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Der Braten und die Bratwurst

Volksetymologie

 

Die Affenschande

Die redensartliche Affenschande hat etymologisch nichts mit unseren äffischen Vorfahren zu tun, die als »notorisch schamlos« gelten. Affenschande kommt vielmehr aus dem Niederdeutschen und ist volksetymologisch umgesetzt aus aapen Schann 'offene Schande'.

Das Attentat und der Attentäter

Das Attentat ist eine Tat, doch in Attentat steckt nicht die Tat, auch wenn in Attentäter der Täter steckt. Attentat 'Mordanschlag, eine Gewalttat aus politischen Motiven' ist im 15. Jahrhundert aus dem mittellateinischen attentatum entlehnt, das 'Versuch' bedeutet. Es kommt vom Verb attem(p)täre 'versuchen, angreifen, antasten', ei­ner Bildung aus ad- 'zu, an' und temptāre 'betasten'. Die heutige Bedeutung von Attentat setzte sich seit Anfang des 19. Jahrhunderts unter Einfluss von französisch attentat 'Anschlag auf eine Person' durch. Die Ableitung Attentäter, die deutlich volksetymologisch von deutsch Tat ausgeht, wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts gebildet - nach dem missglückten Attentat auf den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. 1844 trat in einem Drehorgellied der Attentäter als eine (möglicherweise scherzhafte) Reimbil­dung zu Hochverräter auf.

Das Beispiel

Besteht Beispiel aus bei und Spiel? Aus bei ja, aus Spiel ur­sprünglich nicht. Im Mittelhochdeutschen hieß es bispel. Mittelhochdeutsch spel bedeutet 'Erzählung, Rede'. Beispiel ist somit ursprünglich 'das zu einem Sachverhalt nebenbei Erzählte'. Im Mittelhochdeutschen war spel aber vereinzelt im Wortschatz. Im Frühneuhochdeutschen wurde es so als zweiter Bestandteil von bispel laut­lich an Spiel angeglichen, um es zumindest formal an eine Wortfamilie anzuschließen. Wie bei vielen anderen Volks­etymologien ist auch hier der Neuanschluß nur lautlich, eine semantische Beziehung ist kaum herzustellen. Aber ein Wort, das aus bekannten Bestandteilen besteht oder zu be­stehen scheint, lässt sich leichter behalten als eines mit Mate­rial, das ansonsten im Lexikon nicht mehr vorkommt.

der Braten und die Bratwurst

Im heutigen Sprachgefühl gehören das Substantiv Braten und das Verb braten zusammen. Beide haben aber etymolo­gisch nichts miteinander zu tun.

Das Substantiv Braten ist im Mittelhochdeutschen brāte, im Althochdeutschen brāto. Das mittel- und althochdeut­sche Wort hatte noch die Bedeutung 'schieres, essbares Fleisch ohne Speck und Knochen'. Ebenso war die mittel-und althochdeutsche brātwurst einfach die 'Fleischwurst'. In beiden Wörtern steckt das germanische *bræda 'Fleischstück'. Seit dem Mittelhochdeutschen wurde Braten (ebenso wie Bratwurst) dem unverwandten Verb braten wegen der zufälligen lautlichen Übereinstimmung in der Bedeutung angenähert, so ergab sich für Braten die heuti­ge Bedeutung 'zum Braten bestimmtes oder gebratenes Fleisch' und für Bratwurst die Bedeutung 'zum Braten be­stimmte oder gebratene Wurst'. Das Verb braten, mittelhochdeutsch brāten, althoch­deutsch brātan, geht von 'erhitzen' aus und steht in einer Sippe, zu der neben ande­rem auch brühen und brennen gehören.



Die Eberesche

Die Eberesche (seit dem 15. Jahrhundert bezeugt) hat nichts mit dem Eber (dem Tier) zu tun, sondern der vermeintliche Eber ist hier mit Eibe verwandt und wird auf eine Wurzel 'dunkelrötlich, bräunlich' zurückgeführt. Beide Bäume sind also nach ihren roten Beeren benannt.

Die frühneuhochdeutsche Variante Aberesche, bei der lautgesetzlich e durch a, in bestimmten Landschaften ersetzt wurde, konnte volksetymologisch als 'falsche Esche' (also Aber- wie in Aberglaube) aufgefasst werden.


Date: 2015-12-17; view: 441


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