Morphologie und Syntax sind die Bereiche der Grammatik.
Während die Morphologie die Lehre von den grammatischen Wortformen ist, ist die Syntax die Lehre vom Satz, die Satzlehre.
Der Gegenstand der Syntax ist also der Satz.
Als wichtigste Aufgaben der Syntax kann man mindestens folgende ansehen:
- zu definieren, was ein Satz ist;
- darzustellen, aus welchen Komponenten der Satz gebildet wird;
- zu beschreiben, welche unterschiedlichen Satztypen in einer Sprache existieren.
Zu den syntaktischen Einheiten gehören:
- das Satzglied als kleinste syntaktische Einheit ( das Subjekt, das Prädikat, das Objekt, das Adverbiale, das Attribut, die Apposition, das Prädikatsattribut)
- die Wortgruppe
- der Satz als Haupteinheit der Syntax.
Sprachliche Einheiten (Wörter und Wortgruppen) werden durch syntaktische Beziehungen zu Sätzen kombiniert.
Syntaktische Beziehungen
Syntaktische Beziehungen in einem Satz können prädikativ und nichtprädikativ sein.
Die Beziehung zwischen Subjekt und Prädikat heißt prädikativeBeziehungoder die Zuordnung. Bei der Zuordnung handelt es sich um eine "wechselseitige Unterordnung": das Prädikat ordnet sich dem Subjekt formal (grammatisch, z.B. in der Person oder dem Kasus, Genus, Numerus) unter, das Subjekt ordnet sich dem Prädikat inhaltlich (semantisch) unter. Dabei sind beide Hauptsatzglieder grammatisch gleichwertig und unabhängig, sie können allein einen Satz bilden:
Es regnet. Der Herbst beginnt.
Alle anderen Beziehungen sind nichtprädikativ. Wörter oder Teilsätze können beiordnend (nebenordnend, koordinierend) oder unterordnend (subordinierend) verbunden werden.
Die Beiordnung (Nebenordnung, Koordination) ist eine solche Art der nichtprädikativen Beziehung, die zwischen zwei oder mehreren voneinander unabhängigen, meist gleichartigen Satzgliedern besteht. Die Verbindung erfolgt durch beiordnende Konjunktionen (syndetisch) oder konjunktionslos (asyndetisch):
(Er) sitzt und raucht.
(Man kann hier exotische) Blumen, Sträucher, Bäume (bewundern).
Bei derUnterordnung (Subordination) ist eine Komponente der anderen unterstellt. Sie sind ungleichwertig und ungleichrangig.
Mittel der Unterordnung sind die Kongruenz, die Rektion, die Anschließung (Adjunktion).
Die Kongruenz ist eine Art der syntaktischen subordinierenden Beziehung, in der das abhängige Wort die grammatischen Kategorien (meist Kasus, Numerus und Genus) des Hauptwortes ausdrückt:
Substantiv + Adjektiv: schlechte Gewohnheiten
Substantiv + Partizip: das atemberaubende Abenteuer
Substantiv + adjektivisches Pronomen: einige Spielsachen
Substantiv + Ordnungszahlwort: Der neunte Tag
Bei der Rektion verlangt das Hauptwort von dem abhängigen Wort eine bestimmte Kasusform (das Hauptwort regiert das abhängige Wort in einem bestimmten Kasus). Es ist zwischen der unmittelbaren (präpositionslosen) und der präpositionalen Rektion zu unterscheiden:
Verb + Substantiv: ein Gespenst sehen
Verb + substantivisches Pronomen: dich vermissen
Substantiv + Substantiv: die Abenteuer des Werner Holt,
die Sehnsucht nach Abenteuern
Substantiv + substantivisches Pronomen: die Sorgen um dich
Adjektiv + Substantiv: dem Bruder ähnlich
Adjektiv + substantivisches Pronomen: mit allem unzufrieden
Die Anschließung (Adjunktion) stellt eine Art der syntaktischen subordinierenden Beziehung dar, in der sich das Hauptwort das abhängige Wort nur inhaltlich, nicht aber durch formale Mittel unterordnet, d.h. die Anschließung betrifft die syntaktische Verbindung von flektierten und unflektierten Wortarten bzw. von unflektierten und flektierten Formen einer Wortart:
Verb + Adjektiv: laut donnern
Verb +Adverb: heute fehlen
Verb + Partizip: erleichtert aufatmen
Substantiv + Adverb: die Häuser da
Adjektiv/ Partizip + Adverb: sehr schwierig/ anstrengend
Substantiv + Infinitiv: der Wunsch sich auszuschlafen
Adjektiv/ Partizip + Infinitiv: bereit zu helfen
Substantiv + Grundzahlwort: hundert Hasen
Verb/ Nomen + Präpositionalgruppe: Schatten im Paradies
finites Verb + Infinitiv: (Sie) begann zu weinen
Die Wortgruppe
Die Wortgruppe ist eine Verbindung von zwei oder mehr Vollwörtern, die durch eine beiordnende oder unterordnende Beziehung gekennzeichnet ist.
Keine Wortgruppen sind demnach:
- die Verbindung von Subjekt und Prädikat
- die Verbindung von einem Vollwort und einem Dienstwort
Die Wortgruppen werden folgenderweise klassifiziert:
1. Nach der Zahl der Komponenten (nach der Struktur, nach dem Umfang):
- einfache (zweigliedrige) Wortgruppen: eine spannende Kriminalgeschichte, ein Hund mit krummen Beinen
- zusammengesetzte (mehrgliedrige) Wortgruppen: eine äußerst unglaubwürdige Geschichte erfinden, den besten Freund meines Vaters kennen lernen
2. Nach dem Grad der lexikalischen Verschmelzung der Komponenten:
- freie (zerlegbare) Wortgruppen, die im Prozess der Rede generiert werden:
auf dem Sofa (im Bett, unter dem Baum …) liegen
- feste (unzerlegbare, idiomatische) Wortgruppen:
auf der Bärenhaut liegen (=faulenzen)
3. Nach dem Typ der syntaktischen Beziehung:
- die Wortreihe (die Wortverbindung), deren Komponenten beiordnend verbunden sind und in der Regel zur selben Wortart gehören:
Schreck und Verzweiflung
- das Wortgefüge (die Wortfügung), das ein Kernwort/ Hauptwort/ übergeordnetes und ein abhängiges/ untergeordnetes Wort enthält, die unterordnend verbunden sind:
vor Verzweiflung (das abhängige Wort) weinen (Hauptwort)
4. Die Wortgefüge klassifiziert man außerdem
4.1. nach der Wortart des Hauptwortes:
- verbale Wortgruppen: einen Dieb fangen
- substantivische Wortgruppen: der kaltblütige Mörder
- adjektivische Wortgruppen: absolut skrupellos
- adverbiale Wortgruppen: erst jetzt
4.2. nach der syntaktischen Funktion des abhängigen Wortes:
- Wortgruppen mit der Objektbeziehung: zu Depressionen neigen
- Wortgruppen mit der Attributbeziehung: die entnervende Musik
- Wortgruppen mit der Adverbialbeziehung: völlig kaputtmachen