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Unlogische Verbindungen

 

Unter «unlogischen Verbindungen» versteht man eine bestimmte Zusammenstellung und Verwendung von inhaltlich nicht zueinanderpassenden Wörtern, Wortgruppen und Sätzen. Solche Wortverbindung schafft Überraschungs- bzw. Verfremdungseffekt. Zu den Fügungen mit gewollter, scheinbarer Unlogik gehören vor allem Oxymoron, Zeugma und Falschkoppelung.

Das Oxymoron (griech.: scharfsinnig-dumm) – die scheinbar widersinnige Verbindung von Gegensätzen, deren Vereinigung dennoch wieder eine sinnvolle Ganzheit ergibt. Dieses Stilmittel ist dazu berufen, widersprüchliche Erscheinungen der Wirklichkeit expressiv und emotional widerzuspiegeln. Das Oxymoron wird sprachlich ausgedrückt:

1. durch eine kopulative Zusammensetzung: dummklug, Freunffeind;

2. durch ein attributivisches Verhältnis: hässliche Schönheit, bittere Freude.

Das Oxymoron kann individuelle Einmalbildung sein: Scherzernst – ein Gedicht, das in scherzhafter Form, aber mit ernst gemeintem Inhalt veröffentlicht wird [Holz]. Es ist kennzeichnend für den Individualstil mancher Schriftsteller. Bekannt ist Goethes Vorliebe für dieses Stilistikum: helldunkel, gelassenkühn, Wonnegraus, Opfersteuer. H. Mann bringt im «Untertan» einige widersprüchliche «kühne» Wortverbindungen, die den Charakter des Haupthelden beleuchten: wohliges Grausen, süßer Schauder. [näheres siehe Riesel, Schendels: 258-259]

Zahlreiche oxymoronische Verbindungen gehen in den allgemeinen Sprachgebrauch ein: verschlimmbessern, Verschlimmbesserung, betrogene Betrüger. Sobald ein Oxymoron in den Sprachusus einmündet, kann es den ursprünglichen Widersinn verlieren und einen neuen Grundbegriff bilden: ein weißer Rabe «große Seltenheit», ein lebender Leichnam «völlig verfallener oder innerlich toter Mensch», weiße Kohle „Wasserkraf“.

Das Zeugma (griech.: Zusammenjochung) – die bewusste Vereinigung begrifflich unvereinbarer Wörter, grammatisch durch gleichartige Satzglieder ausgedrückt. Diese Wörter können durch ein gemeinsames Verb oder Adjektiv verbunden sein, sie können aber auch unverbunden als bloße Aufzählung erscheinen. Die semantische Unverträglichkeit entsteht:

1. durch unpassende Verbindung zweier Substantive mit einem gemeinsamen Verb: Er brach das Siegel auf und das Gespräch nicht ab. [Chamisso]; Es bleibt mir nichts übrig, als meine Aktentasche und Abschied von dir zu nehmen. Das Verb steht mit einem Substantiv in wörtlicher, mit dem anderen in übertragener Bedeutung, deshalb ist diese Verbindung unpassend;

2. durch unpassende Verbindung zweier Substantive mit einem Adjektiv: Die Stadt Göttingen, berühmt durch ihre Würste und Universität [Heine];

3. durch Verbindung mit Adverbialien: … sie erkannte rasch, dass dieser großer Herr ihr tiefer verfallen war als der Admiral und vielleicht sogar tiefer als ihr in Gott und der See ruhender Mann, der Leutnant [Feuchtwanger];



4. durch das Fehlen des Verbindungswortes, d.h. das Zeugma wird durch unpassende Zusammenstellung von Wörtern gebildet, die logisch nichts miteinander zu tun haben: Diese Stadt hatte 40 000 Einwohner, ein Rathaus, 21 Kaffeehäuser, eine Synagoge, ein Zuchthaus, ein Krankenhaus, ein ebenso gutes Theater und eine Galgen für Diebe, die unter 1 000 000 Taler stehlen [Heine3];

5. durch unpassende Schlusszusammenfassung: beständig, klang es mir noch in den Ohren, wie „Tribonian, Justinian, Hermogenian und Dummerjahn“ [Heine].

Die Falschkoppelung ist die unlogische Koppelung von Satzgliedern, aber nicht von gleichartigen wie beim Zeugma. So werden, z.B. Attribute oder Partizipien zu Substantiven gestellt, zu denen sie logisch nicht passen:

ein möblierter Herr „ein Herr, der ein möbliertes Zimmer sucht“ – eine Formulierung, die an Haustoren angebracht, die Aufmerksamkeit der Vorübergehenden auf sich lenken sollte;

kalte Mamsell „eine Angestellte, die am Buffet kalte Speisen ausgibt“;

gebildete Umgangssprache „Umgangssprache der Gebildeten“.

„Ist der Herr(die Dame) motorisiert?“, lautet eine schon übliche Frage bei Ankunft eines Gastes im Empfangsbüro eines Hotels. Folgends Beispiel illustriert auch die Falschkoppelung: Verkaufverbot gegen die Schweine. Hier bleiben nur die Möglichkeiten: Verbot des Schweineverkaufs, Verbot des Verkaufs von Schweinen [näheres siehe Riesel: 218-221].

Häufig treten Falschkoppelungen im Stil des öffentlichen Verkehrs auf, allerdings niemals im Dienst von Humor und Satire: Ich bitte das Versehen höflichst entschuldigen zu wollen – heißt es in der geschraubten, überhölichen Formulierung älterer Geschäftsbriefe. Hier steht das Adverb höflichst nicht am richtigen Platz. Es muss heißen: Ich bitte höflichst, das Versehen zu entschuldigen.

Verblasste Falschkoppelungen, also lexisch-syntaktische Fügungen, die nich meht als unlogisch und witzig empfunden werden, haben wir in folgenden Beispielen: Der Baum hängt voll Obst. Natürlich hängt nicht der Baum selbst, sondern das Obst auf dem Baum. Das Verb ist nicht mit einem richtigen Substantiv gekoppelt. Ebenso: Die Fenster hingen voll Menschen. Der Hügel wimmelt von Ameisen. Vgl. auch: der Wasserhahn läuft (anstatt: das Wasser läuft aus dem Hahn); der Becher schäumt (anstatt: der Champagner im Becher schäumt); schwindelnde Höhen (nicht die Höhen schwindeln, sondern dem Menschen schwindelt der Kopf). Derartige verblasste Falschkoppelungen werden oft zu festen Formeln: stauend billige Preise (nicht der Preis staunt, sondern der Käufer); in baldiger Erwartung Ihres Schreibens (anstatt: In Erwartung Ihres baldigen Schreibens).

Als unlogische Verbindung kann auch der sog. Schlagsatzgelten. Unter einem Schlagsatz versteht man eine erweiterte Schlusszusammenfassung (Schlusspointe), eine Satzgruppe oder einen Satz, die durch ihren Inhalt dem Vorangehenden widersprechen und es null und nichtig machen: Die Stadt [Göttingen] selbst ist schön und gefällt einem, wenn man sie mit dem Rücken ansieht [Heine].

 

 


Date: 2016-01-03; view: 1531


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