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Wie die Maus dem Löwen seine Großmut vergalt
Einst ruhte der Löwe nach einem schweren Kampf aus und schlief müde und erkräftet ein. Plötzlich kamen Mäuse herbei und spielten keck um den Löwen herum. Da berührte eine der Mäuse den schlafenden Löwen; er erwachte und fing die Unglückliche. Die übrigen Mäuse stoben den Hals über Kopf nach allen Richtungen auseinander. Die Maus in der Löwentatze zitterte vor Angst. „Sei nicht böse, gewaltiger Löwe, ich habe dich nicht absichtlich aufgeweckt. Laß mich los! Was hast du schon von einer schwachen Maus, wenn du Hirsche und Rehe und starke Stiere jagst. Wozu bin ich dir nütze?“ Die Maus bat so lange, bis sie den Löwen durch ihre Bitten umgestimmt hatte. „Du hast eigentlich recht“, knurrte er und schloss beide Augen. Die Maus dankte und verschwand blitzschnell. Es dauerte nicht lange, und der Löwe verfing sich in ein Fangnetz.
Er wehrte sich, schlug wütend um sich, aber damit verstrickte er sich nur noch mehr. Da brach er in ein gewaltiges Brüllen aus und jammerte verzweifelt. Schon kam die Maus herbeigelaufen und erkannte sofort, was geschehen war. Sorgfältig besichtigte sie das Netz und zernagte denn geduldig alle Maschen. Der Löwe war gerettet. Jetzt war die Reihe an ihm, der Maus, die ihm seine Großmut so vergolten hatte, zu danken.
Zeus und das Pferd »Vater der Tiere und Menschen«, so sprach das Pferd und nahte sich dem Thron des Zeus, »man will, ich sei eines der schönsten Geschöpfe, womit du die Welt geziert, und meine Eigenliebe heißt es mich glauben. Aber sollte gleichwohl nicht noch verschiedenes an mir zu bessern sein?« »Und was meinst du denn, das an dir zu bessern sei? Rede, ich nehme Lehre an«, sprach der gute Gott und lächelte. »Vielleicht«, sprach das Pferd weiter, »würde ich flüchtiger sein, wenn meine Beine höher und schmächtiger wären; ein langer Schwanenhals würde mich nicht verstellen; eine breitere Brust wurde meine Stärke vermehren; und da du mich doch einmal bestimmt hast, deinen Liebling, den Menschen, zu tragen, so könnte mir ja wohl der Sattel anerschaffen sein, den mir der wohltätige Reiter auflegt.« »Gut«, versetzte Zeus, »gedulde dich einen Augenblick!« Zeus, mit ernstem Gesichte, sprach das Wort der Schöpfung. Da quoll Leben in den Staub, da verband sich organisierter Stoff; und plötzlich stand vor dem Throne - das hässliche Kamel. Das Pferd sah, schauderte und zitterte vor entsetzendem Abscheu. »Hier sind höhere und mächtigere Beine«, sprach Zeus; »hier ist ein langer Schwanenhals; hier ist eine breite Brust; hier ist der anerschaffene Sattel! Willst du, Pferd, dass ich dich so umbilden soll?« Das Pferd zitterte noch. »Geh«, fuhr Zeus fort; »dieses Mal sei belehrt, ohne bestraft zu werden. Dich deiner Vermessenheit aber dann und wann reuend zu erinnern, so daure du fort, neues Geschöpf« - Zeus warf einen erhaltenden Blick auf das Kamel - »und das Pferd erblicke dich nie, ohne zu schaudern.«
Der wackere Igel (nach Friedrich Wolf) Date: 2016-03-03; view: 3338
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