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II. Finden Sie das pasende Wort von denen, die in Klammern stehen

 

1. Alle konnten sich hier mit ihren Kräften (zufrieden sein, messen, beschäftigen, Abschied nehmen). 2. Bevor er zu sprechen begann, (räusperte, interessierte, schämte) er sich immer.3. Die Gäste (bucken, frassen, verzehrten, verzierten) den Kuchen mit solchem Appetit, dass die Gastgeberin bedauerte, dass sie nur einen Kuchen gebacken hatte. 4. Bei solcher Schwühle kann man (ersticken, erheitern, erfrischen, erfrieren). 5. Er will sich für die Untreue (bedanken, interessieren, rächen, entschuldigen). 6. (Rasselnd, schnaufend, kriechend, schreiend). 7. Diese fürchterliche Nachricht hat alle tiefst (erfreut, erschüttert, ertappt, erreicht). 8. Die Tür (klemmt, klingt, klappert, drängt) immer wieder, man muss sie reparieren. 9. Den, der die Treue (hält, bricht, versteht, liebt), nennt man treu. 10. Immer, wenn meine Freunde streiten, (gehöre, halte, passe, gratuliere) ich zu meiner Freundin Renate, wiel sie immer sehr fair ist.

 

Merken Sie sich folgende Wörter zur Geschichte“Pierrot“

Miene aufsetzen

anmassend

das Gebaren

der Pächter

taugen

verwerfen

das Almosen

jemandem zugetan sein

mäßigen

die Verwesung

sich belauern

die Sous/ dieMünzen

der Alpdruck

sich geloben

erbost

Guy de Maupassant

Pierrot

Madame Lefevre lebte auf dem Lande und war Witwe, eine jener Bäuerinnen mit Bändern und spitzenbesetzten Hüten, die in Gesellschaft eine wichtigtuerische Miene aufsetzen und ihre anmassende, plumpe Seele unter komisch-auffallendem Gebaren verbergen, ebenso wie sie ihre derben roten Hände in rohseidenen Handschuhen verstecken.

In ihren Diensten stand ein braves, einfaches Mädchen namens Rose, das eben­falls vom Lande stammte.

Die beiden Frauen bewohnten ein kleines Haus mit grünen Fensterläden, nahe der Landstrasse, in einem kleinen Dorf in der Normandie, in der Gegend von Caux. Vor ihrem Haus lag ein Gärtchen, in dem sie ihr Gemüse zogen.

Eines Nachts nun wurde dort ein Dutzend Zwiebeln gestohlen. Kaum hatte Rose den Diebstahl entdeckt, da meldete sie ihn ihrer Herrin, die in ihrem wolle­nen Rock heruntergelaufen kam. War das ein Schreck, ein Schmerz! Man hatte gestohlen, hatte Madame Lefevre bestohlen!

Es gab also Diebe in der Gegend — und die konnten wiederkommen!

Erschrocken musterten die beiden Frauen die Fussspuren auf der Erde und gaben sich unter vielem Reden ihren Vermutungen hin: „Da sind sie hergekommen, hier sind sie auf die Mauer geklettert, und da sind sie auf das Beet heruntergesprungen." Und mit Schrecken dachten sie an die Zukunft. Wie sollten sie noch ruhig schlafen können?

Die Nachricht von dem Diebstahl lief mit Windeseile durchs Dorf. Die Nach­barn kamen herbeigelaufen, sahen sich alles an, stellten ihre Theorien auf, und die beiden Frauen teilten jedem, der neu hinzukam, ihre Beobachtungen und Überlegungen mit.

Der Pächter von nebenan hielt mit seinem Rat nicht zurück: „Einen Hund solltet ihr haben."



Das stimmte; ein Hund gehörte ins Haus, und mochte er auch nur zum Wache­halten taugen. Kein grosser Hund, Gott bewahre. Was hätten sie mit einem grossen Hund anfangen sollen? Der würde sie ja arm fressen. Einen kleinen wollten sie haben; einen ganz kleinen, der bellte.

Als alle teilnahmsvollen, neugierigen Nachbarn weg waren, lieB sich Madame Lefevre die Geschichte mit dem Hund einmal gründlich durch den Kopf gehen. Sie schmiedete tausend Pläne und verwarf sie alle wieder, von der Vorstellung eines grossen, vollen Futternapfes zu Tode erschrocken; denn sie gehörte zu jenen sparsamen ländlichen Damen, die immer ein paar lose Centimes in der Tasche ha­ben, um den Armen am Wege oder sonntags in der Kollekte Almosen zu spenden — freilich nur, wenn es jemand sieht. Rose, die Tieren sehr zugetan war, trug nun ebenfalls ihre Gründe vor und be­stand mit Nachdruck auf ihrer Meinung. Es wurde also beschlossen, einen Hund anzuschaffen, einen winzig kleinen Hund.

Man hörte sich um, stieB jedoch nur auf derartig grosse Vielfrasse, dass einem bei dem blossen Gedanken an sie schlecht werden konnte. Der Krämer in Rolleville

besaB wohl einen hübschen kleinen Hund, aber er wollte zwei Francs für ihn haben als Entschädigung dafür, dass er ihn grossgezogen hatte. Madame Lefevre erklärte, sie sei wohl bereit, einen Hund zu füttern, keineswegs aber wolle sie noch Geld für ihn anlegen.

Da brachte der Bäcker, der ebenfalls Wind von den Ereignissen bekommen

hatte, eines schönen Morgens auf seinem Wagen ein höchst merkwürdiges, klei­nes Tier mit. Es hatte fast keine Beine, dafür aber einen Bauch wie ein Krokodil, einen Fuchskopf und einen buschigen Schwanz, der fast so lang war wie sein gan­zer übriger Körper. Ein Kunde wollte es gern los sein. Madame Lefevre fand den schmutzigen Köter, der nichts kosten sollte, sehr hübsch; Rose küsste ihn und fragte, wie er hieBe. Man hätte ihn Pierrot gerufen, sagte der Bäcker.

Pierrot wurde in einer alten Seifenkiste einquartiert und bekam Wasser zu trin­ken. Er trank. Man warf ihm ein Stück Brot hin. Er frass es auf. Da hatte Madame Lefevre, die schon unruhig wurde, eine Idee: „Wenn er sich erst ans Haus ge­wöhnt hat, können wir ihn ja frei umherlaufen lassen. DrauBen wird er wohl genug zu fressen finden."

Man lieB ihn also bald frei umherlaufen, was nicht hinderte, dass er beinahe ver­hungerte. Übrigens bellte er bloss, wenn er um etwas bettelte; dann allerdings war sein Eifer nicht zu mässigen. In den Garten lieB er jeden ein. Ja, er umschmeichelte die Ankommenden noch und blieb stumm und still.

Madame Lefevre hatte sich jedoch an das Tier gewöhnt. Mit der Zeit gewann sie es sogar lieb und lieB es hin und wieder ein Stück Brot aus ihrer Hand fressen, das sie extra in Sosse getaucht hatte. An eins hatte sie allerdings nicht gedacht: an die Hundesteuer; und als man ihr acht Francs dafür abverlangte — acht Francs für einen Köter, der nicht einmal bellte —, wurde sie vor Aufregung beinahe ohnmächtig.

Pierrot musste sofort aus dem Hause, das stand augenblicklich fest. Aber nie­mand wollte ihn haben. Zwei Meilen im Umkreis weigerte sich jeder, ihn zu neh­men. Da entschloss man sich denn, ihn, weil doch nichts anderes übrigblieb, „den Kopfsprung machen zu lassen".

Mitten in der grossen Ebene hinter dem Dorf sieht man eine Art Hütte oder vielmehr ein kleines Strohdach, das auf dem Boden zu liegen scheint. Das ist der Eingang zur Mergelgrube. Senkrecht führt von dort ein Schacht zwanzig Meter tief unter die Erde und endigt in einer Reihe langer Gänge und Hühlen. Einmal im Jahre steigt der Grubenwärter dort hinab, wenn die Felder gemergelt werden müssen. Die ganze übrige Zeit dient die Höhle den zum Tode verurteilten Hun­den als Hinrichtungsstätte, und wer dort vorübergeht, kann oft schauerliches Stöh­nen, wütend verzweifeltes Gebell und angstvolles Heulen herauftönen hören.

Entsetzt fliehen die Jagd- und Schäferhunde dieses von Wehklagen wider­tönende Loch, von dem ein schauderhafter Verwesungsgeruch emporsteigt.

Furchtbare Tragödien spielen sich in seiner Tiefe ab.

Wenn ein Tier seit zehn oder zwölf Tagen in Todesnöten da unten liegt, bis jetzt gerade noch genährt von den faulenden Überresten seiner Vorgänger, dann wird mit einemmal ein viel grösseres und stärkeres Tier in das Loch gestürzt.

Da stehen sie sich nun mit glühenden Augen gegenüber, allein, von Hunger gequält. Sie belauern sich, streichen aneinander vorbei, zögernd und voll Angst. Doch der Hunger lässt ihnen keine Ruhe; sie fallen übereinander her und kömpfen lange und erbittert miteinander. Der Stärkere besiegt den Schwächeren und verschlingt ihn bei lebendigem Leibe.

Als es beschlossene Sache war, dass Pierrot in diesem Loch enden sollte, sah man sich nach einem Henker um.

Der Strassenwärter forderte zehn Sous. Der Bengel vom Nachbarn wollte sich mit fünf Sous für den Weg zufriedengeben, doch auch das war noch zu viel. Da meinte Rose, es wäre vielleicht doch am besten, sie trügen ihn selbst dorthin, da­mit er unterwegs nicht etwa noch misshandelt werde; auch bekäme er auf diese Weise keine Ahnung davon, welches Schicksal sie ihm zugedacht hätten.Also entschlossen sich die beiden Frauen, bei einbrechender Dunkelheit den Todeskandidaten selbst an den Ort seiner Bestimmung zu bringen. Er bekam an diesem Abend einen Teller guten Brei mit einem Klecks Butter, den er bis aufs letzte Tüpfelchen ausleckte, und als er dann zum Zeichen der Dankbarkeit mit dem Schwanz wedelte, nahm ihn Rose in ihre Schürze.

Mit grossen Schritten wie Landstreicher liefen sie über die Ebene und waren schnell am Ziel. Madame Lefevre beugte sich über das Loch, um zu hören, ob ein Tier heulte. Nein, es war keins. Pierrot würde allein sein. Rose weinte, küsste ihn noch einmal und warf ihn hinab. Dann lauschten die beiden Frauen mit gespitzten Ohren nach unten.

Erst härten sie einen dumpfen Aufprall, dann das schrille, herzzerreiBende Jam­mern eines verwundeten Tieres, und nach ein paar Schmerzensausbrüchen wurde ein verzweifeltes bittendes Bellen laut, bei dem Pierrot den Kopf nach oben ge­streckt haben musste. Er bellte! Er bellte!

Sie wurden plötzlich von Gewissensbissen gepeinigt, eine fieberhafte, unerklär­liche Angst hielt sie gepackt, und sie rannten eilends weg. Und da Rose etwas schneller lief, rief ihr Madame Lefevre ängstlich nach: „Warten Sie doch! Warten Sie doch!" In der Nacht stöhnten sie beide unter furchtbarem Alpdruck.

Madame Lefevre träumte, dass sie sich zu Tisch setzte, um ihre Suppe zu essen; als sie aber den Deckel von der Terrine nahm, war Pierrot darinnen. Er sprang her­aus und biss sie in die Nase. Sie erwachte und glaubte ihn noch bellen zu hören. Sie horchte und musste einsehen, dass sie sich getäuscht hatte. Sie schlief von neuem ein und fand sich auf einer grossen Landstrasse wieder, die sich endlos hinzog. Plötzlich sah sie mitten auf dem Weg einen Korb stehen einen grossen Korb, wie ihn die Bauern haben, und dieser Korb jagte ihr schreck­liche Angst ein.

Endlich öffnete sie ihn trotzdem, und heraus sprang Pierrot, biss sie in die Hand und lieB sie nicht mehr los. AuBer sich vor Angst, rannte sie davon, den Hund, dessen Zähne nicht nachgaben, mit sich schleppend.

Halb wahnsinnig erhob sie sich bei Tagesanbruch und lief zur Mergelgrube. Pierrot bellte, er musste die ganze Nacht gebellt haben! Ihr kamen die Tränen.

Sie rief ihn mit tausend Kosenamen, und er antwortete mit dem flehentlichsten, zärtlichsten Ausdruck seiner Hundestimme.

Da wollte sie ihn wiederhaben. Sie gelobte sich, ihn bis an sein Lebensende gut zu pflegen.

Sie lief zum Wärter, der jedes Jahr in die Grube hinabstieg, und trug ihm ihr Anliegen vor. Wortlos hörte ihr der Mann zu. „Sie wollen Ihren Hund wieder haben?" sagte er dann. „Das kostet vier Francs."Sie fuhr hoch. Ihr ganzer Schmerz war verflogen. „Vier Francs! Das ist doch unerhört! Er antwortete: „Glauben Sie vielleicht, dass ich meine Stricke und Leitern und das ganze Zeug da hinausschaffe, mit meinem Jungen in das Loch steige und mich noch obendrein von Ihrem Köter beiBen lasse, bloss um das Vergnügen zu haben, ihn Ihnen zurückzugeben? Sie brauchten ihn ja nicht hinunterzuwerfen." Sie ging erbost fort. Vier Francs!

Kaum zu Hause, erzählte sie Rose von den Forderungen des Grubenwärters. Und Rose sagte resigniert: „Vier Francs, Madame, das ist eine Menge Geld!" Dann meinte sie: „Wenn man dem armen Hund etwas zu fressen hinunter­werfen könnte, damit er nicht verhungert ..."

Madame griff erfreut diesen Vorschlag auf, und schon waren sie mit einem dicken Butterbrot unterwegs.

Stück um Stück brachen sie davon ab und warfen eins nach dem anderen in das Loch, wobei sie abwechselnd mit Pierrot redeten. Und immer, wenn der Hund ein Stück Brot verschlungen hatte, bellte er, wie wenn er neues erbäte.

Am Abend kamen die Frauen wieder, am folgenden Tage auch, und so alle Tage. Sie kannten nur noch den einen Weg.

Eines Morgens nun, als sie gerade den ersten Bissen hinuntergeworfen hatten, vernahmen sie plötzlich ein fremdes Gebell aus der Tiefe. Sie waren zu zweit! Man hatte noch einen anderen Hund hineingeworfen, einen grossen!

Rose schrie: „Pierrot!" Und Pierrot bellte zurück und hörte gar nicht auf. Dann warfen sie Brot hinunter, doch jedesmal klang deutlich der Tumult eines schreck­lichen Kampfes herauf, und das Wehgeheul des von seinem Leidensgenossen gebissenen Pierrot sagte nur zu deutlich, dass er der Schwächere war und keinen Bissen bekam.

Sie mochten noch so sehr schreien: „Das ist für dich, Pierrot!" - Pierrot bekam offensichtlich nichts.

Die beiden Frauen blickten sich zweifelnd an, und Madame Lefevre meinte schlieBlich spitz: „Ich kann aber doch nicht alle Hunde füttern, die man da hinein­wirft. Da müssen wir's wohl bleiben lassen." Und fast krank bei dem blossen Ge­danken, dass all diese Hunde auf ihre Kosten leben könnten, ging sie weg und nahm sogar noch das Stück Brot mit, das sie noch nicht verteilt hatten. Sie ass es selbst auf dem Rückweg auf. Rose folgte ihr und wischte sich die Augen mit einem Zipfel ihrer blauen Schürze.

 

 


Date: 2015-12-11; view: 1005


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