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Ein wirklich toller Abend

 

Einmal kam die Mama von der Gabi zur Mama vom Franz rüber. „Wir haben zwei Karten übrig für heut abend, fürs Theater", sagte sie. „Von meinen Eltern. Die haben Grippe. Wollt ihr mitkommen?" „Wäre schön", sagte die Mama vom Franz.

„Aber der Josef ist übers Wochenende bei einem Freund. Wenn wir vier ins Theater gingen, wäre der Franz allein. Das schafft er noch nicht."

Der Franz wußte, wie gern seine Mama ins Theater geht. Und daß sie es so selten kann, weil es schwer ist, Karten zu bekommen.

Der Franz sagte: „Ich kann auch allein bleiben."

„Echt?" fragte die Mama.

„Echt echt!" sagte der Franz. Er dachte:

Einmal muß ich ja damit anfangen.

„Ganz allein bist ja nicht", sagte die Gabi-Mama. „Die Gabi ist ja auch da."

Als die Gabi-Mama weg war, fragte die Mama den Franz noch einmal, ob er ganz sicher sei, daß er mit der Gabi allein zu Hause bleiben könne. Und der Franz sagte, da sei er sich ganz sicher. Er freue sich sogar darauf. Einen richtig tollen Abend werden er und Gabi haben.

Um sieben Uhr kam die Gabi zum Franz rüber.

Um halb acht klingelten die Gabi-Eltern und riefen: „Abmarsch! Sonst kommen wir zu spät."

Die Mama setzte ihr Schleierhütchen auf.

Der Papa rückte seine Krawatte zurecht. Die Mama schlüpfte in die 12-cm-Absatz-Schuhe, der Papa steckte den Autoschlüssel ein.

Die Mama sagte: „Dann habt noch viel Spaß miteinander."

Der Papa sagte: „Und streitet nicht. Es ist keiner da zum Streitschlichten."

Und als die beiden aus der Wohnung gingen, rief die Gabi-Mama noch schnell zur Tür rein: „Wir kommen gleich nach dem Theater heim, Gabi. Ich hol dich dann rüber."

Der Franz und die Gabi setzten sich ins Wohnzimmer.

„Spielen wir Memory?" fragte der Franz.

„Nein, da gewinnst du immer", sagte die Gabi.

„Spielen wir Domino?" fragte der Franz.

„Nein, das ist langweilig", sagte die Gabi.

„Was willst du denn spielen?" fragte der Franz.

„Mach das Fernsehen an!" sagte die Gabi. „Da kommt gleich ein Krimi."

Der Franz knipste den Fernseher an.

Werbung! Der Franz und die Gabi schauten Damen an, die sich mit Creme einschmierten, Herren, die Joghurt aßen, Zwerge, die Gemüse ernteten. Kekse, die aus flüssiger Schokolade auftauchten, Kinder, die gelben Saft tranken, und Windeln, auf die blaue Flüssigkeit tropfte.

Die Gabi wollte mit dem Franz „Werbung-Raten" spielen. Sie sagte: „Wer von uns schneller errät, wofür eine Werbung ist, hat gewonnen!"

„Na gut", sagte der Franz.

Nach der neunten Werbung rief er: „Das ist ein blödes Spiel!" Die Gabi hatte nämlich neunmal zuerst erraten, wofür da geworben wurde.

„Das sagst du nur, weil ich besser bin!" rief die Gabi.

„Ist keine Kunst, wenn du dir das jeden Tag anguckst!" rief der Franz.



„Immer nur, was du kannst, war bei dir eine Kunst!" rief die Gabi.

„Werbung ist sowieso blöd!" rief der Franz.

„Du bist blöd!" rief die Gabi und rückte ein Stück vom Franz weg.

Aber da war die Werbung ohnehin schon zu Ende, und der Krimi fing an. Der Franz merkte gleich, daß das ein Film von der Sorte war, die ihm Gänsehaut machte. Da war ein altes Schloß. In einer unheimlich nebeligen Gegend. Es war Nacht. Und in einem Raum des Schlosses saß eine Frau beim Kamin und schaute in die Glut.

Und über eine Rosenhecke kletterte ein Mann mit einer Strumpfmaske zu einem Schloßfenster rauf. Und daß der Kerl Böses vorhatte, war wohl anzunehmen.

„Willst du nicht lieber Domino spielen?" fragte der Franz.

„Pscht! Paß auf! Sonst kriegst du nichts mit", sagte die Gabi.

Der Maskenmann kletterte zum Fenster rein.

Er zog ein Messer aus der Hosentasche und schlich durch das Zimmer auf eine Tür zu. Und daß hinter der Tür der Raum war, in dem die Frau beim Kamin saß, war zu befürchten.

„Oder spielen wir Kochen", sagte der Franz. Kochen-Spielen war das Lieblingsspiel von der Gabi.

„Neben dir kann man nicht fernsehen", rief die Gabi. Sie stand auf. „Dauernd störst du! Ich schau mir das lieber drüben bei mir an!"

Die Gabi lief aus dem Wohnzimmer. Gleich darauf knallte die Wohnungstür zu.

Der Franz drehte den Fernseher ab, holte sich aus der Küche Kekse und Limo und ging in sein Zimmer. Er stellte Limo und Kekse auf den Nachttisch, tat einen Stapel alte Bilderbücher dazu, legte sich ins Bett, trank Limo, knabberte Kekse und blätterte in Bilderbüchern. Den halben Stapel hatte der Franz durch, da klingelte im Flur das Telefon. Das wird die Mama sein, dachte er.

Im Theater ist gerade Pause. Und sie will wissen, wie wir allein zurechtkommen!

Der Franz lief in den Flur und hob den Hörer ab.

„Hallo ... hallo ... ich dort ... wer da?" rief er. Das sagte der Josef sonst immer.

Zuerst kapierte der Franz nur, daß nicht die Mama am anderen Ende der Leitung war.

Da war eine Flüsterstimme. So leise, daß er kein Wort verstand.

„Bitte lauter reden!" rief der Franz.

Die Stimme wurde ein bißchen lauter, und der Franz merkte, daß die Gabi redete.

Jedes Wort konnte er noch immer nicht verstehen, nur: „Solche Angst ... im Klo ist jemand ... raschelt drin so ... durchs Fenster rein ..."

„Na, komm halt wieder rüber", sagte der Franz. Aus dem Hörer flüsterte es: „Ich trau mich nicht am Klo vorbei. Bitte, komm du zu mir rüber!"

„Ich? Zu dir?" Der Franz fand, das sei zuviel verlangt. Er war ja kein Held!

Er war schon stolz darauf, allein zu sein und trotzdem keine Gänsehaut zu haben. Aber ins finstere Treppenhaus gehen und im Knalldunklen zur Wohnung der Gabi tappen, das war eine Zumutung! Und bis zur Treppe tappen, um dort das Licht anzuknipsen, war eine noch größere Zumutung!

„Auf eurem Klo ist niemand", sagte der Franz.

„Komm nachschauen, bitte", flüsterte es aus dem Hörer. „Ich hab Angst!"

„Du hast doch sonst nie Angst", rief der Franz.

„Weil der Film so grauslich war", flüsterte es aus dem Hörer. „Franz, bitte-bitte-bitte, komm, sonst sterb ich! Echt!"

Was blieb dem Franz anderes übrig? Er konnte doch seine beste Freundin nicht

sterben lassen!

Der Franz nahm die Taschenlampe aus dem Schrank, knipste sie an, holte tief Luft und riß die Wohnungstür auf. So schnell wie diesmal hatte er die paar Meter bis zur Gabi-Wohnung noch nie zurückgelegt. Und die Wohnungstür riß er so erleichtert auf, daß er regelrecht in den Flur purzelte.

Gottlob war es dort hell. Der Franz warf die Tür hinter sich zu und rief: „Gabi, wo bist du denn?"

„Hier", piepste es aus dem Wohnzimmer.

„Komm raus!" rief er. „Wir schauen im Klo nach." Er sah nicht ein, warum er das allein tun sollte.

Im Wohnzimmer rührte sich nichts.

„Okay", seufzte der Franz, ging tapfer zur Klotür und machte sie auf. Da raschelte tatsächlich was. Das Fenster war offen. Von der Klopapierrolle hing ein langer Streifen und flatterte in der Zugluft.

Der Franz stieg auf die Klomuschel, drückte das Fenster zu, wickelte den Papierstreifen auf die Rolle, ging ins Wohnzimmer und sagte: „Alles okay, Mörder in die Flucht geschlagen!"

Die Gabi kroch - samt Telefon - unter dem Tisch vor. Das Telefon zitterte in ihren Händen.

„Du ... du ... hast ihn ... echt?" stammelte sie.

„Nein", sagte der Franz. „War leider keiner drin."

Dann blieb der Franz bei der Gabi und hütete sie, bis die Mamas und die Papas kamen. Der Franz ließ es sich nicht anmerken, aber er war stolz auf sich.

Als er dann in seinem Bett lag, sagte er sich zufrieden: Hätte wirklich nicht gedacht, was ich alles schaffe, wenn es sein muß.

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Òåêñò ñêàíèðîâàë è ïðîâåðèë Èëüÿ Ôðàíê

 


Date: 2016-01-14; view: 1157


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