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Erste Lautverschiebung

Wechsel nicht-germanische / unverschobene B. germanische / verschobene B.
*p→f 1) Altgr.: πούς (pūs), Lat.: pēs, pedis, Sanskrit: pāda, Russ.: ïîä (pod), Lit.: pėda; 2) Lat.: piscis 1) Engl.: foot, Deutsch: Fuß, Got.: fōtus, Isländ., Färöisch: fótur, Dän.: fod, Norw., Schwed.: fot; 2) Engl.: fish, Deutsch: Fisch,
*t→þ Altgr.: τρίτος (tritos), Lat.: tertius, Gaelic treas, Irisch: tríú, Sanskrit: treta, Russisch: òðåòèé (tretij), Litauisch: trečias Englisch: third, Althdt.: thritto, Gotisch: þridja, Isländ.: þriðji
*k→χ (χ wurde zu h) 1) Altgr.: κύων (kýōn), Lat.: canis, Gälisch, Irisch: ; 2) Lat.: capio; 3) Lat.: corde   1) Engl.: hound, Niederl.: hond, Dt.: Hund, Gotisch: hunds, Isländisch, Färöisch: hundur, Dän., Norw., Schwed.: hund; 2) Got.: hafjan; 3) Engl.: heart
*kʷ→hw Lat.: quod, Gälisch: ciod, Irisch: cad, Sanskrit: ka-, kiṃ, Russisch: êî- (ko-), Litauisch: ką' Engl.: what, Gotisch: ƕa („hwa“), Dänisch hvad, Isländisch: hvað, Färöisch hvat, Norw.: hva
*b→p 1) Lat.: verber; 2) Lit.: dubùs   Engl.: warp; Schwed.: värpa; Niederl.: werpen; Isländ., Färöisch: varpa, Gotisch wairpan; Got.: diups
*d→t Lat.: decem, Griech.: δέκα (déka), Gaelisch, Irisch: deich, Sanskrit: daśan, Russ.: äåñÿòü (des'at), Litauisch: dešimt; Engl.: ten, Niederl.: tien, Gotisch: taíhun, Isländisch: tíu, Färöisch: tíggju, Dän., Norw.: ti, Schwed.: tio
*g→k 1) Lat.: gelū; 2) Lat.: augeo   1) Engl.: cold, Niederl.: koud, Deutsch: kalt, Isländ., Färöisch: kaldur, Dän.: kold, Norw.: kald, Schw.: kall; 2) Got.: aukan  
*gʷ→kw Litauisch: gyvas Engl.: quick, Friesisch: quick, queck, Niederl.: kwiek, Gotisch: qius, Altnorw.: kvikr, Norw. kvikk Isländ., Färöisch: kvikur, Schwed.: kvick
*bʰ→b Lat.: frāter, Altgr.: φρατήρ (phrātēr), Sanskrit: (bhrātā), Russ.: áðàò (brat), Litauisch: brolis, Altkirchenslaw.: áðàòðú (bratru) Engl.: brother, Niederl.: broeder, Deutsch: Bruder, Gotisch: broþar, Isländ., Färöisch: bróðir, Dän., Schwed.: broder, Norw. bror
*dʰ→d Irisch: doras, Sanskrit: dwār, Russ.: äâåðü (dver'), Litauisch: durys Engl.: door, Friesisch: doar, Niederl.: deur, Gotisch: daúr, Isländ., Färöisch: dyr, Dän., Norw.: dør, Schwed.: dörr
*gʰ→g 1) Lat.: hostis; 2) Russ.: ãóñü (gus')   1) Got.: gasts; 2) Engl.: goose, Friesisch: goes, Niederl.: gans, Deutsch: Gans, Isländ.: gæs, Färöisch: gás, Dän., Norw., Schwed.: gås  
*gʷʰ→gw→w 1) Sanskrit: gʰarmá 2) [Tocharisch] A: kip, B: kwípe (vulva)   1) Got.: warm 2) Engl.: wife, Proto-Germanisch: wiban (vom vorherigen gwiban), Altsächs., Altfriesisch: wif, Niederl.: wijf, Althochdeutsch: wib, Deutsch: Weib, Altnorw.: vif, Isländ.: víf, Färöisch: vív, Dän., Schwed., Norw.: viv  

Die wirklichen Verhältnisse in diesen Veränderungen waren allerdings komplizierter, als es die obige Tabelle darstellt, und kennzeichneten sich durch viele Ausnahmen. Die bekannteste dieser Ausnahmen ist das so ge-nannte Vernersche Gesetz, das zeigt, dass die Erste Lautverschiebung erfolgt sein muss, als der Akzent noch frei beweglich war. Wenn der Akzent auf eine Silbe fiel, die den stimmlosen Verschlusslauten p, t, k, folgte, wandelten sie sich nämlich nicht zu den stimmlosen Frikativen f, þ, h, hw (wie oben dar-gestellt), sondern zu stimmhaften ƀ, đ, ǥ, ǥʷ. Beispiele werden in folgender Tabelle dargestellt, wo griechische Wörter (in denen die indogermanischen Laute nicht verschoben wurden) mit gotischen Wörtern verglichen sind:



Wechsel Griechische / unverschobene Bsp. Germanische (gotische) / verschobene Bsp.
*p→ƀ έπτά sibun (sieben)
*t→đ πατήρ fadar (Vater)
*k→ǥ δεχάς -tigjus (Zehner)

Außer diesen Unterschieden in der Phonologie kam es im Germanischen zu Änderungen auch in anderen Teilen des Sprachsystems, vor allem im Gebrauch der Verben. Im Indo-germanischen spielte zuerst der Aspekt eine wichtige Rolle. Diese verbale Kategorie, die als imperfektiver Aspekt bzw. perfektiver Aspekt erscheinen kann (vgl. I sang a song und I was singing a song im Englischen, beide Sätze werden ins heutige Deutsch gleich übersetzt: ich sang ein Lied), begann als Sprachkategorie im Germanischen zu verschwinden; aus Formunter-schieden, die sich auf den Aspekt bezogen, wurden allmählich Verbformen, die zeitliche Unter-schiede (Präsens und Präteritum) darstellten.

Eine andere wichtige Änderung im morphologischen System war die Entstehung der schwachen Verben, die heute das Präteritum mit -te bilden (vgl. die modernen Formen ich machte, ich arbeitete im Unterschied zu den starken Verben ich ging, ich kam).

Wenn man die Sprachregeln des Germanischen bespricht, muss man bedenken, dass die urgermanische Sprache seit Anfang ihres Bestehens kein einheitliches System darstellte. Eine germanische Sprache mit festgelegten Regeln, wie das heutige Deutsch, gab es nicht; einzelne Stämme der Germanen sprachen ihre eigenen Stammessprachen.

Diese Differenzierung vertiefte sich noch, als im 2. bzw. 3. Jahrhundert n. Chr. Germa-nische Stämme begannen in andere Gebiete abzuwandern (dies erfolgte noch vor der eigent-lichen Völkerwanderung, die in Europa erst später, mit dem Einfall der Hunnen Ende des 4. Jahrhunderts einsetzte). Im 3. Jahrhundert zogen die Burgunder von ihren Wohnsitzen an der Weichsel und Oder an den Rhein, an ihre Stelle traten später slawische Stämme. Noch früher, nämlich im 2. Jahrhundert, begannen die Goten nach Süden abzuwandern, weshalb sie auf die spätere Entwicklung des Deutschen keinen Einfluss hatten. Im Norden wanderten im 5. Jahr-hundert die Angeln nach Großbritannien ab; mit ihrer Stammessprache trugen sie damit zur Ent-stehung der englischen Sprache bei.

Von den vielen Stammessprachen der Germanen waren es die Sprachen der Alemannen, Bayern, Franken, Thüringer, Sachsen und Friesen, die zur Grundlage des modernen Deutsch wurden.

Durch Kontakte der Germanen mit den Römern, die über den Rhein und die Donau vordrangen, mit germanischen Stämmen Kriege führten und die an das Römische Reich angren-zenden Gebiete mit ihrer Kultur beeinflussten, wurden in die germanischen Sprachen viele lateinische Wörter übernommen. Aus lateinischer Sprache stammen zum Beispiel Wörter aus den Bereichen der Religion (wie opfern, vgl. lat. offerre, altsächsisches offrōn) und des Handels-verkehrs (zum Beispiel kaufen, vgl. lat. caupoSchankwirt, cauponārischachern, gotisches kaupōn; Pfund, vgl. lat. pondo; Münze, vgl. lat. monēta, altnordisches mynt, altsächsisches munita). Aus dem Lateinischen kamen auch Bezeichnungen neuer Handelswaren (Pfeffer, vgl. lat. pīper; Wein, vgl. vīnum), neuer Begriffe aus dem Bauwesen (Mauer, vgl. lat. mūrus; Ziegel, vgl. lat. tēgula, altsächsisches tiagla), Gartenbau (Kohl, vgl. lat. caulis, altnordisches kāl; Kürbis, vgl. lat. curcurbita), Weinbau (Kelch, vgl. lat. calix, altsächsisches kelik; Kelter, vgl. lat. calcatūra), Küche (Kessel, vgl. lat. catinus, angelsächsisches cytel, angelsächsisches ketil; und das Wort Küche selbst, vgl. lat. coquina, angelsächsisches cycene).

Kriege zwischen Römern und Germanen, aber vor allem die Tatsache, dass viele Ger-manen im römischen Heer als Soldaten dienten, führten zu der Übernahme vieler Wörter auch aus diesem Bereich. So entwickelte sich aus dem lateinischen Wort pīlum (das in dieser Sprache Wurfspieß bedeutete) über das altsächsische und das angelsächsische pīl das heutige Wort Pfeil; aus dem lateinischen pālus (Palisade) entstand der heutige Pfahl (im Angelsächsischen, Alt-friesischen und Altsächsischen lautete das Wort pāl).

Aus der Epoche der germanischen Sprache haben wir schon schriftliche Überlieferungen, obwohl sie noch sehr selten sind und meistens nur aus kurzen Inschriften auf Gegenständen bestehen. Sie wurden vor allem in der Runenschrift niedergeschrieben, die bei den Germanen vom 2. bis zum 12. Jahrhundert im Gebrauch war (infolge der Christianisierung germanischer Gebiete wurde sie später durch die lateinische Schrift verdrängt). Man nimmt gewöhnlich an, dass sich die Runenschrift um die Zeitenwende aus den Buchstaben des nordetruskischen Alphabets entwickelte, das von den Germanen auch kurz benutzt wurde. Davon soll insbe-sondere die Inschrift eines Helms zeugen, der 1812 in Negau (heute Negova in Slowenien) gefunden wurde – der Text wurde mit Buchstaben des nordetruskischen Alphabets nieder-geschrieben, aus dem sich die Runen herausgebildet haben sollen.

Von fragmentarischen Runeninschriften abgesehen, ist bis heute nur ein großes Werk erhalten geblieben, das in einer der germanischen Ursprachen niedergeschrieben wurde, nämlich die so genannte Wulfilabibel, die gotische Übersetzung der Heiligen Schrift aus dem 4. Jahr-hundert (allerdings liegen heute von dieser Übersetzung nur der größere Teil des Neuen Testa-ments und Bruchstücke des Alten Testaments, nicht der ganze Text der Bibel, vor). Weiter folgt der Text des Gebets Vaterunser aus dem Matthäusevangelium (Mt 6, 9–13):

Gotisch (Wulfilabibel) Modernes Deutsch (gegenwärtige ökumenische Fassung)
atta unsar þu ïn himinam weihnai namo þein qimai þiudinassus þeins wairþai wilja þeins swe ïn himina jah ana airþai hlaif unsarana þana sinteinan gif uns himma daga jah aflet uns þatei skulans sijaima swaswe jah weis afletam þai skulam unsaraim jah ni briggais uns ïn fraistubnjai ak lausei uns af þamma ubilin unte þeina ïst þiudangardi jah mahts jah wulþus ïn aiwins amen   Vater unser im Himmel, Geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme; Dein Wille geschehe, Wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute; Und vergib uns unsere Schuld, Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, Sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft Und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen  

Abschrift der Wulfilabibel

Auch dieser Text wurde von Linguisten in die urgermanische Sprache übertragen. Dies ist relativ sicher möglich, weil der Text außer in einer gotischen Version auch in althoch-deutscher, altenglischer und altisländischer Sprache vorliegt:

Fađer unsere ini χiminai, weiχnaid namôn þînan, kwemaid rîkjan þînan, werþaid weljô þînaz χwê ini χiminai swê anâ erþâi, χlaiban unseran sénteinan gebe unsiz χijô đagô, aflête unsiz, þat skulaniz sîme, swé wez aflêtamiz skulamiz unseraimiz, neχ bringaiz unsiz ini fraistôn, ake lausî unsiz afa ubelai. þînan esti rîkjan, maχtiz, wuþus-uχ ini aiwans.

Althochdeutsch

Analog den Schwierigkeiten mit der Chronologie des Urgermanischen, ist die genaue Datierung der althochdeutschen Sprache, insbesondere in Bezug auf ihre Entstehung, kaum mög-lich. Die Sprachwissenschaftler nehmen nur allgemein an, dass die Prozesse, die zur Heraus-bildung des Althochdeutschen führten, Ende des 5. Jahrhunderts mit der Zweiten Lautverschieb-ung einsetzten. Die Periode des Althochdeutschen in der Geschichte der deutschen Sprache dauerte bis um 1050.

Das 5. Jahrhundert war die Zeit großer Turbulenzen in der europäischen Geschichte. Infolge der Migrationen, die als Völkerwanderung bekannt wurden, brach das Römische Reich endgültig zusammen, und an seine Stelle traten, oft kurzlebige, Stammesstaaten der Germanen, wie das Reich der Ostgoten in Italien oder das Reich der Westgoten in Spanien. Der mächtigste dieser Staaten war das im Jahre 482 von Chlodwig I. gegründete fränkische Reich der Mero-winger, das in folgenden Jahrhunderten auch andere germanische Stämme (zum Beispiel Ale-mannen, Thüringer, Burgunder) unterwarf. Den Merowingern folgten im 8. Jahrhundert die Karolinger, die unter Karl dem Großen ihr Reich bis zur Elbe und Saale im Osten, dem Ebro im Westen und bis nach Rom im Süden ausdehnten. Auf Grund des Vertrags von Verdun kam es aber bald (843) zum Zerfall des Frankenreichs in drei Teile, und der östliche Teil wurde zur Wiege der modernen deutschen Nation. Der erste ostfränkische König war Ludwig der Deutsche (843–876); als die Geburtsstunde der deutschen Nation gilt aber die Machtübernahme im Ost-frankenreich von Heinrich von Sachsen im Jahre 919.

Althochdeutsche Territorialdialekte um 962

Nach dem Chaos, das den Zerfall des Römischen Reichs begleitete, begann bald der Wiederaufbau des kulturellen Lebens, insbesondere durch Christianisierung germanischer Stäm-me, die noch älteren Gottheiten huldigten. Im heutigen Süddeutschland und in der Schweiz be-gann die Christianisierung der Alemannen von irischen Mönchen schon im 6. und 7. Jahrhun-dert. Durch ihre Bemühungen entstand 614 das Kloster St. Gallen und dann (724) das Kloster Reichenau. Im Norden Deutschlands bemühte sich vor allem der heilige Bonifatius um die Chri-stianisierung. Die Klöster, die die Missionare gründeten, waren sehr wichtige Zentren der Aus-strahlung nicht nur des christlichen Glaubens sondern auch der Kultur. Die Sprache der Gottes-dienste war natürlich Latein, die Mönche und die Herrschenden pflegten aber auch die Volks-sprache – in lateinischer Sprache hätten sie der bäuerlichen Bevölkerung neue christliche Ideen nicht näher bringen können. So ordnete Karl der Große 789 im Kapitular Admonitio generalis die Verwendung der Volkssprache in Seelsorge und Predigt an und auf der Synode von Frankfurt im Jahre 794 wurde der Volkssprache der gleiche Rang wie dem Hebräischen, Lateinischen und Griechischen zuerkannt.

Diese Bemühungen der Herrschenden und Geistlichen führten dazu, dass die Volks-sprache, einschließlich ihrer geschriebenen Formen, immer mehr an Bedeutung gewann. Kon-takte zwischen verschiedenen Stämmen und die Tatsache, dass sie in einem Staat lebten, be-wirkten, dass lokale Stammessprachen begannen durch Territorialdialekte ersetzt zu werden. Die Stämme, deren Sprachen bei der Herausbildung dieser Territorialdialekte und des Deutschen die wichtigste Rolle spielten, waren die Alemannen, Bayern, Franken, Thüringer und Sachsen. Die Entwicklung der Dichtung verursachte, dass die Territorialdialekte auch ihre literarischen Vari-anten entwickelten.

Diese Annäherungsprozesse zwischen den Sprachen einzelner Stämme konnten aller-dings nicht verhindern, dass die Sprachen weiter entfernter Stämme begannen auseinander zu gehen. Gemeint sind hier vor allem Unterschiede zwischen dem Ostfrankenreich mit vorwiegend germanischer Bevölkerung und dem Westfrankenreich, dessen Einwohner stark romanisiert waren. Schon im 9. Jahrhundert waren die sprachlichen Unterschiede bei den Bewohnern beider Reiche so groß, dass bei der Straßburger Eide im Jahre 842, als sich Karl der Kahle aus dem Westreich und Ludwig der Deutsche aus dem Ostreich zur gegenseitigen Unterstützung gegen ihren Bruder Lothar verpflichteten, jeder in seiner Sprache schwören musste, um von ihren Heeren verstanden zu werden. Die Dialekte, die sie damals sprachen, entwickelten sich später zum heutigen Deutsch und Französisch; aus dem Ostfrankenreich und dem Westfrankenreich wurden später Deutschland und Frankreich.

Die ältesten Werke in althochdeutscher Sprache, die bis heute überliefert sind, verdanken wir Mönchen in Klöstern, die sie aufgezeichnet und aufbewahrt haben. Interessanterweise war es nicht nur religiöse Literatur, sondern auch weltliche Werke, wie das Hildebrandslied, das bereits im 7. Jahrhundert entstand und Anfang des 8. Jahrhunderts im Kloster Fulda niedergeschrieben wurde. Aus dem 8. Jahrhundert stammen auch erste Glossare – lateinisch-deutsche Wörterbücher – von denen Abrogans, das um 765 in der Domschule zu Freising entstand, das bekannteste ist.

Beispiele religiöser Literatur aus dieser Zeit umfassen das Wessobrunner Gebet oder Muspilli – eine Dichtung vom Weltuntergang aus dem 9. Jahrhundert. Es wurden natürlich auch die Bibel und ihre Fragmente übersetzt bzw. überarbeitet, zum Beispiel die Evangelienharmonie des Syrers Tatian. Ein besonders interessantes Beispiel dieser Literatur ist das altsächsische Epos Heliand, in dem Jesus Merkmale eines germanischen Herrschers aufweist.

Als Zäsur, die zur Entstehung des Althochdeutschen führte, gilt ein Lautwandel im Be-reich des Konsonantismus, der als Zweite Lautverschiebung bezeichnet wird. (Die schon er-wähnte, frühere, Erste Lautverschiebung bewirkte die Trennung des Urgermanischen vom Indo-germanischen.) In der Zweiten Lautverschiebung unterlagen Änderungen die germanischen Ver-schlusslaute p, t, k, die im Althochdeutschen, je nach ihrer Position im Wort, zu den Zischlauten f', s, h, bzw. Affrikaten pf, ts, kh wurden. Eine andere Gruppe der Laute, die dem Wandel unterlag, waren die germanischen Reibelaute ƀ/b, đ/d, ǥ/g, þ, die zu den althochdeutschen Ver-schlusslauten p, t, k, d wurden. Die folgende Tabelle enthält eine Übersicht über diese Ände-rungen, die zur Herausbildung des Althochdeutschen geführt haben. Zur größeren Klarheit wur-den in der Tabelle auch die Änderungen der Ersten Lautverschiebung mit berücksichtigt. (Der Buchstabe G (Grimmsches Gesetz) bedeutet, dass bei der Ersten Lautverschiebung normale Regeln funktionierten; der Buchstabe V (Vernersches Gesetz) weist auf Ausnahmen hin, die auf das Vernersche Gesetz zurückzuführen sind. Diese Erklärung betrifft nur die Erste, nicht die Zweite Lautverschiebung.)


Date: 2015-12-24; view: 1536


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