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Die Entwicklung der prosodischen Merkmale in der Redeontogenese

Der kindliche Spracherwerb gehört zu den aktuellsten Forschungsrichtungen sowohl in unserem Land als auch im Ausland. Das Interesse an Prozessen, die beim Spracherwerb verlaufen, an den Besonderheiten der Kinderrede an allen Ebenen der Sprache steigt immer wieder an. Eine der bekanntesten Forscherinnen der Kinderrede in Russland – S.N. Ceitlin äußerte sich zu diesem Thema: „Ontolinguistik ist eine sehr junge Wissenschaft und hat vieles in sich, was noch nicht untersucht wurde“. Das Forschungsobjekt „Kinderrede“ ist für die Fachkräfte auf verschiedenen Gebieten des Wissens interessant – für Psychologen, Logopäden, Sprachwissenschaftler. R.M Frumkina (russische Linguistin und Psychologe) bemerkt jedoch, dass wir "von der Sprachentwicklung der gesunden Kinder viel weniger wissen, als von dieser der "Problemkinder"“ [Frumkina 2003].

Die modernen Forschungen der Kinderrede in Russland stützen sich vor allem auf die Werken von I.A. Boduen de Courtenay, L.S. Wygotski, A.N.und A.A.Leontjew, A.R. Lurija, A.N. Gwozdew u.a.

Man unterscheidet zwei Richtungen der Kinderredeforschungen. Das erste Herangehen beabsichtigt die Forschung der semantischen und strukturellen Besonderheiten der Kinderredeeinheiten auf verschiedenen Etappen der Redeontogenese. Das zweite Herangehen ist psycholinguistisch: es werden die Natur der kindlichen Sprachfähigkeit und die Prozesse der Rede-Wahrnehmung und Produzierung untersucht. Es ist jedoch offensichtlich, dass sich diese zwei Herangehen in einer engen Wechselbeziehung miteinander befinden. Es wäre unmöglich, die Besonderheiten der Sprachontogenese zu forschen, ohne das kindliche Sprachbewusstsein zu beachten, das als eines der wichtigsten Instrumente der Welterkenntnis mit dem Spracherwerb verbunden ist“ [Gridina 2013].

S.N. Ceitlin unterscheidet zwei Arten der Kinderredeanalyse: die vertikale und die horizontale. Bei der vertikalen Analyse wird die Redeproduktion der Kinder vom Standpunkt der Erwachsenenrede aus aufgefasst, dabei aber wird die Dynamik des Spracherwerbsprozesses nicht berücksichtigt, d.h. auf welche Weise das Kind durch verschiedene Etappen der Redeentwicklung fortkommt. Bei der horizontalen Analyse wird die Kinderrede als ein eigenartiges Forschungsmaterial betrachtet.

In der Ontolinguistik existieren zahlreiche Theorien, die den Prozess der Aneignung der Muttersprache erklären. Diese Theorien stützen sich auf zwei entgegengesetzte Standpunkte. Noam Chomsky und seine Anhänger behaupten, dass die sprachlichen Kategorien angeboren sind und im Laufe der Aneignung der Sprache allmählich „reif“ werden. Die Anhänger eines anderen Standpunktes - D.I. Slobin, W.U. Dressler, M. Tomassello u.a. - beweisen, dass die Kinder die Grammatik der Muttersprache selbst konstruieren und keine „erwachsenen“ grammatikalischen Kategorien besitzen.

Die Spracherwerbsforschung der letzten Jahre hat gezeigt, dass die Kinder lange bevor sie die ersten Wörter und Sätze sprechen bereits über rezeptive sprachliche Fähigkeiten verfügen. Es gibt Studien, die beweisen, dass das ungeborene Kind schon im Mutterleib prosodische Informationen wahrnehmen kann. Es geht um die Grundfrequenzänderungen, Intensität und Rhythmus. Die Neugeborenen sind bereits fähig, ihre Muttersprache von einer Fremdsprache zu unterscheiden (sie können zwischen zwei rhythmisch unterschiedlichen Sprachen differenzieren (1), nicht aber zwischen Sprachen desselben Rhythmustyps (2), z.B. Englisch vs Japanisch (1), Englisch vs Niederländisch (2)).



Die frühen prosodischen Wahrnehmungsfähigkeiten ermöglichen den Einstieg in den Spracherwerb. Das Erkennen prosodischer Phrasen ist insofern wichtig als es hilft, syntaktische Strukturen zu erkennen (in den Fällen, in denen prosodische und syntaktische Grenzen zusammenfallen). Dadurch entstehen grammatische Grundsätze.

Die Kinder im Alter von 12-13 Monaten, die noch kein Wort sprechen können, sind im Stande ihre kommunikative Absicht zu äußern. Das machen sie mit Hilfe von prosodischen Merkmalen.

In der russischen Sprache werden 7 Intonationskonturen (Intoneme, wörtlich Intonationskonstruktionen) ausgesondert [Bryzgunova 1980]:

IK-1 wird für den einfachen Aussagesatz verwendet (die Silbe vor dem Intonationszentrum ist höher, die Stimme fällt auf das Intonationszentrum ab)

IK-2 wird in Aussagesätzen mit Kontrastbetonung, in Fragen mit Interrogativpronomen und in eher groben Aufforderungssätzen verwendet (die Betonung auf dem Fragepronomen und die Stimme sinkt am Satzende)

IK-3 wird in höflichen Aufforderungen und in Fragen ohne Fragewörter verwendet (das Intonationszentrum liegt höher als die mittlere Tonlage, aber die Stimme setzt auf der betonten Silbe bereits höher ein, steigt wesentlich schneller innerhalb dieser Silbe und sinkt am Satzende, außer das letzte Wort im Satz wird auf der letzten Silbe betont).

IK-4 wird in elliptischen Fragesätzen im Zusammenhang mit etwas Vorhergehendem verwendet (das Intonationszentrum ist die tiefste Silbe, danach steigt die Stimmlage).

IK-5 wird in Ausrufesätzen verwendet, die angenehme Gefühle ausdrücken (Freude, Aufregung etc.) (IK-5 hat zwei Zentren: einen Anstieg auf dem ersten Wort und einen Fall auf dem letzten Wort).

IK-6 wird vor allem für positive Emotionen (wie IK-5), jedoch auch für negative Emotionen verwendet, sowie für Verwunderung oder Geheimnistuerei (IK-6 ist eine Variante von IK-4, doch der Anstieg der Intonation beginnt bereits auf dem Intonationszentrum, nicht erst danach).

IK-7 dient dem Ausdruck der expressiven Einschätzung, der positive lexikalische Gehalt eines Satzes wird ins Ironische oder Sarkastische verkehrt (ist eine Variante von IK-3 mit demselben starken Anstieg auf dem Intonationszentrum, doch mit einer kurzen Pause vor dem Fall auf der folgenden Silbe).

Das noch nicht sprechende Kind äußert seine kommunikativen Absichten mit Hilfe von pseudo-Intonemen, dabei


Date: 2015-12-11; view: 1052


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