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Anwendungen in der Medienwissenschaft
4.1. Theoretische Anwendungen Traditionelle realistische Modelle · Gehen von einer Wirklichkeit aus, die auf Medien einströmt und von diesen dann an die Rezipienten (selektiert, gefärbt, biased) weitergegeben wird · Bsp: Nachrichtenwerttheorie oder Gatekeeperansatzà sie beschreiben, dass es eine außermediale Wirklichkeit gibt, aus der nach gewissen Prioritäten selektiert wird Konstruktivistische Modelle · Kehrt die realistische Denkweise umà die Rezipienten konstruieren sich aktiv aus den Medienwirklichkeiten ihre Rezipientenwirklichkeiten, und die Medien erzeugen erst Wirklichkeiten indem sie publizieren · Bsp: Uses and Gratifikations- Ansatz · Modell interpersoneller Kommunikation (Klaus Krippendorf) o Konstruktivismus schlägt Abkehr vom Container- bzw. Transportmodell der Information vor o Kommunikation werde nicht von Kommunikator A zu Kommunikator B gleichsam als Informationspaket transportiert o Sondern Information werde jeweils vom Kommunikator nach internen Regeln, biologischer Konditionierung und kultureller Einbettung erst erzeugt o Der Empfänger bestimme immer den Wert einer Botschaft · Systemtheorie der Journalistik ( Siegfried Weichenberg) o Realismus glaube an allmächtige Medien, an Manipulation durch Medien und beharrt auf der Existenz von Falsifikationsmaßstäben für Medienrealität o Konstruktivismus setzt dem entgegen mit der Subjektabhängigkeit der Wirklichkeitskonstruktion, kognitive Nichtzugänglichkeit von Realität (wegen der operativen Geschlossenheit des Gehirns) und mit dem Handlungsmaßstab der Verantwortungsethik ( nicht wie bei Realismus Wahrheit und Realität) o Das bedeutet für den Journalismus, dass nicht die Ereignisse verantwortlich für die Berichterstattung sind, sondern die Journalisten welche die Medienangebote produzieren · Weber: Realismus und Konstruktivismus o Realistische Modell der Nachrichtenselektion § geht von einer Menge an Ereignissen aus, die in Summe die Wirklichkeit darstellen und die von Medien (dem Journalismus) nach gewissen Regeln und Prozeduren selektiert werden § die produzierten Nachrichten werden an ein disperses Publikum vermittelt o Konstruktivistische Modell § geht vom einzelnen Aktanten (Rezipienten) als empirischen Ort der Wirklichkeitskonstruktion ausà der K. untersucht die Hinwendung zum Medienangebot § Im Journalismus: der einzelne Journalist ist Aktant, der Wirklichkeiten konstruiert und damit Objektivität entstehen lässt § Wirklichkeiten entstehen also erst aus Operationsweisen der Aktanten · Merten: Oktamodales Medienwirkungsmodell o Dieses berücksichtigt nicht nur die Reflexivität von Wirkungen, sondern auch die Abhängigkeit der Medienwirkungen von kontextuellen Einbettungen · Konstruktivistische Theorien sind auch bei der Analyse der neuen Medien Internet, virtuelle Realität und Multimedia nützlich
4.2 empirische Anwendungen · Konstruktivistische empirische Medienforschung ersetzt den Vergleich von Medienrealität und Realität durch die Untersuchung konkurrierender, alternativer Medienwirklichkeiten · Der intermediale Wirklichkeitsvergleich ist im K. zentral o Man geht also nicht vom Dualismus Medienbild verus Wirklichkeit aus o Sondern man interessiert sich für unterschiedliche Wirklichkeiten in unterschiedlichen Medien und deren Ursachen o Methoden: komparatistische Inhalts- und Textanalysen · Tuchman: Redaktionsbeobachtungen o Eine „ältere“ konstruktivistische Tradition ist die aktiv-teilnehmende Redaktionsbeobachtung o Man interessiert sich hier für redaktionsinterne Routinen, Prozesse, Rituale- die an der Konstruktion journalistischer Wirklichkeiten mitbeteiligt sindà nur sekundär geht es um die Berichterstattung o Tuchman hat als eine der ersten ein konstruktivistisches Konzept von Objektivität vorgelegt (70iger) § Sie sieht journalistische Objektivität als strategisches Ritual, dass durch bestimmte Prozeduren (Zitieren von Expertenmeinung und Expertengegenmeinung) erzeugt wird § Bei den Journalisten interessierte sie sich für deren Typifikationen (frames, Rahmen) die für ihre subjektive Einschätzung von Ereignissen verantwortlich sind · Die Konstruktivistische Wende: Schulz o Er ist skeptisch gegenüber dem Realismus und deren Falsifikationsdenken: nämlich dass man immer nachweisen will, dass die von Medien vermittelte Realität nicht mit dem was wirklich geschah übereinstimmt o Er forderte eine Neuorientierung: § man müsse die Abbildtheorie aufgeben (Annahme Nachrichten würden Welt wiederspiegeln) § Nachrichten seien vielmehr eine Interpretation unserer Umwelt, eine Sinngebung des beobachtbaren und nicht beobachtbaren § Nachrichten konstituieren die Realität (erschaffen)
Date: 2015-12-11; view: 1025
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