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Religiöse Übersetzung

Ein Gutteil der bekannten alten Übersetzungen ist im Zusammenhang mit Religionskulten entstanden; die Namen der Übersetzer wurden dabei nicht immer mit überliefert.

Die erste anerkannte durchgehende Bibelübersetzung entstand im Jahre 247 v. Chr. Dabei handelte es sich um die so genannte Septuaginta, eine Übersetzung des Alten Testaments aus dem Hebräischen ins Altgriechische. Bei Septuaginta sollen der Legende nach 70 Übersetzer in 70 Tagen große Teile der später von den Christen als "Altes Testament" bezeichneten jüdischen Schriften aus dem Hebräischen in das von den alexandrinischen Juden gesprochene Griechisch übersetzt haben.

Die Sonderstellung der Übersetzung religiöser Texte lässt sich mit der besonderen Rolle der Bibelübersetzung im Rahmen der Herausbildung der Translatologie beweisen. Die Bibel ist das meist übersetzte Buch in der Geschichte der Menschheit. Bereits seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. gab es die so genannten Targumim (hebräisches Wort, stammt aus dem Aramäischen: targum – Dolmetscher, bzw. Kommentar/Übersetzung), also Teilübersetzungen des Alten Testaments aus dem Hebräischen ins Aramäische. Diese waren als Hilfsmittel für das Studium des Originalwerkes vorgesehen.

Im ägyptischen Alten Reich glaubte man an die überirdischen Kräfte des Dolmetschers, der nicht nur zwischen Menschen, sondern auch zwischen Menschen und Göttern vermitteln konnte. Jedoch sind die Überlieferungen aus dieser Zeit recht spärlich, „die Quellen dazu mitunter widersprüchlich“ (Salevsky). Die graphische Darstellung auf dem „Dolmetscherrelief“ lässt den damaligen Dolmetscher eben anders erscheinen als einen Vermittler zwischen Menschen und Göttern. Das Relief liefert außerdem eine mögliche Erklärung für den Mangel an historischen Zeugnissen über Dolmetscher bzw. Übersetzertätigkeit in der Antike bzw. auch im Mittelalter. Da der Berufsstand der Dolmetscher/Übersetzer auf der sozialen Werteskala offensichtlich relativ weit unten angeordnet war, hielten die Chronisten die Tätigkeit der Sprachmittler für nicht erwähnenswert.

Das berühmte „Dolmetscherrelief“ wurde im Grab des ägyptischen Statthalters Haremhab gefunden. Wie die historische Beweislage belegt, wurde im altägyptischen Reich das Dolmetschen rege betrieben und daher stammen auch die ältesten Zeugnisse für das Dolmetschen und Übersetzen aus Ägypten. Das Relief ist wohl das älteste Bild, das einen Dolmetscher bei der Ausübung seiner Tätigkeit zeigt. Abgebildet werden die Verhandlungen eines ägyptischen Beamten mit den Vertretern eines ausländischen Stammes. Dabei wird die gesellschaftliche Rolle dieses Berufsstandes offensichtlich – der Dolmetscher ist als kleine, unterwürfige Doppelgestalt abgebildet.

Wie ungerecht diese Missachtung unseres Berufsstandes wirklich ist, wird uns allerdings erst bewusst, wenn man sich an die großartigen Leistungen auf dem Gebiet der Übersetzungen erinnert. So ist die Entwicklung der Ägyptologie und die Entzifferung der altägyptischen Hieroglyphen-Schrift wohl jenem unbekannten Übersetzer zu verdanken, der die Inschrift auf dem weltberühmten Stein von Rosette in die demotische Schrift bzw. ins Altgriechische übersetzt hatte.



 

Dolmetscherrelief

Die Abgesandten wenden sich an den Dolmetscher. Dieser ist sich seiner Bedeutung wohl bewusst, wie man am Gesichtsausdruck und der Armstellung entnehmen kann.

 

 

Der Dolmetscher wendet sich an Haremhab. Beachtlich die unterwürfige Haltung, die der Dolmetscher jetzt einnimmt.


 


Date: 2016-01-05; view: 1270


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