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Die Literatur der Bundesrepublik Deutschland

 

Die Schriftsteller der älteren Generation setzten nach 1945 die bürgerlich-humanistische Literaturtradition fort: Leonhard Frank nahm sozialistische Ideen und das Bekenntnis zum Sozialismus in sein erzählerisches Werk auf. Erich Maria Remarque trat in seinen Romanen, trotz idealistisch-pazifistischer Grundhaltung, entschieden gegen Faschismus und Militarismus auf. Zu den begabtesten Schriftstellern der „Trümmerliteratur" zählte Wolfgang Borchert (1921-1947), aus dessen wenigen Werken Verzweiflung und Anklage der Nachkriegsjugend spricht („Draußen vor der Tür", 1947). Enttäuschung und Ausweglosigkeit der bürgerlichen Intelligenz spiegeln sich in den von der Dekadenz beeinflussten Werken Wolfgang Koeppens wider; sein Roman „Der Tod in Rom" (1954) gehört mit zu den schärfsten Anklagen gegen den deutschen Militarismus,

Starke Gesellschaftskritik übten von bürgerlich-humanistischem Standpunkt aus Schriftsteller der jüngeren Generation, die sich in der „Gruppe 47" zusammenschlössen (u. a. Andersch, Bachmann, Enzensberger, Richter, Weyrauch). „Gruppe 47" war ein Bund der Schriftsteller und Kritiker der BRD, der 1947 gegründet wurde. Die Gruppe 47 war keine Organisation mit bestimmten Mitgliedern, sondern ein „sehr heterogener Arbeitskreis lesender und kritisierender, zuhörender und diskutierender Schriftsteller". Die Angehörigen der Gruppe bewahrten sich in den Grenzen ihrer bürgerlichen Weltanschauung eine gewisse Unabhängigkeit und wirkten anfangs auf Grund ihrer gesellschaftlichen Haltung mehr oder weniger progressiv. Seit 1967 existiert sie nicht mehr.

Siegfried Lenz (geb. 1926) ist ein Erzähler, Roman- und Hörspielautor, der sich zum moralischen Engagement des Schriftstellers bekennt. Mit seiner Absicht, „einen wirkungsvollen Pakt mit dem Leser herzustellen, um die bestehenden Übel zu verringern", kennzeichnete er 1962 zugleich seine ästhetische, anfangs stark existentialistisch beeinflusste Konzeption. Lenz' erzählerische Hauptleistung ist der erfolgreiche Roman „Deutschstunde" (1968), der in mehrere Sprachen übersetzt worden ist. Der Roman ist eine von bürgerlicher volksverbundener Position geführte Auseinandersetzung mit dem Faschismus im „Kleinen". Dieser Roman ist auch ein Ergebnis jener allgemeinen Tendenzen zur Politisierung, wie sie für die BRD-Literatur in der zweiten Hälfte der 60er Jahre bestimmend sind.

Martin Waiser (geb. 1927) ist bürgerlich-humanistischer gesellschaftskritischer Erzähler und Hörspielautor. Er unternimmt es, die BRD-Gesellschaft der Nachkriegszeit kritisch zu beleuchten. In seinem meisterhaft geschriebenen Roman „Halbzeit" (1960) zeigt er die Lüge dieser Gesellschaft, das Ausgeliefertsein der Kleinen an die Großen, das Aufhören menschlicher Bindungen zugunsten des Geschäftsinteresses, die Tätigkeit alter Faschisten.



Günter Grass (geb. 1927), ist ein bürgerlich-oppositioneller Schriftsteller. Sein umstrittenes literarisches Schaffen ist auf eine negative Abrechnung mit der bürgerlichen Wirklichkeit gerichtet. In der ebenso heftig abgelehnten wie begeistert aufgenommenen Danziger Trilogie „Die Blechtrommel", „Katz und Maus" und „Hundejahre", die mehr Angst des Autors vor der Bedrohung der Menschheit als bewusste Gesellschaftskritik verrät, unternahm es Grass, mit einem großen Aufwand an stilistischen Einfällen einen Zeitraum von etwa 30 Jahren (1924-1954) darzustellen. Mit seinen Stücken vertritt er das so genannte „absurde Theater": ein neuer Beweis des Verzichtes auf die gesellschaftliche Wirkung der Literatur, der für eine Gruppe jünger nonkonformistischer („engagierter") und oppositioneller Schriftsteller in der BRD charakteristisch ist. Für den Roman „Die Blechtrommel“ wurde G. Grass 1999 der Nobelpreis für Literatur verliehen.

Heinrich Böll (1917-1985) verkörperte den Typus eines Schriftstellers, für den Literatur und Politik, gesellschaftliche Erfahrung und ästhetische Verarbeitung eng zusammengehören. 1972 bekam er Nobelpreis für die Literatur. Zu seinen wichtigsten Werken gehören: „Ansichten eines Clowns" (1963), „Ende einer Dienstfaher" (1966), „Gruppenbild mit Dame" (1971), „Die verlorene Ehre der Katharina Blum" (I974) u.a.

Dortmunder Gruppe 61 heißt eine 1961 gegründete lose Vereinigung bürgerlich-humanistischer Schriftsteller der BRD, die den Versuch unternehmen, den Menschen in seiner Beziehung zur industriellen Arbeitswelt wieder literarisch „salonfähig" zu machen. Das Motto der Gruppenarbeit ist „literarisch-künstlerische Ausein­andersetzung mit der industriellen Arbeitswelt" oder auch „geistige Auseinandersetzung mit dem technischen Zeitalter". Der Gruppe gehören u. a. Max von der Grün („Irrlicht und Feuer"), Günter Wallraf („Wir brauchen dich", „Die da oben, wir da unten") und andere an.

Nach „Meyers Neues Lexikon"

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/. Die Stimme seiner Epoche sein

Der Künstler spiegelt die Gefühle seines Landes, seiner Klasse wider, er ist ihr Ohr, Auge und Herz; er ist die Stimme seiner Epoche. Er ist verpflichtet, so viel wie möglich zu wissen, und je besser er die Vergangenheit kennt, desto verständlicher wird ihm die Gegenwart, desto stärker und tiefer empfindet er den universellen revolutionären Geist unserer Zeit und die ganze Größe ihrer Aufgabe. Man muss unbedingt die Geschichte des Volkes kennen, und darüber hinaus muss man um das sozialpolitische Denken des Volkes wissen.

Maxim Gorki

2. Von der Größe unserer Literatur

Es kann nicht von der Größe einer Literatur die Rede sein, wenn diese nicht imstande ist, das Neue zu erkennen auch dort, wo es erst im Begriffe ist zu entstehen. Dieses Neue verlangt aber auch, dass wir Dichter und Schriftsteller selbst neuer Art werden und uns in manchem, oft sehr wesentlichem, unterscheiden von den Schriftstellern, die vor uns waren, mögen diese zu ihrer Zeit auch noch so bedeutend gewesen sein

Johannes R. Becher

3. Vom Schreiben der Wahrheit

„Da es schwierig ist, die Wahrheit zu schreiben, weil sie allenthalben unterdrückt wird, scheint es den meisten eine Gesinnungsfrage, ob die Wahrheit geschrieben wird oder nicht. Sie glauben, dazu ist nur Mut nötig. Sie vergessen die zweite Schwierigkeit, die der Wahrheitsfindung. Keine Rede kann davon sein, dass es leicht sei, die Wahrheit zu finden".

Bertolt Brecht „Fünf Schwierigkeiten beim Schreiben der Wahrheit", 1935

4. Ist das Schreiben schwer?

Das Schreiben ist schwer – selten fliegen die" Worte. Mag der Schriftsteller einzelne oder viele Menschen in ihren Handlungen und Gefühlen darstellen, während der Arbeit im Betrieb oder auf dem Land, in der Liebe, im Kampf, heute oder in der Vergangenheit, hier oder in anderen Ländern, mag er sich noch so gründlich mit seinen Freunden beraten haben, mit dem Kollektiv, zu dem er gehört, einmal kommt für ihn der Moment - das hat Simonow hier in Berlin vorlangem gesagt – in dem er allein ist. Wenn er endlich den richtigen Ausdruck findet und niederschreibt, ist er allein, die ganze Verantwortung liegt auf ihm.

Anna Seghers

6. Das Buch in unserem Leben

„Wir wollen anders aus dem Buch heraustreten, als wir in das Buch eingekehrt sind. Wir wollen verwandelt sein, wir wollen bereichert sein, wir wollen das Gefühl haben, wir sind gewachsen, wir haben sel­ber an Wert zugenommen oder wie es viel einfacher heißt, das Buch hat uns etwas gegeben."

Johannes R. Becher


Date: 2016-03-03; view: 974


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