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Rostfreivon Steffi von Wolff

 

Kapitel 1

_ Unsere Lebenserwartung wird auch in Zukunft weiter steigen. Was auf den ersten Blick ein Segen ist, bringt aber auch viele Probleme und Fragen mit sich. Denn mit zunehmendem Alter lässt die körperliche Leistungsfähigkeit spürbar nach. Plötzlich werden die alltäglichen Wege mehr und mehr zu einem Problem. Oder sie führen gar zu schmerzhaften und folgenschweren Stürzen und Unfällen. Vor allem Treppen werden zu einem gefährlichen Unfallort in den eigenen vier Wänden. Mit einem Lifta-Treppenlift bleiben Sie in Ihrem gewohnten Umfeld mobil. Bequem, zuverlässig und vor allem sicher. Teure und aufwendige Umbauten oder gar ein Umzug in ein Pflegeheim lassen sich durch einen Lifta in vielen Fällen vermeiden.

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Es ist nicht so, dass ich mich alt fühle. Nein, das habe ich jetzt falsch ausgedrückt. Ich wollte sagen, ich fühle mich nicht immer alt. Jedenfalls fühle ich mich noch jung genug, um meiner Tochter einen original verpackten Treppenlift gegen den Kopf zu schleudern, was ich natürlich nicht mache. Aber ich ärgere mich maßlos.

Ich bin siebenundneunzig Jahre alt und gehöre noch lange nicht zum alten Eisen, auch wenn man das in meinem Alter annehmen könnte. Ich bin ein reinlicher Mensch, der sich ohne fremde Hilfe säubern kann. Ich bin agil. Und nein, ich brauche keinen Treppenlift. Ich habe mir auch nie einen Treppenlift gewünscht.

Ich mag keine Treppenlifte. Ich hasse solche Sachen. So etwas kommt mir gar nicht erst ins Haus. Niemals. Obwohl ich eine sehr fortschrittliche Frau bin. Ich bestehe nicht darauf, mit einer Kutsche zum Einkaufen zu fahren, sondern nehme den Bus oder mein altes Fahrrad. Einen Führerschein habe ich leider nicht, was eventuell daran liegen könnte, dass mein Mann Heiner immer meinte, ich bräuchte keinen.

»Gefällt er dir, Muddern?«, fragt mich Eleonore, die mit ihren achtzig Jahren auch mal ein wenig auf ihre Figur achten könnte. Im Alter sollte man sich nicht gehen lassen. Ich starre meine Tochter an und wünsche mir zum ersten Mal in meinem Leben, langsam zu erblinden. Wenn jemand einen Treppenlift braucht, dann Eleonore. Sie kann sich mit ihren hundertfünfzig Kilo kaum länger als zwei Minuten am Stück auf den Beinen halten, was bestimmt auch an ihren schmerzenden Krampfadern, auf jeden Fall jedoch an ihrem Gewicht liegt. Eleonore war nie eine wirkliche Schönheit. Keines meiner Kinder hätte einen Modelwettbewerb gewonnen, was vielleicht daran liegt, dass es vor sechzig, siebzig Jahren noch keine Modelwettbewerbe gab. Nur die Wahl zur Miss

Germany.

Ich schaue mir meine Kinder nacheinander an und schüttele unmerklich den Kopf. Es ist Montag, der 12. Mai. Mein siebenundneunzigster Geburtstag. Und hier hocken sie alle, tun so, als würden sie sich mit mir freuen – darüber, dass es mir gesundheitlich gutgeht, doch würde ich jetzt tot umfallen, wäre die Trauer um eine Kuh, die einen Milchstau hat, mit Sicherheit größer.



Mein Gatte Heiner, nein, kein Göttergatte, würde sich – wie immer, wenn es um Geld geht – hinterm Ohr kratzen und überlegen, wie er das ganze Angesparte nun alleine durchbringt. Meine neun Kinder würden aufspringen, frohlocken und schon mal ihre Portemonnaies hervorholen. Die Reste der von mir gebackenen Kuchen würden sie einpacken und mitnehmen. Damit nichts umkommt.

»Am Kuchen fehlt Zucker.« Mein Sohn Edgar, mit 67 der Jüngste, schaut mich anklagend an.

Ich blicke aus dem Fenster, in die schöne Landschaft von Schleswig-Holstein, über die Wiesen und Felder und Äcker, die mir Zeit meines Lebens von frühmorgens bis spätabends Arbeit und Ärger beschert haben. Wenn ich meinen Tagesablauf beschreiben müsste, könnte ich ganze Wälder abholzen und zu Papier

verarbeiten, es würde immer noch nicht genügen. Das Wort »Ausschlafen« ist mir genauso fremd wie das Wort »Feierabend«.

Ein Wochenende hatte ich zeitlebens nicht. Ich schufte wie ein Ackergaul, seit ich nur denken kann. Andere Frauen gehen mit dreiundsechzig Jahren in Rente, ich habe mit dreiundsechzig Jahren fast eigenhändig den Kuhstall renoviert und das Dach der Scheune ausgebessert. Unter anderem.

Wir wohnen in Groß Vollstedt. Das ist ein kleines Kaff im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Die gut tausend Einwohner kenne ich durch die Bank mit Namen. Die Jüngeren ziehen weg, sobald sie können, die meisten jedenfalls, aber die Alten, die bleiben. Mit dem Treppenlift kommt man ja auch nicht weit. Auch wenn sie tot sind, bleiben sie, dann liegen sie eben hier auf unserem kleinen Friedhof, und wenn die Kränze und Blumengebinde verwelkt sind, der Sarg sich abgesetzt hat und das Holzkreuz durch einen Marmorstein ersetzt wurde, geraten sie langsam, aber sicher in Vergessenheit. Die Vorstellung, in einer kalten Holzkiste vor mich hinzumodern und als einzige Gesprächspartner Würmer und andere Tiere zu haben, macht mich nicht besonders glücklich. Aber noch ist Zeit.

»Am Kuchen fehlt kein Zucker«, weise ich mein 67-jähriges Nesthäkchen zurecht, das meine Worte ignoriert und beleidigt auf den Boden stiert. Edgar lebt immer noch bei uns, und immer noch wasche ich seine Wäsche, bügle seine Hemden, beziehe sein Bett und wische den Boden seines Zimmers, das immer noch so

aussieht, als würde ein Zehnjähriger es bewohnen. Warum Edgar nicht heiraten und eine Familie gründen wollte, das weiß der Kuckuck.

Vielleicht ist er klüger, als ich denke, und hat sich innerlich einen Vogel gezeigt, frei nach dem Motto: »Wenn ich mir meine Eltern ansehe, weiß ich, welchen Fehler ich nicht machen werde.«

Eigentlich hat er ja recht. Und ich bin ja noch fit. Ich kann noch sein Zimmer putzen.

Eleonore hat wieder das Wort: »Ja, freust du dich denn nicht?«, will sie wissen.

Ich mache ein freundliches Gesicht und hoffe, dass sie nicht merkt, dass es ein aufgesetzt freundliches Gesicht ist. »Sicher, vielen Dank.« Bevor ich mich in diesen Lifta-Treppenlift setze, reiße ich eher das obere Stockwerk ab. Mir wäre ein Bungalow sowieso immer lieber gewesen. Seitdem es Bungalows gibt, hätte ich gern in einem gewohnt.

Aber ich wurde nie gefragt.

Mein Name ist Juliane Knop. Nein, nicht Julchen. Juliane. Juliane Pauline Johanna, um ganz genau zu sein. Ich bin nicht groß, sondern klein, ich messe einen Meter achtundfünfzig, um genau zu sein, früher war ich mal etwas größer, aber mit den Jahren bin ich geschrumpft. Ich habe wache, dunkle Augen, wobei ich den

Ausdruck »wach« gar nicht mag, aber von meinen Augen wird nun mal behauptet, sie seien »wach«. Meine Statur könnte man als drahtig bezeichnen. Ich konnte immer essen, was ich wollte, ich habe niemals zugenommen. Ich habe auch immer viel gearbeitet.

Meine Haare sind schneeweiß, und ich trage Wasserwelle.

Und eine Brille, denn ich bin kurzsichtig. Meistens habe ich Arbeitshosen und Pullover an, aber wenn ich mal weggehe, ziehe ich ein Kostüm an, natürlich auch Nylonstrumpfhosen. Und immer trage ich dann halbhohe Schuhe. Auf dem Hof trage ich meist Gummistiefel.

Und heute bin ich siebenundneunzig geworden.

Verheiratet bin ich mit Heiner. Seit achtzig Jahren. Seit achtzig Jahren vergisst Heiner unseren Hochzeitstag, und seit achtzig Jahren gratuliert mir Heiner nicht zum Geburtstag. Er würde den nämlich auch vergessen, wenn die Kinder nicht scharenweise mit unseren Enkeln und Urenkeln aufkreuzen würden – natürlich

nur, um mal nachzuschauen, wie lange es noch dauert, bis ich keuchend vor ihnen liege und auf meine Letzte Ölung warte.

Ich mag meine Familie nicht wirklich. Mein Leben lang habe ich mich für sie abgerackert, und keiner von ihnen hat es jemals gemerkt oder zu würdigen gewusst. Immer war alles, was ich tat, selbstverständlich. Bekam ich ein Kind, war ich am nächsten Tag wieder auf den Beinen und habe gearbeitet. Ich habe gekocht, gebacken, gebraten und im Stall geschuftet und musste um jede Hilfe betteln. Sie sind alle undankbar. Sie haben sich über mich lustig gemacht und mich nie ernst genommen, was bestimmt auch an meinem Mann Heiner liegt, der ihnen immer vorgelebt hat, dass man mich wie ein Stück Dreck behandeln darf.

Ja, Heiner.

Heiner nennt mich seit dem Tag unserer Hochzeit »Muddel«. Damals war ich siebzehn. Mit siebzehn »Muddel« genannt zu werden, kann ganz schön belastend sein. Er ist etwas größer als ich und viel dicker, fast schon bullig, würde ich sagen, und er hat breite Schultern, aber fast keinen Hals; auf seinem Kopf befi nden sich kaum noch Haare, seine Lippen sind schmal; aber am schrecklichsten sind seine listigen Augen. Ich konnte Heiners Augen noch nie leiden.

Von oben ertönt ein Bummern. Erst leise, dann lauter und noch lauter und dann so laut, dass die Lampe wackelt und ein klein wenig Putz aus der Öffnung rieselt, in der die Lampe verankert ist.

Elise. Meine Mutter. Meine Mutter ist mit einhundertfünfzehn Jahren die älteste Einwohnerin Schleswig-Holsteins und wahrscheinlich auch die älteste Einwohnerin von ganz Deutschland, wenn nicht der ganzen Welt. Elise mag nicht sterben. »Hier hab ich’s doch guuud«, pfl egt sie in gepfl egtem Holsteiner Dialekt von sich zu geben, um sich dann wieder ihrer Lieblingsbeschäftigung zu widmen: dem Essen. Das Problem meiner Mutter ist, dass sie immer essen muss. Im Zweiten Weltkrieg war sie eine Zeitlang verschüttet, eben ohne etwas zu essen, und als sie nicht mehr verschüttet war, dachte sie wahrscheinlich, dass sie jetzt alles wieder gutmachen muss, sprich, sie isst den ganzen Tag lang. Schon zwei

ihrer Hörgeräte hat sie angenagt, eines sogar heruntergeschluckt, und ich weiß nicht, wohin das alles noch führen soll. Die Krankenkasse macht das bestimmt nicht mehr lange mit. Schon dreimal musste ich mich mit Sachbearbeitern der Barmer herumschlagen, die mich, wie sich während der Gespräche herausstellte, für nicht mehr ganz zurechnungsfähig hielten.

Elise lässt diesbezüglich auch nicht mit sich diskutieren, was vielleicht auch daran liegt, dass sie ihr Hörgerät, wenn sie es mal nicht gerade gegessen oder angenagt hat, nie anschaltet. »Dat well ich nich«, pfl egt sie zu sagen, und jeder Widerspruch ist zwecklos.

Sie hört es ja doch nicht. Weil sie es nicht hören will.

Meine Mutter war schon immer eine eigenwillige Person. Kaiser Wilhelm fand sie überfl üssig. »Kosset alles unser Gäld, Kaiserkram da. Brauch kein Mensch nich!«

Hitler hat sie mal persönlich kennengelernt, als er auf einer Rundreise durch Schleswig-Holstein in Rendsburg Station machte. Diese Geschichte erzählt sie immer wieder gern, und von Mal zu Mal wird die Geschichte schlimmer. Ursprünglich war es so, dass das Auto von Hitler mit dem rechten Hinterrad auf Elises Fuß geparkt hatte. Elise schrie natürlich auf, der Wagen fuhr ein Stück weiter, sodass er nicht mehr auf ihrem Fuß parkte, und ein Mitarbeiter von Hitler hat sich freundlich bei meiner Mutter entschuldigt und ihr noch angeboten, sie nach Hause zu fahren, sollte sie mit dem angeparkten Fuß die Strecke allein nicht bewältigen können. Das war alles.

Zu allen möglichen Gelegenheiten holt Mutter diese Geschichte wieder raus. Auch gern an ihren eigenen Geburtstagen oder an Weihnachten. Dann sitzen hier der Bürgermeister, der Ortspfarrer, freiwillige Helfer des Roten Kreuzes und der Landfrauenverein, alle mit einem Lächeln, das einer Gesichtslähmung gleicht, und müssen sich teilweise zum fünfzigsten Mal anhören, wie Mutter Hitler aufs Maul gehauen, ihm seine Abzeichen abgerissen und das Auto damit zerkratzt hat. Wenn sie besonders gut drauf ist, tauchen auch noch ein orientierungsloser Göring und/

oder Goebbels auf. Ach so, Eva Braun spielt auch manchmal mit.

Die stützt Mutter in der Geschichte, funkelt die anderen mit blitzenden Augen und Wasserwelle an und führt Elise in ein Cafe, wo sie ihr heiße Trinkschokolade bestellt und sich über ihren Lebensgefährten Adolf auslässt, der seine Fußhornhaut grundsätzlich beim Mittagessen abschält.

Ich wünsche mir oft, dass Mutter sich ändert, aber darauf kann ich warten, bis ich schwarz werde. Andererseits gefällt mir ihre direkte Art auch irgendwie. Schade, dass ich so gar nicht nach ihr komme. Ich habe immer alles heruntergeschluckt. Es ist leider auch nicht so, dass ich mir grundsätzlich die Butter vom Brot nehmen lasse. Ich kratze sie freiwillig ab und verteile sie an die Familie.

Es ist siebzehn Uhr. Meine Söhne und Töchter schauen auf die Uhr. Zwei Stunden sind vergangen, und nun wollen sie gehen. Wie immer.

»Hassu noch Eingemachtes?« Mein Sohn Fred reibt sich seinen Schmerbauch. »Von Muddern schmeckt’s doch immer noch am besten.«

Sicher hab ich Eingemachtes. Ich habe auch gepökeltes Fleisch und Wurst und jede Menge anderer Sachen, aber sollte man nicht meinen, ein junger Mensch von sechsundsiebzig Jahren könnte allein für seinen Lebensunterhalt sorgen? Kann er wahrscheinlich, aber ist einfach zu faul dazu. Obendrein mit einer solch agilen

Ehefrau wie Lene an seiner Seite. Das Problem ist nur, dass Lene nicht kocht. Seitdem sie einen Gasherd zum Explodieren gebracht hat, war es das mit dem Kochen. Und nun bestellt sie seit einigen Jahren alles, wirklich alles, bei so einem Tiefkühlunternehmen, was ein Heidengeld kostet und was Fred nicht mehr sehen, riechen und schmecken kann. Deswegen versucht er bei jeder Gelegenheit, bei mir etwas abzustauben. Und ich gebe ihm natürlich immer was mit.

Elisabeth, eine meiner Enkeltöchter, steht auf und spaziert in der guten Stube herum. Vor meinem alten Biedermeiersekretär bleibt sie stehen und begutachtet ihn neugierig. So wie jedes Mal.

Sie dreht sich zu mir um. So wie jedes Mal. »Wann willst du das olle Ding eigentlich mal wegschmeißen?«, fragt sie heuchlerisch. So wie jedes Mal.

»Ich will das olle Ding nicht wegschmeißen«, sage ich freundlich, so wie jedes Mal.

»Dass du das nötig hast, die alten Sachen aufzuheben«, meint Elisabeth und deutet auf den reichverzierten Empireschrank, auf die Jugendstilsitzgruppe, auf der niemals jemand sitzt, weil es eine Jugendstilsitzgruppe ist, und auf verschiedene andere Dinge, die sich seit Generationen in meiner Familie mütterlicherseits

befinden und die ich ganz sicher nicht an eine debile Alte Mitte fünfzig hergeben werde, die nicht nur im Vorgarten politisch angehauchte Gartenzwerge stehen hat, sondern auch in ihrer hässlichen Doppelhaushälfte. Nicht auszudenken, würde mein schönes altes Klavier mit integrierten Messing-Kerzenleuchtern neben einem rauchenden, deformierten Helmut Schmidt in Zwergenform stehen. Außerdem kann niemand außer mir in dieser Familie Klavier spielen, außer »Kuckuck, Kuckuck, ruft’s aus dem Wald«. Normalerweise ist das Gespräch zwischen Elisabeth und mir an dieser Stelle zu Ende, aber diesmal geht sie einen Schritt zu weit.

»Wie lang willst du eigentlich noch warten, bis du die Sachen endlich hergibst?«, kommt es. »Lange machst du es doch eh nicht mehr. Besser du verteilst den Kram gleich gerecht, bevor wir uns alle streiten, wenn du im Sarg liegst.«

Ich stehe auf, fege Elisabeths Sherryglas vom Tisch und baue mich vor meiner Enkeltochter auf. »Woll’n wir doch mal sehen, wer von uns beiden eher im Sarg liegt«, sage ich leise und, wie ich hoffe, bestimmt. »Und nun scher dich raus.«

Elisabeth starrt mich an, als würde ein Geist vor ihr stehen. »Du wagst es …«, sie dreht sich zu den anderen um. »Sagt ihr doch auch mal was.«

Niemand sagt etwas. Es hebt auch niemand das Sherryglas auf oder fühlt sich bemüßigt, einen Feudel aus der Küche zu holen, um den Dielenboden zu wischen.

Nur Heiner sagt dann was. Nach einer Minute. »Wird nich mehr lang dauern, min Deern«, brummelt er vor sich hin. »Wart’s nur ab, wird nich mehr lang dauern, dann hem wer Ruhe vor min Fru.« Gelangweilt sieht er mich an, so, als ob ich ihm den Gefallen tun sollte, jetzt auf der Stelle tot umzufallen.

Das war’s. Ich drehe mich um und verlasse den Wohnraum und meine Familie, gehe in den Stall und setze mich auf einen ausgedienten Melkschemel. Moni, eine unserer besten Kühe, müsste bald kalben. Ich streichle ihr über den angespannten Leib und denke nach.

Nachdenken. Das hätte ich mal viel, viel früher tun sollen.

 

Aufgabenstellung:

1. Fertigen Sie eine Inhaltsangabe des Textes an, die die wesentlichen Gedanken

des Textes enthält und leicht lesbar ist.

2. Deuten Sie den Text in Form einer Textinterpretation; klären Sie dabei auch

die Frage der Gattungszugehörigkeit.

3. Kann man sagen, dass das im Text behandelte Thema für die Moderne typisch

ist? Beziehen Sie in Ihre Überlegungen Vergleichstexte mit ein.


Date: 2016-03-03; view: 539


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