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Lexikalisch-semantischen System

Plan:

1) Allgemeines zum Begriff der Bedeutungsbeziehungen im lexikalischsemantischen System.

2) Paradigmatische Beziehungen im lexikalisch-semantischen System:

à) Synonymische Beziehungen;

á) Hyperonym-hyponymische Beziehungen;

â) Antonymische Beziehungen;

ã) Semantische Felder.

3) Syntagmatische Beziehungen der lexikalischen Einheiten:

à) Allgemeines zum Begriff der syntagmatischen Beziehungen;

â) Die lexikalisch-semantische Kombinierbarkeit.

4.1. Unter System vershteht man ein Ganzes oder eine Menge von Elementen zwischen denen betimmte Beziehungen bestehen. Unter dem lexikalisch-semantischen System ist ein Ganzes von Lexemen zu verstehen, die durch paradigmatische Beziehungen zu einer Einheit verknüpft werden. Das lexikalisch-semantische System ist ein offenes System, weil die Lexik einer Sprache wandelbar ist.

Bei der Beschreibung semantischen Beziehunden der Lexeme im Wortschatz

als System unterscheidet man 5 Grundtypen der Beziehungen:

1) Bedeutungsgleichheit (Identität) von 2 lexikalischen Einheiten:

obwohl = obgleich

Beiffall = Applaus

beginnen = anfangen

2) Bedeutungsähnlichkeit (Synonymie im engeren Sinne):

darstellen – schildern

anstrengen – strapazieren

sich anstrengen – sich bemühen

3) Bedeutungsüberordnung und Bedeutungsunterordnung (Hyperonymie und Hyponymie – Synonymie im weiteren Sinne):

Blume: Rose, Nelke, Kamille

4) Bedeutungsgegensatz (Polarität = Antonymie):

alt↔jung

5) Unvergleichbarkeit:

Papier – Freude

4.2 Paradigmatische Beziehungendefiniert man als Beziehungen der Einheiten, die durch die Relation der Oppositionverbunden sind. Paradigmatische Beziehungen stellen die Beziehungen zwischensolchen Einheiten dar, die in ein und demselben Kontext auftreten können und sich indiesem Kontext gegenseitig bestimmen oder ausschliessen.

Beispiele solcher lexikalisch-semantischien Paradigmen sind:

(1) Mann – Tier

(2) Mann – Frau

(3) Mann – Junge

(4) Mann – Arbeiter

(5) Mann – Fischer

Die fünf lexikalisch-semantischien Paradigmen (1-5), die durch die Relation der Opposition verbunden sind, ermöglichen es, die Semantik des Lexems Mann ohne Kontext zu bestimmen. Ein Lexem kann auf eine solche Weise Element mehrerer lexikalisch-semantischen Paradigmen sein. Das Paradigma (1) charakterisiert das Lexem auf Grund des Merkmals „Art von Lebewesen“, das Paradigma (2) – Geschlecht, (3) – Alter, (4) – Beruf, (5) – Beschäftigung usw. Paradigmatische Beziehungen werden auch durch eine Methode bestimmt, die als Austauschprobe oder Substitution bezeichnet wird (die Ersetzung unterschiedlicher oder synonymischer sprachlicher Einheiten in derselben Umgebung zur Ermittlung der Identität, Variabilität oder Polarität dieser Einheiten).

4.2.1. Als paradigmatische Beziehungen treten synonymische Beziehugen auf. Traditionell definiert man Synonyme als sinngleiche oder sinnverwandte Wörter.

Synonyme sind sprachliche Einheiten oder Strukturen, die sich formal unterscheiden, aber ähnliche oder gleiche Bedeutung haben und deshalb im Kern der Bedeutung übereinstimmen. Synonymie ist die Bezeichnung für die Beziehung zwischen Synonymen.



Bei der Feststellung der Synonymie verwendet man die Explikation der Bedeutung als Sembundel. Bei der Bedeutungsgleichheit sind Lexeme in ihren semantischen Strukturen völlig gleich oder identisch, d.h. es besteht eine völlige Übereinstimmung in Bedeutungselementen oder Semen. Die sprachlichen Einheiten beziehen sich auf dieselbe Erscheinung der objektiven Realität und können in der gleichen Textumgebung füreinander auftreten. Bei einer solchen Bedeutungsidentität der Lexeme entstehen sogenannte absolute Synonyme: beginnen – anfangen. Solche Synonyme sind aber für die Sprache keine typische Erscheinung. Für Synonymie ist nicht die Bedeutungsidentität, sondern die Bedeutungsähnlichkeit relevant (wichtig). Zwei Lexeme sind in ihrem Aufbau aus Semen einander ähnlich, d.h. sie gleichen sich hinsichtlich bestimmter wesentlicher Seme und unterscheiden sich nur in sekundaren Semen, die semantisch konkretisierend, regional, wertendstilistisch u. a. sein konnen:

ansehen- anstarren

das Brötchen- die Semmel

die Frau – das Weib.

Dabei enstehen nicht nur die paarigen Beziehungen, sondern oft Glieder einer ganzen Reihung (synonymische Reihe/Gruppe):

weinen- schluchzen- wimmern. Je nach der Art unterschiedlicher konkretisierender Seme werden die bedeutungsähnlichen Synonyme entsprechend bezeichnet: ideographische Synonyme und stilistische Synonyme.

Betrachten wir die Bedeutungsbeziehungen der Substantive: Lohn- Gehal t- Gage. Sie haben ein gemeinsames Sem – Bezahlung für die geleistete Arbeit. Aber wenn wir über die Bezahlung der Arbeiter sprechen, gebrauchen wir das

Substantiv der Lohn, wenn – über die Bezahlung der Beamten, Angestellten – das

Gehalt, über die Bezahlung der Künstler – die Gage. Ein weiteres differenzierendes Sem dieser Wörter ist das Merkmal „regelmässig“ (monatlich)/” unregelmässig“ bzw. Einzelleistung. Demnach ist das Merkmal „ regelmässig“ den Lexemen Lohn-Gehalt eigen und „ nicht regelmässig“ - dem Lexem Gage.

Die Bedeutungsähnlichkeit der Lexeme Lohn-Gehalt-Gage beruht auf semantischer Differenzierung, ist also ideographisch, deschalb heissen solche Synonyme ideographische Synonyme .

Bedeutungsbeziehungen der semantischen Ähnlichkeit können bei einer grossen Anzahl der Lexeme festgestellt werden. Dabei entstehen synonymische Reihen oder Gruppen.

In der synonymischen Reihe unterscheidet man die Dominante oder das Grundsynonym. Das ist ein solches Lexem, das begrifflich und stilistisch eine Invariante der anderen Glieder der synonymischen Reihe bildet:

laufen-rennen-fliehen-sausen-rasen-sturmen-eilen.

Betrachten wir die Bedeutungsbeziehungen der Lexeme Gesicht, Antlitz, Visage, Fratze. Diese Lexeme haben folgende gemeinsame Bedeutungselemente: „Gegenständlichkeit“, „zum Körperteil gehörend“, „Vorderseite des Kopfes“. Sie unterscheiden sich aber durch wertende (konnotative) Seme: Antlitz – gehört zur gehobenen dichterischen Sprache, Visage und Fratze sind stilistisch als grobe, saloppe, abwertende Lexeme markiert. Die differenzierende Seme, die wertend konnotativ sind, ergeben stilistischeSynonyme.

Im Deutschen gibt es Lexeme, die sich auf dieselbe Erscheinung der Wirklichkeit beziehen, sich aber regional unterscheiden:

Stulle - Bemme (ein belegtes Brot) (norddt., (ostmitteldt., berlinisch, sächsisch).

Schlachter - Metzger

Samstag – Sonnabend.

Diese Bedeutungsbeziehungen werden als territoriale oder regionale Dubletten bezeichnet. Th. Schippan unterscheidet sie von den Synonymen, weil sie ausserhalb ein und demselben System stehen: die Literatursprache ist ein System, die Mundart – ein anderes System.

Man unterscheidet auch kontextuelle Synonyme . Sie beziehen sich auf ein und denselben Denotat, sind aber durch den Kontext bedingt. Im sprachlichen System sind sie keine Synonyme.

Die Ursachen der Entstehung der Synonyme:

1) Durch den Einfluss des fremden Wortgutes (Entlehnungen):

Anschrift – Adresse

Briefumschlag - Kuvert

Fahrkarte - Tiket

Arbeit – Job;

2) Durch den Einfluss der Wortbildung:

das Bild – das Bildnis

der Lauf – das Laufen;

3) Durch die Beeinflussung der Mundarten

Kartoffeln – Erdapfel;

4) Durch euphemistische Umschreibungen

schwanger sein – guter Hoffnung sein

sterben – einschlafen – einschlummern.

Funktionen der Synonyme:

1) Sie dienen zur Variation der sprachlichen Ausdrucks, zur Ausdrucksverstärkung;

2) Sie geben eine zusätzliche Information, indem sie das Gesagte konkretisieren;

3) Sie drücken eine subjektive Bewertung aus, die die Einstellung des Sprechers zum Gegenstand der Rede offenbart.

4.2.2. Hyperonym-hyponymische Beziehungen. Betrachen wir die Bedeutungen der Wörter: Baum – Eiche, Birke, Ahorn. Diese Wörter haben folgende Relation: allgemeines – spezielles oder Gesamtheit – Element. Baum – ist in diesem Fall ein Oberbegriff, ein Hyperonym. Die Bezeichungen von einzelnen Bäumen nennt man Hyponyme. Gleiche Beziehungen haben wir in der fogenden Reihe: Rauchwaren (Pelzwaren) – Hase, Nerz, Zobel, Nutria, Fuchs.

Die Bedeutung des Hyporonyms schliesst die Bedeutungen von Hyponymen ein. Diese Beziehungen nennt man auch Inklusionsbeziehungen. Die Bedeutungen der Hyponyme können auch Bezeichnungen je eines Teils der Bedeutung des Hyporonyms sein. Diese Beziehung nennt man „ Teil von Beziehung.“ z. B: Blume: die Wurzel, der Stengel, das Blatt, die Blüte.

4.2.3 Antonymische Beziehungen. Antonyme sind Wörter mit Gegenbedeutung:

weiss – schwarz; Tag – Nacht.

Die wichtigste Voraussetzung der Antonymie ist das Vorhandensein eines geineinsamen semantischen Kerns, auf dessen Basis die Polarität entsteht.

Tag; Sommer; früh; Nacht; Winter; spät – Zeit;

weiss; hell; schwarz; dunkel – Farbe;

sprechen; redsam; schweigen; wortkarg – Sprechtätigkeit.

Antonymie ist nur bei Spracheinheiten gleicher Wortart denkbar. Man unterscheidet:

a) Kontradiktorische Antonyme. In diesem Fall handelt es sich um einen strengen Gegensatz, um eine logische Negation des gegensätzlichen Begriffs, um logische Gegenüberstellung zwei Begriffe: Sein – Nicht sein; jeder – keiner; Möglichkeit – Unmöglichkeit, einziehen – ausziehen, revolutionär – kontrevolutionär, anzünden – löschen.

b) Kontrare Antonyme. Es geht um 2 Begriffe, die innerhalb eines bestimmten Bewertungssystems als Artbegriffe existieren. Sie schliessen einander unter einem gemeinsamen Gattungsbegriff aus, stellen aber beide positive Gegebenheiten dar:

Maximum- Minimum – Menge;

Gross- klein – Grösse.

c) komplementare Antonyme. Bei diesen Antonymen setzt die Negation eines Begriffs die Behauptung des anderes Begriffs voraus: ledig – nicht ledig = verheiratet. Man unterscheidet lexikalische Antonyme, die von verschiedenen Stammen gebildet werden (Frühling – Herbst, Sonne – Mond) und wortbildende Antonyme, die von gleichen Stammen gebildet werden (schön – unschön; glücklich – unglücklich).

Die Antonymie ist weniger entwickelt als die Synonymie. Die Möglichkeit der Antonymie ist stark gebunden an das Vorhandensein der qualitativen Merkmale, deshalb ist sie in erster Linie bei Adjektiven und mit ihnen in Relation stehenden Substantiven und Verben stark entwickelt.

arm – reich

Armut – Reichtum

sich verarmen – sich bereichern

hell – dunkel

die Helle – die Dunkelheit

hell werden – dunkeln

Semahtishe Felder

Einen weiteren Einblick in die paradigmatischen Bedeutungsbeziehungen im lexikalisch–semantischen System ermöglicht die Wortfeldforschung. Das Wortfeld ist ein lexikalisch–semantisches Paradigma höherer Ordnung als die Synonymgruppe. Der Begriff des Feldes wurde 1924 von G. Ipsen eingeführt. Er verstand darunter eine bestimmte Sinneinheit höherer Ordnung, die sich aus Wörtern bildet. Die Wörter werden dabei nach ihrem Sinngehalt und nicht nach ihrer Enstehung (Etymologie) gruppiert.

Wortfelder sind strukturiert als vielschichtige Gebilde. Den Kern des Feldes bildet ein Hyperonym, ein Oberbegriff, ein neutrales Wort, das ein beliebiges Element des semantischen Feldes ersetzen kann. In der Peripherie liegen stilistsch markierte Wörter und feste Wortkomplexe. Sie enthalten in ihren semantischen Strukturen begrifflich wertende Seme oder Einstellungsseme. Betrachten wir das Wortfeld mit dem Hyperonym bzw. Archilexem Pferd. Pferd ist ein Kernwort, neutral, ersetzbar für alle Glieder des Feldes. Folgende Wörter bilden die Peripherie des Feldes nach den Merkmalen:

1) männlich - weiblich: Hengst, Stute;

2) nichterwachsen: Fullen, Fohlen;

3) Farbe: Schimmel, Apfelschimmel, Rappe, Brauner, Fuchs;

4) Wertung: positiv – Ross(poetisch), negativ – Gaul, Klepper, Mahre;

5) Gangart: Renner, Passgänger.

Das andere Wortfeld bzw. lexikalisch-phraseologische Feld bildet das Verb tadeln als Hyperonym mit folgenden ihm untergeordneten synonymischen Verben und phraseologischen Redewengungen: schimpfen, schreien, ermahnen, den Kopf waschen, abstauben, aus den Lumpen schütteln.


Date: 2015-12-17; view: 4104


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