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Die vier Phasen der DDR-Literatur

Die 1950er Jahre: Aufbauliteratur: Die Aufbauliteratur befasste sich thematisch mit dem Aufbau großer Industrieanlagen. In den Erzählungen sind die Arbeiter die Helden und der Held der spezifischen Erzählung ist ein besonders qualifizierter und erfahrener (also meist etwas älterer) Arbeiter, der unter Schwierigkeiten hilft, das Werk aufzubauen, sich also durch eine besondere Leistung in der Arbeit auszeichnet. Meist treten auch Vertreter „der alten Kräfte“ auf. Das sind Saboteure, die den ökonomischen Erfolg des Sozialismus verhindern, und entlarvt werden oder in den Westen fliehen. Indem der Aufbau der Industrieanlage zuletzt erfolgreich ist und der Sozialismus „seinen Lauf“ nimmt, propagiert die Aufbauliteratur eine optimistische Perspektive. Es handelt sich um eine didaktische Literatur im Interesse des Aufbaus, die die Menschen dazu ermutigen soll, sich für die Sache des Sozialismus zu engagieren. Ein klassischer Vertreter ist hier z. B. Eduard Claudius mit seinem Werk „Menschen an unserer Seite“.

Die 1960er Jahre (1961–1965): Nach dem Bau der Mauer 1961 herrschte in den folgenden Jahren bis 1965 eine besondere Phase liberaler Kultur- und Jugendpolitik. Die SED-Führung versprach der Jugend im Jugendkommuniqué von 1963 mehr Selbständigkeit und Mitspracherecht – gleichzeitig konnten kritische Musiker und Intellektuelle wieder öffentlich wirksam werden – wie Wolf Biermann, der nach längerer Zeit wieder öffentliche Konzerte gab. Ebenso wurde die in den Jahren zuvor stark bekämpfte Beatmusik öffentlich zugelassen. Zudem wurde in der Wirtschaft das NÖSPL (Neues Ökonomisches System der Planung und Leitung) eingeführt, das nach den 1950er Jahren eine Dezentralisierung und stärkere Eigenständigkeit der Betriebe mit sich brachte. Auch in der Literatur gab es eine liberale Phase, die vom „Bitterfelder Weg“ geprägt war, der durch die Bitterfelder Konferenz von 1959 eingeleitet wurde. Dieser Bitterfelder Weg und die Tatsache, dass die DDR-Grenze vollständig geschlossen war und ein Arrangement in den Verhältnissen der DDR unerlässlich wurde (es gab keinen Ausweg mehr) bildete die Grundlage der Ankunftsliteratur, welche besonders von Brigitte Reimann „Ankunft im Alltag“ von 1961 geprägt wurde. Typischstes Beispiel ist „Der geteilte Himmel“ (1963) von Christa Wolf. In der Literatur sind die Hauptfiguren nun meist jüngere, intellektuelle Menschen, die sich sowohl im Beruf als auch im Privaten bewähren müssen, z. B. auch bei Christa Wolf „Der geteilte Himmel“. In diesem Werk tritt noch eine weitere Tendenz zu Tage, nämlich dass zunehmend auch weibliche Hauptfiguren auftreten.

Bereits vor 1965 nahmen die Restriktionen in der Kulturpolitik wieder zu – der Regimekritiker Robert Havemann wurde 1963 von der Universitätsparteileitung und 1964 komplett aus der Partei und der Humboldt-Universität ausgeschlossen, und auch die Freiheiten, welche das NÖSPL den Betrieben garantieren sollte, wurden nur zögerlich gewährt. 1965 schließlich endete auch eine Demonstration von Anhängern der Beat-Musik mit einer Massenfestnahme und entsprechenden Gerichtsverfahren. Im November des Jahres forderte nun der damalige Sekretär des Nationalen Verteidigungsrates, Erich Honecker, auf dem 11. Plenum des Zentralkomitees eine „saubere Leinwand“ und wetterte gegen schädliche Tendenzen, Skeptizismus und Unmoral. Folglich wurden 12 DEFA-Filme verboten, Biermann, Stefan Heym und Havemann erneut durch Verbote gegängelt. Ebenso kam die Literatur, welche auf der Linie des Bitterfelder Wegs lag, in Verruf und praktisch zu einem Ende.



Die 1970er Jahre: Liberalisierung: Ablösung des Staatsoberhauptes Walter Ulbricht 1971 durch Erich Honecker war ein bedeutender Einschnitt für die DDR-Literatur. Es wird in diesem Zusammenhang von der „Zweiten Generation“ gesprochen. Honecker beschloss ein Liberalisierungsprogramm für die gesamte Kunst und Literatur. Dies bedeutete anfangs, dass den DDR-Schriftstellern mehr Freiheit zugesprochen wurde, solange die Basis des Sozialismus gewährleistet und in den Werken vorhanden war. Wichtig in diesem Zusammenhang ist der Begriff der „subjektiven Authentizität“, der durch Christa Wolf (z. B. Christa Wolf „Nachdenken über Christa T.“, 1968) stark geprägt wurde. In Christa Wolfs Konzept der „subjektiven Authentizität“ steht nicht mehr so sehr der Sozialismus im Vordergrund, sondern vielmehr die Probleme des Individuums in der sozialistischen Gesellschaft: Das Liberalisierungsprogramm endete jedoch 1976 mit der Ausweisung Wolf Biermanns und weiteren Ausbürgerungen und Emigrationen von ca. 100 DDR-Schriftstellern, so z. B. Sarah Kirsch, Günter Kunert und Reiner Kunze, die in die Bundesrepublik übersiedelten.

Die 1980er Jahre: Untergrundliteratur: Literatur teilte sich hier auf. Einige DDR-Schriftsteller schrieben so weiter wie bisher. Andererseits gab es jedoch auch eine subversive Tendenz, die sich als „Untergrundliteratur“ oder Bohème bezeichnen lässt. Im Ostberliner Stadtviertel dem Prenzlauer Berg bildete sich eine Szene von jungen Literaten heraus, die auf die traditionelle Methode der Publikation durch Verlage verzichtete. Sie publizierten in kleinen Auflagen und gaben viele Lesungen (teilweise mit Musik), um ihre Werke verbreiten zu können. Sie orientierten sich an poststrukturalistischen Tendenzen aus Frankreich und wollten eine Literatur schaffen, „die die Stasi nicht versteht“. Diese DDR-Autoren bedienten sich also einer bewusst irrationalen Schreibweise, um eine Opposition zur SED zu bilden und um gegen die staatlichen Restriktionen zu protestieren. Zu ihnen zählten u. a. Stefan Döring, Egmont Hesse, Jan Faktor, Johannes Jansen, Uwe Kolbe, Andreas Koziol, Leonhard Lorek, Detlef Opitz, Frank-Wolf Matthies, Bert Papenfuß-Gorek, Cornelia Schleime, Michael Rom, Ulrich Zieger. Die zeitweilig als Spiritus rectores im Zentrum dieser Szene stehenden Sascha Anderson und Rainer Schedlinski wurden nach der Wende als Inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit entlarvt, die ihre eigenen Kollegen ausgiebig bespitzelt hatten.

Musik in der DDR

Die Vorgaben, Direktiven von Staat und SED waren auch für Musik verbindlich. Ein Grundrecht auf Freiheit der Kunst konnte auch für Musik nicht beansprucht werden. Gleichwohl hatte zahlreiche Musiker das Bestreben, die bestehenden Grenzen auszuloten. Besonders bei Rock-, Blues- und Folkmusikern kam es dabei zu Konflikten mit der Staatsmacht.

Klassische Musik hatte in der DDR einen breiten Raum. Wichtige Opernhäuser wurden nach dem Krieg wieder aufgebaut, so die Staatsoper Unter den Linden in Berlin, die Semperoper in Dresden und das alte Gewandhaus in Leipzig, wo 1981 das wegen seiner hervorragenden Akustik weltberühmte Neue Gewandhaus eröffnet wurde. Kein anderes Land hatte so viele Sinfonieorchester im Vergleich zur Einwohnerzahl wie die DDR. Fast jedes Stadttheater besaß sein eigenes Orchester.

Neben anderen Stilrichtungen der klassischen Musik wurde die Barockmusik besonders gepflegt. In Leipzig fanden die Bachfestspiele statt, in Halle die Händelfestpiele und in Magdeburg die Telemannfesttage. Zu großem Ruhm kamen der Dresdner Kreuzchor und der Thomanerchor in Leipzig.

In Ost-Berlin fand jährlich das Festival der Neuen Musik statt.

Komponisten:Max Butting (1888–1976), Paul Dessau (1894–1979), Hanns Eisler (1898–1962), Fritz Geißler (1921–1984), Ottmar Gerster (1897–1969), Günter Kochan (1930–2009), Siegfried Matthus (* 1934), Ernst Hermann Meyer (1905–1988), Leo Spies (1899–1965), Ruth Zechlin (1926–2007), Udo Zimmermann (* 1943)

Die Unterhaltungsmusik in der DDR versuchte einen Spagat zwischen den verschiedenen Ansprüchen: das Verlangen der Zuhörer nach westlich orientierter Musik, die Ablehnung der Beatmusik besonders von der Ulbricht-Regierung, das Verarbeiten von Themen, mit denen die Menschen sich beschäftigten, die staatliche Zensur der Texte. Westliche Tänze wie Boogie-Woogie und Rock ’n’ Roll wurden in den 1950er-Jahren noch als barbarisierendes Gift des Amerikanismus angesehen. Die Twist-Welle hingegen hatte etwas Harmloses. So erschienen denn mit zwei Jahren Verspätung 1963 in der DDR Manfred Krugs Twist in der Nacht und Susi Schusters Jodel-Twist in der DDR. Für den öffentlichen Auftritt benötigten Amateurmusiker eine Spielerlaubnis, die die Kulturbehörden der Kreise und Bezirke an Bands und Einzelmusikern vergab. Musiker ohne Hochschulabschluss mussten eine Prüfung bestehen, die von einer Kommission des Bezirkskomitees für Unterhaltungskunst abgenommen wurde.

Zu Beginn der 1960er Jahre existierten in der DDR 4.500 Amateurtanzkapellen, die auf Tanzabenden musizierten. Ein großer Teil dieser „Kapellen“ beschäftigte sich mit der neuen Musizierweise, der Beatmusik, die auf die Jugend eine große Wirkung ausübte. 1967 bis 1969 wuchs die Zahl der Rundfunkproduktionen kontinuierlich an. Es wurden die Bands Theo Schumann Band (LP 1969), Gerhard-Stein-Combo, Günther Fischer Quintett, Manfred Ludwig Sextett, Ulrich Gumpert Quintett, Horst Krüger Sextett, Die Alexanders, Joco-Dev-Sextett, Dresden-Sextett, Reinhard Lakomy Combo, Music-Stromers und Thomas Natschinski und seine Gruppe (LP Die Straße, 1968) produziert, wo erste deutsche Texte in Beatmusiktiteln gesungen wurden.

Der Jazz kam nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ausschließlich als amerikanische Musik bis nach Ostdeutschland und wurde von einheimischen Musikern reproduziert.Bereits 1946 entstand das Radio Berlin Tanzorchester (RBT) unter der Leitung von Horst Kudritzki und Erwin Lehn. Der wohl bekannteste Solist des RBT war der Geiger Helmut Zacharias. Von internationaler Bedeutung war das Rundfunk-Tanzorchester Leipzig (RTO Leipzig) unter Leitung von Kurt Henkels.

In der DDR fanden Jazzliebhaber schon frühzeitig Interesse am Blues. In den 1980er Jahren, mit dem Entstehen einer Heavy-Metal-Szene und der Verbreitung des Punk in der DDR, war auch die Blütezeit des Blues in der DDR vorbei, obwohl einige dieser Bands die Wende unbeschadet überstanden haben und bis heute dem Blues frönen.

Etwa 1976, einige Jahre nach dem Aufkommen der Folkmusik in der Bundesrepublik Deutschland, bildeten sich auch in der DDR Bands, die alte Volkslieder modern vertonten und arrangierten. Bis dahin spielten Folkmusiker vor allem ausländische Lieder. Ab 1979 konnten Folkbands in der DDR Langspielplatten produzieren. Die Anzahl der Veröffentlichungen bis 1989 blieb jedoch gering. In den 1960er Jahren entstand in der DDR die Singebewegung. Kleine Gruppen aus Amateurmusikern und Sängern spielten Lieder, die musikalische Einflüsse aus dem US-amerikanischen Folk aufnahmen und deutschsprachige Texte hatten.


Date: 2015-12-24; view: 1300


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