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Funktionale Gliederung des Wortschatzes

Standardsprache, Hochsprache, Umgangssprache, Alltagssprache, Schriftsprache, Literatursprache, Amtssprache.

Standardsprache (Hochsprache, Nationalsprache) – historisch legitimierte, überregionale, mündliche, schriftliche Sprachform der sozialen Mittel- und Oberschicht. Entsprechend ihrer Funktion als öffentliches Verkehrsmittel unterliegt sie in den Bereichen Grammatik, Aussprache und Rechtschreibung weitgehender Normierung, die über öffentliche Medien und Institutionen, vor allem aber durch das Bildungssystem kontrolliert und vermittelt werden. Hochsprache ist eine allgemeine Bezeichnung für eine Standardsprache, eine kodifizierte Literatursprache.

Tabelle 4.3: Merkmale einer Standardsprache:

Kodifizierung Allgemeinverbind lichkeit Stilistische Differenzierung Polyvalenz
Zur Standardisierung jeder Sprache gehört vor allem schriftliche Kodifizierung der anzustrebenden Norm in Orthographien, Grammatiken und Wörterbüchern, dazu gehören auch Aussprachenormen Diese Norm muss für alle Mitglieder der Sprachgemeinschaft als verbindlich angesehen werden, d.h. Verstöße gegen die Norm müssen als Fehler empfunden werden, die nur in informellen Situationen, in denen die Standardvarietät toleriert wird. Eine Sprachvarietät muss einen so reichen und differenzierten Wortschatz haben, dass sie im täglichen Leben für alle Aspekte der modernen Welt gebraucht werden kann. Meist verfügen moderne Standardsprachen über verschiedene Stile und Register, wie etwa einen literarischen Stil, einen administrativen Stil, einen journalistischen Stil, einen informellen Stil sowie einen oder mehrere fachsprachliche Stile. Die nicht der Standardvarietät zugehörige Sprachformen und Jargons wie etwa Szene- und Jugendsprachen und verschiedene Fachjargons sind oft als Quelle zur Bereicherung des Wortschatzes und zur Anpassung der Standardsprache an neue Verhältnisse wichtig.  

Die deutsche Standardsprache ist das Resultat eines langen Evolutionsprozesses. Zuerst entwickelte sich eine überregionale Schreibsprache, die von Grammatikern zu normieren versucht wurde. Das Obersächsische galt lange Zeit als vorbildlich in der Aussprache, dennoch hing die Aussprache der Schriftsprache vom jeweiligen Heimatdialekt ab. 1898 legten Hochschulgermanisten und Theaterleute deutsche Aussprachenormen fest, die unter dem Titel Deutsche Bühnenaussprache veröffentlicht wurden. Als Grundregel fungierte "norddeutsche Aussprache der ‘hochdeutschen’ Schreibformen". Diese Norm ist selbst heute kaum verwirklicht, weiterhin gibt es regional unterschiedliche Aussprachevarianten. Man vermutet, dass 15 bis 20 Prozent der Deutschen nur Standardsprecher sind, solche mit regionalem Akzent und Wortschatz eingeschlossen.

Für Österreich und die Schweiz muss man eine eigene Standardvarietät annehmen, da sie "gegenüber der Standardvarietät Deutschlands einen Grad von Eigenständigkeit aufweisen, der dazu berechtigt, von besonderen ‘nationalen Varietäten’ der deutschen Sprache zu sprechen". Ammon macht dafür die politische Autonomie der beiden Staaten verantwortlich (AMMON 1995, 53f). Österreich teilt phonetische Merkmale größtenteils mit der "oberbayerischen Standardlautung", so von Polenz. Den "alten gesamtbairischen Wortschatz" zählt er zu den Regionalismen, nicht aber einen großen Teil des österreichischen Verwaltungs- und Öffentlichkeitswortschatzes - der gehört für ihn zur "staatsnationalen Varietät".



Umgangssprache – der große und heterogene Bereich von Sprachvarietäten zwischen Hochsprache und Dialekten, Bezeichnung einer Stilschicht, die für private Situationen als Hochsprache angemessener wird.

Slang –lässig gebrauchte Umgangssprache mit ausgeprägten sozialen und regionalen Varianten, die durch neuartige Verwendung des vorhandenen Vokabulars, sowie neue Wortbildungen gekennzeichnet ist.

In der traditionellen begrifflichen Staffelung von Mundart (=Dialekt), Umgangssprache und Standardsprache ist die Mundart bzw. der Dialekt (die beiden Ausdrücke sind bedeutungsgleich) die Sprachform mit der geringsten kommunikativen Reichweite. Wer Dialekt spricht, wird mancherorts bereits im Nachbardorf als ortsfremd erkannt. Die Standardsprache dagegen als mündliche Realisierung der Schriftsprache hat überregionale Gültigkeit. Zwischen diesen beiden Extremen ist die Umgangssprache angesiedelt, die zwar eine regionale Färbung aufweist, aber in deutlich größeren Räumen verwendet wird als die Mundarten.

Umgangssprache (oder Alltagssprache) ist die Sprache des täglichen Lebens mit dem breitesten Kommunikationspotenzial. Sie folgt nicht immer den Regeln der formellen Schriftsprache oder Standardsprache.

Dennoch kann man nicht sagen, dass die Umgangssprache dort, wo sie von den Regeln der Hochsprache abweicht, "falsch" ist, denn sie folgt einfach ihren eigenen Regeln. Problematisch ist für Nicht-Fachleute, dass viele Grammatiken (z. B. der Duden) die Regeln der Umgangssprache nicht in ausreichendem Maße berücksichtigen und so leicht der Eindruck aufkommen kann, Abweichungen der Umgangssprache von der hochsprachlichen Norm seien "falsch" oder zeugten von Sprachverfall. Im gesamten deutschen Sprachraum ist in den letzten Jahrzehnten ein deutlicher Rückgang des Dialektgebrauchs zu verzeichnen. Das hängt einerseits mit der gestiegenen Mobilität der Sprecherinnen und Sprecher, andererseits mit den modernen Massenmedien zusammen. Auch im Brandenburger Raum ist die Zahl der Dialektsprecherinnen und -sprecher im Vergleich zum Ende des 19. Jahrhunderts stark zurückgegangen.

Manche Wissenschaftler vermuten, dass die regionalen Umgangssprachen an die Stelle der Mundarten treten. Man bestätigt zwar die Tendenz dieser Substitutionsentwicklung, weist aber auf die unterschiedlichen Gegebenheiten in den deutschen Sprachlandschaften hin, für den bairischen Sprachraum lässt diese Entwicklung nach Einschätzung der derzeitigen Lage sicher noch lange auf sich warten. Unter Regionalismen möchte man Begriffe verstehen, die zwar in Standardsprache verfassten Texten Verwendung finden können, deren Verbreitung aber regional begrenzt ist. Im Duden sind diese Wörter als regional markiert: landsch., bayr., pfälz. Da Samstag und Sonnabend im Duden nicht regional markiert sind, gelten sie als Standard. Im Duden als mdl. gekennzeichnete und nicht aufgeführte Begriffe sind mundartlich und keine Regionalismen.

Geschriebene Sprache oder schriftliche Sprache auf hochsprachlicher Grundlage beruhende, überregionale und schriftnahe Sprachnorm. Sie unterscheidet sich von gesprochener Sprache dadurch, dass sie einheitlicheren Grammatik-Regeln unterliegt. Während geschriebene Sprache an sich "in Schriftform" bedeutet, bezieht sich der Ausdruck Schriftsprache auf die Variation einer ganz bestimmten Sprache wie z.B. Deutsch.

Zumindest in der Rechtschreibung ist die geschriebene Sprache eine normierte Sprache, Unterschiede in der Aussprache, wie sie der gesprochenen Sprache (Dialekte, Idiolekte) zueigen sind, fallen also weg. Da dies, zusammen mit der einheitlich geregelten Grammatik, Anwendungen der Computerlinguistik vereinfacht, wird dort vor allem geschriebene Sprache in Form von Textdateien verarbeitet. Eine Ausnahme bilden Systeme zur Spracherkennung, die sich spezifisch mit der gesprochene Sprache auseinandersetzen.

Eine Schriftspracheist eine Sprache, die zum Lesen und Schreiben verwendet wird, insbesondere dort, wo mündlich in einer anderen Sprache oder einem Dialekt verkehrt wird. Im weiteren Sinne bezeichnet das Wort die Standardsprache, weil sie einen Standard zur schriftlichen Repräsentation aller Variationen der Lautsprache setzt. In vielen Sprachen gilt das Beherrschen der Schriftsprache als Zeichen einer gehobenen Bildung und somit als erstrebenswertes Ziel. Schriftsprache ist immer eine bestimmte Sprache (Deutsch, Englisch) und unterscheidet sich vom Begriff der schriftlichen Sprache, die "verschriftlichte Sprache" allgemein der gesprochenen Sprache entgegensetzt.

 

 

Tabelle 4.4: Merkmale einer Schriftsprache:

Merkmale Gesprochene Sprache Geschriebene Sprache
Phonetik Lautverkürzungen, Lautschwächungen Individuelle Sprechweise der Sprecher -
Morphologie Neubildungen Bestimmte Wortbildungsmodelle Grammatische Umdeutungen Verkürzte Strukturen Abkürzungen, Schreibsymbole Festgefügte Wort- und Satzformen Wortbildungsmodelle
Lexik Lexik verschiedenen aus Sonderwortschätzen Neubedeutungen Metaphorische und hyperbolische Ausdrücke Fremdwörter Partikeln Interjektionen Terminologie Fachausdrücke Fremdwörter
Phraseologie Flotte Redensarten Floskeln Feste Wortgruppen
Stilebene Facettenreicher Stil: von der saloppen Lexik bis zur raffinierter gehobener Lexik Graphostilistische Mittel Stilistische Einheit

 

Beispiele: In der deutschen Schweiz ist Hochdeutsch (lokal auch als Schriftdeutsch bezeichnet) die Schriftsprache (oder Dachsprache), während mündlich fast ausschließlich Schweizer Dialekt (Schweizerdeutsch) gesprochen wird. Das gleiche gilt für viele andere hoch- bzw. oberdeutsche Mundartgebiete und niederdeutsche Sprachgebiete.

Eine Amtssprache ist die Sprache, in der die Behörden (Regierung, Gerichte) eines Staates miteinander und mit der Bevölkerung kommunizieren und mit der sich Bürger und Bewohner an die Verwaltungseinrichtungen wenden können. Ein Land kann gleichzeitig mehrere Amtssprachen haben. Im Gegensatz zur Amtssprache bezeichnet Schulsprache eine Sprache, die im Unterricht an den Schulen eines Landes verwendet wird.

 


Date: 2015-12-17; view: 1307


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