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Wertschätzung der Muttersprache

Bildung Comeback der Muttersprache

Trotz intensiver Förderung haben viele Schüler mit Migrationshintergrund Probleme mit der deutschen Sprache. Auf der Bildungsmesse didacta 2012 plädierten Pädagogen deshalb für die Stärkung der Muttersprache.

"Die Muttersprache spielt bei uns eigentlich keine Rolle", sagt Herma Knabe, Lehrerin an einer Hauptschule im norddeutschen Städtchen Emden. Für Schüler mit Migrationshintergrund gibt es Sprachunterricht in Deutsch. Ähnliches kann auch Sozialpädagogin Katrin Salchow von ihrer Grundschule in Ronnenberg berichten. Immerhin, es gebe auch Türkisch-Unterricht. "Aber was ist mit den anderen Sprachen?", fragt sich Salchow. Antworten erhofft sie sich auf Europas größte Bildungsmesse didacta, die in diesem Jahr in Hannover stattfindet.

Jedes dritte Kind wächst in Deutschland mit zwei oder mehr Sprachen auf. Deutsch ist in Familien mit Migrationshintergrund nach der jeweiligen Muttersprache die Zweitsprache. Trotz aller Integrationsversuche gehören Kinder mit ausländischen Wurzeln nach wie vor zu den Bildungsverlierern an deutschen Schulen. Das zeigt der jüngste Bericht der Bundesregierung. Anfang dieses Jahres wurde daher auf dem fünften Integrationsgipfel im Berliner Kanzleramt ein "Nationaler Aktionsplan" beschlossen, der die Integration weiter vorantreiben soll. Eine der Großbaustellen ist dabei der Bereich Sprache.

"Zielsprache ist Deutsch"

Auf der didacta wird über die entsprechende Förderung von Jungen und Mädchen aus Zuwandererfamilien ausführlich diskutiert. "Die Lehrer schreien um Hilfe", beobachtet Patricia Hahne-Wolter vom Netzwerk Mehrsprachigkeit. Doch meist ginge es dabei nur um schnelle Lösungen. "Was muss ich oben rein füllen, damit unten Deutsch rauskommt", das sei - drastisch formuliert - die Herangehensweise vieler Lehrer.

Tatsächlich hat Deutschland viel Geld für separaten Förderunterricht an Schulen ausgegeben, bei dem das Erlernen der deutschen Sprache im Mittelpunkt steht. Trotzdem beherrschen viele Kinder mit Migrationshintergrund weder Deutsch noch ihre Muttersprache. Dabei zeigten Studien, dass Kinder, die zunächst in ihrer Muttersprache gestärkt werden, auch dem deutschen Unterricht besser folgen könnten, sagt Andreas Rohde von der Universität Köln. Mehr noch: Ihnen falle es sogar leichter, weitere Sprachen zu lernen als einsprachig aufwachsenden Kindern. "Sie haben bereits die dazu nötigen Strategien verinnerlicht", erklärt Rohde.

Wertschätzung der Muttersprache

In der Praxis aber wird noch sehr unterschiedlich mit Mehrsprachigkeit umgegangen. Das beobachtet auch Christina Trojan vom Goethe-Institut. Sie bildet Lehrer darin fort, wie sie Schüler fördern können, die Deutsch als Zweitsprache lernen. "Es ist besser, die Kinder gemeinsam zu fördern, anstatt einzelnen zusätzlichen Förderstunden aufzuzwingen", sagt Trojan. Zudem müsse jeder Lehrer, unabhängig von seinem Unterrichtsfach, für den Spracherwerb der Schüler zuständig sein.



Reyhan Kuyumcu von der Universität Flensburg plädiert dafür, schon im Kindergarten mit der Sprachförderung zu beginnen. Die Sprachwissenschaftlerin hat über mehrere Jahre die Entwicklung von 15 Kindern der deutsch-türkischen Kindertagesstätte "Mosaik" in Kiel beobachtet. Bei dem Projekt wurde vor allem die Erstsprache gestärkt und fast nur türkisch gesprochen. "In der Schule zeigte sich, dass die Kinder sehr gut im Unterricht mitkamen", sagt Kuyumcu. Die Mehrheit von ihnen

Wie wichtig es ist, die Erstsprache zu stärken, hat Hava Celik bei ihren eigenen Kindern gesehen. Mit ihren beiden älteren Kindern habe sie versucht nur Deutsch zu reden, erzählt die türkischstämmige Mutter. "Das war ein Fehler", sagt sie heute. Beide würden sowohl im Türkischen als auch im Deutschen immer noch Schwierigkeiten haben. Ihre jüngste Tochter dagegen spricht mit ihren sechs Jahren perfekt türkisch und deutsch. Der Grund: Bei Familie Celik wird seit einigen Jahren ausschließlich türkisch gesprochen.

 

Autorin: Janine Albrecht
Redaktion: Sabine Damaschke


Date: 2016-03-03; view: 1309


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