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Segmente des Kulturtourismus

Eine wirksame Förderung des Kulturtourismus, die auch "den nicht kulturinteressierten Touristen" erreicht, setzt die Untersuchung und Entwicklung der verschiedenen Teilbereiche des Kulturtourismus voraus, wobei gleichzeitig versucht werden muss, weitere Entwicklungs­tendenzen und -chancen für die Zukunft aufzuzeigen. Die wichtigsten Segmente sind: Kunst­erbe, Veranstaltungen, Ausstellungen und Aufführungen, Önogastronomie und ländlicher Tourismus; "Filmtourismus" und kulturelle Themenparks.

Kunsterbe

 

Der klassischste Teilbereich des Kulturtourismus betrifft das "materielle"Kunsterbe, bestehend aus historischen Stadtzentren, Museen und archäologischen Stätten. Bei diesem Segment kommt es hauptsächlich darauf an, eine stärkere Verzahnung zwischen der Kulturgüterverwaltung und der Erbringung touristischer Dienstleistungen voranzubringen, um die Nutzung dieser Güter durch die Touristen zu fördern. Es muss zusammenhängend über "kulturtouristische Systeme" nachgedacht werden, die nach ganzheitlichen Konzepten verwaltet werden müssen.

So gilt es zum Beispiel, an Orten mit Kunst- und Naturschönheiten eine gemeinsame Verwaltung zu fördern, auch wenn verschiedene öffentliche Behörden oder private Einrichtungen zuständig sind, sich für Öffnungszeiten und Eintrittspreise stark zu machen, mit deren Hilfe die Zugänglichkeit der Stätten optimiert sowie die Erlöse gesteigert und somit die Betriebskosten gedeckt werden können, oder auch das Kulturerbe "zum Leben zu erwecken", indem zum Beispiel zeitweilige Ausstellungen in historischen Museen, Paläs­ten oder Schlössern mit besonderer Ausrichtung auf die Förderung der zeitgenössischen Kunst veranstaltet werden.

•Es sind interessante Initiativen zu verzeichnen, wie z.B. die von verschiedenen europäischen Städten erprobten "Touristentickets", bei denen Verkehrsdienstleistungen mit dem Eintritt in Museen und archäologische Stätten gekoppelt sind.

•Für kleinere Kunststätten eignet sich besonders die Erfahrung der "Kulturbezirke", einer Integration touristischer und kultureller Dienstleistungen in homogenen Gebieten mit mehreren Gemeinden, die mit einer Bündelung öffentlicher und privater Finanzierungen einhergehen und die einheitlich gefördert werden. Auch die regionalen Tourismusorganisationen sollten an der Entwicklung und Schaffung von (auch grenz­überschreitenden) Kulturbezirken mitwirken.

•Ferner sollten "Netze"oder Routen zur Verbindung von Kulturgütern in verschiedenen Ländern geschaffen werden, wie z.B. Netzwerke von Schlössern oder historischen Palästen, von archäologischen Stätten (wie z.B. das Netzwerk der Städte der "Magna Grecia") oder von besonderen Museen, wie z.B. Betriebsmuseen, oder transeuropäische Wege wie z.B. die Via Francigena.



•Diese Netzwerke oder Routen und Wege sollten ein einheitliches Markenzeichen erhalten, entsprechend ausgeschildert sein und mit einem integrierten Konzept beworben werden. Ferner wäre es sinnvoll, möglichst einheitliche Service- und Beherbergungsleistungen

•Eine interessante Initiative stellt das Netzwerk der Städte mit Festungsanlagen dar. Dank des Netzwerks von 17 historischen Stätten, das von den Regionen Kent (Vereinigtes Königreich), Nord-Pas-de-Calais (Frankreich) und Westflandern (Belgien) aufgebaut wurde, wurde das wertvolle gemeinsame Kulturerbe dieses Gebiets erschlossen.

Von den zahlreichen weiteren interessanten Initiativen seien herausgegriffen:

•"Europäische Route der Backsteingotik": An diesem Projekt sind sieben Mitgliedstaaten (Schweden, Dänemark, Deutschland, Polen, Litauen, Lettland und Estland), 26 Städte und zwei Regionen beteiligt.

•"Europäischer Weg des Jüdischen Kulturerbes": Das Programm wurde vom Europarat prämiert und erhielt den Titel "Großer Kulturweg des Europarates"

5.2. Veranstaltungen, Ausstellungen und Aufführungen

 

•Ein zweiter wichtiger Teilbereich des Kulturtourismus sind die Veranstaltungen: Ausstellungen, Konzerte, Festivals und andere spezielle Initiativen. In den letzten 10 bis 15 Jahren haben sich die Kulturveranstaltungen zu wirksamen Faktoren der Tourismusförderung entwickelt.

•Stetig steigt die Zahl der, vor allem jugendlichen, Begeisterten, die sich in Bewegung setzen, um Großausstellungen zu besichtigen, Konzerte zu besuchen oder an Sonderveranstaltungen wie den in immer mehr europäischen Städten - so u.a. in Paris, Versailles, Brüssel, Rom, Wien und Warschau - veranstalteten "Langen Nächten" teilzunehmen.

•Eine Verbesserung in diesem Segment erfordert sowohl Infrastrukturmaßnahmen, um geeignete Standorte für Ausstellungen oder Festivals zu errichten bzw. umzugestalten, als auch Planungs- sowie Werbe- und Kommunikationsmaßnahmen.

•Die Europäische Union könnte die Aufstellung eines einheitlichen Kulturveranstaltungskalenders unterstützen

5.3. (Öno-) Gastronomie und ländlicher Tourismus

 

•Ein dritter wichtiger Teilbereich des Kulturtourismus steht mit der Wein- und Gastronomiekultur der verschiedenen Gebiete in Zusammenhang: eine Sparte der "materiellen Kultur", die in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen und die eine regelrechte kulturelle und wirtschaftliche Bewegung zur Förderung regionaltypischer Erzeugnisse ins Leben gerufen hat .

•Auch hier geht es darum, die Schaffung von "Gastronomie- und Weinrouten", die außerdem künstlerisch-kulturelle Werte einschließen, zu unterstützen, indem ein gemeinsames Angebot kultureller Besichtigungen, kulinarischer Genüsse und Erfahren des Landlebens gefördert wird. Somit wird das Kennenlernen der Kunstgeschichte und das Erleben von Traditionen in Bezug auf Weine und Gerichte - die für eine Region oder ein bestimmtes geografisches Gebiet - miteinander kombiniert.

•Die Europäische Union könnte die Erstellung eines "Europäischen Atlasses der Gastronomie- und Weinrouten und des ländlichen Tourismus" unterstützen, indem sie insbesondere grenz­überschreitende, die Traditionen von zwei oder mehreren Ländern zusammenführende Routen fördert, um u.a. die gemeinsamen Wurzeln, die die Grundlage vieler Traditionen und "Unterschiede" bilden, stärker zur Geltung zu bringen

 

Slow Food & Co

•Unter den zahlreichen Initiativen zur Förderung regionaltypischer Erzeugnisse ist "Slow Food" besonders erwähnenswert, eine Carlo Petrini gegründete internationale Vereinigung, mit derzeit 83.000 Mitgliedern

•Slow Food ist gegen eine Standardisierung des Geschmacks, tritt für das Recht der Verbraucher auf Information ein und schützt die kulturelle Identität im Zusammenhang mit kulinarischen und gastronomischen Traditionen.

•Zu den in puncto Förderung regionaltypischer Erzeugnisse vermutlich charakteristischsten europäischen Wegen gehören die

•Whiskywege in Schottland, der weltweit einzige, ausschließlich dem Malzwhisky gewidmete Weg,

•der Weg der "Trappistenbiere" in Belgien und den Niederlanden,

•die Austernwege in der Bretagne etc.

 

Filmtourismus

 

•Ein vierter, sich als bedeutender Impulsgeber des Tourismus herausschälender Teilbereich des Kulturtourismus ist mit der Film- und Fernsehproduktion verbunden.

•Besuche an Drehorten und Schauplätzen, wo erfolgreiche Kino- und Fernsehfilme gedreht wurden, führen gegenwärtig in vielen Regionen zu einer Zunahme der Gästeankünfte und Touristenaufenthalte.

•So hat beispielsweise Alnwick Castle in Northumberland (nördliches Großbritannien), Drehort der Verfilmung der Harry-Potter-Romane von J.K. Rawling, einen Touristen­ansturm erlebt, der in kürzester Zeit 13 Mio. EUR in die bis dahin leeren Kassen spülte und die Burg zu einem der beliebtesten Ausflugsziele Großbritanniens machte.

•Ähnliches erlebte in Italien das Schloss Agliè in Piemont, in dem die Telenovela "Elisa di Rivombrosa" aufge­nommen wurde, was die durchschnittlichen Besucherzahlen von 100 auf 3.500 pro Woche in die Höhe schnellen ließ.

•Der Berühmtheitseffekt wirkt auch bei Filmen, die noch gar nicht aufgeführt wurden, jedoch kurz vor der Fertigstellung stehen: in Großbritannien ist das Städt­chen Lincoln, in dem der Bestseller "Sakrileg" von Dan Brown verfilmt wird, bereits zu einem Touristenmagneten geworden.

•In Paris sind sogar Reisebüros entstanden, die ausschließlich Besuche der in dem Roman Browns genannten Orte organisieren.

•Gemäß einer im August 2005 in Großbritannien durchgeführten englischen Studie lassen sich 27% der Erwachsenen und zirka 45% der Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 24 Jahren bei der Wahl ihres Urlaubsorts von Filmen beeinflussen, die sie im Kino oder im Fernsehen gesehen haben.

•VisitBritain, die britische Behörde für Tourismusförderung, verfolgt daher aufmerksam die Filmproduktionen und veröffentlicht auf ihrer Internet-Seite die movie map, sehr ausführliche Übersichten, die Angaben zu den Drehorten neuer Filme, zu den dorthin führenden Reiserouten und den vor Ort gebotenen touristischen Dienstleistungen enthalten.

 


Date: 2016-01-14; view: 891


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