| Das EichhörnchenIn Eichhörnchen (mittelhochdeutsch eich(h)orn, althochdeutsch eihhurn(o), eihhorno) scheinen Eiche und Hörnchen zu stecken. Wahrscheinlich sind aber beide Wörter erst sekundär in die Bezeichnung hineingedeutet worden. Der zweite Teil der Tierbezeichnung ist im Althochdeutschen an Hörn angeglichen. Ursprünglich ist es ein Wort, das mit Bezeichnungen aus dem Lateinischen, Russischen, Tschechischen und Litauischen für verschiedene kleine flinke Tiere verglichen wird, die letztlich auf ein indogermanisches *uer-'Eichhorn, Iltis, Marder' zurückgeführt werden. Im ersten Wortteil vermutet man eine indogermanische Volksetymologie, wobei die ursprüngliche Wurzel *aig- 'sich heftig bewegen, schwingen' an die Bezeichnung der Eiche angeschlossen worden sei. Das Eichhörnchen wäre somit nach seiner Flinkheit benannt.
Nachdem im 17. Jahrhundert die Verkleinerungsform Eichhörnchen vorherrschend geworden war, wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts Hörnchen abgelöst und auf die gesamte Familie dieser Nager übertragen (Baum-., Erd-, Flughörnchen).
Der Erlkönig
»Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?« Der Vater mit seinem Kind in Goethes berühmter Ballade »Erlkönig«.
Der Erlkönig ist ursprünglich aber kein 'Erlenkönig', sondern ein 'Elfenkönig'. Der Name kommt von dem dänischen ellekonge, was aus elve(r)konge 'Elfenkönig' assimiliert ist. Von Herder wurde es 1778 falsch als Erl(en)könig lehnübersetzt in Anlehnung an norddeutsch Eller 'Erle'. Goethe hat das Wort 1782 in seiner gleichnamigen Ballade verwendet und es so bekannt gemacht.
Der Erzengel
Sind die vier Erzengel besonders 'feste' Engel - wie aus Erz und heißen deshalb Erzengel?
Nein! Erzengel ist etymologisch der 'erste Engel'. Das Wort (mittelhochdeutsch erz-engel) geht über die Kirchensprache auf die entsprechende lateinische und griechische Zusammensetzung zurück - kirchenlateinisch archangelus, griechisch arch-angelos. Dem Bestimmungswort Erz- liegt griechisch archi- 'der erste, oberste' zugrunde. Aus der Kirchensprache und dem höfischen Bereich sind mehrere dieser Zusammensetzungen mit archi- ins Deutsche gelangt. Althochdeutsch sind Erzbischof, Erzpriester und die Lehnübersetzung Erzvater, aus dem 14. Jahrhundert stammen Erzkämmerer und Erzkanzler, aus dem 15. Jahrhundert das lehnübersetzte Erzherzog (Titel österreichischer Fürsten). Verdunkelt steckt archi- auch in Arzt, althochdeutsch arzāt, einer Entlehnung über spätlateinisch archiāter aus griechisch archiātros 'Oberarzt', dem Titel antiker Hofärzte. Seit dem 16. Jahrhundert hat Erz- im Deutschen die Rolle eines meist negativ konnotierten Verstärkungspräfix übernommen - substantivisch etwa Erzschelm, -feind, -gauner, -schurke, adjektivisch etwa erzfaul und -konservativ.
Das Substantiv Erz 'Metall enthaltendes Mineral' (mittelhochdeutsch erze, althochdeutsch aruz, aruzzi) ist wahrscheinlich ein altes Lehnwort, dessen Grundlage sumerisch urud(u) 'Kupfer' ist.
Date: 2015-12-17; view: 478
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