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Jung und optimistisch

In der Wirtschafts- und Finanzkrise sind schlechte Nachrichten Alltag. Deshalb überrascht jetzt das Ergebnis der wichtigsten Jugendstudie in Deutschland: Die deutschen Jugendlichen sind optimistisch, motiviert und interessieren sich mehr als noch vor ein paar Jahren für Politik, berichtet BARBARA KERBEL.

Wenn Sandra Filusch die Nachrichten spricht, muss sie manche Wörter überhaupt nie sagen. Krieg zum Beispiel, Terror oder Katastrophe. Dafür trägt sie einen bunten Hut, sagt ziemlich oft „Herzchen Glückwunsch" und „super" -und macht mit ihren Kolleginnen viel Quatsch. „In unserer Sendung berichten wir nur über gute Nachrichten", sagt die 19-Jährige und lacht. Das heißt aber nicht, dass sich Sandra nicht für Politik und ernste Nachrichten interessiert. Im Gegenteil - mit den Nachrichtenclips, die sie gemeinsam mit anderen im Internet publiziert, will sie vor allem eines erreichen: Dass sich andere Jugendliche für Politik interessieren.

Die Jugendlichen in Deutschland sind optimistisch, motiviert und interessieren sich stärker als noch vor ein paar Jahren für Politik: Das sind die zentralen Ergebnisse der Shell-Jugendstudie 2010, für die Wissenschaftler rund 2600 Jugendliche zwischen zwölf und 25 Jahren befragt haben. Auf Sandra Filusch und Tanisha Bandaogo treffen diese Fakten zu. Wer die beiden im obersten Stockwerk eines alten Fabrikgebäudes in Berlin besucht, wird sofort angesteckt von ihrem Enthusiasmus. Zusammen mit zwei anderen Jugendlichen sind sie das Redaktionsteam des Projekts „Du hast die Macht". Ihr Ziel: ein Diskussions- und Informationsforum für Jugendliche im Internet aufbauen. Auf der Seite www.duhastdiemacht.de findet man Videoclips, Blogeinträge, Fotos und Foren von Jugendlichen für Jugendliche.

Bis vor zwei Jahren hat sich Sandra überhaupt nicht für Politik interessiert. Bis sie sich im Fach Gesellschaftswissenschaften plötzlich über aktuelle Themen informieren musste. „Wir mussten uns vorbereiten und im Unterricht diskutieren", erzählt sie. Das hat ihr Interesse geweckt - und sie nicht mehr losgelassen. Wählen war sie bei der Bundestagswahl im letzten Jahr trotzdem nicht. „Es gab niemanden, den ich wählen wollte", sagt sie. Von Politikern hat sie keine gute Meinung, und ihren Freunden gehe es genauso, sagt sie: „Jugendliche vertrauen der Regierung gar nicht mehr."

Sandra bestätigt, was auch Shell-Studienleiter Mathias Albert seit Langem beobachtet: Jugendliche sind nicht politikverdrossen, sondern politikerverdrossen. Was Politiker besser machen könnten? „Sie müssen uns zuhören", sagt die 17-jährige Tanisha. „Wie wäre es, wenn man jedem Politiker einen Jugendlichen als Berater zur Seite stellt?!"

Angst vor der Zukunft haben Sandra und Tanisha nicht - wie auch die meisten Jugendlichen, die für die Shell-Studie befragt worden sind. Wie die meisten Befragten, so sind sich auch die beiden sicher, dass sie eine eigene Familie haben wollen. „Ich will am liebsten ganz früh heiraten und fünf Kinder bekommen", sagt Sandra. Karriere machen will sie aber trotzdem - und sie weiß auch schon ganz genau, was sie werden will: Nachrichtenredakteurin beim Privatsender RTL. Obwohl sie dann auch schlechte Nachrichten präsentieren muss.



 


Date: 2016-01-14; view: 5334


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