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DEUTSCHES BRAUCHTUM

Brauchtum ist ein Gruß aus der guten alten Zeit — sagt der Volksmund, obwohl die alte Zeit manchmal gar nicht so gut war. Vie­le Bräuche gehen aufrecht prosaische Ereignisse zurück. Brauchtum und Feste gehören oft zusammen, denn zu den großen kirchlichen, historischen, bäuerlichen oder heidnischen Festen entfaltet das Brauchtum seine ganze Pracht, und andererseits gestalten die überlieferten Bräuche örtliche Feierlichkeiten, traditionelle Umzü­ge und Schützentreffen zu besonderen Festen aus. Und es ist bemerkenswert, dass in unserer hochtechnisierten, computergesteuerten Zeit immer mehr junge Menschen ihre Liebe zur Tradition entdecken und pflegen.

Am 6. Januar beginnt die Vorfastenzeit, in der man nicht nur die Dämonen des Winters vertreibt, sondern auch die bereits länger wer­denden Tage feiert. In Bayern nennt man diese tolle Zeit Fasching, in Rheinland-Pfalz Fastnacht und in Nordrhein-Westfalen oder Bran­denburg Karneval. Neben den großen, perfekt organisierten Rosenmontagsumzügen in den Faschingshochburgen an Rhein und Main haben sich vielerorts brauchtümlichere Formen des Feierns erhalten.

Am Sonntag, dem vierten Sonntag nach Aschermitt­woch, findet in Eisenach ein Fest ganz besonderer Art statt. Als Bühne für dieses Spektakel dienen die Häuser der Georgen vor Stadt deren Fassaden von ihren Bewohnern liebevoll mit Binsenmark-Ostereiern, gebackenen Hähnchen und Brezeln ge­schmückt werden. Ostern ist zwar das älteste christliche Fest, doch die Bräuche — zumindest in der Bundesrepublik Deutschland — gehen fast alle auf alte germanische Kulturen zurück, in deren Mittel­punkt die Frühlingsgöttin Ostara stand.

Überall sind die Bräuche um Osterhasen, kunstvolle Ostereier und um die Heilkraft des vom Eise befreiten Wassers zu lin­den. Der katholische Teil der Sorben, eine in der Oberlausitz beheima­tete slawisch-bäuerliche Minderheit mit einem reichen Schatz an Brauchtum und prächtigen, bis heute lebendig in Gebrauch gebliebe­nen Trachten, hat sich einen eigentümlichen Osterbrauch behalten.

Im Harz, dessen höchste Erhebung der Brocken, als mythischer Versammlungsort der Hexen bekannt ist, brennt in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai, der Walpurgisnacht, vielerorts ein Hexen­feuer, in dessen Schein der gespenstisch maskierte Teufel seinen Hexen eine Ansprache hält. Doch dann knallen die wackeren Fuhrmän­ner mit ihren Peitschen und vertreiben so die bösen Geister. Die Maikönigin erklärt den Winter feierlich für besiegt und lädt zum Tanz ein.

Auch mit dem Aufstellen des Maibaums um den 1. Mai verbinden sich Vorstellungen von der wiedererwachenden Fruchtbarkeit im nun heraufziehenden Frühling. Und natürlich passen die Burschen im Dorf auf, dass ihnen ihr Maibaum nicht gestohlen wird, wie sie ihrerseits alles daran setzen, den im Nachbardorf zu stehlen.



Zum Pfingstfest ziehen die Harzer in ihr ,,Finkenmanöver", denn die Finkenzucht ist dort ein alter Brauch. Vor den fachmännischen Augen der vielen Zuschauer ermitteln die Züchter den am ausdau­erndsten und melodiösesten singenden Finkenhahn.

Frühjahr, Sommer und der Beginn des Herbstes sind im bäuerli­chen Bereich mit Arbeit ausgefüllt — unterbrochen nur von den Sonnwendfeiern, die natürlich im Gebirge am schönsten sind, wenn abends auf den Gipfeln die Feuer lodern.

Im November gedenken die Menschen ihrer Toten und schmücken die Friedhöfe, um im Angesicht der herbstlichen Blütenfülle Besinnung, Versöhnung und Frieden zu erleben.

Ja — und wenig später beginnen in allen Landen die Vorbereitun­gen auf das schönste Fest des Jahres, auf Weihnachten. Adventszeit, Nikolaus — das Fest der Kinder am 6. Dezember — und der Heilige Abend mit all ihren Bräuchen und althergebrachten Traditionen be­herrschen das Leben in Stadt und Land. Und wenn die Weihnachts- oder Christmärkte in Hamburg, Dresden, Nürnberg, München, Leip­zig, Berlin und Tausenden von kleineren Städten und Gemeinden ihre Pforten öffnen, wenn der Duft von Pfefferkuchenherzen, von Weihnachtsstollen und heißem Punsch durch die Straßen und über die Plätze zieht und festliche Trompetenklänge von den Kirchtürmen erklingen, dann geht das Jahr seinem Ende entgegen.

Neben den bäuerlichen und kirchlichen Festen mit ihrer Pracht und ihrem Brauchtum darf man die großen historischen Feste nicht vergessen, die fast alle im süddeutschen Raum angesiedelt sind. Hier begeht man die Gedenktage historischer Ereignisse gern mit dramati­schen Aufführungen und festlichen Umzügen, So feiert man in Lands­hut alle drei Jahre mit einem historisch getreuen Umzug die „Landshuter Fürstenhochzeit" zur Erinnerung an die Vermählung des Fürsten Georg des Reichen vor etwa fünfhundert Jahren.

Das berühmteste aller historischen Feste ist jedoch das Münchner Oktoberfest zu dem Besucher aus der ganzen Welt kommen, um das eigens für dieses Ereignis gebraute süffige Bier zu trinken, knusprige Hendl, köstliche Steckerfische und andere Leckereien zu verzehren. Sie bummeln an den Schaustellerattraktionen vorbei und genießen den Nervenkitzel in den Fahrgeschäften. Das erste Oktoberfest im Jahre 1810 sah allerdings ganz anders aus. König Max Joseph lud seinerzeit die Bürger zu einem Fest am Stadtrand ein, um die Hochzeit des Prin­zen Ludwig mit der Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen zu feiern. Dieses Fest war ein solcher Erfolg, dass die Gardekavallerie den Antrag stellte, die Festwiese nach der Braut zu benennen, und die Stadt München beschloss, das Fest Jahr für Jahr zu wiederholen. Und weil anlässlich der Hochzeit die Münchner in feierlichem Zuge an der Residenz vorbei zur Festwiese zogen, ist es Brauch geblieben einen Trachten- und Festzug durch München zu veranstalten, der in seiner Farbenpracht und Vielfältigkeit für jeden Zuschauer ein unvergessliches Ereignis bleibt, denn es kommen Trachtengruppen aus dem gan­zen Land. Und manch einer mag sich bei der Gelegenheit an Schillers Ausspruch erinnern: „Ein tiefer Sinn wohnt in den alten Bräuchen; man muss sie ehren."

Allgemein beliebt sind in Deutschland traditionelle Volks- und Heimatfeste. Sie sind besondere Stationen im Leben des Volkes.

Viele Feste gründen sich auf eine jahrhundertealte Tradition, meh­rere davon gehen auf die Markttraditionen zurück. Auf dem Markt tra­ten fahrende Künstler, Artisten mit exotischen Tieren, auch Wunder­doktoren auf hier genoss man verschiedene Näschereien. Diese Seite des Markttreibens steht heute im Vordergrund.

Aufgaben

1. Warum gehören Brauchtum und Volksfeste eng zusammen?

2. Worauf sind viele Bräuche und Feste zurückzuführen?

3. Nehmen Sie Stellung zu der Tatsache, dass in unserer Zeit immer mehr junge Menschen ihre Liebe zu volkstümlichen Traditionen entdecken und pflegen.

4. Wie ist Ihre eigene Stellung zu Volksbräuchen in Ihrem Lande?

5. Welche Volksfeste kennen Sie in Deutschland, die mit den kirchli­chen Festen verbunden sind?

6. Beschreiben Sie die Vorbereitungen auf das schönste Fest des Jah­res— Weihnachten. Wie wird Weihnachten in Deutschland gefeiert?

7. Was wird unter Volks- und Heimatfesten verstanden? Warum wer­den sie so genannt? Nennen Sie einige davon. Welche Volks- bzw. Heimatfeste werden in Ihrem Land/Ort gefeiert? Erzählen Sie dar­über.

8. Erzählen Sie über das berühmteste historische und große Volksfest in Deutschland — das Oktoberfest.

 


Date: 2016-01-14; view: 1661


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