Home Random Page


CATEGORIES:

BiologyChemistryConstructionCultureEcologyEconomyElectronicsFinanceGeographyHistoryInformaticsLawMathematicsMechanicsMedicineOtherPedagogyPhilosophyPhysicsPolicyPsychologySociologySportTourism






MITTELALTER ALS EINE KULTUREPOCHE

I. Mittelalter : kurze Charakteristik der Epoche

Der Begriff Mittelalter bezeichnet in der europäischen Geschichte die Epoche zwischen Antike und Neuzeit (6. bis 15. Jahrhundert). Sowohl der Beginn als auch das Ende des Mittelalters sind aber Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion und werden recht unterschiedlich angesetzt. Die Bezeichnung „Mittelalter“ bezieht sich in erster Linie auf die Geschichte des christlichen Abendlands vor der Reformation, denn der Begriff wird kaum im Zusammenhang mit außereuropäischen Kulturen verwendet. Das europäische Mittelalter erstreckt sich ungefähr vom Ende der Völkerwanderungszeit (568) oder vom Untergang des weströmischen Kaisertums 476 bis zum Zeitalter der Renaissance seit der Mitte des 15. Jahrhunderts bzw. bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts.

Im Mittelalter wurde die politische und kulturelle Dominanz des griechisch-römisch geprägten Mittelmeerraums abgelöst durch eine neue, fast ganz Europa umfassende Welt christlicher Feudalstaaten romanischer, germanischer, slawischer und keltischer Völkerschaften. Grundzüge des europäischen Mittelalters waren eine nach Ständen geordnete Gesellschaft, eine gläubig christliche Geisteshaltung in Literatur, Kunst und Wissenschaft und Latein als gemeinsame Kultur- und Bildungssprache. Daneben waren die Idee der Einheit der christlichen Kirche sowie ein recht einheitliches Weltbild kennzeichnend für diese Epoche. Die vorherrschende Gesellschafts- und Wirtschaftsform des Mittelalters war der Feudalismus.

Im deutschsprachigen Raum hat seit dem 19. Jahrhundert die von der Nationalidee beeinflusste, an der fränkischen und deutschen Herrschergeschichte orientierte Geschichtsschreibung das europäische Mittelalter vornehmlich in drei Hauptphasen gegliedert:

· Frühmittelalter (6. Jahrhundert bis Anfang 10. Jahrhundert), die Epoche der Merowinger und Karolinger

· Hochmittelalter (Anfang 10. Jahrhundert bis ca. 1250), die Zeit der Ottonen, Salier und Staufer

· Spätmittelalter (ca. 1250 bis ca. 1500), der Herbst des Mittelalters, nach dem Scheitern der klassischen Kaiseridee

a) Frühmittelalter

Mit dem Ende der Völkerwanderung, das traditionell mit dem Einfall der Langobarden in Italien (568) verbunden wird, beginnt zumindest in West- und Mitteleuropa das Frühmittelalter. Im Frühmittelalter finden viele einschneidende Entwicklungen statt. So wird Europa bis etwa 600 weitgehend christianisiert. Etwa um 500 beginnt unter König Chlodwig I. der Aufstieg des Fränkischen Reiches, das sehr bald auf den Überresten des Weströmischen Reiches und der Reiche der anderen germanischen Völker seine Vorherrschaft in West- und Mitteleuropa begründet. Dabei bleibt das Römische Reich stets ein wesentlicher Referenzpunkt politischen Denkens. Den Höhepunkt dieser Entwicklung stellt die Krönung Karls des Großen zum römischen Kaiser durch den Papst an Weihnachten des Jahres 800 dar. Nach seinem Tod 814 zerfällt das fränkische Reich allmählich. Aus seiner westlichen Hälfte entsteht das spätere Frankreich, während sich aus der Osthälfte später das „Heilige Römische Reich deutscher Nation“ entwickelt. Verschiedene Prozesse führen letztendlich zum Entstehen des feudalistischen Wirtschaftssystems.



B) Hochmittelalter

Das Hochmittelalter ist die Blütezeit des Rittertums und des römisch-deutschen Kaiserreichs, des Lehnswesens und des Minnesangs. Man kann diese Ära auch als Zeitalter der Wiedererstärkung Europas bezeichnen, denn die europäischen Staaten entwickeln seit etwa 900 immer mehr Macht. In diese Epoche fallen die Kreuzzüge, in denen sich der massive Einfluss der seit 1054 gespaltenen Kirche zeigt. Im Laufe der Kreuzzüge entwickelt sich auch ein Fernhandel. Es ist auch die Epoche der Auseinandersetzung zwischen weltlicher und geistlicher Macht im Investiturstreit.

c) Spätmittelalter

Das Spätmittelalter ist die Zeit des aufsteigenden Bürgertums der Städte und der Geldwirtschaft. Während das Byzantinische Reich nach der Eroberung Konstantinopels 1204 während des Vierten Kreuzzuges langsam aber sicher seinem Untergang entgegengeht. Dennoch erlebt Europa ab etwa 1300 auch eine gewisse Krisenzeit. Die schlimmste Katastrophe in der sogenannten Krise des 14. Jahrhunderts stellt jedoch die Pest, der „Schwarze Tod“, dar, die ab 1347 von Südrussland kommend die Länder Europas verheert und zwischen einem Drittel und der Hälfte der europäischen Bevölkerung, das Leben kostet. Die Entvölkerung führt zu Aufständen und einem Wandel der Sozialstrukturen, die das Rittertum zugunsten des Bürgertums schwächen und in der katholischen Kirche einige Reformbewegungen auslösen.

Kunst und Wissenschaften befinden sich im Spätmittelalter im Aufbruch. Die Gründung der ersten Universitäten, vor allem in Italien (Bologna) und Frankreich (Paris), verhilft den Wissenschaften und der Philosophie zu einem neuen Aufschwung, denn sie verbreiten die Lehren antiker Gelehrter und ebnen so den Boden für die Epoche der Renaissance. Den Künstlern eröffnen sich neue Möglichkeiten. Die bisher auf kirchliche Motive beschränkte Malerei wird nun auf andere Bereiche ausgeweitet. Außerdem lehnt sich die Architektur infolge der Renaissancebewegung wieder an alte römische und griechische Vorbilder an.

Als wesentlich für den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit betrachtet man im allgemeinen die Zeit der Renaissance (je nach Land spätes 14. Jahrhundert bis 16. Jahrhundert), die Erfindung des modernen Buchdrucks mit beweglichen Lettern um 1450 und die damit beschleunigte Verschriftlichung des Wissens, die Entdeckung insbesondere der Neuen Welt durch Christoph Kolumbus 1492, oder auch den Verlust des Einflusses der institutionalisierten katholischen Kirche und den Beginn der Reformation. Diese Ereignisse sind alle zwischen der Mitte des 15. und der Schwelle zum 16. Jahrhundert anzusiedeln. Im selben Zeitraum könnte man das Ende des Mittelalters in Deutschland auch mit der Reichsreform als dem verfassungsrechtlichen Ende des klassischen Feudalismus lokalisieren.


Date: 2016-01-14; view: 843


<== previous page | next page ==>
Wiederholen Sie den folgenden Text. | II. Literatur in der Gesellschaft des Mittelalters
doclecture.net - lectures - 2014-2024 year. Copyright infringement or personal data (0.008 sec.)