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Typologie der phonologischen Systeme

 

1. Kriterien der typologischen Charakteristik phonologischer Systeme.

2. Typologische Charakteristik der Vokalsysteme des Deutschen und Ukrainischen:

a) Klassifizierung der deutschen und ukrainischen Vokale nach den wesentlichen differenzierenden Merkmalen und ihre Charakteristik;

b) Unterschiede zwischen dem deutschen und ukrainischen Vokalismus; Schwierigkeiten bei der Erlernung der deutschen Vokale von ukrainisch sprechenden Schülern;

3. Typologische Charakteristik der Konsonantensysteme des Deutschen und Ukrainischen:

a) differenzierende Merkmale und akustisch-phisiologische Eigenschaften der Konsonantensysteme in zwei Sprachen;

b) Unterschiede zwischen dem deutschen und ukrainischen Konsonantismus; Schwierigkeiten bei der Erlernung der deutschen Konsonanten von ukrainisch sprechenden Schülern.

 

1. Kriterien der typologischen Charakteristik phonologischer Systeme.

Die Phonologie ist ein Teilgebiet der Linguistik. Sie untersucht Systeme von Phonemen, den kleinsten bedeutungsunterscheidenden Sprachelementen. Die Phonologie beschäftigt sich mit den Lauten als Einheiten im System einer Sprache, während sich die Phonetik mit der detaillierten Beschreibung der Laute unabhängig von Systemüberlegungen befasst.

Die Haupteinheit der phonologischen Ebene ist das Phonem. Das ist die kleinste bedeutungsunterscheidende Einheit, die Bedeutungen der Wörter oder Morpheme unterscheidet. Es wird auch als eine Gesamtheit der bedeutungsunterscheidenden distinktiven Merkmale aufgefasst. Das distinktive Merkmal ist eine Eigenschaft des Sprachelements, die es von den anderen gleichen Elementen unterscheidet und der Gegenüberstellung zugrunde liegt. Das Phonem als Haupteinheit der phonologischen Ebene übt zwei wichtige Funktionen aus: konstitutive und distinktive. Die erste besteht darin, dass das Phonem ein notwendiges Baumaterial für Einheiten höherer Ebenen bildet. Die zweite Funktion lässt die Bedeutungen der Morpheme und Wörter unterscheiden.

Ein Phonem kann verschiedene Realisierungen in der Rede haben, das sind Allophone (Varianten eines Phonems). In der deutschen Sprache unterscheidet man z.B. vier Allophone des Phonems [r] (Zungenspitzen-r, Zäpfchen-r, Reibe-r und vokalisiertes r) oder langes [o] im Wort Boot und langes nasales [o] im Wort Fond.

Phoneme lassen sich in Silben vereinigen, die als natürliche Einheiten der Segmentierung des Redestroms angesehen werden. Phoneme und ihre Varianten heißen noch segmentale phonetische Einheiten. Zur phonologischen Ebene gehören auch supersegmentale (prosodische) Einheiten: Betonung und Intonation.

Als Kriterien der typologischen Analyse der Phonemsysteme können folgende Merkmale angesehen werden:

1) Zahl und Qualität des Phoneminventars;

2) Zahl und Qualität der phonologischen Oppositionen und Korrelationen;

3) Phonemneutralisation;

4) Stärke der phonologischen Opposition;



5) Phonemdistribution;

6) Funktionen des Phonems in einem Wort.

Die Zahl und Bestand der Phoneme unterscheidet sich in Sprachen. In einigen Sprachen gibt es mehr Konsonantenphoneme, und in anderen – mehr Vokalphoneme.

Phonologische Opposition ist eine Gegenüberstellung von zwei oder mehreren Phonemen mit dem Ziel das Vorhandensein oder Fehlen einer Eigenschaft im Phonemsystem festzustellen (z.B. nach Reihe, Zungenhebung, Labialisierung, Nasalität usw.).

Phonologische Korrelation – Vorhandensein in einem phonologischen System von zwei Phonemen, die paarweise nach einem Merkmal bei dem Zusammenfall aller anderen Merkmale gegenübergestellt werden können (z.B. nach Stimmhaftigkeit – Stimmlosigkeit; Länge – Kürze).

Phonemneutralisation ist die Aufhebung einer Eigenschaft, die ein Phonem von einem anderen in binärer Opposition stehenden Phonem unterscheidet, z.B. im Deutschen [d] - [t] oder [b] - [p] im Silbenauslaut (Rand, wird, heben – hob, traben - Trab).

Stärke der phonologischen Opposition macht die Zahl der korrelativen Paare aus, die zur jeweiligen Opposition gehören (z.B. Zahl der korrelativen Paare „langer - kurzer Vokal“).

Phonematische Distribution ist eine Gesamtheit aller Umgebungen, wo ein Phonem vorkommen kann.

In einigen Sprachen üben Konsonanten- und Vokalphoneme verschiedene Funktionen aus, z.B. in semitischen Sprachen drücken Konsonanten die lexische, und Vokale nur die grammatische Bedeutung aus.

 

2. Typologische Charakteristik der Vokalsysteme des Deutschen und Ukrainischen:

a) Klassifizierung der deutschen und ukrainischen Vokale nach den wesentlichen differenzierenden Merkmalen und ihre Charakteristik

Beim Vergleich der deutschen und ukrainischen Phonemsysteme muss man vor allem eine große Zahl und Vielfalt der Vokale in der deutschen Sprache (15 Monophthonge und 3 Diphthonge) und eine kleine Zahl der Vokale im Ukrainischen (6 Monophthonge) vermerken. Der deutsche Vokalismus wird durch folgende differenzierende Merkmale gekennzeichnet: 1) Länge – Kürze; 2) Labialisierung – keine Labialisierung; 3) Monophthonge – Diphthonge. Nach der Zungenlage werden Vokale der vorderen und hinteren Reihe sowie Vokale der hohen, mittleren und niedrigen Zungenhebung unterschieden. Lange Vokale sind gewöhnlich geschlossen, und kurze – offen. Die Länge und Kürze sind mit der Gespanntheit und Ungespanntheit verbunden. Alle langen Vokale sind gespannt, und kurze – nicht gespannt. Eine der wichtigsten phonetischen Besonderheiten des deutschen Vokalismus besteht darin, dass die deutschen Vokale im Wort- oder Silbenanlaut mit dem harten oder neuen Ansatz (Knacklaut) ausgesprochen werden.

Die deutschen kurzen Vokale, die nur in geschlossenen Silben vorkommen, werden mit dem starken Absatz und die langen Vokale, die meistens in offenen oder relativ offenen Silben vorkommen, mit dem schwachen Absatz ausgesprochen.

Der kurze Vokal wird scharf durch den nachfolgenden Konsonanten abgeschlossen, woraus der starke Absatz resultiert, d. h. der plötzliche Übergang vom Vokal zum Konsonanten, z. B. bist, wird, kommt. Der lange Vokal wird „weich“ durch den nachfolgenden Konsonanten abgeschlossen, nachdem er völlig ertönt hat, deswegen hat der lange Vokal einen schwachen Absatz, d. h. einen allmählichen Übergang vom Vokal zum Konsonanten, z. B. Daten, ohne, haben.

Differenzierende Merkmale des ukrainischen Vokalismus sind mit der Zungenhebung verbunden: vokale der vorderen Reihe werden den Vokalen der hinteren Reihe gegenübergestellt: ä³ì – äóì, Ðèì – ðîì. Vokale der hohen Zungenhebung werden den Vokalen der mittleren und niedrigen Zungenhebung entgegengestellt: ä³ì – äàì, ïåñ – ïàñ.

 

b) Unterschiede zwischen dem deutschen und ukrainischen Vokalismus;Schwierigkeiten bei der Erlernung der deutschen Vokale von ukrainisch sprechenden Schülern

Im Unterschied zum deutschen Vokalismus ist dem ukrainischen Vokalismus das differenzierende Merkmal der Dauer und damit verbundene Erscheinungen Geschlossenheit – Offenheit, Gespanntheit – Ungespanntheit nicht eigen. Die Labialisierung der deutschen Vokale [o:], [ø:], [u:], [y:] ist energischer als die Labialisierung der ukrainischen Vokale [y] und [o], aber die Labialisierung der kurzen deutschen Vokale ist schwächer als die ukrainische.

Im ukrainischen Vokalismus gibt es keine labialisierten Phoneme der vorderen Reihe [ø:], [œ], [y:], [y]. Die Artikulation der ukrainischen Vokale ist weniger gespannt als der deutschen Vokale. Im Unterschied zu den deutschen Vokalen werden die ukrainischen Vokale mit dem schwachen Ansatz und schwachen Absatz ausgesprochen.

Es sei betont, dass ukrainisch sprechenden Schülern Gespanntheit und Geschlossenheit der Vokale der hohen und mittleren Zungenhebung [i:], [e:], [o:], [u:] schwer fallen, was man im Fremdsprachenunterricht beachten muss. Einige Schwierigkeiten bereiten auch labialisierte Vokale der vorderen Reihe [ø:], [œ], [y:], [y], der starke Absatz der kurzen Vokale und der Knacklaut.

 

 

3. Typologische Charakteristik der Konsonantensysteme des Deutschen und Ukrainischen:

a) differenzierende Merkmale und akustisch-phisiologische Eigenschaften der Konsonantensysteme in zwei Sprachen

Im Bereich des Konsonantismus haben beide Sprachen mehr Gemeinsamkeiten als im Vokalismus. Beide Sprachen haben gleiche differenzierende Merkmale:

1) Gegenüberstellung der Konsonanten nach der Art der Artikulation und dem aktiven Sprechorgan (Verschlusslaute; phrikative Laute und Vibranten). Nach dem aktiven Sprechorgan werden Lippenlaute; Vorder-, Mittel- und Hinterzungenlaute sowie pharingale Laute unterschieden;

2) Gegenüberstellung der nasalen und nicht nasalen Laute;

3) Gegenüberstellung nach der Stimmhaftigkeit und Stimmlosigkeit. Dieses differenzierende Merkmal ist sehr weit im Ukrainischen vertreten und ist etwas eingeschränkt im Deutschen. Die stimmhaften Vokale der deutschen Sprache kommen im Wort- und Silbenauslaut nicht vor und treten nach kurzen Vokalen in der intervokalen Position selten auf. Die stimmlosen Konsonanten [pf], [ts], [tS], [S], [x], [h] haben keine stimmhaften Entsprechungen. Der Stimmton der deutschen [b], [d], [g], [z] ist wesentlich schwächer als bei den ukrainischen stimmhaften Konsonanten.

Die Gegenüberstellung „Palatalisation – keine Palatalisation“ ist nur den ukrainischen Konsonanten eigen, z. B. ëàê – ëÿê, áèé – á³é, ñèí – ñèíü. Dieses Merkmal unterscheidet den ukrainischen Konsonantismus vom deutschen.

Akustisch-phisiologische Eigenschaften der Allophone haben auch eine große Bedeutung für die Charakteristik der Konsonantensysteme. Zu den akustisch-phisiologischen Besonderheiten der deutschen Konsonanten gehören:

1) Aspiration der Verschlusslaute [p], [t], [k];

2) Labialisierung der Konsonanten vor den labialisierten Vokalen;

3) Abschwächung des Stimmtons bei den stimmhaften Konsonanten [b], [d], [g], [z].

Dank diesen Eigenschaften wird die Vielfalt der Allophone im Deutschen erreicht. Ukrainische Konsonanten haben keine oben genannten Besonderheiten des deutschen Konsonantismus (keine Behauchung, keine starke Labialisierung, keine Abschwächung der Stimmhaftigkeit). Die Vielfalt der Allophone wird im Ukrainischen durch die Palatalisierung, das Vorhandensein der langen Konsonanten, die Labialisierung und die leichte Velarisierung erzielt.

Besonderheiten der deutschen Allophone:

Nur ein deutscher Konsonant [S] ist immer labialisiert, alle anderen Konsonanten werden durch den Einfluss langer labialisierter Vokale labialisiert, z. B. gut, Sohn, führen usw. Im Ukrainischen werden Konsonanten [ø] und [æ] ständig labialisiert, alle anderen werden durch den Einfluss labialisierter Vokale [y] und [o] labialisiert, z. B. ëóùèòè, ñóøèòè, âîðîíà, áîðîäà.

Die größte Dauer ist den Aphrikaten [pf], [tS], [ts], und die kleinste – stimmhaften Verschlusslauten [b], [d], [g] eigen. Den Aphrikaten folgen phrikative stimmlose Konsonanten [S], [ς], [x], [s]. Sonore Laute [m], [n], [l], [r] sind länger als stimmhafte Verschlusslaute, stimmlose Verschlusslaute sind viel länger als stimmhafte.

Sonore [m], [n], [l], [r], stimmlose [p], [t], [k], [f], Aphrikate [pf], [tS], [ts] kommen im Wortanlaut und Wortauslaut uneingeschränkt vor, nach kurzen und langen Vokalen, z. B. Pfau, Apfel, bepflanzen, Knopf, Torte, Trottel, Angst, bersten. Stimmhafte [b], [d], [g], [v], [z] kommen im Wortanlaut und nie im Wort- oder Morphemauslaut vor. Der Konsonant [j] kommt im Wortanlaut und nach langen Vokalen vor und tritt nach kurzen Vokalen nicht auf: jammern, Kojote.

Das sonore [ŋ] kommt nur nach kurzen Vokalen vor, im Wortanlaut tritt es nicht auf: sinken, lange, Übung.

Der Konsonant [ς] kommt in den Positionen vor, wo [x] nicht vorkommt – im Wortanlaut, nach Vokalen der vorderen Reihe, im Suffix -chen und nach den Konsonanten [n], [l], [r]: Storch, Fichte, Chemie. Das [x] kommt in den für das [ς] typischen Positionen nicht vor, tritt aber nach Vokalen der hinteren Reihe auf: Rauch, kochen, pochen.

b) Unterschiede zwischen dem deutschen und ukrainischen Konsonantismus; Schwierigkeiten bei der Erlernung der deutschen Konsonanten von ukrainisch sprechenden Schülern

Der deutsche Konsonantismus unterscheidet sich vom ukrainischen dadurch, dass die Teilnahme des Kehlkopfs an der Bildung des Stimmtons schwächer ist, weswegen die deutschen stimmhaften Konsonanten oft stimmlos in den Positionen, wo die ukrainischen als stimmhaft auftreten, ausgesprochen werden.

Der nächste Unterschied besteht darin, dass die deutschen Konsonanten mehr standfest gegenüber der Akkomodation nachfolgender Vokale sind.

Die deutschen Konsonanten werden vor den Vokalen der vorderen Reihe nicht palatalisiert (im Unterschied zu den ukrainischen). Die Aspiration der Laute [p], [t], [k] ist nur dem deutschen Konsonantismus eigen. Spezifische Besonderheiten verleihen dem deutschen Konsonantismus die Artikulationen [ŋ], [ς], [l], [R], [ ]. An der Bildung der Laute [ŋ] und [R] ist das Uvula beteiligt, dass im Ukrainischen passiv bleibt.

Die Schwierigkeiten für die ukrainisch sprechenden Schüler bereiten das Fehlen der Palatalisierung vor den Vokalen der vorderen Reihe, die Behauchung von [p], [t], [k] und spezifische Artikulationen von [ŋ], [ς], [l], [R], [ ].



Date: 2015-01-29; view: 2688


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