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SUPERPREISE WEGEN RÄUMUNG

DES GESCHÄFTS. NUR NOCH 5 TAGE.

 

"Na, Chef, statt zu arbeiten gehen Sie billig einkaufen, was?"

"Von wegen", Müller ist entrüstet. "Das war sehr interes­sant bei dem Buchhändler. Ich habe möglicherweise eine Spur. Allerdings paßt das nicht mit der chinesischen Ban­de zusammen."

"Ich habe auch eine Spur, aber die paßt auch nicht mit der chinesischen Bande zusammen. Vielleicht gibt's die gar nicht", meint Bea.

"Interessant, wir sollten zu Mai Lin gehen und uns beim Essen darüber unterhalten."

 

 

"Heute habe ich für unsere Detektive eine Spezialität aus meiner Heimat: Ente nach Szetschuan Art. Ich hoffe, das schmeckt euch." Mai Lin stellt eine große Platte auf den Tisch. Gerade, als sie mit dem Essen anfangen wollen, kommt Uwe Seelig ins Restaurant.

'Tut mir leid, aber der Unterricht hat heute etwas länger gedauert. Ich mußte meinen Anfängern den Akkusativ erklären, und das dauerte halt etwas länger."

"Sag mal, Uwe", fragt Müller, "war es eigentlich schwie­rig, dieses Restaurant zu mieten? Ich meine, gab es da Probleme beim Mietvertrag oder so? Gab es vielleicht auch andere Bewerber?"

"Warum fragst du das? Es gab schon einige unangenehme Situationen. Aber das ist doch schon drei Monate her..."

"Was meinst du mit 'unangenehme Situationen'?"

"Na ja, schau mal, dieser Laden hatte schon vorher eine Lizenz als Restaurant mit Barbetrieb. Da in dieser Straße keine zusätzlichen Bars mehr aufmachen dürfen, gab es schon Bewerber, die unbedingt dieses Lokal mieten woll­ten. Der Besitzer wollte aber lieber etwas Ruhigeres und kein Nachtlokal. Und so bekamen wir den Mietvertrag."

"Hm, hm. Und wie heißt der Besitzer? Ich glaube, ich möchte mal mit ihm sprechen", meint Müller.

Uwe Seelig gibt ihm einen Zettel mit Namen und Telefon. "Hier, der Besitzer heißt Peter Feddersen."

Mai Lin kommt an den Tisch. "Jetzt habt ihr so viel gere­det und keiner sagt was zu meiner Ente. Hat es ge­schmeckt?"

"Ausgezeichnet, ausgezeichnet, wirklich wunderbar."

Müller ist begeistert.

"Vielleicht ein wenig scharf, oder?" meint Bea.

"Ja, die Küche aus der Provinz Szetschuan ist immer etwas schärfer als die kantonesische Küche. Das liegt an der Nähe zu Indien. Es gibt viele Gerichte, die in Indien ähnlich schmecken wie in Szetschuan. Wir mögen es gern etwas scharf, erklärt Mai Lin.

 

 

Das Büro von Peter Feddersen ist nur ein paar Minuten zu Fuß von Mai Lins Restaurant entfernt. Auf dem Weg dort­hin erzählt Bea ihrem Chef von dem Gespräch mit Sabine Groß.

"Dann macht auch das Sinn, was mir der Buchhändler erzählt hat", sagt Müller.



"Und? Was meint der Buchhändler?" fragt Bea neugierig.

"Haben Sie das Schaufenster gesehen? Sonderangebote wegen Geschäftsaufgabe! Der Mann macht seinen Laden zu! Und wissen Sie, warum? Er bekam vor einem Monat Besuch von einigen Herren, die ihm klar machten, daß es besser ist, wenn er hier verschwindet. Sie möchten den Mietvertrag übernehmen und haben ihm dafür einen Haufen Geld angeboten. Da der Buchhändler schon etwas alt ist und keine Probleme wollte, hat er akzeptiert. Ich habe auch den Namen und die Adresse von den Herren. Hier, sehen Sie:

 

Erst wollen wir mal hören, was uns der Herr Feddersen erzählt, und dann besuchen wir diese Firma. Ich glaube, langsam wird es spannend, Bea!"

 

 

Peter Feddersen sitzt in einem großen, breiten Ledersessel. Müller schätzt ihn auf etwa 65 - 70 Jahre. Mit ruhigen, freundlichen Augen schaut er die beiden Besucher an.

"Nun, was kann ich für Sie tun?"

"Tja, Herr Feddersen, wir arbeiten im Auftrag des China­restaurants Mai Lin. Das Restaurant hatte kürzlich unan­genehmen Besuch von einigen Herren, die das ganze Mobiliar zerschlagen haben. Da Sie der Hausbesitzer sind, wollten wir mal fragen, ob ..."

"Entschuldigen Sie", unterbricht Feddersen, "ich bin zwar noch der Hausbesitzer. Aber in einer Woche bin ich es nicht mehr."

"Wie bitte?" fragen Müller und Bea Braun gleichzeitig und sehen sich dabei an."Aber der Mietvertrag wurde doch zwischen Ihnen und Mai Lin geschlossen!" sagt Müller.

"Richtig. Aber ich werde das Gebäude nächste Woche an die Firma Klinke Immobilien verkaufen. Ich habe also mit Ihrer Angelegenheit nichts mehr zu tun."

"Klinke Immobilien! Den Namen habe ich heute schon einmal gehört", bemerkt Müller.

Feddersen wirkt plötzlich müde, seine freundlichen Augen blicken jetzt traurig und ängstlich auf die beiden Detek­tive.

"Entschuldigen Sie, Herr Feddersen", wirft Bea ein, "sicherlich haben Sie nach dem Verkauf nichts mehr mit der Angelegenheit zu tun, aber vielleicht können Sie uns doch helfen. Man merkt doch, daß Sie ein alter hanseati­scher6 Geschäftsmann sind mit Sinn für Tradition und Ehre. Irgendetwas stimmt doch hier nicht. Helfen Sie uns, bitte!"

Bei den Worten 'Hanseatischer Geschäftsmann - Tradition - Ehre' nickt Feddersen heftig mit dem Kopf. Bewundernd sieht Müller zu Bea Braun, die offenbar mal wieder den richtigen Ton getroffen hat.

"Jawohl, das bin ich auch. Deshalb habe ich auch in den Kaufvertrag einen Paragraphen eingebaut, der die jetzigen Mieter schützt. Die Firma Klinke hat kein Recht, die jetzi­gen Mieter rauszuschmeißen. Das Restaurant Mai Lin hat einen Mietvertrag über fünf Jahre, und dabei bleibt es auch!" Jetzt klingt die Stimme Feddersens zornig.

"Und die Buchhandlung?" wirft Bea ein.

"Der Mietvertrag gilt, solange mein Freund Brehme den La­den führen möchte. Das bin ich den Leuten doch schuldig!"

"Aber warum wollen Sie das Haus verkaufen? Haben Sie auch Besuch von einigen Herren bekommen?"

"Darüber möchte ich nicht sprechen. Ich bin jetzt 70 Jahre alt und kann nicht mehr so arbeiten wie früher. Ich fühle mich müde. Vieles ist heute anders als früher. Genügt Ihnen das als Erklärung?"

"Selbstverständlich, Herr Feddersen. Ich verstehe Sie voll­kommen. Vielen Dank, daß Sie uns geholfen haben. Auf Wiedersehen."

Als die beiden Detektive wieder auf der Straße sind, sagt Müller:

"Bea, Sie sind wunderbar. Ohne Sie hätte ich nichts erfah­ren. Das mit dem Hanseaten und der Tradition und der Ehre, das war fabelhaft."

"Tja, Chef, das ist eben weibliches Feingefühl!"

 

Mit dem Taxi fahren sie in die Siemon von Utrecht Straße. Bea Braun hat eine Idee:

"Schauen Sie, Chef, wir müssen jetzt vorsichtig sein. Was halten Sie davon, wenn ich allein die Firma Klinke besu­che und mich als Berliner Geschäftsfrau vorstelle, die Möglichkeiten zur Geldanlage in Hamburg sucht? So könnte ich erst mal ein bißchen spionieren. Was meinen Sie?"

Müller ist einverstanden: "O.k. Wir treffen uns im Caf6 an der Ecke Talstraße. Ich kann ja jetzt nichts tun. Also trinke ich dort einen Tee und bestelle mir ein Stück Erdbeer­torte."

Nach einer halben Stunde kommt Bea wieder. Sie setzt sich zu Müller und bestellt ein Kännchen Kaffee.

"Also, das sind ja richtige Gangster, Chef! Stellen Sie sich vor, die haben schon fertige Baupläne für das Haus Friedrichstraße 12! Die wollen das Haus abreißen und Luxusappartements bauen. Sie erzählten mir, daß die Bau­genehmigung7 praktisch schon vorliegt. Es seien noch einige Kleinigkeiten mit einigen Mietern zu regeln, aber es gäbe da keine Probleme. Im nächsten Monat sollen die Bauarbeiten beginnen!"

"Mit den Kleinigkeiten meinen die wohl das China­restaurant, wie? Na, die werden sich wundern!" Müller lächelt fröhlich vor sich hin.

"Was freut Sie denn so, Chef? Das ist doch alles gar nicht lustig!"

"Geduld, Bea! Wir gehen jetzt zu Mai Lin und Uwe und beraten, was wir tun können."

 

 

Mit traurigen Gesichtern sitzen Uwe und Mai Lin an einem Tisch im Restaurant.

"Warum schaut ihr denn so traurig?" fragt Bea.

"Seit dem Überfall gestern sind kaum noch Gäste gekom­men. Die Leute haben wohl Angst. Aber ohne Gäste kein Umsatz. Und wovon sollen wir dann die Miete zahlen?" Mai Lin ist traurig und zornig zugleich.

"Langsam, langsam, meine Lieben. Ich habe da eine Idee. Hört zu!"

Müller erzählt zunächst, was Bea Braun und er bei Fedder-sen und Klinke Immobilien erfahren haben. Dann sagt er:

"Also, ihr habt einen Mietvertrag für fünf Jahre, richtig?"

"Stimmt!" antwortet Uwe.

"Dieser Mietvertrag ist gültig, auch wenn das Haus ver­kauft ist. Das hat uns Feddersen gesagt. Das heißt, die Firma Klinke kann und darf in den nächsten Jahren hier nicht bauen, richtig?"

"Richtig, aber..." Uwe will Müller unterbrechen.

"Moment, Moment. Ich weiß, was du sagen willst, mein Lieber. Wir haben zwei Möglichkeiten:

Entweder wir kämpfen weiter gegen die Firma Klinke. Das kann sehr riskant sein. Oder ihr kündigt euren Mietvertrag gegen ein gewisses Honorar."

"Was heißt hier 'gewisses Honorar'? Was meinst du da­mit? Das klingt aber unmoralisch!" sagt Mai Lin besorgt. "Das ist überhaupt nicht unmoralisch. Solange ihr Mieter seid, kann die Firma nicht bauen. Auch wenn ihr das Restaurant aufgebt und nur weiter Miete zahlt, kann die Firma nicht bauen. Ihr verkauft einfach euren Mietvertrag! Schau mal, Uwe, ihr wollt doch auch eine größere Woh­nung, oder? Und wo ihr das Restaurant habt, ist doch egal, nicht wahr?"

"Ja, im Prinzip schon, aber ... also ich weiß nicht,... was meinst du, Mai Lin?"

"Also, ich habe Angst vor diesen Leuten. Wir können das doch alles der Polizei erzählen, oder?"

"Schon", entgegnet Müller, "aber beweisen können wir gar nichts. Ich schlage euch vor, ich rede mal mit diesem Herrn Klinke. Vielleicht finden wir ja einen Kompromiß."

"Kompromiß? Also jetzt reicht's mir aber!" Bea ist rich­tig sauer. Ihre Stimme klingt wütend. "Was soll das denn? Wir müssen diesen Klinke ins Gefängnis bringen!"

"Aber wir haben keine Beweise", antwortet Müller. "Der Buchhändler hat aufgegeben, Feddersen hat aufgegeben, was sollen wir denn da machen?"

"Noch ist der Kaufvertrag nicht unterschrieben. Vielleicht können wir ja mit Feddersen noch einmal reden. Und mit dem Buchhändler auch! Was meint ihr denn dazu?" Bea wendet sich an Uwe und Mai Lin.

Die beiden sehen sich an und sagen erst mal nichts. Als erster spricht Uwe:

"Also, Helmut, ehrlich gesagt habe auch ich Angst vor diesen Gangstem. Aber aufgeben möchte ich auch nicht. Erinnerst du dich an unsere Studentenzeit in Berlin? Da haben wir gegen die Spekulanten und Immobiliengangster gekämpft. Und heute? Ich möchte keinen Kompromiß mit diesen Leuten, Helmut. Was sagst du dazu, Mai Lin?"

"Ich finde Helmuts Vorschlag wirklich unmoralisch. Wir sollten noch einmal mit Herrn Feddersen reden. Bea hat recht, finde ich."

 

 

Gerade als Müller antworten will, geht die Tür des Re­staurants auf, und drei Männer treten ein. Sie tragen lange schwarze Mäntel und haben Pistolen in ihren Händen. Zwei Männer bleiben an der Tür stehen, der dritte stellt sich in die Mitte des Raumes und sagt:

"Das ist die letzte Warnung. Das Lokal ist ab sofort geschlossen." Langsam geht er zur Tür. Dann schießen alle drei wie wild auf das Flaschenregal hinter dem Tresen, drehen sich um und gehen aus dem Restaurant.

Blitzschnell springt Müller auf und rennt zur Tür. Er sieht, wie die drei Männer in ein Auto steigen und wegfahren.

"Bea, ich habe die Autonummer. Schreiben Sie auf: HH -L 2344. Jetzt haben wir die Bande!"

"O.k., Chef! Und ich habe den Mann erkannt. Er war im Büro der Firma Klinke Immobilien. Ich habe auch seine Stimme erkannt. Ich bin hundertprozentig sicher."

"Uwe, ruf die Polizei an, bitte. Und auch Herrn Feddersen und den Buchhändler. So, meine Lieben, entschuldigt bit­te, daß ich einen so dummen Vorschlag gemacht habe. Jetzt gibt es keine Kompromisse mehr!"

Nach einigen Minuten kommt die Polizei. Per Funk geben die Beamten die Autonummer an die Zentrale und machen ein Protokoll von den Aussagen der beiden Detektive.

Anschließend helfen Müller und Bea Braun beim Auf­räumen des Lokals.

Kurze Zeit später betreten Herr Feddersen und Herr Brehme das Restaurant.

"Also", beginnt Feddersen, "ich habe mit meinem alten Freund Brehme gesprochen, und wir haben beschlossen, daß wir noch zu jung sind, um uns erpressen zu lassen. Unrecht bleibt Unrecht. Ich habe schon mit meinem Anwalt telefoniert und ihm gesagt, daß ich den Kauf­vertrag nicht unterschreibe. Und für die Polizei haben wir auch einige Informationen, die die Firma Klinke Immo­bilien betreffen!"

"Bravo, Herr Feddersen! Ich wußte, daß Sie ein alter han­seatischer Ehrenmann sind!" Bea Braun geht zu ihm und Brehme und schüttelt beiden die Hand.

"Darf ich einen Vorschlag machen?" Alle schauen zu Mai Lin, die mit Uwe, dem Koch Kuo Tse und dem Studenten Jens Schneider am Tresen steht. "Wir möchten Sie alle heute abend zum Essen einladen. Einverstanden?"

"Einverstanden!" sagen alle wie aus einem Munde.

 

EPILOG

 

Noch am gleichen Nachmittag verhaftete die Polizei Klaus Klinke und seine Mitarbeiter.

Zum Abendessen hatte Mai Lin auch noch Sabine Groß eingeladen, die ja mitgeholfen hatte, die Gangster zu ent­decken. So saßen sie alle an einem großen runden Tisch in Mai Lins Restaurant.

Herr Feddersen und Herr Brehme erzählten von den alten Zeiten, als Hamburg noch ganz anders war, Jens Schneider saß neben Bea Braun und erzählte ihr von seinem Sino­logiestudium, und Helmut Müller erzählte Sabine Groß Geschichten aus dem Leben eines Privatdetektivs. Mai Lin erzählte ihren Gästen von den Geheimnissen der chi­nesischen Küche, und Uwe Seelig klärte den Koch Kuo Tse über den Gebrauch des Akkusativs auf.

Helmut Müller und Bea Braun blieben noch ein paar Tage in Hamburg, weil beide lernen wollten, wie man Ente ä la Szetschuan kocht. Hier das Geheimrezept von Mai Lin:

Man nehme:

1 große Ente (ca. 3 kg)

3 Teelöffel Salz

2 Teelöffel schwarze Pfefferkörner

Koriander

Ingwer

4 Frühlingszwiebeln, fein gehackt
l Teelöffel Fünf-Gewürze-Pulver
l Eßlöffel Honig

1 Eßlöffel Sherry oder chinesischen Wein

2 Teelöffel Sesamöl
l Eßlöffel Sojasoße

1/2 Teelöffel rote Lebensmittelfarbe

 

Pfefferkörner in einer Pfanne ohne Öl 3 - 4 Minuten rösten, dann grob zermalen und mit allen Gewürzen, Krautern, Honig, Wein und Farbe mischen.

Ente innen und außen damit einreihen und mindestens sechs Stunden stehen lassen.

Backofen auf 180 Grad heizen. Bratblech halb mit Wasser füllen, Grillrost darüberlegen und darauf die Ente (Brust nach oben).

Nach ca. 30 Min. Ente mit Alu-Folie abdecken und weite­re 30 Min. grillen.

Dann Ente umdrehen, mit Alu-Folie abdecken und noch­mal 30 Min. braten.

Alu-Folie entfernen und bei ca 150 Grad 20 Min. braun werden lassen.

Guten Appetit!


Date: 2016-03-03; view: 748


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