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AUFGABEN ZUR TEXTINTERPRETATION

Inhaltliche Interpretation

1.Betiteln Sie den Text in drei Varianten. Widerspie­geln Sie dabei jeweils:

1.1. Das Ereignis, das hier dargestellt wird.

1.2. Den Ort der Handlung.

1.3. Die handelnden Personen.

2. Erklären Sie, warum die Erzählung „Der illegale Casanova" heißt.

4. Beschreiben Sie den Ort der Handlung (im engen und im weiten Sinne des Wortes).

Beschreiben Sie die Zeit der Handlung (im engen und im weiten Sinne des Wortes). Ist es Ende oder -Anfang des Krieges? Belegen Sie Ihre Meinung durch entsprechende Textstellen.

5. Verfolgen Sie den Inhaltsablauf. Schildern Sie kurz (in 5-6 Sätzen) die Entwicklung der Handlung.

6. Gliedern Sie den Text in einzelne Episoden und be­titeln Sie sie:

6.1. mit eigenen Worten (Wort); .

6.2. mit einem Zitat.

7. Beurteilen Sie: Welche Episode steht im Mittelpunkt der Handlung? Welche Textstellen sind inhaltlich besonders schwerwiegend?

7.1. Geben Sie kurz den Inhalt jeder Episode wieder.

8. Nennen Sie alle handelnden Personen.

8.1. Was erfahren Sie aus dem Text über die handelnden Personen (expliziter Inhalt):

a) über den Haupthelden und seinen Gemütszustand;

b) über die Hauptheldin;

c) über die anderen handelnden Personen(auch Gäste im Speisewagen)

8.2. Was schließen Sie aus dem Text über die Tä­tigkeit der Hauptpersonen (impliziter Inhalt);

a) Wie entwickeln sich die Beziehungen zwi­schen Aristide und Ariane? Führen, Sie ent­sprechende Textstellen an.

b) Sind „Aristide" und „Ariane“ ihre echten Namen?

Beweisen Sie Ihre Stellungnahme.

c) Woraus können Sie über die illegale Tätigkeit von Artistide schließen? Geben Sie die Textstellen wieder, die darüber besagen.

6. Beantworten Sie folgende Fragen:

9.1. Warum war Aristide „weniger gelassen", als die deutsche Zugkontrolle kam?

9.2. Warum nannte Aristide den Deutschen einen Psychologen? Wie soll man das verstehen?

9.3. Warum steckte Aristide seinen Ausweis lange nicht weg?

9.4. Warum hat er seine Dame in den Speisewagen eingeladen? War sein Interesse für sie echt? Wie erweckte er ihr Interesse zu sich?

9.5. Wie benahmen sich die beiden im Speisewagen? Warum?

10, Interpretieren Sie folgende Textstellen:

10.1. „Die Alternative war ja, dass ich ein Trotte bin, dass jeder Ochse mein Innenleben voll meiner Nasenspitze ablesen kann."

10.2. „Ein paar Gäste wandten sich um, unter ihnen auch ein deutscher Offizier, dessen Gesicht indessen mehr Beunruhigung als strafende Verweis ausdrückte."

10.3. „Man kann es verstehen, dass denen der Sir für Humor vergangen ist, zumal sie keine hatten!"

10.4. „Sie scheinen Erfahrung zu haben mit solchen Angriffen."

10.5. „Sie haben Glück, mein Guter, dass ich Franzose bin."

10.6. „Wär’ mir egal..."

San Salvador

PETER BICHSEL

Er hatte sich eine Füllfeder gekauft.



Nachdem er mehrmals seine Unterschrift, dann seine Initialen, seine Adresse, einige Wellenlinien, dann die Adresse seiner Eltern auf ein Blatt gezeichnet hatte, nahm er einen neuen Bogen, faltete ihn sorgfältig und schrieb: „Mir ist es hier zu kalt", dann „ich gehe nach Südamerika", dann hielt er inne, schraubte die Kappe auf die Feder, betrach­tete den Bogen und sah, wie die Tinte eintrocknete und dunkel wurde (in der Papeterie garantierte man, daß sie schwarz werde), dann nahm er seine Feder erneut zur Hand und setzte noch großzügig seinen Namen Paul darunter.

Dann saß er da.

Später räumte er die Zeitungen vom Tisch, überflog dabei die Kinoinserate, dachte an irgend etwas, schob den Aschenbecher beiseite, zerriß den Zettel mit den Wellenlinien, entleerte seine Feder und füllte sie wieder. Für die Kinovorstellung war es jetzt zu spät.

Die Probe des Kirchenchores dauert bis neun Uhr, um halb zehn würde Hildegard zurück sein. Er wartete auf Hildegard. Zu all dem Musik aus dem Radio. Jetzt drehte er das Radio ab.

Auf dem Tisch, mitten auf dem Tisch, lag nun der gefaltete Bogen, darauf stand in blauschwarzer Schrift sein Name Paul.

„Mir ist es hier zu kalt", stand auch darauf.

Nun würde also Hildegard heimkommen, um halb zehn. Es war jetzt neun Uhr. Sie läse seine Mitteilung, erschräke dabei, glaubte wohl das mit Südamerika nicht, würde dennoch die Hemden im Kasten zählen, etwas müßte ja geschehen sein.

Sie würde in den „Löwen" telefonieren.

Der „Löwen" ist mittwochs geschlossen.

Sie würde lächeln und verzweifeln und sich damit abfinden, vielleicht.

Sie würde sich mehrmals die Haare aus dem Gesicht streichen, mit dem Ringfinger der linken Hand beidseitig der Schläfe entlangfahren, dann langsam den Mantel auf­knöpfen.

Dann saß er da, überlegte, wem er einen Brief schreiben könnte, las die Gebrauchs­anweisung für den Füller noch einmal - leicht nach rechts drehen - las auch den franzö­sischen Text, verglich den englischen mit dem deutschen, sah wieder seinen Zettel, dachte an Palmen, dachte an Hildegard.

Saß da.

Und um halb zehn kam Hildegard und fragte: „Schlafen die Kinder?"

Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht.

Textuntersuchung

1. Erzählen Sie den Inhalt des Textes nach!

2. Bestimmen und begründen Sie die Verhaltensweise Pauls!

3. Von welchen Erwartungen wird Paul erfüllt?

4. Wie werden Wirklichkeit und Möglichkeiten im Text ausgedrückt?

5. Wie beurteilen Sie das Verhältnis von Paul und Hildegard?

6. Warum hat die Erzählung den Titel „San Salvador"? Sprachliche Übungen und Textgestaltung

1. Erörtern Sie, aus welchen Gründen heute Menschen aus gesellschaftlichen und menschlichen Beziehungen fliehen wollen?

2. Schreiben Sie einen Aufsatz (Gliederung) mit dem Thema: „Ehe oder freiwilliges Alleinleben (Single)"? - Begründen Sie Ihre Meinung!

 


 

Zwei Männer

GÜNTER WEISENBORN

Als der Wolkenbruch, den sich der argentinische Himmel damals im Februar lei­stete, ein Ende gefunden hatte, stand das ganze Land unter Wasser. Und unter Wasser standen die Hoffnungen des Pflanzers von Santa Sabina. Wo ein saftgrünes Vermögen in Gestalt von endlosen Teefeldern mit mannshohen Yerbabüschen gestanden hatte, dehnte sich morgens ein endloses Meer.

Der Farmer war vernichtet, das wußte er. Er saß auf einer Maiskiste neben seinem Haus und zählte die fetten Blasen, die an seine Schuhe trieben und dort zerplatzten. Das Maisfeld glich einem See. Der Rancho1 des Peons2 war darin verschwunden. Sein Schilfdach trieb im Strom davon, eine nickende Straußenleiche vor sich herschie­bend. Der Peon hatte sich zu seinem Herrn geflüchtet und saß neben ihm. Er war ein Indio, der mit breitem, eisernem Gesicht ins Leere starrte. Seine Frau war ertrunken, als sie sich losließ, um ihre Hände zur Madonna3 zu erheben. Der Peon hatte drei Blasen gezählt. Ihre Hand hatte die letzte Blase erschlagen.

Der Farmer hatte seine Frau in der Stadt. Sie würde vergeblich auf seinen Schritt vor der Tür warten. Denn der Farmer gab sich noch eine Nacht.

Es ist unter Männern Brauch, daß man sich in gewissen Lagen die letzte Zigarette teilt. Der Farmer, im Begriff, nach Mannes Art zu handeln, wurde von seinem Peon unterbrochen. „Herr!" rief der Indio, „der Parana! Der Strom kommt! ..." Er hatte recht. Man hörte in der Ferne ein furchtbares Donnern. Der Parana, angeschwollen von Wasser und Wind, brach in die Teeprovinzen ein, Parana, das heißt der größte Strom Argentiniens. Dieses Donnern war das Todesurteil für die Männer von Santa Sabina. Sie verstanden sich auf diese Sprache, die Männer. Sie hatten tausendmal dem Tod ins Auge gesehen.

Sie hatten das Weiße im Auge des Pumas gesehen und der Korallenschlange ins kalt­strahlende Gesicht. Sie hatten dem Jaguar gegenübergestanden und der großen Kobra, die sich blähte. Sie hatten alle diese Begegnungen für sich entschieden; denn ihr Auge war kalt und gelassen ihre Hand.

Jetzt aber halfen keine Patronen und kein scharfes Auge. Dieser Feind hier, das Was-_serj. war bösartig wie hundert Schlangen, die heranzischten und todesdurstig wie der größte Puma auf dem Ast. Man konnte das Wasser schlagen, es wuchs. Man konnte hineinschießen, es griff an. Es biß nicht, es stach nicht, das Wasser, es suchte sich nur mit kalten Fingern eine Stelle am Mann, seinen Mund, um ihn anzufüllen, bis Blasen aus der Lunge quollen. Das Wasser war gelb und lautlos. Und man sah vor Regen den Himmel nicht.

Auf einer kleinen Insel, halb unsichtbar in der triefenden Finsternis, saß der Farmer mit seinem Peon vor seinem Haus.

Dann kam der große Parana. Er kam nicht mit Pauken und Posaunen. Nein, man merkte ihn gar nicht. Aber plötzlich stand der Schuh des Farmers im Wasser. Er zog ihn zurück. Aber nach einer Weile stand der Schuh wieder im Wasser, weiß der Teufel... Und wenn man die Maiskiste zurücksetzte, so mußte man sie bald noch ein wenig zurücksetzen, denn kein Mann sitzt gern im Wasser.

Das war alles, aber das war der Parana.

Gegen Abend fiel das Hühnerhaus um. Man hörte das halberstickte Kreischen der Vögel, dann war es wieder still. Später zischte es plötzlich im Wohnhaus auf, denn das Wasser war in den Herd gedrungen.

Als es dunkel wurde, standen der Farmer und sein Peon bereits bis zum Bauch im Wasser. Sie kletterten auf das Schilfdach. Dort auf dem Gipfel saßen sie schweigend, dunkle Schatten in der dunkelsten aller Nächte, indes Töpfe und Kästen aus den Häusern hinausschwammen. Ein Stuhl stieß unten das Glasfenster in Scherben. Das Wasser rauschte. Die Blasen platzten. Ein totes Huhn schwamm im Kreise vor der Haustür.

Als das Wasser das Dach erreicht hatte, stieß es die Hausmauern nachlässig um. Das Dach stürzte von den gebrochenen Pfosten, schaukelte und krachte, dann drehte es sich um sich selbst und trieb in die rauschende Finsternis hinaus. Das Dach ging einen lan­gen Weg. Es fuhr kreisend zu Tal. Es trieb am Rande der großen Urwälder vorbei. Es segelte durch eine Herde von Rindern, die mit himmelwärts gestreckten Beinen toten­still auf dem wirbelnden Wasser trieben. Glotzäugige Fische schössen vor dem Schat­ten des Daches davon. Schwarze Aasgeier trieben, traubenweise an ein Pferd gekrallt, den Strom hinab. Sie blickten mordlustigen Auges herüber . . . Blüten, Möbel und Leichen vereinigten sich zu einem Zug des Todes, der talwärts fuhr, einem un­durchsichtigen Ende entgegen. Gegen Morgen richtete sich der Farmer auf und befahl seinem Peon, nicht einzuschlafen. Der Indio verwunderte sich über die harte Stimme seines Herrn.

Er wäre bedenkenlos dem Farmer um die Erde gefolgt. Er war Indio und wußte, was ein Mann ist. Aber er wußte auch, daß ein Mann ein schweres Gewicht hat. Wenn nur ein Mann auf dem Dach sitzt, so hält es natürlich länger, nicht wahr, als wenn es unter dem schweren Gewicht zweier Männer auseinanderbricht und versinkt. Und dann gute Nacht...

Er glaubte nicht, daß der Farmer gutwillig das Dach verlassen würde, aber man könnte ihn hinunterkippen, denn es ging hier um Leben und Tod. Das dachte der Indio, und er rückte näher. Sein Gesicht war steinern, es troff vor Regen. Das Dach würde auf keinen Fall mehr bis zum Morgen schwimmen. Jetzt schon brachen einzelne Bündel ab und schwammen nebenher. Die Männer mitten auf dem furchtbaren Strom wußten nicht, wo sie waren. Dichter Nebel fuhr mit ihnen. Ringsum das Wasser schien still zu stehen. Fuhren sie im Kreis? Sie wußten es nicht. Sie sahen sich an. Da folgte der Far­mer dem Brauch aller Männer, zog seine letzte Zigarette, brach sie in zwei Teile und bot dem Indio eines an. Sie rissen das Papier ab und kauten den Tabak, da sie kein Feuer hatten.

Er ist ein guter Kamerad, dachte der Peon. Es hat keinen Zweck. Es soll alles seinen Weg gehen. Als er den würzigen Geschmack des Tabaks fühlte, wurde aus der Feind­schaft langsam ein Gefühl der Treue. Was willst du? Der Peon hatte seine Frau verloren und sein Kind. Sie hatte die letzte Blase ihres Atems mit ihrer Hand zerschlagen. Er hatte nichts mehr, was ihn zu leben verlockte. Das Schilfdach sank immer tiefer. Wenn er selbst ins Wasser sprang, hielt das Dach vielleicht noch und trug seinen Herrn bis zum Morgen.

Der Dienst ist aus, adios, Senor! Der Peon kletterte über den Giebel bis an den Rand des Daches, als er plötzlich im dunklen Wasser Kaimane4 rauschen sah, Jaquares, die ihn aufmerksam anstarrten. Zum erstenmal verzog der Indio sein Gesicht, dann hielt er den Atem an und sprang. Aber er wurde im selben Moment von seinem Herrn gehalten, der ihn wieder aus dem Wasser zog und seinen Peon zornglühend anschrie. Kreideweiß, mit rotgeränder­ten Augen und triefenden Haaren, beugte sich der Farmer über ihn, nannte ihn den Vater allen Unsinns und rüttelte ihn. Dann befahl er ihm, seinen Platz einzunehmen und den Mut nicht zu verlieren, verdammt noch mal . . . !

Gegen Morgen trieben sie an Land, sprangen über Baumäste und wateten sie stun­denlang, bis sie ins Trockene kamen. Sie klopften den Boden mit Stöcken nach Schlan­gen ab, und ehe sie sich zum Schlafen in das Maisfeld legten, sagte der Farmer:

„Morgen gehen wir zurück und fangen wieder an."

„Bueno5", sagte der Indio. Der Regen hörte auf.

 

1 spanisch: Hütte

2 spanisch: Landarbeiter, Knecht

3 Gottesmutter

4 Panzerechsen, "dem Krokodil verwandt

5 spanisch: gut, einverstanden

Textuntersuchung und Sprachbetrachtung*

1. Was will der Dichter mit dieser Kurzgeschichte sagen?

2. Worin unterscheiden sich die beiden Männer?

3. Welchen symbolischen Wert hat das Teilen der letzten Zigarette?

4. Geben Sie kurz wieder, wie (Sprache. Stilmittel) der Autor diese grauenhafte Natur­katastrophe in Argentinien beschrieb!



Date: 2016-04-22; view: 1334


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DER ILLEGALE CASANOVA | DAS WUNDER DER SPRACHE
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