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III. Baukunst im Mittelalter

Für das deutsche Frühmittelalter ist der Übergang von der romanischen Bautradition zu der gotischen kennzeichnend. Die Größe und Mächtigkeit der Kirchen romanischen Stils sollte die Allmacht Gottes und die Stärke des Christentums verdeutlichen. In diesem Stil wurden in Deutschland folgende Bauwerke errichtet: Hildesheimer Michaeliskirche ab 1010, Speyerer Dom ab 1025, Klosterkirche Limburg an der Haardt ab 1025.

Eine genaue zeitliche Abgrenzung zur Gotik ist wegen des fließenden Überganges nicht möglich. Die Gotik ist eine Strömung der europäischen Architektur und Kunst des Mittelalters. Sie entstand um 1140 in Frankreich. Die Gotik war eine Epoche der Verbildlichung der christlichen Ideenwelt und bediente sich dabei in großem Umfang der Symbolik und Allegorie. Herausragende Kunstschöpfung ist die gotische Kathedrale. Da der Spitzbogen als ein zentrales Element der Baukunst der Gotik gilt, wurde der Stil ursprünglich als Spitzbogenstil bezeichnet.

Die gotische Architektur breitete sich in Deutschland erst mit einiger Verzögerung aus. Teilweise muss man auch von einem Übergangsstil zwischen Romanik und Gotik sprechen, z. B. bei den Domen von Limburg a. d. Lahn und Bamberg. Besonders am Magdeburger Dom, der 1209 als erster gotischer Bau in Deutschland entstand, sind die Übergänge vom romanischen zum gotischen Baustil erkennbar, womit eine nahezu einzigartige Überlieferung dieses Umbruchs erhalten geblieben ist.

Die ersten rein gotischen Kirchenbauten auf heutigem deutschem Staatsgebiet waren ab ca. 1230 die Liebfrauenkirche in Trier und die Elisabethkirche in Marburg. Das konkurrierende Halberstädter Domkapitel begann seinerseits mit dem Bau einer hochgotischen Kathedrale (Dom zu Halberstadt) nach Reimser Vorbild. Die große Domkirche ist einer der wenigen im Mittelalter vollendeten Großbauten Europas, sie gilt vielen Kunsthistorikern als die beste „deutsche“ Umsetzung des französischen Kathedralschemas. Die hochgotischen Teile der Kathedrale in Köln (erst im 19. Jahrhundert nach den Originalplänen vollendet) versuchen gar, die westlichen Vorbilder zu übertreffen. Die Großbauten von Köln und Beauvais erreichten die Grenze des statisch und bautechnisch Möglichen. Bayerns einzige „französische“ Kathedrale ist der Regensburger Dom. Das Straßburger Münster gehört heute zu Frankreich, darf aber als ein Hauptwerk der deutschen Hochgotik gelten.

Neben den großen Bischofskirchen entstanden rasch zahlreiche Pfarrkirchen in den Städten, die manchmal die Ausmaße der Dombauten erreichten oder sogar übertrafen (Ulmer Münster, Freiburger Münster). Die deutsche Gotik löste sich immer mehr vom westlichen Vorbild, es entstand die sogenannte „Deutsche Sondergotik“, auch „Reduktionsgotik“ genannt. Kennzeichen dieser Sonderentwicklung ist neben der meist wesentlich „schlichteren“ äußeren Erscheinung deutscher Sakralbauten (Verzicht auf aufwendige offene Strebesysteme) auch die Vereinfachung der Grundrisse und die Bevorzugung der Hallenbauweise. Die Halle ermöglichte jedoch die Entwicklung einiger aufwendiger Wölbesysteme, „deutsche“ Kirchen werden oft vom prächtigen Netz- oder Schlingrippengewölben überspannt (Annaberg



, Freiberg). Besonders die Spätgotik schuf hier bedeutende Beispiele.

Zu lokalen Zentren entwickeln sich die süddeutschen Reichsstädte, besonders Nürnberg und Regensburg, und die Hansestädte an der Ostseeküste, hier vor allem Lübeck.

Lange Zeit hielt man, vor allem im 19. Jahrhundert, die Gotik für einen typisch deutschen Stil – entgegen der älteren Überzeugung. Nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon 1811–1815 wurde die gotische Baukunst zum Inbegriff einer urdeutschen christlichen, mittelalterlichen Weltordnung erklärt.

IV. Mittelalterliche Malerei. Tafelmalerei (Malerei auf Tafeln aus Linden-, Eichen- oder Pappelbrettern).

Mittelalterliche Malerei begegnet uns in Deutschland bis ins 13. Jh. ausschließlich als Wand-, Glas- und Buchmalerei. Die frühesten Werke der Tafelmalerei erscheinen um 1230/40 als Altarvorsätze oder Altaraufsätze in westfälischen Kirchen. Der Stil entspricht dem der Buchmalerei der Zeit, ist also deutlich byzantinisch geprägt. Höhepunkte der deutschen Altar-Tafelmalerei waren die vieltafeligen spätgotischen Flügelaltäre, auf denen Themen des Glaubensgutes in zusammenhängenden Einzelbildern dargestellt wurden. Noch ins 15. Jh. fielen die Anfänge der Ölmalerei. Die Malstile weisen starke orts- und schulgebundene Unterschiede auf. Stilbildend für die dt. Tafelmalerei des 14. Jh. war die Prager, später die südböhmische Malerschule. Aufgrund politischer Beziehungen war der böhmische Einfluss besonders stark in und um Nürnberg. Von hier aus nahm diese Malerei ihren Weg nach Westen und Norden, wo besonders in reichen Städten wie Köln und Hamburg bedeutende Kunstzentren bestanden.
Künstler der von Karl IV. 1349 gegründeten "Malerzeche" (z.B. Teoderich von Prag) schufen Tafelgemälde und Altarbilder noch aus byzantinischer Formentradition, standen aber schon unter dem Einfluss oberitalienischer Meister. Die den Wandgemälden gegenüber kleinformatigen Tafelbilder bedingen eine neue Komposition und Farbgebung. Religiöse Themen werden zunehmend naturalistisch in Szene gesetzt mittels Landschafts-, Architektur- und Pflanzenkulissen, sowie durch individuelle Personencharakterisierung und akribische Detailgestaltung.

Ein anderer Vertreter dieser Schule, der "Meister von Wittingau", lässt seine Figuren mit glaubhafter Gestik agieren, steigert die Wirkung durch Licht und Schatten und stellt die Körper nicht mehr streng nebeneinander, sondern in räumlicher Tiefe dar.

Sebald Weinschröter und Berthold Landauer aus Nürnberg übernehmen die böhmische Malweise und geben ihr einen unverwechselbar fränkischen Ausdruck von Sachlichkeit und bürgerlicher Schlichtheit.
Die geachtetsten Kölner Maler ihrer Zeit (etwa zwischen 1350 und 1415) waren Wilhelm von Köln und Hermann Wynrich. Ihre Tafelbilder standen noch so sehr in byzantinisch-italienischer Tradition, dass sie lange Zeit als Anfangsschöpfungen deutscher Tafelmalerei gegolten haben.

Konrad von Soest ist bekannt durch einen Flügelaltar von 1404. Meister Bertram von Minden (nachweisbar 1367 - 1415) war hauptsächlich in Hamburg tätig. Seine untersetzten derben Gestalten typisieren schlichte Bürgersleute und deren Lebensfreude, möglicherweise nach niederländischem Vorbild.

Lukas Moser (tätig um 1430) und Konrad Witz (ca. 1400 - 1446) vertreten eine realistische Malweise mit eindrucksvoller Raumtiefendarstellung. Überwiegt in den Darstellungen des Hans Multscher (ca 1400 - 1467) noch eine drastische, kompromisslose Realität, so findet sich bei Martin Schongauer (ca.1450 - 1491) neben Realismus ein neuer Zug zu Idealität und Frömmigkeit. Stephan Lochner (ca.1400 - 1451) bringt als Meister der Kölner Malerschule konventionellen Stil und Realismus zusammen. Er versteht es, vor einem leuchtenden Goldgrund den Figuren körperliche Glaubhaftigkeit zu geben ("Rosenhagmadonna", um 1448). Michael Pacher (ca.1435 - 1498) gestaltet nach italienischen Vorbildern Szenen in eindrucksvoller Raumtiefe.


Date: 2016-01-14; view: 934


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