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Aufgaben zum Kapitel XI

 

I.

1.Wo kann man in deutschsprachigen Ländern gründlich essen oder bloß etwas zu sich nehmen? Wissen Sie das? Lesen Sie folgende Benennungen, bestimmen Sie dabei das Geschlecht der Wörter und füllen Sie die unten stehende Tabelle aus. Schlagen Sie, wenn nötig, im Lexikon nach!

 

Gaststätte, Restaurant, Nobelrestaurant, Grillrestaurant, Lokal, Feinschmeckerlokal, Steakhouse, Gasthaus, Gastwirtschaft, Wirtschaft, Pizzeria, Bistro, Trattoria, Chinarestaurant, Bar, Weinstube, Schenke, Buschenschenke (österr.), Heuriger (österr.); Schnellimbiss, Fastfood, Stehbierhalle, Bräu (bayr.), Biergarten, Taverne, Kneipe (salopp), Studentenkneipe, Schnellbüffet (österr.), Hähnchengrill, Imbissstube, Snackbar, Café,

mit Tanz: Tanzlokal, Tanzdiele, Tanzbar, Dancing, Tingeltangel (abwertend), Diskothek, Disko,

im Zug: Speisewagen, Büfettwagen ·

im Bahnhof: Bahnhofsbüfett ·

an der Autobahn: Autobahnraststätte, Raststätte, Rasthaus ·

in der Hochschule: Mensa ·

im Betrieb: Kantine ·

 

Wo kann man essen? Was kann man da essen? Besonderheit
In einer Pizzeria Pizza, Pasta Italienische Küche
     
     
     
     
     

II. Lexikalisches Training:

 

2.* Groß oder klein? Setzen SieR oderr ein!

 

1. Paul hatte _echt.

2. Er machte es mehr schlecht als _echt.

3. Sie wollte es allen _echt machen.

4. Jetzt wollte er den Täter erst _echt finden.

5. Die Sekretärin wollte nach dem _echten sehen.

 

3. Merken Sie sich folgende Verben mit dem Präfix an-! Was regieren diese Verben?

ansprechen, anrufen, anstarren, anreden, anlügen, anzünden,

anfahren, angehen

Gebrauchen Sie in den folgenden Sätzen passende Verben richtig!

Übersetzen Siedann die Sätze ins Russische:

 

1. Man soll die fremden Leute in der Straße nicht grob an… . 2. Es ist kalt im Zimmer. … bitte das Feuer im Kamin an! 3. Man darf den Freund nicht grob an… . 4. Es ist unhöflich, fremde Leute anzu… . 5. Diese Einzelheiten … mich nichts an! 6. Erwachsene soll das Kind nicht mit dem Vornamen und mit „du“ an… . 7. Er … mir eine Zigarette an. 8. Ich vertraue ihm nicht, er hat mich frech an… . 9. Der Kraftfahrer war ein Augenblick unkonzentriert und … einen Lichtmast an. 10. … nicht dauernd deine Freundin an, auch andere Leute müssen mal telefonieren.

 

4. Kennen Sie das Verb „bestehen“? Welche Rektion hat das Verb? Prüfen Sie sich!

 

a.= existieren, vorhanden sein: darüber besteht kein Zweifel, bei dieser Konkurrenz kann der kleine Laden kaum b.;seit + Dat. der Verein besteht schon lange, seit 1970;

 

b. aus + Dat. = hergestellt, zusammengesetzt sein: aus Holz, Metall, das Werk besteht aus drei Teilen;

 

c. in + Dat. = in etw. seinen Inhalt, sein Wesen haben: seine Arbeit bestand im Rechnen und Planen; der Unterschied, die Chance besteht darin, dassÿ...



 

d. vt= erfolgreich absolvieren, durchstehen: eine Prüfung, alle Krisen

 

e. auf + Dat.= auf etw. beharren, auf etw. dringen: auf seinem Recht, der Erfüllung seines Vertrages b.; <selten auch mit Akk.:> auf diese Summe bestehe ich!

 

Üben Sie: Gebrauchen Sie nun in folgenden Sätzen die richtige Rektion des Verbs „bestehen“:

 

1. Deutschland besteht … 16 Bundesländern. 2. Maria bestand … (die Unschuld) ihres Bruders. 3. Die Gefahr dieser Bergtour besteht …, dass das Wetter in diesem Teil der Alpen plötzlich umschlagen kann. 4. Ich weiß, dass unsere Lehranstalt … 1943 besteht. 5. Paul Specht zweifelte zuerst, dass … (seine Freundschaft) mit Erwin Wanninger nach dieser Geschichte noch bestehen wird. 6. … besteht der Unterschied zwischen „enden“ und „beenden“? 7. Der Mieter besteht … seinem Recht. 8. Der Chef bestand … seiner Forderung: Specht sollte in drei tagen den Wolpertinger fassen! 9. Goethes Faust besteht … zwei seht ungleichen Teilen. 10. Die Schuld von Salvatore Schuster bestand …, dass er sich bestehen ließ. 11. Ein komplettes Essen besteht mindestens … drei Gängen: Vorspeise, Hauptspeise und Nachspeise. 12. Specht zweifelte daran, dass er … (diese Krise) in seiner Karriere bestehen wird.

 

 

III. Grammatisches Training:

 

5.* Setzen Sie den Artikel ein und bilden Sie den Plural!

1._____Block die______________

2._____Aussage die______________

3._____Park die______________

4._____Villa die______________

5._____Ufer die______________

 

6.* dassoder das?Setzen Sie ein!

 

1. Eva konnte kaum glauben,____Paul sie umarmt hatte.

2. Wahrscheinlich war_________neue Thema, über____sie trat­schen würden.

3.____sie den Täter immer noch nicht hatten, mochte er kaum

glauben.

4. Er glaubte nicht,_________Dienstmädchen etwas damit zu tun hatte.

 

7. Setzen Sie in den folgenden Sätzen, falls nötig, den richtigen Artikel ein:

 

1. Wollen Sie eine Stadt ohne Motorenlärm? Dann gehen Sie nach … Zermatt in … Schweiz; dort sind Autos und Motorräder für Privatpersonen nicht erlaubt. 2. Zu Ostern besuche ich meine Eltern, in den Ferien fahre ich in … Alpen. 3. … Rom ist die Hauptstadt von Italien. 4. Er liebt … Deutschland und kommt jedes Jahr einmal in … Bundesrepublik. 5. … Dresden, die Stadt des Barocks, liegt in … Sachsen. 6. … schöne Wien ist … Österreichs Hauptstadt. 7. … Bern ist die Hauptstadt … Schweiz, aber Zürich ist die größte Stadt des Landes. 8. Die Staatssprache in … Tschechischen Republik ist Tschechisch. 9. … Ankara ist die Hauptstadt … Türkei; … schöne Istanbul ist die größte Stadt des Landes. 10. … Mongolei, genauer … Mongolische Volksrepublik, liegt zwischen … Russland und … China. 11. In … Nordamerika spricht man Englisch, in … Kanada auch Französisch, in … Mittel –und Südamerika spricht man hauptsächlich Spanisch, außer in … Brasilien; dort spricht man Portugiesisch. 12. In … Vereinigten Staaten leben 250 Millionen Menschen. 13. … Arktis ist im Gegensatz zu … Antarktis kein Erdteil. 14. In … Nordafrika liegen die arabischen Staaten, das Gebiet südlich davon ist … so genannte Schwarzafrika. 15. Der offizielle Name von … Holland ist „… Niederlande“.

8. Und nun setzen Sie auch in den nächsten Sätzen den richtigen Artikel ein! Es geht schon nicht mehr nur um geographische Eigennamen!

 

1. Seit... Anfang ... April arbeitet... Martin in ... Österreich als ... Krankenpfleger. 2. Seine Freundin ... Inge, geboren in ... Deutschland, studiert jetzt in ... Schweiz ... Medizin. 3. Sie will später ... Ärztin für ... Lungenheilkunde und ... Allergien werden. 4. Sie hat leider noch ... Probleme mit... Sprache. 5. Sie studiert nämlich in ... Genf. 6. ... Sprache an ... Universität ist... Französisch. 7. Sie hatte wohl... Französisch in ... Schule gelernt, aber das ist nicht genug für... Studium. 8. ... Martin arbeitet in ... Graz. 9. ... Martin und ... Inge treffen sich immer zu ... Ostern, ... Pfingsten und an ... Weihnachtsfeiertagen. 10. Manchmal hat... Martin ... Urlaub und ... Inge hat... Semesterferien. 11. Dann reisen sie mit... Flugzeug nach ... Ägypten. 12. Er ist nämlich ... Hobby-Archäologe. 13. Oft ist... Inge auch bei... Martin in ... Graz. 14. Dann besuchen sie zusammen ... Theater, ... Oper oder auch ... Disko. 15. Auch ... Martins... Schwester... Angela in ... Wien besuchen sie manchmal. 16. Letztes Jahr konnte ... Inge nicht kommen; sie hatte ... Fieber und ... Bronchitis. 17. ... Bronchitis hatte sie schon als... Kind oft gehabt. 18. Inge fliegt auch manchmal auf ... Insel Helgoland. 19. Inges... Mutter lebt nämlich auf ... Helgoland. 20. Sie ist... Künstlerin; sie malt gern ... Bilder vom Meer. 21. Auf... meisten Bildern sieht man nur ... Wellen, manchmal auch ... Schiffe. 22. ... Künstlerin ist nicht sehr bekannt. 23. „... Mutti, komm doch mal zu mir nach ... Genf!", sagt... Inge, aber... Mutter hat... Angst vorm Fliegen und vor langen Reisen. 24. Auf ... Helgoland holt sich ... Inge immer ... Kraft und ... Ausdauer für ... Studium.

IV. Aufgaben zum Inhalt:

 

9. Stellen Sie den Plan zu diesem Kapitel zusammen. Schreiben Sie auch Stichwörter dazu.

 

10. Stellen Sie sich vor: Sie sind Herr Nowotny. Warum riefen Sie Kommissar Specht an? Was zwang Sie dazu?

 

11. Sagen Sie bitte, warum Paul plötzlich so aufgeregt wurde, als Eva ihm sagte: „Sollten Sie doch gehen wollen, bitte vergessen Sie nicht, das Büro abzusperren. Sonst gibt es wieder Ärger, wenn's der Chef mitkriegt. Ich habe meinen Schlüssel dabei."?

 

Kapitel XII

 

Specht betrat das Grundstück. Die Wiese war mit buntem Laub überzogen, das der Wind aufwirbelte. Ein Schild im Garten warnte vor dem bissigen Hund. Doch Specht entschied sich dafür, ein Mann zu sein und ging zum Haus. Die Fensterläden waren verschlossen. Es sah so aus, als wäre hier monatelang niemand mehr gewesen. „Eigentlich schade", dachte sich Specht. Er ging den Weg hinunter zum See. Ein Bootshaus mit einem langen Steg gehörte zum Grundstück. Er betrat den Steg und ging einige Meter hinaus. Die Wellen schlugen sanft gegen das Holz. Specht betrachtete den See und die Landschaft und genoss für einen kurzen Augenblick die Ruhe. „Warum müssen die Leute bloß immer so weit weg in den Urlaub fahren, wo es doch in Bayern so schön ist", fragte er sich. Außerdem überlegte er, noch etwas mit Eva essen zu gehen, eine Schweinshaxe vielleicht... Er nahm sich vor, in Zukunft viel öfter an den See zu fahren, denn bald würde er viel Zeit haben. Die Stunden, bis Huber ihm den Fall entziehen würde, waren gezählt. Und er würde endlich nicht mehr diesem gesichtslosen Wolpertinger-Phantom hinterher hecheln. Sollten doch auch mal andere Leute arbeiten, sich ihren Kopf zerbrechen und nächtelang schuften. Er hatte die Schnauze voll. Specht kehrte um und ging zurück zum Bootshaus.

 

Plötzlich hörte er ein Poltern im Bootshaus. „Hu, es spukt", witzelte Specht leise vor sich hin. Schnell riss er die Tür auf, konnte aber nichts Außergewöhnliches entdecken. Ein Ruderboot hing in einem Gerüst, ein zweites befand sich im Wasser und schaukelte auf und ab, wobei es ab und zu an die Holzwand schlug. „Deshalb das Poltern, wenn doch nur alles so schnell aufzuklären wäre", murmelte er vor sich hin. Doch als er das Bootshaus wieder verlassen wollte, vernahm er ein weiteres Geräusch - es kam aus der Richtung des Bootes, das auf dem Gerüst hing. Er ging darauf zu, hob die Plane ab und schaute hinein. Er traute seinen Augen nicht.

 

„Erwin, um Himmels willen, Erwin, was ist passiert?" Specht kletterte in das Boot und befreite Wanninger von dem Knebel, der ihn am Sprechen hinderte, und auch von den Stricken, mit denen er ans Boot gefesselt war. „Mein Gott Erwin, was ist los? Geht es dir gut?"

Wanninger atmete ein paar Mal kräftig durch und wollte antworten. Dann war ein ganz leises „Danke" zu hören und der Name „Schuster!"

„Was?"

„Schuster war es, er hat mich überwältigt."

„Nun komm erst einmal aus dem Boot heraus und setz dich dort auf den Stuhl. Geht's einigermaßen?" fragte Specht besorgt. „Ich rufe gleich einen Krankenwagen."

„Ich brauche keinen Krankenwagen. Schuster war's! Er kommt sicher gleich wieder zurück. Wir müssen uns in Acht nehmen!"

„Von welchem Schuster sprichst du?"

„Von Salvatore, er war es, er war mal..."

„Streng dich nicht zu sehr an, ich kenne die Geschichte. Wie kommst du überhaupt hierher, Erwin?"

„Gestern - ich wollte doch zu dir kommen - habe ich mich auch mit Salvatore verabredet. Ich hatte da so einen Verdacht. Jetzt weiß ich es, er, er ... Hast du dein Handy bei dir?"

„Ja, natürlich."

„Dann lass mich schnell Agathe anrufen."

„Das kannst du später machen, Erwin, wenn wir im Auto sitzen und nach München zurückfahren. Nun erzähl doch endlich weiter!"

„Weißt du, Salvatore war ein wirklich fähiger Mann, wäre da nicht dieses Mädchen gewesen. Maria hat mir davon erzählt. Salvatore wäre noch heute ..."

„... bei der Polizei", vervollständigte Specht den Satz.

 

„Ich mochte ihn sehr gerne, aber ich musste ihn feuern, es führte kein Weg daran vorbei. Salvatore hat mir das nie verziehen, und wahrscheinlich nicht nur mir, sondern der gesamten Polizei. Als ich von dem Einbruch bei den Nowotnys hörte und erfuhr, dass Maria dort arbeitet und außerdem ein Sternzeichen-Kettchen mit Schütze-Anhänger gefunden wurde, da hatte ich den dringenden Verdacht, dass Salvatore etwas mit der Sache zu tun hat. Ich konnte es nur leider nicht beweisen."

„Woher weißt du, dass er Schütze ist?"

„Salvatore war für mich wie ein Sohn, daher weiß ich natürlich, wann er Geburtstag hat. Das war einer der vielen Anlässe, zu denen Agathe ihn und seine Schwester zu uns eingeladen hat. Wir fühlten uns fast wie eine wirkliche Familie. Wahrscheinlich konnte er es auch deshalb nicht verstehen, dass ich ihn entlassen musste. Seine Eltern sind früh gestorben, wahrscheinlich war ich eine Art Vater-Ersatz für ihn."

 

„Erwin, warum weißt du so viel über diesen Fall? Du kennst Einzelheiten, die nur die Polizei wissen kann." Paul Specht staunte nicht schlecht.

„Ach, weißt du, ich habe da noch gute Kontakte und kenne jemanden im Vorzimmer von Huber, eine Dame, die sehr gerne plaudert. Sie hat mir auch von Hubers Ultimatum erzählt." Wanninger lächelte so gut er konnte.

„Das hast du jetzt aber hoffentlich nicht ernst gemeint, oder?" „Nimm's der Waldbauer nicht übel, auf diese Art hat sie mich immerhin auf eine Spur gebracht und somit auch uns beide zusammengeführt!"

„Na, wenn du das so siehst. Du meinst also, dass Salvatore etwas mit den Wolpertinger-Diebstählen zu tun hat?"

„Etwas, hahaha, das ist gut! Er hat alle Diebstähle begangen. Ich sagte dir doch, er ist ein überaus fähiger Mann, ein Alleskönner. Komm mal mit, ich zeig dir was."

 

Specht folgte Wanninger hinter das Gerüst in die andere Ecke des Bootshauses. Hier standen ein Schlafsofa mit einem Fellüberwurf, ein rustikaler Tisch mit zwei Stühlen und eine kleine Kommode. Wanninger ging direkt auf sie zu. „Hilf mir mal", bat er. Mit vereinten Kräften rückten sie die Kommode zur Seite. Wanninger bückte sich und hob einige lose Bretter des Holzbodens hoch. „Nun schau doch mal, was wir hier haben!"

„Ich werd verrückt."

„Ja, das dachte ich auch." Wanninger hielt ihm einen großen Leinensack entgegen.

Specht nahm ihn entgegen und öffnete ihn. „Dieser Schmuck muss ein Vermögen wert sein!"

„Vor allem müsste es das komplette Diebesgut sein."

„Woher willst du das wissen, Erwin?"

„Ich habe hier gestern Morgen herumgeschnüffelt... Jetzt wirst du mich auslachen, aber ich lese da gerade so einen spannenden Sherlock Holmes-Krimi, da hatte der Täter auch ... Ach, lassen wir das, auf jeden Fall habe ich das Versteck hier gefunden. Dann hat mich Salvatore erwischt und mir eins über den Kopf gegeben, und als ich wieder aufwachte, fühlte ich mich wie ein Fisch an der Angel. Er hatte mich von oben bis unten gefesselt. Ich versuchte mit Salvatore zu sprechen. Erst gelang es mir nicht, aber dann fing ich mit dieser alten Geschichte an und es sprudelte nur so aus ihm heraus. Er hätte so viel erreichen können im Leben, meinte er, und dann hätte er wegen so einer dummen Geschichte für immer sein Gesicht verloren."

 

„Er hat all die Einbrüche ganz allein begangen. Dieser Salvatore ist ein Schlitzohr, er hätte ein zweiter James Bond werden können, hätte er damals nicht..."

„Ja, nun bleib beim Thema."

„Alarmanlagen sind für ihn kein Problem. Er war damals unser Mann für technische Fragen. Außerdem ist er sehr sportlich und hat somit kein Problem, in den ersten oder zweiten Stock zu klettern. Ja, und das Beste kommt erst noch: Er hat nie und wollte auch nie ein einziges Stück des Diebesgutes verkaufen."

„Waaas? Aber warum hat er denn dann die ganzen Einbrüche verübt?"

„Um der Polizei eins auszuwischen und um uns alle lächerlich zu machen. Das ist ihm ja auch gründlich gelungen. Er wollte jetzt auch aufhören, Diebstähle zu begehen, zehn wären genug, meinte er. Salvatore wollte die ganzen Klunker der Polizei vor die Tür legen und die Presse informieren. Das wäre seine Genugtuung gewesen."

 

„Und wieso hat er überall diese Wolpertinger hinterlassen?"

„Er wollte ein Zeichen setzen, weißt du, vermutlich so wie Zorro sein Z hinterließ. Jeder sollte wissen, dass ER wieder zugeschlagen hat. Es musste unverkennbar sein. Nur so konnte er sich rächen."

„Aber warum gerade Wolpertinger?"

„Das war einer seiner Fehler, denn auch das brachte mich auf seine Spur. Ich habe dir ja gerade erzählt, dass Salvatore bei uns ein und aus ging. Meinen Neffen, die damals noch sehr klein waren, habe ich immer diese Märchen vom Wolpertinger erzählt. Salvatore fand das ziemlich lustig und hat mich ständig, ob privat oder im Dienst, damit aufgezogen. Den einen oder anderen Plüsch-Wolpertinger hat er mir sogar geschenkt."

„Und die Sache mit dem Gesicht? Dem fehlenden Gesicht, meine ich?"

„Er hat doch immer gesagt, dass er seit dieser Drogen-Geschichte nicht mehr in den Spiegel sehen könne, dass er sein Gesicht verloren habe. Er hat diese Redensarten wohl wörtlich genommen und sich vor seinen Raubzügen eine dieser Latex-Masken übergestreift. Er glaubt, die Polizei wäre Schuld daran, dass er sein Gesicht verloren hat - also beging er seine Taten als Gesichtsloser!"

„Er hat alles nur aus Rache getan?"

„Ja, allerdings. Die Wolpertinger und die Maske - das war seine Anklage gegen uns. Aber wenn du das Diebesgut prüfen lässt, wette ich mit dir, dass kein Stück fehlt!"

 

„Und das Goldkettchen?"

„Paul, das ist Massenware. Er hat sich einfach ein neues gekauft." Plötzlich hörte Specht ein Geräusch von draußen. Er schob vorsichtig ein kleines Stück der rot-weiß karierten Gardine beiseite und spähte durch das kleine Fenster. „Das muss Salvatore sein."

„Schnell Paul, hilf mir mit der Kommode!"

Sie rückten die Kommode wieder an die richtige Stelle, den Sack stellte Specht hinter die Couch. Dann schlichen sie rasch Richtung Gerüst und versteckten sich hinter der Plane. Specht beugte sich vorsichtig vor, um besser sehen zu können.

Die Tür ging auf und ein Mann kam herein. Paul schluckte, als er von seinem Versteck aus das Gesicht des Mannes sah. Oder besser gesagt - als er kein Gesicht sah. Der Fremde sah wirklich zum Fürchten aus. Doch wenn man genau hinsah, konnte man die Latex-Maske erkennen, die sich straff über seinen Kopf spannte. Sie war völlig glatt, bis auf zwei winzige Gucklöcher.

 

Der Mann war Salvatore, kein Zweifel. Er hatte eine Plastiktüte in der Hand, deren Inhalt er auf den Tisch stellte. Lebensmittel, einige Bierdosen und Wasserflaschen kamen zum Vorschein. Er ging zur Kommode und stand jetzt mit dem Rücken zu Specht und Wanninger. Er wollte sie gerade wegrücken, als Specht hinter dem Gerüst hervorstürmte. „Salvatore Schuster, Sie sind verhaftet!" Salvatore drehte sich langsam um. Er hatte eine Pistole in der Hand und zielte auf Specht. Kommissar Specht hasste Gewalt und trug aus diesem Grund selten eine Waffe bei sich. Sein Chef durfte das natürlich nicht wissen, denn das wäre ein weiterer Grund, ihn zu feuern.

„Hände hoch und kein Wort mehr. Du auch Wanninger, sonst knalle ich euch beide ab."

Wanninger kam hinter der Plane hervor.

„Salvatore, ganz ruhig, wir tun, was du sagst. Specht, hast du gehört?!"

„Ja, wir tun, was Sie sagen."

 

Eva Hansen war gelangweilt. Specht ließ sie jetzt bestimmt schon seit einer Stunde warten. Sie hatte inzwischen alle Leute, die sie kannte, mit SMS und Anrufen bombardiert, denn natürlich mussten alle wissen, dass sie sich gerade in einem gefährlichen Einsatz befand. „Das darf doch nicht wahr sein! Dieser Rüpel sitzt wahrscheinlich in einem gemütlich eingerichteten Zimmer mit offenem Kamin, trinkt Kaffee und spricht mit interessanten Leuten. Vielleicht unterhält er sich ja mit einer gut aussehenden Dame, da kann er mich natürlich nicht brauchen. Und ich, ich darf im Auto sitzen, obwohl ich doch die Aussagen protokollieren wollte. Das gehört schließlich zu meinem Job", gab sie laut von sich. „Eva, du gehst jetzt einfach!", forderte sie sich selbst auf. „Nein, du bleibst da, das war immerhin ein Befehl deines Chefs! Hmm ... Ich gehe aber doch", dachte sie sich. Sie stieg aus dem Auto und schritt zur Gartentür. Ihr Blick fiel auf das Schild mit der Aufschrift: Vorsichtig bissiger Hund. Na, wenn der Hund ihren Chef nicht angefallen hatte, dann würde er das mit ihr auch nicht machen. Sie ging zum Haus hinauf und wunderte sich, dass alle Fenster und Türen verschlossen waren. „Vielleicht ist er in den See gefallen", dachte sie amüsiert, „dann müsste ich ihn retten. Na, dann wollen wir mal gucken, wo er ist."

Grinsend schlich sie zum Bootshaus. „Ihr Einsatz, Eva Hansen", flüsterte sie leise. Gut, dass sie heute ihre bequemen, flachen Lederstiefel anhatte. Mit den Schuhen, die sie sonst trug, wäre das nicht möglich gewesen. Da wäre sie sicherlich mit den Absätzen in der Wiese stecken geblieben. Außerdem war ihr nicht ganz wohl bei der Sache, weil sie Spechts Befehl, im Auto zu warten, missachtete. Sie spähte vorsichtig durch das kleine Fenster und schluckte. Ihr stockte der Atem. Was sie da sah, war wie im Film - in einem Horrorfilm. Ein Mann ohne Gesicht hatte eine Waffe in der Hand und bedrohte zwei andere Männer. Eva war fassungslos: Er bedrohte nicht irgendwelche Männer, sondern ihren Chef und Herrn Wanninger, den früheren Vorgesetzten von Specht.

 

Was sollte sie nur tun? Zurück zum Auto gehen und Verstärkung rufen? Ja, das war eine gute Idee. Aber in der Zwischenzeit waren Specht und Wanninger vielleicht schon tot. „Eva, mach was", hämmerte es in ihrem Kopf. Sie zermarterte sich das Hirn. Dann kam ihr eine Idee. Sie griff in ihre geliebte rote Lederhandtasche und holte ihr Tränengas heraus. „Hoffentlich funktioniert die Spraydose noch", dachte sie verzweifelt. Sie atmete nochmals kräftig durch und riss energisch die Tür auf. Drei Männer starrten sie an. Eva hob die Spraydose und sprühte eine gezielte Ladung Tränengas in Richtung des Gesichtslosen.

 

„Ahhhhhhhhh!" Salvatore schrie entsetzlich und riss sich die Gummi-Maske von seinem Kopf. Ohne die Verkleidung sah er gar nicht mehr so gruselig aus, im Gegenteil. Er war außer Gefecht gesetzt und unfähig, noch irgendetwas zu unternehmen. Er ließ freiwillig die Waffe fallen und rieb sich seine schmerzenden Augen.

Die beiden Männer packten ihn und Wanninger band ihm die Hände mit einem Strick zusammen.

„Ahhhhhhhhh!" Salvatore schrie noch immer vor Schmerzen.

„Der Arme!" Eva hatte nun doch ein schlechtes Gewissen. Sie verschwand kurz hinter dem Gerüst im Bootsraum. Als sie zurückkam, gab sie Specht ihr Taschentuch, das sie im Wasser befeuchtet hatte. „Hier, bitte helfen Sie ihm!", forderte sie ihn auf.

Specht nahm das Taschentuch, wobei ihm die Initialen EH auffielen, die eingestickt waren, und wischte damit über Salvatores Gesicht.

 

„Gut gemacht, Eva!", lobte Specht sie.

„Er hat mich schon wieder Eva genannt", dachte sie verwundert. „Bitte rufen Sie in der Zentrale an, die sollen einen Dienstwagen und am besten auch einen Arzt mitschicken."

„Ist so gut wie erledigt, Chef!"

„Eva, ich befördere Sie zu meiner Assistentin. Das werde ich nach diesem Erfolg auch bei Huber durchbringen."

„Ist das wirklich wahr?!", juchzte sie.

„Bravo, solche Leute brauchen wir bei der Polizei!"

„Danke, Herr Wanninger." Eva war einfach nur glücklich: Sie hatte einen Verbrecher zur Strecke gebracht. Sie ganz allein! Na gut, Specht und Wanninger hatten ein bisschen geholfen.

Als Specht, Wanninger und Eva Hansen im Auto saßen und siegessicher zurück nach München fuhren, hatten alle drei nur noch einen Wunsch: telefonieren!

Specht wollte triumphierend seinen Chef anrufen, Wanninger seine geliebte Agathe und Eva ihre Freunde.

„Was passiert jetzt mit Salvatore? Irgendwie tut er mir Leid!", beteuerte Eva.

„Das hat er sich alles selbst eingebrockt", meinte Specht.

„Und die arme Maria!", legte sie nach.

„Es wird schon weitergehen! Ich denke, dass sich Salvatore dringend in psychiatrische Behandlung begeben sollte. Seine Vergangenheit hat offenbar ihre Spuren hinterlassen. Der Junge hatte aber auch kein leichtes Leben. Erst der frühe Tod seiner Eltern, dann das schlechte Gewissen seiner Schwester gegenüber, die auf vieles verzichten musste. Eigentlich wollte sie studieren, aber das war finanziell nicht möglich. Stattdessen musste Maria schnell Geld verdienen, um die laufenden Kosten mitzutragen. Dann diese drogenabhängige Freundin ... Ja, und dann kam auch noch das Ende seines Polizeidienstes." Wanninger schüttelte müde den Kopf.

„Dann denken Sie also, dass er erst einmal in Behandlung kommt, Herr Wanninger?"

„Das kann ich nicht beurteilen, Frau Hansen", erwiderte Wanninger. „Ich hoffe es allerdings für ihn."

„So einen Blödsinn zu machen, zahlt sich eben nicht aus!", gab Specht zur Antwort.

„Meine Agathe und ich werden Maria auf jeden Fall ein wenig unterstützen, vielleicht hilft ihr das etwas, über ihren Kummer hinwegzukommen."

„Wobei wir wieder bei der Frage angekommen wären, lieber Kollege Wanninger, die du mir immer noch nicht beantwortet hast: Wie bist du an so viel Geld gekommen?"

„Woher weißt du, wie viel Geld ich habe?"

„Wer sich so viel leisten kann ..."

„Also gut, ich habe im Lotto gewonnen, und das ist kein Scherz!" Specht schaute ihn skeptisch an.

„Es ist wirklich wahr! Zwei Millionen, allerdings ist davon nicht mehr sehr viel übrig. Ich habe mir das Weingut in der Toskana gekauft und damit meinen absoluten Lebenstraum erfüllt. Mein Sohn hat natürlich auch etwas bekommen, außerdem haben wir ein bisschen Urlaub gemacht, und einen Teil habe ich gespendet. Doch eins ist mir viel wichtiger als alles Geld dieser Welt: die Liebe zu meiner Agathe."

Paul Specht, der am Steuer saß, grinste in den Rückspiegel und schaute Eva Hansen an, die daraufhin verlegen auf den Boden starrte. Als sie wieder hoch sah, strahlte sie.

 

 

ENDE

 

 


Date: 2016-03-03; view: 609


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