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Klugheit ohne Liebe macht grausam

Jeder Mensch lebt auf zwei Ebenen. Auf der einen leistet man etwas, das von andern gesehen und beurteilt wird. Da hat man Erfolg oder Mißerfolg, da wird man getrieben von Ehrgeiz und Machtwillen und Besitzgier und Eigennutz und Eitelkeit, und man ist in Unruhe und verzettelt sich in lauter Betrieb.

Auf der anderen Ebene sieht einen ein anderes Auge, und man wird mit einem anderen Maßstab gemessen, der laßt sich nichts gelten als das, was ganz ohne Egoismus, aus keinem anderen Motiv als dem der Liebe und der Freude. "Ich bin von der einen Ebene auf die andere gesprungen, von der Erde in den Himmel". Diese Worte sagt in Luise Rinsers Erzahlung über Franz von Assisi ein Professor, der sich der Bewegung des Franz angeschlossen hat, zu einem jungen klugen Reporter, der herausfinden möchte, was es mit diesen Fantasten der Nächstenliebe auf sich hat. Auf sein Bestreben, mit den Mitteln des Journalismus der Sache auf den Grand zu gehen, wird ihm erklärt: "Sehen? Da sieht man nichts. Das muß man mitleben und nicht nur für einen Tag und drei Wochen, sondern für immer, ohne auch nur ein einziges Mal zu kneifen.

In der Spannung von Klugheit und Liebe spiegelt sich der Unterschied von Wissen und Verstehen. Manche Menschen wissen viel, aber sie verstehen wenig - manche hingegen wissen nur wenig, aber sie verstehen fast alles. Davon lesen wir auch in vielen klugen Büchern.

Manch ein kluger Mensch ist uns unheimlich, weil er alles zu seinem Vorteil zu deuten und zu wenden vermag - er verfällt der Eitelkeit des Überlegenen, aber dem, was Menschlichkeit und Leben bedeutet, ist er unendlich fern.

Solcherart kluge Menschen gebärden sich gern, als hatten sie die Wahrheit gepachtet, denn sie verwechseln zu ihren Gunsten Wissen und Wahrheit. Sie bedenken nicht gern, daß man dem andern "die Wahrheit wie einen Mantel hinhalten sollte, daß er hineinschlüpfen kann, sondern schlagen sie ihm wie einen nassen Lappen um die Ohren" (Max Frisch). Eine Wahrheit auf Kosten der Liebe aber ist keine Wahrheit, weil sie Leben zerstört.

Dietrich Bonhoeffer schreibt dazu: "Wem die Wahrnehmungsfähigkeit der Liebe fehlt, der ist trotz alles Wissen und bei aller Argumentationsscharfe in Wahrheit nicht klug - schlau sollte man ihn besser nennen, denn Klugheit umfaßt die Erkenntnis, daß zum Leben des Menschen die Liebe zum Nächsten gehört. Wer hält stand? Allein der, dem nicht seine Vernunft, sein Wissen, seine Freiheit, seine Tugend der letzte Maßstab ist, sondern der dies alles zu opfern bereit ist, wenn er im Glauben und in alleiniger Bindung an Liebe zu gehorsamer und verantwortlicher Tat gerufen ist.

AUFGABE X. Führen Sie Ihre Beispiele zu der 4. These an.

AUFGABE XI. Lesen Sie das Gedicht durch und lernen Sie es auswendig. Nehmen Sie die Stellung zum Gedicht

Freundlichkeit ohne Liebe macht heuchlerisch

Die guten Âåkànnten



Ein Mensch begegnet einem zweiten.

Sie wechseln Förm- und Herzlichkeiten,

Sie zeigen Wiedersehensgülck

Und gehn zusammen gar ein Stück.

Und während sie die Stadt durchwandern,

Sucht einer heimlich von dem andern

Mit ungeheurer Hinterlist

Herauszubringen, wer er ist.

Daß sie sich kennen, das steht fest,

Doch äußerst dunkel bleibt der Rest.

Das Wo und Wann, das Wie und Wer,

Das wissen alle zwei nicht mehr.

Doch sind sie, als sie nun sich trennen,

Zu feig, die Wahrheit zu bekennen.

Sie freun sich, daß sie sich getroffen;

Jedoch im Herzen beide hoffen,

Indes sie ihren Abschied segnen,

Einander nie mehr zu begegnen.

Eugen Roth

AUFGABE XII. Führen Sie Ihre Beispiele zu der 5. These an.

AUFGABE ÕØ. Lesen Sie den Text durch und nehmen Sie die Stellung zum Gesagten.

Ordnung ohne Liebe macht kleinlich.

Auf einer Urlaubsreise mit dem Wagen ins Ausland hatten wir uns in unserem Zielort restlos verfahren, so daß wir unsere gebuchte Unterkunft nicht finden konnten. Durch das Gewirr von Einbahnstraßen halfen uns auch nicht die Gesten der hilfsbereiten Einheimischen. Endlich entdeckten wir eine Touristeninformation. Aber ausgerechnet dort war ein Halteverbot. In unserer Not hielten wir dort. Eine Polizeistreife, die dies sah, forderte uns zur Weiterfahrt auf. Mühsam erklärte ich, worin unsere Schwierigkeit bestand, und zeigte den beiden Polizisten einen Zettel mit der Anschrift unserer Pension. Sie verständigten sich kurz untereinander, und dann machten sie durch Zeichen deutlich, daß wir ihnen folgen sollten. Langsam führen sie vor uns durch die verwinkelten schmalen Straßen und brachten uns sicher ans Ziel.

Statt eines Strafmandats hatten wir Hilfe gefunden, und obendrein war - wenn auch auf ungewöhnliche Weise - die Ordnung wieder hergestellt. So einfach, dachte ich, ist das mit der Ordnung und mit der Liebe.

Natürlich - Ordnung muß sein, - sie erleichtert manches im Leben. Bei der Straßenverkehrsordnung leuchtet das noch am meisten ein. Die Verkehrsampeln verhüten Unfälle. Kein Autofahrer protestiert gegen sie. Keiner sagt, der Mensch sei intelligent genug, um alles allein zu regeln.

Auch eine Tagesordnung finden wir normal und hilfreich. Eine Aktenordnung läßt uns einen Brief schneller finden, den wir suchen, und eine Hausordnung regelt das Miteinander der Mitparteien.

Das ist auch gut so, denn Ordnung gibt Sicherheit, sie klart die Zuständigkeiten, sie beugt gegenseitiger Belästigung vor und leitet alles in geregelte Bahnen.

Und so gibt es genug Menschen, die sorgfältig auf die Ordnung achten - einige so wie die beiden Polizisten an unserem Urlaubsort mit menschlicher Gelassenheit. Das ist die Ordnung, die nur durch die Liebe menschlich wird.

AUFGABE XIV. Führen Sie Ihre Beispiele zu der 6. These an.

AUFGABE XV. Lesen Sie den Text durch und nehmen Sie die Stellung zum Geschriebenen.

Ehre ohne Liebe macht hochmütig.

Abstufungen beim Ziehen des Hutes

Die meisten Männer in Deutschland werden nichts dagegen einzuwenden haben, daß es uns nach dem letzten Krieg gestattet war, den Stahlhelm gegen den weichen Hut aus Filz einzutauschen. Neben anderen Vorzügen besitzt der Filzhut den Vorteil, daß man ihn zur freundlichen Begrüßung eines Bekannten vom Kopfe nehmen kann - was mit einem Stahlhelm zu tun seinerzeit als schlimmer Frevel erscheinen wäre.

Mit der Möglichkeit jedoch, Freunde, Bekannte und Vorgesetzte mit dem Hut in der Hand zu begrüßen, hat sich ein Problem ergeben. Beim Ziehen des Hutes sind nämlich feine Abstufungen möglich. Vom lässigen Tippen an die Hutkrempe bis zur untertänigen Geste gibt es eine ganze Skala von Möglichkeiten. Für den kleinen Mann auf der Straße das lässige Tippen, für den Einflußreichen die untertänigen Geste! Diesen Unterschied kann man häufig beobachten und dabei feststellen, daß wir in Deutschland das Denken in Klassen und Rangstufen noch immer nicht überwunden haben.

Was für eine Torheit, diese mit Hilfe gezogener Hüte ausgeübte Unterscheidung von Begrüßenswerten und weniger Begrüßungswerten. Der Wert eines Menschen hängt schließlich nicht von der Position ab, die er erreicht hat. Es gibt Arbeiter, die vielseitig interessiert sind, die ein Problem sachlich und sorgfältig durchdenken, die bei Äußerungen über Abwesende vornehm bleiben und damit beweisen, daß sie zu den gebildeten Menschen zählen. Und es gibt andererseits Akademiker, deren Interesse sich mit dem Erzählen von Herrenwitzen und beim Studium der Speisekarte erschöpft. Gebildele - Menschen, die über Herzensbildung verfügen, gibt es in allen Berufen und Ständen; Ungebildete auch. Die Fassade gibt nicht den Ausschlag; es kommt auf den Menschen an, wobei es keine Rolle spielt, ob er am Arbeitsplatz einen Monteurkittel oder einen Maßanzug trägt. Die kleinliche Nörgelei hinter dem Rücken des Betroffenen ist auch nicht besser als die mit dem Hute in der Hand zur Schau getragene Unterwürfigkeit.

"Der Mensch sieht, was vor Augen ist, Gott aber sieht das Herz an". Deshalb braucht sich niemand den weithin üblichen und eigentlich unmenschlichen Maßstäben zu unterwerfen, die verlangen, daß der Mensch an seinem Geldbeutel oder nach dem Auto beurteilt wird, das er fährt. "Er ist ein Mensch, ein wirklicher Mensch", das ist das Beste, was man über einen anderen sagen kann.

Hans Lubkoll

Aus dem Buch "Aber die Liebe ist die größte unter ihnen"

AUFGABE XVI. Führen Sie Ihre Beispiele zu der 7. These an.

AUFGABE XVII. Lesen Sie den Text durch und nehmen Sie die Stellung zèm Gesagten.

Besitz ohne Liebe macht geizig.

In einer Weihnachtsgeschichte schildert der englische Romanschriftsteller Charles Dickens den Geizhals Scrooge. Er ist habgierig und egoistisch. Hin und wieder erscheint ihm - fast wie ein zweites Ich - der Geist des verstorbenen Teilhabers, des Wucherers Marley. Einmal spricht Scrooge mit ihm über seine Geschäfte. Doch Marley erklärt ihm traurig: "Die Geschäfte! Mein Geschäft hatte darin bestehen sollen, mehr Menschlichkeit zu besitzen. Um das Gemeinwohl, Liebe und Güte, darum hatte ich mich mehr kümmern sollen. Ich lebte unter meinen Mitmenschen, die Augen stets auf den Boden gerichtet. Warum habe ich nie aufgeblickt zu dem legendären Stern, der die Weisen zu einem Stall führte? Es hätte sicher noch andere arme Hütten gegeben, zu denen mich sein Licht hatte geleiten können!" Arme Hütten gibt es auch bei uns Menschen, die nach Menschlichkeit hungern, sind oft unsere Nachbarn. Wir haben viele Gelegenheiten, unsere Nächstenliebe zu zeigen. Nur selten sind dafür große und aufregende Aktionen nötig. Teilnehmen lassen an dem, was wir haben, ist meistens ein Alltagsgeschäft. Wir haben Zeit - nutzen wir sie dazu. einem einsamen Alten zuzuhören oder einen Brief für ihn zu schreiben. Wir haben Familie - wir können die Aussiedlerfamilie, die neu in unsere Gegend kam, einmal einladen und ihr Gemeinschaft schenken.

Wir haben bezahlte Arbeit - helfen wir mit, daß unser Nachbar daran teilhat. Wir haben genügend Geld, um gut zu essen - es gibt Menschen in unserer Nähe, die das nicht haben, die unserer Hilfe bedürfen.

 

AUFGABE XVIIL Führen Si Ihre Beispiele zu der 8. These an.

AUFGABE XIX. Lernen Sie das Gedicht "Am Ende die Rechnung" auswendig.

Einmal wird uns gewiß

die Rechnung präsentiert

für den Sonnenschein

und das Rauschen der Blätter,

die sanften Maiglöckchen

und die dunklen Tannen,

für den Schnee und den Wind,

den Vogelflug und das Gras

und die Schmetterlinge,

für die Luft,

die wir geatmet haben,

und den Blick auf die Sterne

und für alle die Tage,

die Abende und die Nächte.

Einmal wird es Zeit,

daß wir aufbrechen und

bezahlen.

Bitte die Rechnung.

Doch wir haben sie

ohne den Wirt gemacht:

Ich habe euch eingeladen,

sagt der und lacht,

soweit die Erde reicht:

Es war mir ein Vergnügen!

Lothar Zenetti

AUFGABE XX. Lesen Sie den Text durch und nehmen Sie die Stellung zèm Geschriebenen.

Glaube ohne Liebe macht fanatisch.

In einer belebten Geschäftsstraße zog eine Gruppe junger Leute die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich. Eben hatten sie ein Lied gesungen, und nun begann einer von ihnen mit lauter Stimme von der Sünde der Welt und von der Errettung durch Jesus zu reden. Er erinnerte daran, wieviel Geld seine vorübergehenden Zuhörer in dieser Straße für unnütze Dinge ausgeben würden und wieviel Geld für die Verkündigung des ewigen Heils verwendet werden könnte. So unrecht hatten diese jungen Leute ja eigentlich gar nicht. Aber ich sah da ganz in ihrer Nähe, nur wenige Schritte entfernt, einen zerlumpten und vom Alkohol gezeichneten Bettler sitzen. Den schienen sie nicht zu bemerken. Mir aber klang, als ich den Bettler sah, die Stimme des jungen Eiferers um den Glauben zu schrill in den Ohren, und ich fragte mich: "Wo wollen sie die Herzen der Menschen erreichen, wenn das Elend dieses Nächsten ihr eigenes Herz nicht berührt?"

AUFG ABE XXL Führen Sie Ihre Beispielt zu der 9. These an.

AUFGABE XXII. Machen Sie sich mit einigen Zitaten bekannt! Lernen Sie diese Zitate auswendig!

Groß ist die Zahl der Sprichwörter, die Liebe zum Thema haben. Dabei zeigt es sich, daß unsere Vorfahren durchaus nicht alle die gleichen Erfahrungen mit der Liebe gemacht haben, wie wir an einigen Beispielen sehen können.

• Von der Liebe allein kann man nicht leben.

• Liebe ist der größte Reichtum.

• Frühe Liebe, frühes Leid.

• Jung gefreit, hat nie gereut.

• Treuer Liebe Band halt über Meer und Land.
• Lange Trennung ist der Liebe Tod.

Was ist nun die Liebe?

Im Wörterbuch wird es als "... starkes Gefühl der Zuneigung zu einer Person, als innige Beziehung zwischen zwei Menschen" erklärt.

Fragen wir doch einmal einige große Geister der Vergangenheit, was sie über die Liebe zu sagen haben. Schon um 400 v. u. Z. meinte der griechische Dichter Euripides: "Was ist's nur, was die Menschen Liebe nennen? Ein Fühlen ..., gemischt aus Wonn' und Schmerz."

Eine sehr hohe Meinung von der Liebe hatte der russische Lyriker Block (1880 - 1921): "Liebe erniedrigt nicht, sondern befreit". Auch nach Dante, dem italienischen Dichter (1265-1321), macht die Liebe den Menschen gut, denn "... sie zieht den Sinn ihrer Getreuen von allem ab, was böse ist".

Humor beweist Curt Goetz, Lustspieldichter (1888-1960), wenn er sagt: "Ich weiß nicht, ob die Liebe ein Glück ist. Jedenfalls ist sie das charmanteste Unglück, das uns zustoßen kann".

Für Petöfi, den ungarischen Nationaldichter (1823-1848), bedeutet Liebe Unfreiheit, wenn er schreibt: "Liebe, ich befreie mich von diesem Joch; sind auch süß die Ketten, Ketten sind es doch". Sicher können wir dem russischen Philosophen Belinski (1811-1848) zustimmen, wenn er meint: "Die Liebe kennt ebenso viele Gattungen, wie es Menschen gibt, denn jeder liebt entsprechend seinem Temperament und seinem Charakter".

Doch beenden wir unsere Befragung berühmter und bekannter Persönlichkeiten, indem wir Maxim Gorki (1868-1936) noch zu Worte kommen lassen: "In der Liebe wird nicht philosophiert, und wer das tut, ist dumm".

AUFGABE XXIII. Lernen Sie einige Ausspruche und Zitate auswendig!

AUFGABE XXIV. Lesen Sie den Text durch und nehmen Sie die Stellung zèm Geschriebenen.


Date: 2016-01-14; view: 1193


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