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IV. Die Entwicklung in den 60-80er-Jahren

a) Nach dem Mauerbau 1961 begann für die DDR eine Phase der Konsolidierung. Die Menschen, denen nun die Möglichkeit der Flucht in den Westen als Problemlösung genommen war, begannen sich in ihrer Situation einzurichten. Andererseits warben der Staat und die SED unter Walter Ulbricht (Partei- und Staatschef) verstärkt um die Mitarbeit der Bevölkerung.

Die DDR-Regierung widmete sich nach dem Gewinn der Grenz-Souveränität dem Ausbau ihrer inneren Strukturen. So wurden Modernisierungsmaßnahmen in der Industrie und (im Jahre 1963) das „Neue Ökonomische System“ eingeleitet, d.h. Reformen in der Planung und Leitung der Wirtschaft. Die Selbstständigkeit der Betriebe wurde erweitert, dadurch wollte man die „materielle Interessiertheit“ der Werktätigen wecken und wachsende Konsumwünsche befriedigen. Dank dem Erfolg dieser Reformen stieg die DDR zur zweitstärksten Industriemacht innerhalb des Ostblocks auf. Im Jahre 1965 entstand ein „sozialistisches Bildungssystem“.

In der Gesellschaft entwickelte sich ein gewisser Stolz auf die eigene Leistung. Es begann der Prozess der Identifikation mit dem Staat. Der Staatsfeiertag des 7. Oktober (Gründungstag der DDR) fand damals seine breiteste Zustimmung in der Bevölkerung. Große Erfolge im Sport erregten ein internationales Aufsehen.

Das durch diese Entwicklungen gesteigerte Selbstbewusstsein äußerte sich 1967 im Gesetz über die Einführung einer eigenen Staatsbürgerschaft, die bald einen Pass- und Visa-Zwang zur Folge hatte. In der revidierten Verfassung von 1968 bezeichnete sich die DDR als „sozialistischen Staat deutscher Nation“.

Außenpolitisch versuchte dann die DDR, auf solche Weise erstarkt, sogar der Sowjetunion Konkurrenz unter sozialistischen Staaten zu machen. Die Führung der UdSSR nahm das als Bedrohung auf. Darum wurde W. Ulbricht 1971 von Erich Honecker als Erster Sekretär der SED abgelöst.

b) E. Honecker, seit 1973 auch Vorsitzender im Staatsrat, korrigierte den politischen Kurs der Partei und des Staats den Wünschen aus Moskau entsprechend und konnte so seine Spitzenstellung bis 1989 bewahren.

Innenpolitisch widmete der Staat in der Zeit seine Hauptkraft der Wirtschaftsentwicklung, die der Sozialpolitik zugute kommen sollte. Die Erfolge auf diesem Gebiet waren beachtend. Löhne und Renten wurden erhöht, der Wohnungsbau vorangetrieben. Die Mieten und die Preise für Grundnahrungsmittel sowie für Verkehrsnutzung waren niedrig. Für die Bildung, Freizeitgestaltung und den Gesundheitsdienst wurden erhebliche Mittel bereitgestellt. Aber das Plansystem und die Bürokratisierung lähmten die Wirtschaft. Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Konsumgütern war unregelmäßig und qualitativ schwankend. Die Ursache lag darin, dass die Konsumindustrie weniger als die Schwerindustrie entwickelt wurde. Die ostdeutsche Planwirtschaft hat sich als uneffektiv erwiesen und konnte nun nicht mehr auf die Veränderungen des Weltmarktes und auf die Nachfrage reagieren. Solche Versorgungslage führte zwangsläufig zur Entwicklung der Korruption. Obwohl der Lebensstandard der Bevölkerung im Laufe der 70er- und der 80er-Jahre kontinuierlich stieg, war er niedriger als in der BRD. Der „reale Sozialismus“ konnte seine Versprechungen nicht halten.



Zusammen mit Repressionen im politischen und kulturellen Bereich (Verfolgung, Bestrafung, Ausbürgerung von Andersdenkenden) trug diese Tatsache zur steigenden Unzufriedenheit der ostdeutschen Bürger mit dem Regime und der SED-Diktatur.

Außenpolitisch konnte die DDR in der Ära Honecker seit langem ersehnte Erfolge erzielen, v.a. die Anerkennung ihrer Souveränität außerhalb des Ostblocks. Seit dem deutsch-deutschen Vertrag von 1972 und der Aufnahme in die Vereinten Nationen (UNO) im Jahr 1973 änderte sich das Verhalten der Welt zum ostdeutschen Staat. In den 70er-Jahren nahmen fast alle Staaten der Erde diplomatische Beziehungen zur Deutschen Demokratischen Republik auf.

Gleichzeitig wurde die Abgrenzung zur BRD verschärft. Eine Wiedervereinigung haben die DDR-Politiker bis Ende der 80er-Jahre nicht angestrebt und aufgrund der Verschiedenheit der gesellschaftlichen Systeme für unmöglich gehalten.


Date: 2015-12-24; view: 759


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III. Der Aufbau des Sozialismus in den 50er-Jahren | Das Phonem ist die kleinste bedeutungsunterscheidende Einheit des gesprochenen Wortes.
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