gleich mit R. Der untere Bogen des G ist bei E nicht geschlossen. I und J haben als Groß-buchstaben meist das gleiche Schriftbild.


Date: 2015-12-24; view: 1319


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