Home Random Page


CATEGORIES:

BiologyChemistryConstructionCultureEcologyEconomyElectronicsFinanceGeographyHistoryInformaticsLawMathematicsMechanicsMedicineOtherPedagogyPhilosophyPhysicsPolicyPsychologySociologySportTourism






Der Franz und das Gewissen

 

Nun hatte der Franz das Sat-sechs-Problem erledigt. Aber sein schlechtes Gewissen wegen der Mama hatte er noch, und wie er das wegkriegen sollte, wußte er nicht. Er fand, daß er da Rat brauchte. Bloß von wem? Der Josef taugte dazu nicht. Der schwätzte alles gleich dem Papa und der Mama weiter.

Der Papa war bei Problemen auch nicht so gut. Bei den einen lachte er, bei den anderen wurde er zornig. Und man wußte vorher nie, ob das, was man erzählte, für ihn Grund zum Lachen oder zum Zornigsein war. Aber der Franz brauchte ziemlich dringend Rat. Es ging nämlich nicht nur um sein schlechtes Gewissen. Bald hatte die Gabi Geburtstag, und da hatte sie sich eine Party gewünscht. Eine mit zwanzig Gästen. Die Gabi-Wohnung war aber klein. Mehr als sechs Kinder hätten da nicht sehr gut feiern können. Deshalb hatte die Mama vom Franz der Gabi-Mama vorgeschlagen: „Macht die Party in unserer Wohnung, da ist Platz für zwanzig Kinder."

Und die Gabi hatte auch Kinder aus der Klasse vom Franz eingeladen. Leider waren der Max und die Martina dabei. Und die hielten doch die Sokol für die Mama vom Franz! Was sollte er denn sagen, wenn die zwei auf der Party seine Mama sahen?

Der Franz überlegte: Der einzige Mensch, der immer Rat weiß, ist die Mama. Ich muß die Mama fragen.

Der Franz wartete, bis die Mama heimkam. Und bis er allein mit ihr reden konnte. Als die Mama im Bad war und duschte, ging er zu ihr. Er setzte sich auf den Hocker neben der Wanne. Richtig gut fand er es, daß der Duschvorhang zwischen ihm und der Mama war. So mußte er die Mama nicht anschauen beim Reden, und die Mama konnte ihn auch nicht sehen.

„Du, Mama", begann der Franz, „ein Kind aus meiner Klasse hat ein Problem." Der Franz fand, daß er da gar nicht log. Er war ja schließlich ein Kind aus seiner Klasse.

„Schieß los!" rief die Mama hinter dem Vorhang. „Ich werd schon einen Rat wissen."

Der Franz erzählte die ganze Sache ziemlich exakt; abgesehen davon eben, daß er statt „ich" immer „dieses Kind" sagte. Als er mit seiner Geschichte fertig war, war auch die Mama mit dem Duschen fertig, stieg aus der Wanne und wickelte sich in ein Badetuch.

„Ich seh da kein Problem", sagte sie. „Diese Mama muß sich ja nicht kränken, weil sie gar nichts davon weiß."

„Aber dieses Kind hat ein schlechtes Gewissen", piepste der Franz. „Weil seine Mama doch in Wirklichkeit sehr lieb ist und keine Furie."

„Wenn ich dieses Kind wäre", sagte die Mama, „würde ich mir da kein Gewissen machen." Sie zwinkerte dem Franz zu. „Eine Mama, die so eigensinnig ist, daß sie dem Sohn nur drei TV-Programme gönnt, muß eben auch allerhand einstecken."

Der Franz war noch immer nicht zufrieden. Er sagte: „Aber jetzt kommen doch die Kinder zu dem Fest und sehen seine wirkliche Mama."



„Na und?" Die Mama rieb sich Festiger in die nassen Haare. „Wenn ich dich recht verstanden habe, hat dieses Kind doch nie

gesagt, daß die Putzfrau seine Mama ist, oder?"

Der Franz nickte. Die Mama bürstete ihre nassen Haare durch. „Die Kinder haben das ja nur irrtümlich angenommen, oder?"

Der Franz nickte wieder. Die Mama ließ den Fön losbrummen. „Dann werden sie halt merken, daß sie sich geirrt haben. Und an dem Irrtum ist ja der Freund schuld, der ihnen die Furie vorgemogelt hat."

„Meinst du?" fragte der Franz.

„Meine ich", sagte die Mama und ließ ihre Haare im Fönwind flattern. Der Franz stand erleichtert auf und wollte aus dem Bad. Als er an der Tür war, sagte die Mama: „Und wer weiß, vielleicht werd ich sowieso zur Furie, wenn zwanzig Kinder bei uns toben!"

Wie angewurzelt blieb der Franz stehen! Blutorangerot wurde er. Vom Haaransatz bis zum Hemdkragenknopf. „Aber wieso ... du doch nicht ... ich doch nicht ..." piepste er. „Mach bloß kein Drama aus der Sache,

lieber Franz", sagte die Mama. „War eine lausige Liebe, die wegen so Pipifax einen Sprung kriegt."

„Sicher nicht?" fragte der Franz.

„Ehrenwort nicht!" sagte die Mama. Nun war der Franz endlich hundertprozentig beruhigt.

 

Und beim Fest dann war es genauso, wie die Mama vorausgesagt hatte. Sogar noch besser! Den Max kümmerte die enorm „veränderte" Mama überhaupt nicht.

Und die Martina sagte bloß: „Mensch, Franz, da haben wir dich ja ganz umsonst bedauert. Die Furie, die uns weggejagt hat, war ja gar nicht deine Mama!"

Und der Franz piepste scheinheilig: „Wie seid ihr bloß auf die Idee gekommen?"

Aber darüber wollte die Martina nicht weiter nachdenken. War ihr nicht wichtig. Auf einer Kinder-Party muß man lachen und essen, tanzen und trinken und Quatsch machen. Da ist keine Zeit, über alte Irrtümer nachzudenken.


Date: 2016-01-14; view: 832


<== previous page | next page ==>
Der Gomel-Mann wird ein Problem | Die Oma hat eine gute Idee
doclecture.net - lectures - 2014-2024 year. Copyright infringement or personal data (0.008 sec.)