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ÊÓÐÑ (íåìåöêîå îòäåëåíèå)

Ìàðäàíîâà Ç.À.

Âàðèàíò I.: Übersetzer im Gespräch - Lisa Palmes

„Einer Übersetzung darf man auf keinen Fall anmerken, dass sie eine Übersetzung ist.“ – „Dem Leser einer Übersetzung muss ein bestimmtes Maß an Fremdheit zugemutet werden dürfen.“ Welcher der beiden Aussagen stimmen Sie eher zu und warum?

Das ist eine schwierige Frage. Im Grunde stimme ich beiden Aussagen zu. Sie schließen sich meiner Meinung nach auch nicht unbedingt aus. Eine Übersetzung sollte natürlich nicht „übersetzt“, d.h. hölzern und holprig klingen. Andererseits kann eine gewisse Fremdheit, etwas Ungewohntes ja gerade das Reizvolle sein und sollte einem Text daher nicht völlig genommen werden. Ich denke, man kann durchaus so übersetzen, dass der Text angenehm zu lesen ist und sich dennoch eine gewisse Fremdheit bewahrt.
Deswegen gefällt es mir gut, was der Verlag, in dem der Czubaj-Krimi auf Deutsch erscheint, vorschlug: die polnischen Vornamen auch in ihrer abgekürzten Form so zu belassen (d.h. z.B. Krzysztof – Krzysiek), auch auf die Gefahr hin, dass der deutsche Leser nicht sofort begreift, dass es sich um ein und dieselbe Person handelt. In dem Krimi kamen obendrein einige nicht-standardsprachliche Ausdrücke vor, die wir nicht ausgelassen oder „wegübersetzt“ haben, sondern so in den Kontext eingebaut, dass sie für den deutschen Leser erschließbar sind. Das waren z.B. die kukurydze: die an Maiskolben erinnernden Hochhäuser der Milleniumssiedlung in Katowice – hier müssten zumindest österreichische Leser (Mais wird in Österreich „Kukuruz“ genannt) den Ausdruck spontan verstehen – oder auch die dresiarze: umschrieben als junge Prolotypen im Trainingsdress, oder die tirówki: Prostituierte, die an Autobahnraststätten auf den LKW (T.I.R.)-Standplätzen auf Kunden warten. Das finde ich eine gute Idee und sehr spannend, sowohl für mich als Übersetzerin als auch für den Leser.

Können Sie vom Übersetzen leben?

Ja, ich lebe vom Übersetzen. Allerdings dürfte meine Wahlheimat Berlin einer der wenigen Orte Deutschlands oder gar Europas sein, in denen so etwas möglich ist. Natürlich bin ich alles andere als reich - aber dafür ist Übersetzen nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung für mich, und das kann eigentlich gar nicht in Geld aufgewogen werden.

· Lisa Palmes, geb. 1975 in Greven (NRW), 1995–1996 Studium der Philosophie, Soziologie und Politikwissenschaft in Wien, 1996–2001 Ausbildung zur Friseurin und anschließende berufliche Tätigkeit in Wien und Berlin, 2001–2007 Studium der Polonistik und Germanistischen Linguistik in Berlin und Warschau. Seit Ende 2008 freiberufliche Übersetzerin für polnische Literatur, 2013 Mitorganisatorin der Gesprächsreihe mit polnischen Reportagenschreibern „Reportagen ohne Grenzen“ in der deutsch-polnischen Buchhandlung Buchbund in Berlin.

 

© Goethe-Institut Warschau
April 2013

 


Date: 2016-01-14; view: 1479


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