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Paradigmatische Beziehungen im lexikalisch-semantischen System

Unter Paradigmatikist die Gesamtheit der paradigmatischen Beziehungen der Elemente einer Sprache zu verstehen. Das ist die Betrachtung sprachlicher Einheiten als Elemente des Sprachsystems.

In der strukturellen Semantik werden die paradigmatischen Beziehungen definierterstensals Beziehungen der Einheiten, die durch die Relation der Opposition verbunden sind. Paradigmatische Beziehungen stellen in diesem Fall Beziehungen zwischen Einheiten dar, die in ein und demselben Kontext auftreten können und sich in diesem Kontext gegenseitig bestimmen oder ausschließen. Beispiele solcher lexikalisch-semantischen Paradigmen sind:

 

1.Mann–Tier

2.Mann–Frau

3.Mann–Junge

4.Mann–Arbeiter

5.Mann–Offizier

 

Die fünf lexikalisch-semantischen Paradigmen, die durch die Relation der Opposition verbunden sind, ermöglichen es, die Semantik des Lexems «Mann» ohne Kontext zu bestimmen. Ein Lexem kann auf eine solche Weise Element mehrerer lexikalisch-semantischer Paradigmen sein, wobei die Paradigmen hierarchisch strukturiert sind. Das Paradigma 1 charakterisiert das Lexem auf Grund des Merkmals Art von Lebewesen, das Paradigma 2 – Geschlecht, 3 – Alter, 4, 5 – Beruf, Beschäftigung usw.

Paradigmatische Beziehungen werden ferner bestimmt durch ein Verfahren, das als Substitution oder Austauschprobe bezeichnet wird. Die Substitution ist die Ersetzung unterschiedlicher oder synonymischer sprachlicher Einheiten in derselben Umgebung zur Ermittlung der Identität oder Variabilität derselben.

Synonymie (im engeren Sinne)

 

In der traditionellen Bedeutungslehre sind Synonyme definiert als sinngleiche oder sinnverwandte Wörter.

Die Bedeutungsgleichheit und Bedeutungsähnlichkeit besteht in folgendem:

Bei einer Bedeutungsidentität der Lexeme entstehen die sog. absolutenSynonyme, wie sie in der traditionellen Lexikologie bezeichnet wurden: Beifall = Applaus; obgleich = obschon. Solche Synonyme sind aber in einer jeden Sprache und auch im Deutschen keine typische Erscheinung, denn sogar die synonymischen Dubletten vom Typ Telefon-Fernsprecher, Auto-Kraftwagen, importieren-einführen u.ä., d.h. Dubletten, die sich durch die puristische Tätigkeit in der Geschichte der deutschen Sprache durchgesetzt haben, sind nicht austauschbar, obgleich sie sich auf einen Gegenstand der realen Wirklichkeit beziehen.

Für Synonyme ist nicht die Bedeutungsidentität, sondern die Bedeutungsbeziehung der Ähnlichkeit relevant. Gerade diese Synonymie ist eine natürliche Entwicklung einer natürlichen Sprache. Sie vervollkommnet die lexikalischen, semantischen und pragmatischen Potenzen der Sprache.

Diese Synonymie basiert auf der Bedeutungsbeziehung der Ähnlichkeit und ist folgenderweise zu charakterisieren:

Zwei Lexeme gleichen sich hinsichtlich bestimmter wesentlicher Seme und unterscheiden sich nur in sekundären Elementen (Semen), die semantisch konkretisierend, regional, wertend-stilistisch u.ä. sein können.



Bei der Ermittlung der synonymischen Beziehungen wird selbstverständlich vorausgesetzt, dass es sich, falls die Lexeme polysem sind, um ein synonymisches Semem oder um eine lexisch-semantische Variante des Wortes handelt.

Je nach der Art unterschiedlicher konkretisierender Seme werden die bedeutungsähnlichen Synonyme entsprechend bezeichnet. Hierzu einige Beispiele.

Die Bedeutungsbeziehungen der polysemen Substantive Lohn – Gehalt – Gage weisen in einem Semem Bedeutungsähnlichkeit auf: Bezahlung für geleistete Arbeit.

Die Bezahlung wird jedoch differenziert bezeichnet abhängig von der Art der geleisteten Arbeit und abhängig davon, von wem sie ausgeführt wird:

Bezahlung für geleistete Arbeit der Arbeiter heißt der Lohn.

Bezahlung für geleistete Arbeit der Angestellten oder Beamten heißt das Gehalt.

Bezahlung für geleistete Arbeit der Künstler heißt die Gage.

Ein weiteres differenzierendes Merkmal dieser Wörter ist das Merkmal «regelmäßig» (monatlich)/ «nicht regelmäßig» bzw. Einzelleistung. Demnach ist das Merkmal «regelmäßig» (monatlich) den Lexemen Lohn-Gehalt eigen und «nicht regelmäßig» (Einzelleistung) dem Lexem Gage. Man kann den Sembestand der beschriebenen synonymischen Bedeutungsbeziehungen durch eine Matrix veranschaulichen:

 

Merk- male   For- mative Gegen-ständ-lichkeit nicht belebt Bezah-lung (für geleistete Arbeit) der Arbei-ter der Angestell-ten, Beamten der Künstler Regel-mäßig (monat-lich) nicht regel-mäßig, Einzel-leis-ung
der Lohn + + + +     +  
das Gehalt + + +   +   +  
die Gage + + +     +   +

 

Die Bedeutungsähnlichkeit der Lexeme Lohn-Gehalt-Gage beruht auf semantischer Differnzierung, ist also ideographisch, deshalb heißen sie auch ideographische Synonyme.

Die Bedeutungsbeziehungen der Lexeme Gesicht-Antlitz-Visage-Fratze weisen die Gemeinsamkeit der zentralen Seme auf, weil alle vier Substantive sich auf ein Denotat beziehen – das menschliche Gesicht. Die Substantive Antlitz, Visage, Fratze enthalten aber darüber hinaus begrifflich-wertende konnotative Seme. So ist in der Bedeutungsstruktur des Wortes «Antlitz» die positive Bewertung vorhanden, deshalb ist das Wort stilistisch markiert als Lexem gehobener dichterischer Sprache. Dagegen sind die Wörter Visage, Fratze negativ konnotiert. Sie enthalten abwertende Seme und sind stilistisch als saloppe abwertende Lexeme markiert. Dies kann man übersichtlich in folgender Matrix darstellen:

 

Merkmale   Forma- tive Gegen-städ-lichkeit zum Körperteil gehörend Vorderseite des Kopfes neutral gehoben (aufwer-tend) salopp (abwer-tend)
das Gesicht + + + +    
das Antlitz + + +   +  
die Visage + + +     +
die Fratze + + +     +

 

Die differenzierenden Seme, die begrifflich-wertend, konnotativ sind, ergeben die stilistischeMarkiertheit der Lexeme, deshalb werden die Synonyme dieser Art als stilistische Synonymebezeichnet.

Zahlreich sind im Deutschen Lexeme, die sich zwar auf dieselbe Erscheinung der Wirklichkeit beziehen, sich aber regional unterscheiden, wie z.B. Stulle – Bemme. Beide Wörter bezeichnen «ein belegtes, bestrichenes Brot», Bemme ist aber ostmitteldeutsch, sächsisch und Stulle nordd., besonders berlinisch. Diese Bedeutungsbeziehungen werden alsterritoriale oder regionale Dubletten bezeichnet.

 

Bedeutungsüberordnung und -unterordnung

(Hyperonymie und Hyponymie)

Analysiert man die Bedeutungsbeziehungen der Wörter: Blume – Sonnenblume, Mohnblume, Strohblume, Veilchen, Narzisse, Malve, Rose, so wird hier die Relation: Allgemeines – Spezieles, Gesamtheit-Element u.ä. festgestellt. Blume ist in diesem Fall ein Oberbegriff «Hyperonym» für andere angeführte Bezeichnungen von Blumen, die als artgleiche Elemente «Hypomyme» gemeinsam einer Gattung angehören, die gerade durch das Hyperonym Blume repräsentiert wird.

 

Die Bedeutung des Hyperonyms schließt die Bedeutungen der Hyponyme ein (Inklusionsbeziehung).

Die Bedeutungen der Hyponyme können aber auch Bezeichnungen je eines Teils der Bedeutung des Hyperonyms sein («Teil-von»-Beziehung):

Blume – Wurzel, Stengel, Blatt, Blüte.

Bedeutungsgegensatz/Antonymie

 

Antonyme sind Gegenwörter oder Gegensatzworter, Wörter mit Gegenbedeutung, z.B. hell – dunkel, arm – reich, reden – schweigen usw.

Eine überaus wichtige Voraussetzung der Antonymie ist das Vorhandensein eines gemeinsamen semantischen Kerns, auf dessen Basis die Polarität entsteht:

 

Zeit früh
  spät

 

 

Farbe hell
  dunkel

 

Sprechtätigkeit reden
  schweigen

 

Man unterscheidet den kontradiktorischen Gegensatz (Sein – Nichtsein, Armut – Reichtum, Liebe – Haß, Möglichkeit – Unmöglichkeit, jeder – keiner) vom konträren (Maximum – Minimum nehmen – geben, fragen – antworten) und komplementären Gegensatz (männlich – weiblich, verheiratet – ledig).

Der konradiktorische Gegensatz ist ein «strengerer» Gegensatz er stellet eine logische Negation des gegensätzlichen Begriffs dar: Sein – Nichtsein. Konträre Gegensätze hingegen sind zwei Begriffe, die innerhalb eines bestimmten Bewertungs- oder Bezugssystems als Artbegriffe existieren. Zwischen diesen bestehen die größten Unterschiede, und unter einem gemeinsamen Gattungsbegriff schließen sie einander aus, sie beide stellen aber positive Gegebenheiten dar: Maximum – Minimum. Die Komplementarität unterscheidet sich von der Antonymie kontradiktorischer Art dadurch, dass die Negation eines Begriffs die Behauptung eines anderen Begriffs voraussetzt: männlich – weiblich, ledig – verheiratet.

Zum Unterschied von der Synonymie ist die Antonymie bedeutend weniger entwickelt.

 



Date: 2015-12-17; view: 2635


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