Home Random Page


CATEGORIES:

BiologyChemistryConstructionCultureEcologyEconomyElectronicsFinanceGeographyHistoryInformaticsLawMathematicsMechanicsMedicineOtherPedagogyPhilosophyPhysicsPolicyPsychologySociologySportTourism






Und doch kennt man ihn nicht

Lektion 2

Texte zum Referieren und Kommentieren

Text 1

1.1. Im Titel des Artikels steht das Wort Kulturschock. Was denken Sie: Was könnte bei Ihnen den Kulturschock ausllösen, falls Sie Deutschland besuchen würden. Vermuten Sie.

Oder haben Sie den Kulturschock schon einmal erlebt und können jetzt kurz über Ihre Erlebnisse berichten? Hatten Sie im Zusammentreffen mit Deutschen und Deutschland auch Aha- oder Schockerlebnisse? Berichten Sie über Ihre Erfahrungen.

1.2. Lesen Sie den Zeitungsartikel und erfüllen Sie die Aufgaben nach dem Text.

Kulturschock als Au-pair-Mädchen

Anastasia Bengard aus Kirgisien schildert ihre Erlebnisse in Deutschland.

Für Anastasia Bengard war in Deutschland manches am Anfang sehr fremd, als sie für ein Jahr aus Kirgisien als Au-pair-Mädchen kam.

Zur Person

Name : Anastasia Bengard

Geburtsdatum : 13.07.1987

Land : Kirgisien

Beruf :Studentin (Journalistik, 5.Semestr)

Deutsch : Beginn des Lernens vor 3 Jahren mit einigen Kursen an der Uni, Fortsetzung

in Deutschland, zuletzt Besuch eines Kurses mit C2 Niveau am Deutsch-

Institut (Hamburg)

Deutschlandaufenthalt: Februar 2007 bis 2008 als Au-pair-Mädchen

 

Das größte Abenteuer meines Lebens hat begonnen, als ich für ein Jahr als Au-pair-Mädchen nach Hamburg geflogen bin. Euphorisch, aufgeregt und stolz auf meinen Mut betrat ich das Land, wo die Wurzeln meiner Urgroßväter sind.

Das Erste, was mich verwunderte, waren die fehlenden Stromleitungen auf den Straßen, bis ich erfuhr, dass die unter der Erde verlaufen. Die Straßen waren erstaunlich sauber und grün. Die roten Backsteinhäuser wirkten so gepflegt und die Hecken waren so gerade geschnitten, dass ein Glas mit Wasser darauf stehen könnte.

Es gibt hier viele Fahrradwege. Es fahren sogar Männer in Anzügen Rad. Und man darf nicht beim Spazierengehen auf dem Fahrradweg laufen, daran musste ich mich erst gewöhnen.

Bei meinen ersten Kontakten mit distanzierten und ernsthaften Deutschen war ich verlegen und wusste nicht, ob ich mich ihnen gegenüber höflich genug verhielt. Es hat mich sehr verblüfft, wie höflich und tolerant die Deutschen sein können. Einmal habe ich aus Versehen eine Frau in der Bahn geschubst, die sich als erste entschuldigte, obwohl es meine Schuld war.

Erstaunlich finde ich auch die „Liebe“ der Deutschen zur Zeitung, sie lesen sie überall und zu jeder Zeit: morgens beim Frühstück, an der Haltestelle, im Büro oder abends vor dem Fernseher. Und was für ein Theater machen die Deutschen wegen falsch gekochter Eier! Man kann sogar deswegen Streit bekommen.

Die Lebenseinstellung von einigen deutschen Rentnern hat mir gefallen. Sie genießen das Leben noch. Reisen, tanzen, fahren Auto und denken auch an sich selbst. Ein typischer Satz von alten Leuten aus meiner Heimatstadt ist: Wir sind nicht mehr wichtig, wir brauchen nichts, möchten nichts, die Hauptsache ist, den jungen Leuten geht es gut.



Ich bin erstaunt darüber, wie beliebt der Sport bei den Bürgern ist. In meiner Heimat – Kirgisien – lachen dich alle aus, wenn du mit 78 Jahren auf der Matte liegst und dich in „Bauch, Beine und Po“ profilierst. Den deutschen Perfektionismus kann ich bis heute nicht verstehen: Alles muss hundertprozentig korrekt, exakt und geplant sein. Der Terminkalender steht an erster Stelle und bestimmt über alles. Und wo ist die Spontaneität?

Richtig schockiert war ich darüber, dass manche Deutsche Geld dafür geben, wenn die eigenen erwachsenen Kinder sich um ihr Haus kümmern, sobald sie selber nicht mehr in der Lage dazu sind. Ich dachte, es ist selbstverständlich, dass die Eltern für die Kinder sorgen und später umgekehrt. Vielleicht sieht es hier anders.

Nach elf erlebnisreichen Monaten in Deutschland ist mir plötzlich eingefallen, dass meine Abreise und Rückkehr viel schwieriger wird, als ich dachte, und dass mich ein neuer Kulturschock zu Hause erwartet.

(„Presse und Sprache“, Februar 2008)

 

1.3. Was haben Sie aus dem Vorspann über die Protagonistin erfahren. Formulieren Sie zu den tabellarischen biographischen Angaben im Vorspann vollständige Sätze.

1.4. Worüber war die junge Frau erstaunt? Formulileren Sie ihre Eindrücke stichwortartig.

1.5. Wie verstehen Sie den letzten Absatz des Textes? Warum wird die Rückkehr zu einem neuen Kulturschock für das Mädchen?

1.6. Fassen Sie die Informationen aus dem Artikel zusammen. Benutzen Sie die Stichwörter aus Ü.1.4..

1.7. Könnten Sie sich vorstellen, auch als Au-pair-Mädchen/ Junge im Ausland zu arbeiten? Welche Gründe sprechen dafür? Worüber wären Sie auch erstaunt?

 

Text 2

 

2.1. Haben Sie vor etwas Angst? Was könnte bei Ihnen Angstzustände auslösen?

Notieren Sie einige Stichwörter?

2.2. Es gibt viele soziologische Studien, die dem Leben eines Durchschnittsukrainers gewidmet sind. Wie würden Sie einen Durchschnittsukrainer/ eine Durchschnittsukrainerin beschreiben? Besprechen Sie das mit Ihren/Ihrer Lernpartner/ Lernpartnerin. Machen Sie Notizen zu folgenden Stichpunkten:

· monatliches Einkommen –

· Ausbildung –

· Wohnsituation –

· Hobbys –

2.3. Was wissen Sie über Deutschland und Deutsche? Wie würden Sie einen Durchschnittsdeutschen/ eine Durchschnittsdeutsche charakterisieren? Besprechen Sie das mit Ihren/Ihrer Lernpartner/ Lernpartnerin. Machen Sie Notizen zu folgenden Stichpunkten:

· monatliches Einkommen –

· Ausbildung –

· Wohnsituation –

· Hobbys –

 

2.4. Der Artikel heißt „Was die Deutschen glauben, hoffen, fürchten“. Wovon könnte im Artikel die Rede sein? Vermuten Sie:

Wovor haben Deutsche Angst?

Besprechen Sie das mit Ihren/Ihrer Lernpartner/ Lernpartnerin. Notieren Sie Ihre Vermutungen.

Spiegel-Studie

Was die Deutschen glauben, hoffen, fürchten

Seine Meinung gilt, ihr Geschmack ist Gesetz: Otto Normalverbraucher und Lieschen Müller regieren die Republik. Doch wie tickt der Deutsche wirklich? Wie lange steht er im Stau? Was isst er? Der SPIEGEL hat die bislang umfassendste Datensammlung erstellt – der Durchschnittsbürger ist kein Phantom mehr.

Hamburg – Die Überdurchschnittlichen kennt man: In Dallas, beispielweise, bei den Mavericks, spielt so eine Ausnahmeerscheinung ziemlich gut Basketball; in Rom, im Vatikan, residiert ein außergewöhnlicher Deutscher als Oberhaupt der katholischen Kirche; und beim FC Chelsea London schießt einer überdurchschnittlich viele Tore.

Aber was ist mit jenen, die nicht Dirk Nowitzki, Benedikt XVI. oder Michael Ballack heißen? Was ist mit uns? Mit uns, den Durchschnittlichen: Wann wachen wir auf, und wovon haben wir geträumt? Und haben wir, wenn wir nach 7,4 Stunden aufwachen, im knöchellangen Nachthemd geschlafen oder nackt? Macht uns unsere Arbeit Spaß? Wie viel Bier trinken wir? Schlagen wir unsere Kinder? Glauben wir an Gott?

Der Durchschnittsdeutsche ist ein merkwürdiger Kerl, genau genommen ist es ein Vexierbild, das sich bietet. Einerseits ist der Normalbürger, der genau im Schnitt liegt, durchaus erforscht: Überall im Land liegen Daten vor, Meinungsanalysen, Verbrauchsprofile.

Die Gesellschaft für Konsumforschung etwa weiß, wie lange wir Jauch zusehen wollen, warum Anne Will nicht ankommt und ob wir einen neuen Kühlschrank kaufen wollen. Beim ADAC weiß man, wer welches Auto bevorzugt – und in welcher Altersgegend und in welchem Milieu der gefährlichste Fahrstil gefahren wird.

Otto Normalverbraucher und Lieschen Müller, sie sind erforscht, denn um sie dreht sich alles in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft. Ihr Massengeschmack bestimmt, was produziert wird, wer im Kanzleramt sitzt, worüber man einschläft, abends vor dem ZDF. Alles zielt auf die Mitte, Angela Merkel und die Medien, wer vollkommen normal ist, ist der heimliche König Deutschlands, Otto, der Mittlere.

Und doch kennt man ihn nicht

Noch nie zuvor wurden all diese Daten zu einem einzigen, großen Bild gefügt – das Bild eines ganz durchschnittlichen Tages im Leben von Otto und Lieschen. In zwei Umfragewellen wurden je 1000 Deutsche befragt, auch nach Einstellungen und Haltungen. Die Ergebnisse sind überraschend: 79% aller Deutschen beispielweise starten „eher zuversichtlich „ frühmorgens in den Tag, nachdem sie im Schnitt zwölf Minuten gefrühstückt haben, wobei drei Viertel aller Deutschen morgens Radio hören.

Das Groß begibt sich im eigenen PKW, 67 Prozent, auf den Weg zur Arbeit. Es muss auch nicht der größte aller Schlitten sein – möglicherweise hat sich ein Bewusstseinswandel in Sachen Auto vollzogen. „Dicke Autos“ sind ein „Männlichkeitsersatz“ – dass in diesem Vorurteil ein Kern von Wahrheit steckt, glauben immerhin 52 Prozent. Und 42 Prozent der Befragten finden, dass Mercedes-Fahrer mit eingebauter Vorfahrt fahren. Und 72 Prozent der Befragten singen im Auto, und zwar lauthals.

So zeichnen Umfrage und Reportage das Phantombild eines Durchschnittsmenschen, eines Durchschnittstages – am Ende steht das Porträt eines genährten, gut ausgebildeten, bescheidenen Volkes. Ziemlich sympathisch eigentlich. Wenn es nicht so mittelmäßig wäre.

Der Tag endet früh im Reich der heimlichen Könige, um 23 Uhr, durchschnittlich, schläft Deutschland. 15 Minuten liegt der Durchschnittsdeutsche noch im Bett, spricht mit seiner Frau oder ihrem Mann, liest ein paar Seiten und dann wälzt er sich auf seine Schlafseite. Um am nächsten Morgen wieder dort zu erwachen, wo er sich am sichersten wähnt, unter seinesgleichen, wo er seine Bedeutung bezieht, wo man ihn verachtet, fürchtet: in der Mitte.

Von Ralf Hoppe

 

Anmerkungen:

Otto Normalverbraucher nennt man einen Durchschnittsbürger, dessen Konsumverhalten keine Besonderheiten aufweist. Die Bezeichnung stammt aus Robert Stemmles kabarettistischem Nachkriegsfilm Berliner Ballade (1948). Normalverbraucher war eine der verschiedenen Zuteilungskategorien, die auf den damaligen Lebensmittelkarten vermerkt waren. Anders als zum Beispiel stillende Mütter oder Schwerstarbeiter erhielt der Normalverbraucher keinerlei Zulagen.

Lieschen Müller steht im deutschen Sprachraum als Synonym für den weiblichen Durchschnittsmenschen. Es gibt Aussagen, dass der Begriff „Lieschen Müller“ zumindest schon in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts im deutschen Sprachgebrauch Eingang fand. Spätestens nachdem Lieschen Müller als Figur im 1961 gedrehten Spielfilm Der Traum von Lieschen Müller als eine deutsche Büroangestellte der 1960er-Jahre auftauchte, war der Name wie Otto Normalverbraucher im allgemeinen Sprachgebrauch präsent. Im Film träumt die Hauptheldin davon, in den USA als Liz Miller zur High Society zu gehören.

Günther Johannes Jauch ist ein deutscher Fernsehshowmaster, Fernsehjournalist und Fernsehproduzent.

Anne Will ist eine deutsche Fernseh-Journalistin, die mehrfach mit Medienpreisen ausgezeichnet wurde.

ADAC – Abkürzung für „Allgemeiner Deutscher Automobil-Club“.

 

Das ZDF (Zweites Deutsches Fernsehen) ist eine öffentlich-rechtliche Sendeanstalt in Deutschland und eine der größten Sendeanstalten in Europa.

 


Date: 2016-03-03; view: 846


<== previous page | next page ==>
Bildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Illegalisierte Flüchtlinge leben in ständiger Angst vor einer Abschiebung | Jugendliche in Deutschland
doclecture.net - lectures - 2014-2024 year. Copyright infringement or personal data (0.008 sec.)