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Literatur im Dritten Reich

A)Literatur im Dienst der Nationalsozialisten

Die typischen Historischen Romane des Nationalsozialismus hatten zumeist die Ostkolonisation, den Bauernkrieg, die preußische Geschichte oder die Befreiungskriege gegen das napoleonische Frankreich als Thema. Dazu zählten Wolter von Plettenberg (1938) von Hans Friedrich Blunck oder Der erste Deutsche (1934) von Hjalmar Kutzleb über Hermann den Cherusker.

Kriegsromane verherrlichten die Fronterlebnisse der Veteranen aus dem Ersten Weltkrieg. Zudem gab es 1936 Kriegsdichtertreffen in Berlin. Die Inhalte waren meist klischeehafte Hasstiraden gegen den Gegner und eine ständig beteuerte Siegesgewissheit. Zur Kriegsverherrlichung dienten u.a. die Romane Volk im Feuer (1934) von Otto Paust oder Panzerführer. Tageblätter vom Frankreichfeldzug (1941) von Edwin Erich Dwinger.

Die Frauenromane der Nationalsozialisten spiegelten das traditionelle Frauenbild der Hausfrau und Mutter wider. Das emanzipatorische Frauenbild der 20er Jahre wurde umgekehrt und die Frau als „Gebärmaschine“ für den Führer dargestellt. Hierfür steht beispielsweise Kuni Tremel-Eggerts großes Erfolgswerk Barb, Roman einer deutschen Frau (1933) oder Wilhelm Schmidtbonns Anna Brand (1939).

Zu den betroffenen Autoren gehörten: Albert Einstein, Harvelock Ellis, Lion Feuchtwanger, Sigmund Freud, Franz Kafka, Erich Kästner, Heinrich Mann, Thomas Mann, Karl Marx, Erich Maria Remarque, Stefan Zweig

B)Exilliteratur

Als Exilliteratur bezeichnet man die seit 1933 außerhalb Deutschlands, seit 1938 außerhalb Österreichs entstandene und veröffentlichte Literatur. In Deutschland kam es 1933 zur Emigration nach der Machtergreifung, dem Reichstagsbrand und vor allem nach der nationalsozialistischen Bücherverbrennung am 10.05.1933.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten fand am 10. Mai 1933 eine landesweite Bücherverbrennung statt. Das Hauptamt für Presse und Propaganda der Deutschen Studentenschaft organisierte die Vernichtung des deutschen Kulturgutes unter dem Motto "Wider den undeutschen Geist". Es wurden marxistische, pazifistische, jüdische Schriften u.a. von Lion Feuchtwanger, Sigmund Freud, Erich Kästner, Heinrich Mann, Kurt Tucholskie und Arnold Zweig verbrannt.

Nach der Kulturvernichtung wurde im Börsenblatt des deutschen Buchhandels eine sogenannte "Schwarze Liste" mit 131 Autoren veröffentlicht, deren Werke aus den Bibliotheken und Buchhandlungen entfernt werden mussten. Bei der "Säuberung" öffentlicher Bibliotheken wurden allein in Berlin bis Ende Mai 1933 rund 10.000 Zentner Literatur beschlagnahmt. Ein Jahr später umfaßten die "Schwarzen Listen" mehr als 3.000 Titel verbotener Bücher und Schriften.

Durch den Synagogenbrand, die Angliederung Österreichs und der Tschechoslowakei und den Kriegsausbruch kam es 1938/39 zur Auswanderung von österreichischen Intellektuellen aus Österreich. Die Zentren der Exilliteratur waren Paris, Amsterdam, Stockholm, Zürich, Prag und Moskau und nach dem Ausbruch des Krieges fand man Emigrantenliteratur verstärkt den USA, Mexiko, Argentinien und Palästina.



Durch politische Verhältnisse blieb den Autoren und ihrer Literatur der Zugang zu den Lesern im deutschen Reich verschlossen. Wiederum andere, wie zum Beispiel Stefan George, emigrierten aus Protest, obwohl man ihre Werke im deutschen Reich duldete oder sie sogar gerne weiterhin im deutschen Reich als Autoren behalten hätte. Eine andere Gruppe von Schriftstellern endete aufgrund des politischen Drucks durch Freitod, wie Walter Benjamin, Kurt Tucholsky und Stefan Zweig.

Wichtig zu wissen ist auch, dass einige Autoren nicht erst 1933 aufgrund der Verfolgungen von Literatur in das Exil gingen, sondern viele sich bereits zur Zeit der Weimarer Republik und des Kaiserreichs Beschränkungen in ihrem literarischen Schaffen ausgesetzt sahen.
Viele Autoren waren bereits vor ihrer Emigration im Ausland bekannt und hatten so keine Schwierigkeiten, ihre schriftstellerische Existenz fortzuführen. Andere Autoren, die bisher nur in Deutschland ein Publikum gefunden hatten, waren oft zum Untergang verurteilt. Einige Autoren kehrten nach dem Ende des Krieges 1945 wieder in ihr Heimatland zurück, andere kehrten erst sehr viel später zurück und manche blieben für immer im Ausland.

Nach der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 begann wenige Monate nach der Machtübernahme eine Erneuerung der deutschen Kunst und Kultur, die von den Nationalsoziallisten geprägt wurde. Im Vordergrunde der nationalsozialistischen Literatur stand die Idealisierung von Bauerntum, von der Volksgemeinschaft, die Blut- und Bodenideologie.
Es entstand zum einen die Literatur, die weder überzeugende Fragen und Antworten zu den neuen Problemen aufwarfen noch Widerstand oder Zustimmung literarisch ausformulierten. Zum anderen gab es die Widerstandsliteratur, die jedoch nur illegal verbreitet werden konnte und durch die die Autoren ihr Leben aufs Spiel setzten. Autoren, wie zum Beispiel Erich Kästner, die nicht für den Nationalsozialismus schreiben wollten, jedoch im Lande blieben, versuchten sich auf irgendeine Weise im Deutschen Reich durchzuschlagen.

Viele Autoren, deren Leben in Deutschland unmittelbar bedroht war (jüdische Abstammung, Kommunisten, etc.) flüchteten ins Ausland. Aber auch solche, die von den Nationalsozialisten gerne als Galionsfiguren benutzt worden wären, verließen Deutschland. Prominentestes Beispiel für Letzteres ist der Literaturnobelpreisträger Thomas Mann, der schon im Februar 1933 ins Exil ging.

Die Zahl so genannter Exilautoren lag bei rund 1.500. In der Regel flüchteten die Schriftsteller zunächst in europäische Nachbarstaaten, wie Österreich, die Schweiz, die Niederlande oder die Tschechoslowakei. In Amsterdam entstand der Querido Verlag, der sich speziell deutscher Exilliteratur widmete. Wegen der zunehmenden Gefahr auf dem europäischen Kontinent vor den deutschen Invasionen, kam es im Zeitraum zwischen 1939 und 1940 zu einer Emigrationswelle in die Vereinigten Staaten, nach Südamerika, die Sowjetunion und nach Israel. Die Gemeinsamkeit der heterogenen Gruppe der Exilautoren war die Gegnerschaft zum Regime und der Anspruch darauf, das „andere Deutschland“ repräsentieren zu wollen. Es gab allerdings nur begrenzte Möglichkeiten zu Veröffentlichungen in deutscher Sprache in literarischen Zeitschriften oder Verlagen.

Diese Schriftsteller lebten im Exil in sehr unterschiedlichen materiellen Verhältnissen. Nur wenige konnten ihren Lebensstandard aufrechterhalten. Die Mehrzahl der Autoren hatte Probleme, ihre materielle Existenz zu sichern. Ferner war das Schaffen oft durch Schwierigkeiten mit den Bürokratien des Gastlandes geprägt. Die Einreise erfolgte meist mit gefälschten oder bald abgelaufenen Pässen. Die deutsche Staatsbürgerschaft wurde den Autoren entzogen, viele mussten sich bemühen, die Duldung durch die Einwanderungsbehörden zu erreichen. Die Arbeit im Exil war vielerorts durch die permanente Furcht vor Abschiebung, die Bedrohung durch NS-Agenten, die Ablehnung durch die Bevölkerung und den Entzug der schriftstellerischen Existenzgrundlage geprägt. Viele der Autoren verstummten daher in Einsamkeit und Verzweiflung. Es gab nur wenige Exilanten ohne seelisches Trauma. Eine Folge war die Vielzahl von Suiziden unter den Exilautoren.


Date: 2015-12-24; view: 1117


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