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Der Gomel-Mann wird ein Problem

 

Eine Woche nachdem der Franz in der Schule die erste Gomel-Astronauten-Folge erzählt hatte, saß er daheim und machte seine Hausaufgaben. Die Mama und der Papa vom Franz waren noch bei der Arbeit. Der Josef war im Schwimmbad. Nur die Frau Sokol war da. Die kommt zweimal in der Woche zum Putzen. Der Franz ist nicht sehr gern mit der Frau Sokol allein. Weil die nämlich die ganze Wohnung so sauber vorfinden will, wie sie sie drei Tage vorher verlassen hat. Und weil das nie passiert, macht sie dem Franz Vorwürfe, daß auf dem Spiegel im Bad Dreckfinger-Abdrücke sind. Und Bleistiftspitzer-Mist auf dem Teppich. Und Gummiabsatz-Striemen auf den Kacheln in der Küche. Und wenn ein bunter Socken in dem Wäschekorb liegt, wo nur weiße Sachen zum Kochen reinkommen sollen,

flippt sie überhaupt aus. Dabei ist es immer der Josef, der den Spiegel begrapscht, die Bleistifte neben dem Papierkorb spitzt, mit den Absätzen über die Küchenkacheln radiert und seine dreckigen Socken in den falschen Korb wirft. Und nur, weil er weggeht, wenn die Sokol naht, muß sich der unschuldige Franz das Gekeife anhören.

Der Franz machte sich hinter seinem Schreibtisch also mäuschenklein. In der Hoffnung, die Sokol werde ihn vielleicht übersehen. Und wie er so geduckt dahockte, klingelte es an der Wohnungstür.

Und weil der Josef oft vergißt, Schlüssel mitzunehmen, dachte der Franz: Das ist der Josef. Gut, daß er schon kommt. Dann kann sich die Sokol gleich an den Richtigen wenden.

Der Franz lief zur Wohnungstür und machte sie auf. Aber da stand nicht sein Bruder, da standen der Max, die Martina und der Alexander! Sie drängten sich am Franz vorbei in den Flur hinein.

„Haben wir dir mitgebracht", sagte die Martina und gab dem Franz eine Tüte Schoko-Bananen. Der Franz hatte Zitterfinger. Er konnte die Tüte nicht halten. Sie plumpste zu Boden.

Der Max und der Alexander sammelten die Schoko-Bananen ein. Die Martina sagte:

„Wir haben im Schwimmbad deinen Bruder getroffen. Der hat gesagt, daß wir uns irren! Eure Mutter hat nichts gegen Besuch!" Der Max und der Alexander drückten dem Franz die Schoko-Bananen wieder in die Hand.

Die Martina deutete zur Wohnzimmertür. „Ist euer Fernseher dort drinnen?" fragte sie. Der Franz stand stocksteif da. Kein einziges Wort brachte er raus. In seinem Kopf schlugen irre Ideen Purzelbäume: Hauptsicherung runter und behaupten, daß wir keinen Strom haben. Lügen, daß mein Papa Scharlach hat und niemand wegen Ansteckung in die Wohnung darf. Sagen, daß es einen Spezial-Decoder für das Sat-sechs-Programm gibt, den meine Mutter mitgenommen hat. Umfallen und so laut stöhnen, daß sie glauben, ich bin todkrank, und sich um mich kümmern und die Gomel-Serie vergessen. Oder einfach aus der Wohnung rennen, zur Gabi flüchten

 



und warten, bis sie weg sind? Und nachher in aller Ruhe überlegen, wie ich das morgen in der Schule erklären könnte? Bevor sich der Franz für eine Idee entschieden hatte, waren die drei im Wohnzimmer, und der Franz hörte die Stimme von Frau Sokol. In ihrem allerbesten Keifton schimpfte sie: „Also, wenn ich putze, kann ich euch Fratzen dabei nicht brauchen. Raus mit euch, ich will den Teppich aufrollen! Dalli-dalli, marsch-marsch!" Mit entsetzten Gesichtern stolperten der Max, der Alexander und die Martina zurück. Als sie am immer noch stocksteifen Franz vorbeiliefen, rief die Martina: „Entschuldige, Franz!" Der Max rief: „Wir wollten dir keine Probleme machen." Der Alexander rief: „Weshalb streitet dein Bruder auch ab, daß eure Mutter eine Furie ist?" Dann waren die drei im Treppenhaus, und die Wohnungstür knallte zu. Der Franz lehnte sich an die Wand und atmete erleichtert durch.

 



Am nächsten Tag in der Schule erzählte der Franz den Kindern die achte und letzte Gomel-Folge. Der Astronaut, erzählte er, habe endlich zurückreisen können.

Die Buben wären gerne mit ihm geflogen. Heimlich haben sie sich mitten in der Nacht von zu Hause davonmachen wollen. Der eine ist aber nur bis zur Gartentür gekommen. Weil dort die Polizei auf den Zimtsterndieb gelauert hat. Die hat ihn geschnappt und zu den Eltern zurückgebracht. Und der andere hat beim Treffpunkt gewartet und gewartet. Ohne seinen Freund wollte er aber nicht ins All.

So ist der Gomel-Astronaut allein gestartet. Zum Schluß sagte der Franz: „Bevor er weg ist, hat er versprochen wiederzukommen. Aber erst in zwei Jahren. Eine neue Staffel gibt's deshalb in den nächsten zwei Jahren garantiert nicht."


Date: 2016-01-14; view: 1087


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